Walliser Haute Route - vom Grand Combin zum Matterhorn oder mein erstes Gletschertrekking


Publiziert von passiun_ch , 1. Dezember 2012 um 21:25. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:15 Juli 2008
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 5 Tage
Aufstieg: 3600 m
Abstieg: 3950 m
Strecke:Mauvoisin-Cab.Chanrion / Cab. Chanrion-Cab.Vignettes / Cab.Vignettes-Cab.Bertol / Cab. Bertol-Schönbielhütte / Schönbielhütte-Höhbalmen-Zermatt
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Martigny - Le Chable - Fionnay - Mauvoisin
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Zermatt - Stalden - Visp
Unterkunftmöglichkeiten:Cabane de Chanrion CAS (2462m.) Cabane des Vignettes CAS (3150m.) Cabane de Bertol CAS (3311m.) Schönbielhütte SAC (2694m.)

Als langjähriger "Hüttensammler" seit gut Mitte der 80er Jahre, war es immer schon mein Wunsch die Cab. des Vignettes und die Cab. de Bertol zu besuchen, aber aufgrund der Gletscherzustiege, ohne entsprechende Ausrüstung und im Alleingang nicht möglich, suchte ich nach einer anderen Möglichkeit diese zwei Hütten in meine Sammlung aufnehmen zu können. Ich entdeckte im Web mehrere Bergschulen die in dieser Region Gletscher-Touren anboten, so das ich mich letztendlich bei der Bergschule Uri für diese Tour angemeldet hatte.
Die Tour verläuft auf der bekannten Haute Route vom Grand Combin zum Matterhorn über 5 Tage.
Dieses Gletschertrekking war meine erste Tour über mehrere Tage und hat doch einige Höhenmeter zu bieten. Ich musste aber leider feststellen das meine Kondition im Laufe der Tour stark abnahm und ich der langsamste in der Gruppe war. Im nach hinein war die Tour ein wenig zu schwer, aber ich habe mich durch gebissen und die Tour war und ist wirklich traumhaft schön in einer grandiosen Bergkulisse - jeder Zeit wieder.

Tag 1 --- Lac de Mauvoisin - Cab. de Chanrion
Unser Treffpunkt war um 12 Uhr der Bahnhof von Martigny von wo wir mit einem Alpentaxi ins Val de Bagnes hinauf zum Stausee von Mauvoisin, unserem Ausgangspunkt, fuhren. Aufgrund dessen das am Vortag eine Schlechtwetterfront durchzog sah es recht trübe aus, es war zwar trocken, hatte aber weiter oben etwas geschneit. Ursprünglich geplant war der Zustieg zur Cab. de Chanrion über den Col Tsofeiret, wir stellten leider fest das dieser Weg komplett in den Wolken lag und wir zeitlich ein wenig spät waren, so entschlossen wir uns den Normalweg zu benutzen.
Ich bin diesen Weg schon einmal gegangen, daher war es nicht so tragisch,  ist aber sehr zu empfehlen wie aus meinem Bericht zu erkennen ist.
Wir machten uns also um ca. 15 Uhr auf den Weg zur Chanrion-Hütte über den normalen Hüttenzustieg, auf einem Fahrweg dem Stausee entlang bis zum Ende und von dort gut 400 Höhenmeter auf einem unschwierigen Weg zur Hütte, die wir rechtzeitig zum Abendessen erreichten.

