Superlative am laufenden Band - Piz Corvatsch (3451m)


Publiziert von PStraub , 12. September 2012 um 18:51.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum: 9 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Corvatsch-Sella-Gruppe   Palü-Gruppe 

Das Oberengadin bietet Superlative am laufenden Band: das höchstgelegene Gourmetrestaurant Europas (La Marmite, Corviglia), die höchste Feuerstelle Europas (Sass Queder, 3066 m), der höchste Berg der Ostalpen (Piz Bernina, 4049 m) oder das höchstgelegenen Bergrestaurant der Ostalpen (Bergstation Corvatschbahn).
Viele würden anfügen: die höchsten Preise weltweit ..
 
Nach einigen eher scharfen Touren in letzter Zeit wollen wir es im Engadin für ein paar Tage eher ruhig angehen. 
Am ersten Tag steigen wir ab der Haltestelle Bernina Diavolezza der Berninabahn auf dem markierten Weg Richtung Diavolezza. Etwas oberhalb P. 2488 trennen wir uns. Irène geht auf dem rot-weissen Weg weiter Richtung Sass Queder, ich steige westlich auf zur Schulter auf 2740 m, wo der (oder die?) "Senda dal Diavel" beginnt.
 
Anmerkung: Auf der Online-Karte sind die Wanderwege völlig falsch eingetragen. So gibt es weder Weg noch Markierungen ab P. 2488. Der markierte Weg zu den Laj da las Collinas und der Senda dal Diavel beginnt etwa auf 2370 m Höhe.
 
Querfeldein komme ich direkt zur ersten Steilstufe, die mit einem Seil ausgerüstet ist. Der Fels ist trocken, das geht also gut (II). Bei weiteren Stellen frage ich mich dann doch manchmal, nach was für Gesichtspunkten die Wegführung, die Markierungen und/oder die Sicherungen gewählt wurden. Und insbesondere frage ich mich, wie die ganze Route einzustufen ist. Die schwierigsten Stellen sind im Fels, Sicherung wäre möglich: Konsequenterweise müsste man der Route ein ZS- geben.
Nach den Aufschwüngen im Fels folgt meist leichte Gratkraxelei in groben Blöcken. Das ist nicht sonderlich schwierig (T4). Ohne grössere Verhauer begeht die "Senda" allerdings nur, wer sich gewohnt ist, seine Route selber zu suchen. Die Markierungen sind oft verblasst, viel zu weit auseinander und meist nur von oben zu sehen.
 
Recht bald schon sieht man die Scharen auf dem Munt Pers, doch der Weg dorthin zieht sich - nicht zuletzt, weil es ab und an auch runter geht - noch ganz schön. Total habe ich für die Begehung gut 2 1/2 h benötigt und mich damit exakt zwei Jahre später für den ersten, fehlgeschlagenen Versuch "gerächt".
 
Auf dem "Bähnli-Touristen-Weg" hats mir zu viel Verkehr, so steige ich konsequent auf dem Grat zur Diavolezza ab, wo Irène auf mich wartet. Das ist eine ganz nette Variante, wenn man Blockschutt-Hüpfen mag (T4).
 
Nach einem Bierchen vor der fantastischen Diavolezza-Kulisse steigen wir "maschinell", und dank Gästekarte sogar gratis, ab.
 
Am nächsten Tag testen wir das Corvatsch-Gebiet. Wir starten bei der Bushaltestelle Surlej - Corvatsch und steigen konsequent auf dem markierten Bergweg nach Murtel auf. Das ist zwar alles andere als effizient, aber irgendwann ist man auch so oben. 
Ab hier mit den Massen Richtung Fuorcla Surlej. In der Talmulde nach P. 2662 zweigt der neu auch auf der Online-Karte eingezeichnete und unübersehbare Skiweg Richtung Bergstation Corvatsch ab. Wir folgen diesem, bis er sich auf rund 3100 m in den rundgeschliffenen Felsen verliert. Auf diesen weiter bis zu einem sanften Buckel des Gletschers auf etwa 3220 m, über den man die Bergstation einfach erreichen kann. 
Wieder trennen wir uns. Irène, die Eis und Gletscher hasst, steigt zur Bergstation auf. Das ist zur Zeit eher abenteuerlich, die eine Treppe endet irgendwo im freien Raum und die gletscherbedeckenden Planen sind alles andere als begeher-freundlich. 
Ich folge dem sanften Grat Richtung Piz Murtel. Obwohl ich keine Steigeisen dabei habe, geht das völlig locker. Auf den Gipfelfelsen hats sogar noch Neuschnee, der allerdings im Blockschutt von zweifelhaftem Nutzen ist. Vom Piz Murtel hinten rund 50 m runter, dann eine Horizontal-Passage, und anschliessend auf den Piz Corvatsch. Schwierig ist das nicht (T4), aber einmal mehr Blockschutt-Tanzen. Ab Surlej hat der Aufstieg rund 4 h gedauert; Höhendifferenz (inkl. Rückweg zur Station) ca. 1750 m. 
Der Gipfel bietet bei trockenem Wetter sicher eine Bomben-Aussicht. Heute allerdings steigt auf der Nordseite ständig Nebel auf, doch Richtung Piz Roseg ist die Aussicht überragend. Von der Julier-Passstrasse aus betrachtet, sehen diese Gipfel übrigens noch eindrücklich aus.
Auf dem Rückweg das gleiche in umgekehrter Richtung: Blockschutt - Neuschnee - Gletscher. Und dann noch rauf zur Station und damit zum ersten Bier des Tages ..
 
Da wir noch so gern bereit sind, negative Erlebnisse zu äussern, hier zwei positive Anmerkungen:
Die Engadiner Gästekarte (wie auch die von Arosa, Davos usw.) sind für Bergwanderer, die zwar gerne weit hinauf steigen, sich aber hinunter transportieren lassen möchten, eine Super-Sache.
Und: Wenn alle Hotels so wären wie unsere Unterkunft (Hotel Müller, Pontresina), dann gäbe es keine Krise im Schweizer Tourismus.

Tourengänger: PStraub


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