Föhn oder wenn die Alpengipfel vor der heimischen Haustür steh'n

Der plötzliche „Sommereinbruch“ und die Föhnlage waren es, die mich gestern frühzeitig aus dem Büro auf den Bodanrück gelockt haben. Die grandiose Alpensicht, von der tagsüber am Telefon berichtet wurde, wollte ich, um es im Amtsdeutsch auszudrücken, lieber selbst mal in Augenschein nehmen und dabei die Gelegenheit nutzen, um auch noch unbekannte Pfade zu erkunden.
 
Als Ausgangspunkt (ca. 590 m) wählte ich den Parkplatz oberhalb vom Gasthaus Hof Höfen bei Langenrain. Gleich nach dem Schnüren der Schuhe schauten schon mal die tief verschneiten Glärnischgipfel zwischen einer Baumlücke hervor. Der rund 85 km entfernte Schwandner Grat und das Vrenelisgärtli waren mit bloßem Auge gut auszumachen. Welch verheißungsvoller Auftakt an diesem Frühlingsabend bei schon fast sommerlichen Temperaturen (24° C).
 
Der Weg zum eigentlichen Aussichtspunkt setzte aber zunächst mal noch einen Marsch voraus, der sich doch, länger als erwartet, gut 2 ¾ Stunden hinzog. Zunächst ging ich Richtung Überlinger See, dem nordwestlichen Arm des Bodensees. Es brannte mir nämlich schon einige Zeit unter den Nägeln einen Pfad zu erkunden, der von der Hochfläche durch die steil abfallende Flanke hinunter an den See zieht. In einzelnen Karten ist er eingetragen, ausgeschildert ist er aber nicht. Obwohl ich die Karte schon zigmal studiert hatte, ist er mir erst vor ein paar Wochen ins Auge gestochen.
 
Tatsächlich entdeckte ich auf einem Sporn östlich des Teufelstales einen Pfad, der  in die westliche Flanke führt und dem ich gut 100 m folgte. Die Aktion erschien mir dann alleine, auch wegen der durch Felswände durchsetzten Flanken, aber doch zu risikoreich (>T3), weshalb ich wieder umkehrte. Immerhin hatte sich der Abstecher auf den Sporn aber gelohnt, da er einen wohl einmaligen Tiefblick auf den Überlinger See und das Nordufer bot.
 
Kaum 200 m weiter östlich lockte der Lichtschimmer am Waldrand auf einen weiteren Sporn. Auch hier war es wieder das gleiche Spiel. Auf zunächst deutlichen Pfadspuren ging ich westlich des Sporns, wohl auf dem in der Karte eingezeichneten Pfad, in die Flanke runter, um dann wegen des unüberschaubaren Geländes bald wieder umzukehren, da die Route nicht ganz trivial erscheint. Ihn von unten anzugehen scheint zielführender zu sein.
 
So nahm ich schließlich einen anderen Serpentinenweg, der auf den Seeuferweg (400 m) runter führte, welcher mich in einer richtigen Hatscherei an das östliche Ende von Bodman brachte. Über den schönen Bodenburgweg erreichte ich nach fast 300 HM wieder den Bodanrück. Am Aussichtspunkt (ca. 680 m) angekommen, war das Panorama Richtung Alpstein und Churfirsten grandios. Leider waren die Glarner Riesen mittlerweile aber in Dunst gehüllt und nur schemenhaft zu sehen. Dennoch hat sich die Rundtour nach der Arbeit bei schon fast sommerlichen Verhältnissen gelohnt.

Für den Abschluss bietet sich eine Einkehr im Gasthaus Hof Höfen an, wo es rustikale Vesper und leckere Steaks und Salate und natürlich auch ein gutes Weißbier gibt, was sich den zahlreichen CH-Kennzeichen auf dem Parkplatz nach schon weit herumgesprochen hat.
 
Für einmal sind die Alpen zu uns an den See gekommen. Morgen steht dann wieder eine Tour in den Schweizer Bergen an.

Karte: siehe Gratis-Viewer Bodenseekarte
 
Hinweise:

1. Der Bodanrück ist Zeckengebiet.
2. Die erwähnten Sporne u.a. Punkte sind auf der Karte mit einem Marker (anklicken) bzw. Foto versehen.