Gandstock oder Gandstöck?


Publiziert von PStraub , 6. Oktober 2012 um 21:38.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 6 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Chärpfgruppe 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 2000 m
Kartennummer:1174

In den letzten Ausgaben der LK hiess der Berg "Gandstöck", in den vorhergehenden und in der aktuellen Online-Karte (wieder) Gandstock. Damit ist er neben dem Mit(te)tagshorn und dem Wissgandstock ein weiteres bedauernswertes Mitglied der Gruppe von Glarner Bergen, die ständig den Namen wechseln.
 
Doch das ist gar nicht das Thema, sondern meine 'immer-alles-grade-aus' Überquerung von heute und die Suche nach einem alternativen Abstieg nach Schwanden. Denn der bisherige Weg Chis - Schwanden wurde zu einer Strasse "saniert", die kein Wanderer freiwillig begeht.
 
Gestartet bin ich bei der Bushaltestelle Matt-Brummbach, von wo ich auf dem, "dank" soeben abgeschlossener Alpabfahrt, äussert schmierigen Weg via Stafel Loch nach Bergli Ober Stafel aufgestiegen bin.
Mein erstes Ziel war der Schafchopf. Der war als Wegpunkt mit der Kote 2012 m erfasst. Das macht keinen Sinn. Mir ist schleierhaft, was oder wo der P. 2012 sein soll.
Der Schafchopf ist ein markanter Stein auf einem Gratausläufer, der sicher 100 m höher liegt. Gemäss Online-Karte und Höhenmessung meine ich, der wäre auf ca. 2125 m. Und auf diese Höhe habe ich ihn jetzt auch geändert.
 
Der Aufstieg verläuft vorerst für längere Zeit einfach in einem (zZ. trockenen) Wasserlauf. Später quere ich eine Blockschutthalde und erreiche den Gratrücken ca. 30 m über dem oben erwähnten Stein, zu dem man von dort bequem absteigen kann.
 
Das ganze soll eine Überschreitung werden, der weitere Weg führt mich also in nördliche Richtung. Nun könnte ein Steilhang-Freak das im T6-Bereich als direkte Querung durchziehen. Mir war das zu heiss, also bin ich bis unter die Felsen hochgestiegen und dort konsequent den Gamsspuren gefolgt. Auch so ist das noch ein T5, aber immerhin nicht weit über 45° steil wie unten.
Am nächsten Gratrücken wird diese Höhe wieder abgebaut, dann geht es in zunehmend einfachem Gelände auf ca. 2100 m unter den tiefsten Felsen des Charenstock-Nordgrates vorbei und hinauf zur Gandfurggele (P. 2154). Auch hier wurden die Namensveränderer reich fündig: Aus der ursprünglichen Berglimatt wurde die Gandfurggele und die ehemalige Gandfurggel soll zukünftig "Vordere Gandfurggele" heissen. So wird es uns wenigstens nie langweilig ..
 
Via Berglimattsee - oder heisst der jetzt wohl "Vorderer Gandfurggele-See"? -  zum Aufschwung des Gandstock-Vorgipfels. Erstaunt stelle ich fest, dass sich da mittlerweile eine gute Wegspur gebildet hat. Wem also die Umgehung auf dem markierten Weg zu fad ist, hat jetzt eine valable Alternative. Die allerdings weiter nördlich doch einiges an Trittsicherheit verlangt!
 
Vom Gandstock-Gipfel auf dem Nordgrat zum Chrämer (P. 2005). Über diese Route wurde in HIKR schon reichlich berichtet, da gibts nichts anzufügen.
Der Chrämer ist ein gut 10 m hoher und allseitig vertikaler Verrucano-Turm. Frei geklettert dürfte das ein scharfer III-er sein. Da ich lausige Schuhe anhatte, hab' ichs schon gar nicht versucht. Ich bin damit ohnehin ständig ausgerutscht und auf dem A** gelandet.
 
Weiterhin konsequent über die Rücken zum Seebödeli. Dort weglos geradeaus Richtung Ober Stäfeli (siehe Karte, Punkt 1). Bei Ober Stäfeli deutlich nach rechts ausholen, sonst landet man in undurchdringlichem und sehr steilem Erlentros (siehe Punkt 2). Das gleiche gilt für den nächsten Steilhang (siehe Punkt 3). Bei Punkt 4 nicht versuchen, direkt zum Turm abzusteigen, das schaffen nur Hirsche einigermassen unbeschadet. Wir sind jetzt im Gandbergwald, der vom Sturm Vivian praktisch völlig umgelegt wurde. Am Turm auf P. 1622, dem Entlüftungsschacht der Druckleitung, soll eine Tafel zur Erinnerung daran angebracht sein. Überprüft habe ich das aber nicht.
Unter dem Turm horizontal auf dem guten Weg - es hat sogar eine Metallbrücke dort - bis zum gut auffindbaren Einstieg des Weges -> Punkt 5. 
Von diesem Weg wusste ich eher gerüchteweise, dass er vom Kraftwerk erstellt und in begehbarem Zustand erhalten würde. Auf Karten ist er nicht zu finden. Auf diesem schönen und kunstvoll in das steile Gelände gelegten Weg bis dort, wo er auf die neu erstellte Strasse trifft -> Punkt 6. Während der obere Teil des Weges offensichtlich neu hergerichtet wurde, ist der Teil zwischen ca. 1200 und 1400 m in eher schlechtem Zustand.  Auf den Strassen zu P. 1073. In dieser Kurve auf dem Wirtschaftsweg ca. 20 m Richtung Nord, dann beginnt die Wegspur aufs neue. Ab hier ist sie auch auf der LK zu finden. Allerdings ist dieser Teil des Weges eher ruppig und wird offensichtlich nicht unterhalten.
Immerhin wurde unten beim Bau der neuen Strasse der Einstieg provisorisch wieder hergerichtet, was leider keineswegs selbstverständlich ist (siehe Foto).
Damit bin ich vom Schafkopf in fast gerader Linie nach Schwanden gewandert.
 
Der Gandwald ist ein Schwerpunkt-Gebiet der Schweizerischen Wald-Forschung. An sich ist es ein unwirtlicher Boden. "Gand" heisst ja Schutthalde, und tatsächlich ist der ganze Kegel nichts anderes als Verrucano-Schutt. Saurer Boden, der sich ständig bewegt, da eignet sich die früher populäre Fichte nur schlecht.
Nach dem Sturm wurden Teile geräumt, andere einfach sich selbst überlassen. Auf Aufforstungen wurde konsequent verzichtet. So steht jetzt dort ein interessanter Mix an Bäumen. Noch dominieren Birken, im Laubwaldbereich kommt der Ahorn, erst weiter oben ist die Fichte ausreichend konkurrenzstark.  

Fazit: Wer von Schwanden, Engi, Matt oder Mettmen aus eine Gandstock-Überschreitung machen möchte, hat mit dem "Kraftwerk-Weg" eine valable Alternative zum markierten, aber unattraktiven Wanderweg.

Tourengänger: PStraub


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