Simelihorn und Reeti - genussvolle "Zweitauflage"
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In den Anfangszeiten unserer gemeinsam Bergtouren bereitete mir der Aufstieg zum Simelihorn doch sehr Mühe, wie der damalige Tourenbericht aufzeigt. Heute, knapp fünf Jahre später, hat sich meine Berggängigkeit doch erheblich verbessert, so dass sich - in liebenswürdiger weiblicher „Gesellschaft“ - ein herrlicher Bergtag ergab.
Auf der Terrasse des Berghaus' First beginnt die sonnige, von bester Sicht auf EMJ und andere Grosse Berner, geprägte fantastische, sommerliche Rundtour. Noch sind erst wenige Wanderer unterwegs, da wir auch heute exakt zum Betriebsbeginn (dieses Jahr erfreulicherweise bereits um 08.00 Uhr) der Gondelbahn in Grindelwald eingetroffen sind - wiederum scheint das Berghotel Faulhorn Übernachtungsgäste gehabt zu haben, welche sich jetzt bereits im Abstieg befinden. Im ersten, meist flacheren Abschnitt, bestaunen wir zusätzlich den überaus breit gefächerten und eindrücklichen Wasserfall des Milibaches; später, an der Gummihitta vorbei schreitend, erreichen wir bald den wohl weltbekannten Bachsee: auch wir geniessen die klassische Ansicht mit den dominierenden Wetter-, Schreck- und Finsteraarhörnern im Hintergrund.
Etwas steiler verläuft der nun folgende Anstieg über die Burgihitta zur Reetihitta; hier verweilen wir kurz und führen uns die nötigen Kalorien zu, welche sich für die beiden nun anstehenden Gipfel“eroberungen“ als sinnvoll erweisen.
Von dieser letzten Hütte aus steuern wir direkt, ein Schneefeld traversierend, dem zu Beginn flachen und einfach zu begehenden Nordgrat zu, auf welchem wir bald steiler ansteigend, meist auf schwachen Spuren im schuttigen Gelände, oft auch die besten Möglichkeiten zwischen den Felsen hindurch suchend, tendenziell uns stets an die westlich Abbruchkante haltend, genussvoll das erstaunlich flache, grasbewachsene, mit Gipfelsteinmännern versehene Gipfelplateau des Esels erreichen. Das Entrée ist auf einfache Art und Weise geglückt, die Sicht zur Bussalp hinunter - und die Aussicht auf EMJ & Co. - hervorragend.
Etwas weniger freudvoll betrachten wir jedoch den steil aufragenden Westhang des nächsten Gipfels, bei welchem ich doch damals in (mentale) Schwierigkeiten geriet. Um diesen Eindruck nicht lange auf uns einwirken zu lassen, ziehen wir sofort weiter, queren am Verbindungsgrat zügig hinüber und stehen alsbald vor dem Gipfelaufschwung.
Unter der wiederum kundigen Führung von Ursula geht’s nun abwechslungsweise auf etwas feuchten und schiefrigen Bändern in die Seite, dann jeweils wieder steil, zwischen und auf relativ gut gestuften Felsen hoch - ohne grössere Schwierigkeiten; eine solche steht uns ja vermutlich noch bevor ;-) …
Kurz vor dem Wechsel auf die südliche Seite des Simelihorns erblicken wir, über steilsten Felshalden, bereits den Gipfelstein - und kurz darauf stehen wir vor der Schlüsselstelle, welcher ich nach wie vor mit grossem Respekt entgegenblickte. Nun, heute geht es ohne Nervenflattern - der Tiefblick bleibt jedoch gewaltig - und ohne Seilsicherung: das Gratmäuerchen bietet gute Griffe, um das etwa zwei Meter lange luftige, etwas abschüssige Band (wiederum schuttbedeckt) doch akzeptabel zu traversieren. Auch die wenigen noch folgenden Meter auf dem Grat selbst stellen keine grösseren Schwierigkeiten dar - Trittsicherheit ist jedoch auch hier zwingend - und dann stehen wir oben; diesem Erfolgserlebnis lasse ich sogleich einen Gipfeljutz folgen.
