Giebel-Salober und Rotköpfe-Überschreitung--Allgäuer Grasgrate deluxe
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Zwei sehr lohnende Gratüberschreitungen, die fast ausschließlich von Einheimischen begangen werden. Während einem am Laufbacher Eck der Massenwandertourismus mit allen seinen Folgen (Müll, laute Unterhaltung etc.) nicht erspart bleibt, genießt man auf den Graten noch die wunderschöne allgäutypische Landschaft inklusive der reichhaltigen Pflanzen- und Tierwelt.
Die Tour ist klettertechnisch nicht sonderlich anspruchsvoll. Die Grate sind aber oft enorm ausgesetzt. Dazu kommt eine ordentliche Länge, bei der das Konzentrationslevel nicht absinken darf. Zudem ist der Fels oft von schlechter Qualität und mürbe wie Blätterkrokant. Generell und um nicht in Zeitschwierigkeiten zu kommen ist perfekte Trittsicherheit ebenso wichtig wie souveränes Klettern.
Zur Schwierigkeit:
Am Giebel T 5+, der Weiterweg zum Salober ist mit T 6 und II einzustufen, Abstieg vom Salober T 4-5, Wanderweg zum Laufbacher Eck T 3 und die Rotköpfe-Überschreitung T 6 und II. Insgesamt also keine lockere Wanderung, sondern ein anspruchsvolles, aber auch großartiges Unternehmen.
Zur Ausrüstung:
Ich hatte aufgrund des Neuschnees und der Richtung Saisonende oft niedrigen Temperaturen sogar Steigeisen eingepackt, die ich aber nicht brauchte.
Der Pickel sollte dagegen schon dabei sein. In den steilen Gras- und Schrofenflanken bietet er große Sicherheit. Ansonsten reichen feste und gute profilierte Bergschuhe und die obligatorischen Stöcke.
Start wie immer nach Ausstieg aus dem ersten Bus kurz nach halb acht am Giebelhaus (1065m). Dann ins Bärgündeletal, an der Abzweigung zum Luitpoldhaus vorbei zur Pointhütte (1319m). Hier führt rechts ein Alpweg aufwärts. In steilen Kehren mit immer großartigeren Ausblicken hoch, an Abzweigungen immer rechts halten, an der miniaturartigen Klammhütte (1620m) vorbei auf das weite Hochplateau unter dem Grat. Dann in moderater Steigung zur Feldalpe (1746m), an der zurzeit eine rege Bautätigkeit herrscht.
Kurz darauf geht's richtig zur Sache. Zunächst weglos und mit zunehmender Steilheit in Richtung der ersten Gratfelsen, dann links unter weiteren Gratfelsen hindurch. Hier trifft man auf eine wenig ausgeprägte Trittspur, die einen sicher bis auf den Gipfel führt. Zunächst wird aber der Grat erreicht (wunderschöne Tiefblicke zum Giebelhaus und ins Ostrachtal), dann der steile Aufschwung des Gipfelkopfs direkt überwunden, bis man bald am Gipfelkreuz des Giebels (1949m) steht.
Zeitbedarf Giebelhaus-Giebel: 1 Std 55 min
Nun steht eine der schönsten Gratüberschreitungen der Allgäuer Alpen an. Vom Giebel, der keinen richtigen Gipfel, sondern nur eine vorgelagerte Gratschulter und Aussichtsloge darstellt, über den schmalen Grasgrat an die ersten Felsen. Diese kann man rechts in Steilgras umgehen (meine Variante, etwas heikel, wenig gute Tritte), besser ist aber hier die direkte Überkletterung (ausgesetzt, I-II). In einer dahinter liegenden kleinen Scharte bäumt sich der Grat mit einer richtig brüchigen Gratkante auf.
Diese kann überklettert werden (ausgesetzt, bis II+) oder knapp unterhalb der Kante in äußerst steilem Gras, ca. 60 Grad Neigung, umgangen werden. Ich wähle heute die Umgehung. Gigantische Tiefblicke begleiten die Hangquerung. Allerdings findet man mittlerweile eine wenig ausgeprägte Spur vor, die den Weg weist, so dass man mit Halt am Pickel und an Grasbüscheln ganz gut über diese von weitem unüberwindbar scheinende Querung rüberkommt. Am Ende der Querung links auf den Grat hoch und auf diesem weniger ausgesetzt, zuletzt aber wieder in steilem Gras, auf den Doppelgipfel des Berggächtle (2007m).
Abstieg über einen kurzen, horizontalen und sehr ausgesetzten Grasgrat, dann über die brüchige felsige Südkante (II, gute Griffe, aber man muss trotzdem vorsichtig abklettern) in den nächsten Sattel P.1932. Hier kommen zwei Aufstiegsrouten aus dem Obertal und dem Bärgündeletal hoch.
