Parpaner Schwarzhorn 2683m, von Tschiertschen nach Arosa


Publiziert von Kik , 13. August 2012 um 23:56.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Lenzerheide
Tour Datum:11 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1670 m
Abstieg: 530 m

Tschiertschen wirkt verschlafen, als wir wenigen Postautogäste zwischen den dunkelbraunen Häuschen aussteigen. Alle ausser mir streben via Ochsenalp zum Prätschli und nach Arosa, eine schöne Höhenwanderung. Nachdem ich vor einem Jahr den westlichen Grat über Parpan-Lenzerheide abgelaufen bin, wollte ich diesmal die östliche Begrenzung erkunden, deren Felsköpfe so eindrücklich über die Wiesen von  Parpan ragen.

Auf gutem Wanderweg läuft man durch lichten Lärchenwald mit vielen Blumen zur Bergwirtschaft Furgglis, wo im Sommer nicht viel läuft. Nach einem Stück Alpsträsschen gelange ich zur Verzweigung Täliweg-Churerjoch. Gleich nach dem Brücklein zwei Warntafeln, ein knallrotes Schild: Achtung Mutterkühe mit Kälbern, 30m Abstand halten, daneben ein leuchtend gelbes: Achtung Elektrozaun. Das „chlütsch“-grüne: Achtung Herdenschutzhunde, und das blaue: Achtung Stauwasserablass, fehlten.
So gewarnt, auf der linken Seite den Elektrozaun, auf dem Bort zur Rechten, 5m neben, aber fast drei Meter höher eine Kuh (noch mit Hörnern!) fragte ich mich, ob ich wohl schon hier auf die Route verzichten solle.  Wie immer in Konfliktfällen hilft reden mit den Kontrahenten, und nachdem ich der Kuh und dem Zaun erklärt hatte, ich wolle nichts Böses, liessen sie mich unbehelligt passieren. Auch beim weiteren Anstieg durch das Halbwaldgelände der Gruoben hielten sich die Kühe nicht an den 30m Abstand, aber sie hatten auch keine Kälber bei sich. Diese traf ich im Täli, neugierig und freundlich, und hinauf bis auf den Chlin Gürgaletsch und das Stelli. Hier thront es sich prächtig, der Tiefblick auf den Heidsee, die vielen Kämme in Richtung Arosa und weit darüber hinaus bis zum Piz Vadret , sowie der spannende Kamm der Öfen muss alles inspiziert werden.

Über den grünen Kamm geht es hinab zum Einschnitt vor dem Malakoff, dann bleibt der Weg meist in der linken Flanke der Öfen, mit einem steileren Abschnitt hinauf zum Punkt 2389m. Nochmals schuttig und steil, aber zwischen unzähligen Astern und Enzianen führt der Weg durch die SW-Flanke auf den Gipfel des Parpaner Schwarzhorns.
 
Jetzt liegt das Urdenseeli zu meinen Füssen und die Gipfelrunde ist noch zahlreicher geworden. Ein zürichdeutsch sprechender Bergläufer, der in Arosa in den Ferien ist, erreicht den Gipfel kurz nach mir. Wir geraten in eine Diskussion über die geplante Verbindung Arosa-Lenzerheide mit Bahn quer über das Urdentäli. Er meint, man müsse den Arosern das Projekt gönnen, es sei nicht recht, wenn „die in Bern“  den Einheimischen verbieten, ihr Gebiet möglichst zu nutzen. Ich bezweifle nur schon die Rentabilität des ständigen Hochrüstens, da ja lang nicht mehr alle Kinder in den Städten Wintersportlager haben und Skifahren lernen,  einerseits wegen dem Schneemangel in den Voralpen, andererseits wegen dem Spardruck der Schulen, weshalb die Zahl der Skifahrenden in der Tendenz zurückgeht. Wir evaluieren noch seinen und meinen Weiterweg, er möchte zur Farurfurgga und via Ochsenalp zurück, ich möglichst direkt zum Urdenseeli, was laut Karte zwar weglos, aber unproblematisch aussieht. Kaum ist er weg, kommt ein Einheimischer von Arosa, der mir auf meine Frage bestätigt, der Grasabstieg sei einfach. Auch er kommt auf die geplante Bahn, die offensichtlich die Gemüter hier erhitzt. Das sei dann noch nicht gegessen, es gäbe noch eine Einsprache. Es sei überhaupt ein Blödsinn, auch noch dieses Tal zu beanspruchen, es gäbe genug Lifte hier, man sollte eher eine Bahnverbindung von Langwies nach Davos bauen. Es sei ihm gleich, wenn er jetzt im Dorf als Grüner verschrien werde, aber die Touristen wollten auch noch etwas echte Natur und nicht überall Seile und Masten über den Köpfen. Tja, da waren die Meinungen echt ausbalanciert.

Nachdem ich so eine gute Stunde auf dem Gipfel verpalavert hatte, machte ich mich schleunigst auf den empfohlenen Abstieg über den grasigen Ostrücken und zum grünblauen Urdensee, der noch keine Seile spiegelt. Seine Ufer wurden durch rätisches Grauvieh belebt und durch zahlreiche Biker, die von der Hörnlistation hinab durchs Urdentäli und via Ochsenalp nach Arosa zurück fahren.  Weil ich eher mit dem Einheimischen sympathisierte und trotzdem etwas für die darbende Aroser Wirtschaft tun wollte (gute Ausrede für meine Faulheit) stieg ich zur Hörnlihütte auf und liess mich mit der Bahn nach Arosa gondeln.

Tourengänger: Kik


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Kommentare (1)


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CarpeDiem hat gesagt: Interessant...
Gesendet am 21. September 2012 um 18:01
...so mit Einheimischen zu palavern;-))


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