Tag 2 --- Cab. de Chanrion - Cab. des Vignettes
Wir starteten den zweiten Tag um gut 7:00 Uhr und verließen die Cab. de Chanrion zuerst leicht absteigend und auf breitem Weg durch eine kleine Schlucht, anschließend leicht ansteigend durch das nun wieder breitere Tal zur Gletscherzunge des Glacier d'Otemma.
Unser Guide bildete zwei Seilschaften und erläuterte uns die Handhabung der Ausrüstung und gab wichtige Infos zur sicheren Gletscherbegehung. Wir nutzten die Gelegenheit zu einer ersten Pause bevor es auf dem leicht ansteigenden, aber mit 8 km. sehr langen spaltenarmen Otemma-Gletscher hinauf zum Col de Charmotane ging.
Der Gletscher war am Anfang noch recht aper, aber die Schneeauflage wurde mit zunehmender Höhe größer aufgrund der trüben Vortage. Kurz vor dem erreichen des Col de Charmotane weichte die Schneedecke doch durch die Mittagssonne sehr auf und dann verschwand mein rechtes Bein in einem entstandenen verdecktem Wasserloch. Zum Glück war es zur Cab. des Vignettes nur noch eine gute Stunde, aber das Laufen mit dem nassen Bergschuh war doch sehr hinderlich und recht kalt. Auf der großen Fläche des Col de Charmotane hielten wir uns links und gelangten unterhalb der Pigne d'Arolla durch den doch recht tiefen, weichen Neuschnee zum Tagesziel der Cab. des Vignettes. 
Die Vignettes-Hütte "klebt" förmlich am Berg und bietet eine einmalige Aussicht auch aus dem großen mit vielen Fenster versehenen Hüttensaal. Die Hütte wurde modernisiert und ist die mit Abstand am besten ausgestattete der gesamten Tour. Nach einer kleinen Stärkung in der Hütte genossen wir den Nachmittag bei traumhaftem Wetter mit grandiosem Panorama im Hüttenumfeld. Alle waren doch ein wenig müde und da die nächste Etappe die schwerste war, gingen wir doch recht zeitig in die Kojen.

Tag 3 --- Cab. des Vignettes - Cab. de Bertol
Am dritten Tag war dann frühes Aufstehen angesagt, um möglichst lange auf der gefrorenen Neuschneedecke gut voran zu kommen. Wir verließen die Cab. des Vignettes um 6:00 Uhr bei traumhaftem Wetter in Richtung des Col de Charmotane um dann über den Glacier du Mt. Collon hinauf zum Col de l'Evêque zu gelangen. Auf dem Weg dort hinauf umgingen wir geschickt ein paar kleinere Gletscherabbrüche und machten oben angekommen unser Z'nüni. 
Die Aussicht war beeindruckend im Westen taucht der Mont Blanc und der Grand Combin auf, die andere Seite mit Blick u. a. bis zur Dent Blanche und zur Südseite des Dent d'Herens.
Wir steigen kurz über italienisches Gebiet ab, um auf dem Haut Glacier d'Arolla bis zu seinem Ende hinab zugehen. Dieser Gletscher lässt sich am besten an der Mittelmoräne begehen und ist im unteren Teil auch mit Stangen markiert, da man dort auf die Route des Matterhorn-Treks hinauf zum Col Collon trifft. Der Weg verläuft kurz flach bevor der Weg steiler ins Tal abfällt steigen wir rechts hinauf in Richtung Plans de Bertol. Dort an der Alp angekommen ist zum ersten Mal unsere Tagesziel die Cab. de Bertol oben auf dem Felsen zu erkennen.
Der Weg dort hinauf ist steil, anstrengend und durch den mittlerweile tiefen Schnee sehr konditionsraubend. Am Ende über den kleinen Glacier de Bertol zum Hüttenfelsen. Wir sind von dort ohne große Probleme noch über den alten Zustieg über die östliche Seite hinauf gelangt, wie aus folgenden Berichten und deren Bilder zu erkennen ist hat sich dort aber einiges verändert.

http://www.hikr.org/tour/post16681.html            http://www.hikr.org/tour/post19260.html 
  
Die Bertol-Hüte liegt wie ein "Adlerhorst" auf dem Felsen und ist eine einmalige Aussichtskanzel. Das Hüttenpanorama lässt sich nicht beschreiben schaut einfach mal die Bilder an. Die Hütte ist eng und über mehrere Etagen gebaut und war voll ausgebucht. Der Hüttenraum ist gemütlich und bietet auch eine spektakuläre Sicht. 

