Reeti (2.757 m) als Aussichtsberg noch immer ein Geheimtipp?


Publiziert von dulac , 12. September 2012 um 02:02.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum: 8 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 2150 m
Strecke:Bussalp - P2089 - P2166 - P2187 - Fernandeshitta - Reeti - Fernandeshitta - Bachsee - Gassenboden - Faulhorn - Gassenboden - Bachsee - P2278 - Gummhitta - First - Bachläger - Waldspitz - Bort - Oberhaus - Grindelwald
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus von Grindelwald zur Bussalp
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Grindelwald
Kartennummer:SLK 1:25.000 Grindelwald

... der auch noch das Faulhorn in den Schatten stellen soll!  Diese Behauptung habe ich in einer mittlerweile etwas älteren Auflage eines Bergwanderführers gefunden.
 
Bei der anschließenden Recherche hier auf hikr fanden sich erstaunlich wenig Berichte bzw. fast nur solche, bei denen das Reeti im Rahmen einer T5-Überschreitung zusammen mit dem Simelihorn und dem Esel besucht worden war, siehe *hier und *da.
 
Meine Neugier war jedenfalls geweckt. Am nächsten Morgen also mit dem frühesten Zug auf nach Grindelwald. Bei der Routenwahl dann habe ich mich von den Berichten inspirieren lassen, letztlich aber meine eigene Wahl getroffen:
 
Bei der Überschreitung macht es Sinn, mit dem Esel zu beginnen, weil dann die hohen Berner ständig im Blick bleiben. Ich jedoch war im Zweifel, ob ich mir T5 zutrauen sollte. Wichtiger war mir, zumindest das Reeti zu erreichen. Ob ich dann evtl. doch einen Versuch der Überschreitung wagen sollte, wollte ich besser erst vor Ort entscheiden.
 
Auf Bergbahnen verzichte ich weitgehend, Busse werden jedoch nicht verschmäht. So schien es mir sinnvoll, mit einem bis zur Bussalp hochzufahren. Nicht nur, aber auch weil ich ursprünglich der Meinung war, diese Strecke wäre von der Tageskarte mit abgedeckt.
 
Doch auch unabhängig davon, schien mir der Aufstieg von der Bussalp über den bei der Fernandeshitta beginnenden Grat am attraktivsten.
 
Etwas überrascht war ich, als ich für die Busfahrt einfach 11 Franken zahlen durfte. Ich meinte erst, mein Halbtax wäre nicht berücksichtigt worden. Der Busfahrer überzeugte mich jedoch vom Gegenteil. Mein Argument, das sei doch ein sehr stolzer Preis, konterte er damit, auf dieser Strecke würde das Material aber auch fünfmal stärker abgenutzt als anderswo. Nun ja, billig ist anderswo! Ist ja auch nur ein Nebenaspekt!
 
Kurz vor 10.30 war ich auf 1.800 m Höhe auf der Bussalp. Die Aussicht auf Eiger, Mönch etc. bereits hier eindrücklich, trotz etwas Dunst, der noch in der Luft lag.
 
Der erste Teil meiner Route über einen zügig nach oben führenden Bergweg durch Wiesengelände in zunächst mehr nördlicher, dann mehr östlicher Richtung über P2089, P2166 und P2187 zur Fernandeshitta auf 2402 m. Hier nach 1,5 h Aufstieg eine erste kurze Pause.
 
Nach einer Viertelstunde dann der eigentliche Aufstieg zum Reeti: Nur wenige Meter hinter der Hitta führen Pfadspuren dem Grat entlang in die Höhe. Kein Wegweiser weist darauf hin. Doch es gibt kein Vertun.
 
Serpentinen führen rasch  nach oben. Zugleich wird es auch einsam: Bis zur Fernandeshitta waren auch andere Wanderer unterwegs, wenn auch in recht überschaubarer Anzahl. Doch jetzt niemand mehr! Erst mehr als eine Viertelstunde später kam mir eine junge Frau entgegen. Die restliche halbe Stunde bis zum Gipfel wieder im Alleingang, dort dann ein anderer Berggänger.
 
Doch ich will nicht vorgreifen.
 
Zuerst war noch ein Sattel zu passieren. Danach verlief die Wegspur bzw. eine der Wegspuren abseits des Grats durch die Flanke. Die Wegspur selbst abschüssig und stellenweise mit lockerer Unterlage. Etwas Vorsicht also angebracht.
 
Danach kommt plötzlich auf einmal und unerwartet das Faulhorn bzw. das Hotel auf seiner Spitze in den Blick. Hier macht der Steig einen Knick nach links und eher unvermittelt wird nach weniger als 2 oder maximal 3 Minuten der Gipfel erreicht.
 
Ich bin nicht allein, ein anderer Wanderer genießt wie bereits angedeutet die prachtvolle Aussicht auf Wetterhorn, Schreckhorn, Finsteraarhorn, die Gletscher, den Eiger, Mönch, die Jungfrau und so weiter.
 
A propos „Jungfrau“: Wenige Kilometer weiter findet an diesem Wochenende der Jungfrau-Marathon statt, an dem sich wohl etwa zur gleichen Zeit runner und Kollegen verlustieren. Zumindest nehme ich an, daß sie auch Spass dabei haben ;-)
 
Kurz nach Eins ist dann auch die richtige Zeit für eine Brotzeit. Gleich nach den Gipfelfotos.
 
Kein Eintrag ins Gipfelbuch allerdings! Im Steinmann war keine Kassette erkennbar. Und ihn halb abzutragen, nur um anschließend feststellen zu müssen, daß es hier tatsächlich keines gibt, habe ich mir besser erspart.
 