Nach ausgiebiger Rast - und erster Flasche Prosecco (es ist der 16. ;-) …) - und wiederholten Tief- (Grindelwald und Bachsee) und Ausblicken - wobei das gegenüber aufragende Reeti einen doch imponierenden Eindruck hinterlasst - machen wir uns an den überraschend einfachen Gang hinunter in den Sattel zwischen den beiden Gipfeln; durch die Felsplatten hindurch führt eine gute Spur, und auch ist das Gelände nicht sehr steil, so dass wir zügig auch den nun jedoch sehr steilen Gipfelsturm zum Reeti in Angriff nehmen können.
Einen enorm prächtigen Kraxelgenuss bereitet uns der beinahe zu kurze, sehr gut gestufte Felsaufbau: oft beinahe steiltreppenartig erweist sich der Anstieg - und auch eine etwas anspruchsvollere Stelle ist gut zu meistern. So gewinnen wir allzu schnell den Grat, welcher uns im Rückblick das Simelihorn mit dem von uns eben begangenen Abstieg zeigt, wie auch Einblick in die interessanten Felsstrukturen am Esel, ihm selbst und am Grat gewährt.
Der letzte Aufschwung ist zum Teil grasbewachsen und einfach; hier mündet auch der Bergweg in unsere Route ein, welcher von Spitzen her kommend, unterhalb des Gipfels verläuft - die wenigen Wanderer, welche wir zuvor gesichtet hatten, müssen diese Variante gewählt haben.
Wir erfreuen uns nun - nebst der zweiten Flasche Prosecco - am Gipfelpanorama, und unserer gemeinsamen, grossen Freude und Befriedigung am Gelungenen, am gemeinsam erlebten Tour- und Gipfelglück. Selbstverständlich folgen wir nun weiter dem Grat, mit teilweise luftigen Tiefblicken zur Rechten über P. 2652 hinab zu P. 2518 und weiter auf der Schneide via P. 2402 hinunter nach Spitzen.
Kurz vorher haben wir von oberhalb das Dach der Fernandeshitta erspäht; wir wählen jedoch ab dem Übergang den sehr direkten, steil hinunter leitenden Bergwanderweg Richtung Fleesch.
Erst auf etwas rutschiger Unterlage, später im Alpweidegelände, streben wir direkt in südlicher Richtung haltend, zu P. 1956 und P. 1899; danach führt uns ein gutes Weglein zum Fahrweg, auf welchem wir noch einmal einige Höhenmeter vor uns haben. Ist P. 1866 erreicht, biegt ein weiterer Weg - unterhalb des Furggenhorns - ab, welcher uns durch eine leicht urtümlich anmutende Wald-, Fels- und Löcher aufweisende Landschaft führt. Im steten leichten Auf und Ab erreichen wir so P. 1868, wo wir auf die Strasse treffen, auf welcher sogar das Postauto bis zu unserem nächsten Ziel, dem Berggasthaus Waldspitz führt. Hier gönnen wir uns auf der gut besuchten Sonnenterrasse, bei wiederum herrlichem Berner Gipfel-Blick, erfrischende Getränke, bevor wir uns auf den so genannten Blumenweg steil ins Tal hinunter aufmachen.
Erst verläuft dieser recht steil im Wald, danach flacht er etwas ab und durchquert eine längere Passage im eher offenen Gelände, wo wir Hunderte von Türkenbunden zu Gesicht bekommen - eine beinahe unglaubliche Pracht.
An dieser vorbei steuern wir P. 1596 und den Übergang über den Milibach an; danach sind es nur noch wenige Hundert Meter bis zur Zwischenstation auf Bort, wo wir wieder die Gondelbahn besteigen und nach Grindelwald hinunterfahren - eine geniale Unternehmung, diese attraktive Bergtour; Wiederholung für die einen, Neuland für die andern!
unterwegs mit Michèle
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