Tag 4 --- Cab. de Bertol - Schönbielhütte
Die Wetterprognosen für den nächsten Tag sagten nichts gutes voraus, es kündigte sich eine Schlechtwetterfront an. Darum einigten wir uns auf Vorschlag unseres Guides auf ein frühes Aufbrechen, Abmarsch war um  5:30 Uhr. Eine andere Gruppe entschloß sich noch früher aufzubrechen und liefen bis Zermatt durch, ohne Übernachtung in der Schönbielhütte eine sehr lange Tour.
Der Blick zum Val d'Hérens zeigte ein Wolkenmeer doch die Berge waren frei und zu dieser Tageszeit ein wundervoller Anblick. Wir liefen über die weiten Flächen des Glacier du Mt. Minè und stiegen dann mäßig steil zum Col de la Tête Blanche hinauf. Dort oben deponierten wir unsere Rucksäcke und stiegen die letzten Höhenmeter zur Tête Blanche hinauf.
Das Gipfelpanorama reicht vom Matterhorn über Mte.Rosa, Mischabel, Weisshorn bis zur Dent Blanche und der Talkessel von Zermatt verschwand unter einem Wolkenmeer, einfach nur beeindruckend.
Wir stiegen wieder ab zum Col, schnappten unsere Rucksäcke und begannen unseren Abstieg über den spaltenreichen Stockjigletscher zum Stockji. Dort verlassen wir den Gletscher an geeigneter Stelle und steigen meist weglos hinab zum Tiefmattengletscher, kurz vor dem Erreichen der Seitenmoräne eine kurze sehr steile Passage mit Felsen, was unseren Guide veranlasste uns einzeln hinabzuseilen. Unten angekommen auf der Moräne anfangs flach auf einem Weg, später dann recht steil absteigend zum Zmuttgletscher.
Mittlerweile ist auch die Schönbielhütte zusehen, doch vorher noch eine ausgiebige Rast, bevor es über den mit Geröll bedeckten Schönbielgletscher z.T. mit großen Blöcken wo auch schon mal die Hände zum Einsatz kamen, hinauf geht. Dieser Streckenabschnitt zum Ende der Etappe gestaltet sich doch recht mühsam und kräftezehrend, da der Hang vom Gletscherrand zur Hütte auch recht steil ist. Auf flachem Weg erreicht man dann die Schönbielhütte mit einem ungewöhnlichen Blick auf's Matterhorn.
Das Wetter hatte gehalten und wir sind trockenenFusses angekommen, jedoch zog es sich später zu und es wurde zum Abend nass.
Der letzte gemeinsame Abend  wurde dann richtig ausgekostet und die Stimmung in der Hütte war super. Zwei Gruppe lieferten sich ein Wettstreit im Gesang die einen auf französisch, die anderen Schwiizerdütsch, aber um Punkt 22 Uhr war Ruhe eingekehrt.

Tag 5 --- Schönbielhütte - Höhbalmen - Trift - Zermatt
Am letzten Tag war es dann trüb aber mittlerweile wieder trocken von oben und wir konnten gegenüber den anderen Tagen schon fast ausschlafen, Abmarsch war ja "erst" um 7:30 Uhr angesagt. Wir stiegen von der Hütte auf gutem Weg zur Moräne ab und immer abwärts bis kurz hinter Hohle Bielen der Weg hinauf zum Höhbalmen führt. Die Berge waren zwar alle in Wolken und es war recht neblig doch später riß es doch noch auf. Die Tour über Höhbalmen ist eine der schönsten Touren in Zermatt, wie man in diesem Bericht oder hier von mir sehen und lesen kann. Von Höhbalmen hinab zum Berghaus Trift, wo wir die Tour mit der bekannten Apfelwähe und einem Kafi standesgemäß ausklingen ließen. Um 14 Uhr kamen wir dann in Zermatt an und eine lange, grandiose und beeindruckende Tour ging zu Ende. 

GPS-Track :   Die GPS-Tracks sind nachgezeichnete Tracks und nicht zur Verwendung mit einem GPS-Gerät geeignet, sie sollen lediglich einen Überblick in der Minimap über den ungefähren Tourenverlauf bieten.

Tourengänger: passiun_ch


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Kommentare (3)


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Gelöschter Kommentar

passiun_ch hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Dezember 2012 um 17:04
Grüezi Ruedi
Ich kenne noch eine Tour die etwas weniger lang zurück liegt, mit vielen schönen Erinnerungen, wo mein Bericht bis heute allerdings noch fehlt :-) . HG Michael

Willem hat gesagt: Auch meinerseits
Gesendet am 3. Dezember 2012 um 16:25
einen herzlichen Glückwunsch zu dieser unvergesslichen Tour und zum Bericht! Die Projektiliste wird länger und länger...

LG Willem


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