Hangerer 3020m über Südgrat und Überschreitung


Publiziert von alpensucht , 31. August 2012 um 23:42.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 3 Juli 2012
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:45
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:Obergurgl-Zirbenwald-Schönwieshütte-Hochebenscharte-Hangerer-Normalweg zurück nach Obergurgl

Bei ebenso wie am Tag zuvor instabiler Wetterlage fahren wir zu dem schön hohen Ausgangspunkt Obergurgl auf 1907m. Etwas hinter dem Ortszentrum finden wir den Parkplatz einer Pension, die sicherlich im Sommer kaum Gäste beherbergt. Wir brechen erst 8:30 Uhr zu dieser recht kleinen Tour auf (aber eben hoch hinaus, deshalb wohl eine Optimale zum Akklimatisieren).

 

Schon in Obergurgl befinden wir uns knapp über den tief im Gurgler- und Ötztal hängenden Wolken des Morgens.

 

Nur wenige Meter über einer Fahrstraße oberhalb beginnt der herrliche Zirbenwald-Lehrpfad (T1). Zwischen den hübschen Bäumen wachsen wieder viele Alpenrosen, deren Pracht uns immer wieder fasziniert. Einige Tafeln informieren über die Besonderheiten der Zirben. Oberhalb des Waldes führt der Weg teils nahe an den Fall der Rotmoosache. Bereits um 9:45 Uhr befinden wir uns auf der Hütte, wo ich nach Einholen der Wetterinfos mich dazu entscheide, den Hangerer zu überschreiten, weil ich nicht einfach nur da hinauf wandern möchte. So wird der Gipfel sicher deutlich interessanter. Obwohl ich viel schneller als meine beiden Mitgänger unterwegs bin, breche ich etwas vor ihnen auf, weil mein Weg deutlich länger und etwas anspruchsvoller ist.

 

Erst mit einigen Hm Verlust Richtung Westen zur Langtalereckhütte wählen, den Abzweig nach links zum Hangerer Normalweg liegen lassen, an der Großalm vorbei, wo sich der Weg nach Süden wendet. Kurz bevor man den Bach aus dem Äußeren Hochebenkar überquert wendet man sich nach links weglos und recht steil durch das mit Schrofen durchsetzte Almgelände in Richtung des Kars (Südosten, T3). Von hier aus sieht die Westflanke des Hangerer recht zahm aus und sicherlich könnte man eine Route von weiter oben aus finden, möchte man den Grat oben doch auslassen. Bald geht es in Geröll über, wo ich nahe am Bach aufsteige. Beim Blick hinauf wundere ich mich über eine große Gruppe von Menschen, die sich etwa beim P.2600 an einer Wetterstation aufhalten. Später erfahre ich, dass es eine Schulklasse auf Geo-Exkursion ist, die die Seitenmoräne am Hochebenkar untersuchen.

 

Zur Vereinfachung begebe ich mich nun auf ein langgezogenes Schneefeld, um den mühsamen Schutt zu umgehen. Dieses führt mich kurz vor den Steilaufschwung zur Hochebenscharte. Nochmal kurz Schutt, dann steil hinauf (weglos, T3) und schon befinde ich mich in der Scharte. 11:30 Uhr. Ausgemacht war 12 Uhr am Gipfel.

 

Gleich der erste Grataufschwung sieht abenteuerlich aus, kann jedoch östlich unschwierig umgangen werden (T5-, I). Es gibt mehrere schöne Ier Stellen im festen Fels und im mittleren Abschnitt ungefähr gibt es eine II. Das ist eine stark geneigte Platte mit sehr schmalem Band für die Füße, die Hände bleiben oben über der scharfen Kante nur wenige Meter und fast waagerecht. Kann kaum etwas passieren, wenn das Wetter stimmt, dennoch muss man richtig kletternd traversieren (Dreipunkthaltung). Heute hält es noch länger. Falls dem Begeher die direkte Gratschneide zu ausgesetzt scheint, kann man öfters westlich (links) umgehen. Doch meistens ist es oben breit genug und ab und an findet man sogar Gehgelände. 12:10 Uhr stehe ich am Gipfel und warte nur einige Minuten auf meine beiden Bergkameraden, die den Normalweg hinauf kommen.

 

Wir schießen Fotos und genießen die Ruhe, die ich eigentlich auf solch einem (Wander-) Gipfel nicht erwartet hatte. Besonders schön ist der Blick über die Gletscher zu den drei Seelenkögeln (SO), sowie der Überblick über den gesamten Ramolkamm (W). Nach etwa einer Stunde beginnen wir den Abstieg, den wir mit vielen ausgiebigen Pausen ausstatten. Ein schönes steiles Schneefeld zum Abfahren finde ich auch wieder. Höchstens T3 das Ganze, zumindest im oberen Bereich, sonst eher T2. Erst 16:30 Uhr sind wir zurück an der Schönwieshütte. Wir begutachten noch eben den nahe künstlichen See (wohl ein Speicher für die Schneekanonen) und gehen den Abstieg über den Teil des Zirben-Lehrpfads, den wir hinauf noch nicht gesehen hatten.

 

Keine perfekte Sicht, teils wegloses Gelände und dennoch war diese Tour für mich ganz klar eine, die das Prädikat 5 Sterne verdient! Der hohe Ausgangspunkt (also weniger Hm), der wunderschöne Zirbenwald, der Wasserfall, keine Tageshitze wegen einiger Wolken, Schneefelder, guter Fels am Grat, eine simple Überschreitungsroute, die vielen Enziane am Grat… das alles reicht für mich. Die eine II kann, soweit ich das sehen konnte nicht umgangen werden. Die Hochebenscharte ist ein besonders stilles und wildes Fleckchen und gewährt Zugang zu Hochebenkamm, Eiskögel und Seelenkögel. Die Route unterhalb der Scharte zieht sich etwas. Optimale Vorbereitungstour für Höheres! 


Tourengänger: alpensucht


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Kommentare (2)


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DHM123 hat gesagt: schön ...
Gesendet am 8. August 2013 um 16:55
... gefällt mir viel besser als der langweilige Normalweg ! LG aus M

alpensucht hat gesagt: RE:schön ...
Gesendet am 19. Oktober 2013 um 23:50
Langweilig trifft den Charakter des Normalwegs meiner Empfindung nach ganz und gar nicht. Schon etwas schlechtere Verhältnisse lassen diesen sicherlich ähnlich mit Spannung und größerer objektiver Gefahr füllen... Dennoch würde ich am Hangerer niemals den Normalweg rauf und runter gehen ;) LG aus B


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