Nach einer halben Stunde hatte ich den Gipfel ganz für mich allein: Wirklich erstaunlich, denn weiter unterhalb, auf der „Wanderautobahn Faulhorn - First“ herrschte ersichtlich reichlich Betrieb.
 
Eine gute Stunde war vergangen, nicht zuviel für einen derart einzigartigen Aussichtspunkt, da wollte ich mir dann einen eigenen Eindruck verschaffen, wie wohl der weitere Weg zum Simelihorn beschaffen wäre.
 
Wenige Meter unterhalb des Gipfels verläuft der Grat ein ganzes Stück fast eben. An dessen Ende erst ein Abstieg, der darauf folgende Aufstieg zum Simelihorn erschien mir furchterregend steil. Zwar wußte ich aus den hikr-Berichten, daß sich diese Einschätzung bei näherer Betrachtung zumindest teilweise in Luft auflöst.
 
Doch ich wollte kein Risiko eingehen. Und ich hatte auch nicht wie felix *damals eine ursula dabei, die mir über die Schlüsselstellen hätte hinweghelfen können.
 
Statt dessen kam mir der Gedanke, wenn ich schon so nah beim Faulhorn bin, dann sollte ich ihm auch einen Besuch abstatten, und dabei auch den fotogenen Bachsee passieren.
 
Ohne Überschreitung allerdings ein rechter Umweg! Ob die Zeit noch reicht? Zumindest sollte ich keine verlieren!
 
Der Abstieg zur Fernandeshitta war in einer halben Stunde geschafft. Dort gleich nach links abgezweigt und teils querbeet zum Wanderweg Richtung Bachsee. Dort war ich wieder unter Menschen ;-)    Der Ausdruck „Wander-Autobahn“ trifft die Situation recht gut.
 
Ein Stück den Bachsee entlang, dann habe ich es vorgezogen, ein wenig abseits des breiten Kiessträßchens die Serpentinen über Wiesen- bzw. leichtes Schrofengelände nicht nur abzukürzen, ich empfand es auch weitaus angenehmer. Stellenweise gab es auch Wegspuren, sogar wrw-Markierungen waren anzutreffen. Und nicht zu vergessen, wieviele Grüezi´s ich abseits des Hauptwegs einsparen konnte ;-)
 
Am Faulhorn war ich gut im Zeitplan: Einige Fotos am Gipfel oberhalb des Hotels und dann noch einen Kaffee auf der Terrasse.
 
Auf dem Rückweg zunächst Richtung Bachsee und danach zum Berghaus First nur mehr wenige Wanderer. Alle, die mit der Bergbahn nach Grindelwald fahren wollten, mußten ja rechtzeitig bei der Bergstation sein.
 
Auch ich habe nicht getrödelt, aber aus einem anderen Grund: Ich wollte noch Zeit für eine längere Rast auf First haben um die besondere Stimmung am Spätnachmittag dort auskosten zu können. Fast eine Stunde war mir dafür vergönnt.
 
Dann konnte ich den Abstieg aber nicht mehr länger hinauszögern, die angeschriebnen 2 ½ h bis Grindelwald hatte ich ohnehin nicht mehr, da ich meinte, in 1 ¾ h sollte ich es schaffen können. Und so war es dann auch. Meine Route, zunächst über Stufen und Serpentinen hinab nach Bachläger, dort dann auf dem Fahrsträßchen bis zum Waldspitz. Dort der Abzweig nach links: Ein sehr gut unterhaltenen Steig mit vielen Stufen erlaubt flottes Vernichten von Höhenmetern. Ab Bort verläuft der Weg, der bereits kurz zuvor den Charakter eines Fahrwegs angenommen hat, für einige Zeit in der Nähe des Seilbahn-Trassees. Erst in der Nähe von Grindelwald entfernt er sich wieder davon. In jedem Fall aber geht es auch hier rasch ins Tal.
 
Punkt 8 Uhr war ich an der Bahnstation, kurz vor dem Eindunkeln und gut eine Viertelstunde vor Abfahrt des Zugs.
 
Nach einer Reihe sehr schöner Touren in den Wochen zuvor, kann ich ohne Übertreibung feststellen, daß die heutige daraus hervorsticht. Bisher habe ich auch auf keiner anderen so viele Fotos gemacht. Das allein spricht schon für sich. Die folgenden sind drum nur eine Auswahl, die mir nicht leicht gefallen ist, weil viele unter den Tisch fallen mußten.
 
 
Schwierigkeit:
Die Wege mit Ausnahme des Gipfelaufstiegs T2, allenfalls kurzzeitig leicht darüber. Den Gipfelaufstieg habe ich, auch in Übereinstimmung mit den bisherigen Bewertungen, mit T4 belegt, meine aber, daß ein T4 minus ausreichend ist.
 

 
Zum Abschluß noch meine Gehzeiten (netto):
Bussalp – Fernandeshitta:                                1.30
Fernandeshitta – Reeti:                                    0.45
Reeti – Bachsee:                                                1.00
Bachsee – Faulhorn:                                         0.50
Faulhorn – Berghaus First:                               1.10
Berghaus First – Grindelwald Bahnstation:   1.45
 
Soweit auf den Wegweisern Gehzeiten angegeben waren, lagen sie zum Teil um einiges über meinen. Dies nur als ergänzende Bemerkung, um die Werte besser einordnen zu können.
 

Tourengänger: dulac
Communities: ÖV Touren


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Kommentare (1)


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Runner hat gesagt: schöne Tour...
Gesendet am 13. September 2012 um 10:49
...mit schönen Bildern :-)


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