Weiter am Grat bleiben, bis man auf einen schon vom Aufstiegsweg her sichtbaren markanten, langgestreckten Gratturm (mitunter "U-Boot" genannt) trifft. Diesen bin ich links umgangen, etwas mühsam, da keine Wegspur vorhanden ist, viele lockere Steine auf dem Gras liegen sowie im Wiederaufstieg eine ordentliche Neigung vorherrscht. Die Wegspur führt dagegen auf den Gratturm hinauf (!). Der Aufstieg ist Steilgras vom Feinsten (T 6), doch wie soll man von dem Turm wieder runter?
Der Abstieg über dessen Südseite ist T 6 und III, brüchig und gerade im Abstieg Harakiri, da die Sicherungsmöglichkeiten wie überall im Gras-Schrofen-Gelände sehr eingeschränkt sind. Nun gut, ich wusste das alles ja schon vorher, deswegen überraschte mich diese Graterhebung nicht. Zwei Einheimische, die mir folgten, wählten ebenfalls die Umgehung, also empfehle auch ich diese Variante.
Von der dahinter liegenden Scharte in leichtem Auf und Ab immer am Grat bleibend, schließlich gute 100 Höhenmeter in steilem Gras auf den Gipfel des Salober (2088m). Hier gönnte ich mir eine lange Pause. Nach einer Viertelstunde trafen auch die beiden einheimischen Bergsteiger am Gipfel ein.
Zeitbedarf vom Giebel: 1 Std 35 min
Da der Salober mit einer überhängenden Wand nach Südwesten abbricht, ist hier die Gratüberschreitung zunächst mal beendet. Man steigt über den Nordosthang (T 4-5, ca. 40-45 Grad steiles Gras) bis auf eine Höhe von etwa 1800 Meter hinunter.
Hier teilen sich die Routen: Über einen Drahtzaun hinüber und rechts wieder steil in krautigem, oben grasigen Gelände mühsam auf den Grat, um die Grattour zum Laufbacher Eck zu vollenden, wofür noch eine gute Stunde draufgeht (zunächst ohne Schwierigkeiten muss kurz vor dem letzten Aufschwung zum Laufbacher Eck noch einmal steil und brüchig in eine Gratscharte abgeklettert werden, nach altem AVF die Schlüsselstelle der gesamten Tour, kurze, ausgesetzte II Stellen).
Ich wählte, da ich diesen Weg vorher nicht im AVF studiert hatte und lieber noch die Rotköpfe überschreiten wollte, einen einfacheren Verlauf: weglos hinunter zur Ochsenalpe (1729m), dann auf seichten Wegspuren hinauf zur Hütte der Bergwacht (1918m) und auf schwach markierter Spur hinauf auf den Wanderweg, den man kurz unterhalb des Laufbacher Eck-Sattels erreicht.
Am Laufbacher Eck (2145m; 1 Std 30 vom Salober) war wie erwähnt die Hölle los. Man hat das Gefühl, dass auf der anderen Seite eine Bergbahn hochgeht. Dabei ist das Nebelhorn doch noch knapp 3 Stunden entfernt...auf dem Gipfel des Laufbacher Eck standen 15 Leute...aber die Erlebnisse, die die soziologisch doch recht langweilige Tour ordentlich aufpeppten, möchte ich dann doch nicht missen...
Neben dem Weg, aber direkt am Einstieg zum Nördlichen Rotkopf, picknickte beispielsweise eine Gruppe junger Leute. Da musste ich nun also durch...oder drüber...ich stieg über ausgebreitete Landjäger, Salamis und Brotlaibe...ja, wer macht schon Platz für Bergsteiger...? Kaum hatte ich meinen Pickel wieder in die Hand genommen, hörte ich am Einstieg noch die Worte hinter mir: "Will der da jetzt hoch?" "Da wird er nicht weit kommen..."
Knapp rechts des Grates befindet sich eine rötliche Rinne. Diese geht es in anregender Kletterei und festem Gestein hinauf (I-II, für mich die schönste Kletterstelle der gesamten Tour), dann Querung auf Trittspuren nach rechts in steiles Gras. Kurz bevor die Spuren enden, über brüchige Felsstufen wieder nach links zur Grathöhe klettern. Ich querte etwas zu lange und fand mich plötzlich in 60 Grad steilen Schrofen wieder. Diese kam ich zwar mit Hilfe des Pickels und ordentlichem Armmuskeleinsatz leidlich gut hoch, aber ich war von der Route definitiv weg. So schnell kann's gehen...technische Reserven können also nicht schaden...
Trotzdem ist der Nordgipfel des Rotkopf (2194m) dann schnell erreicht, bevor es auf hohen Trittstufen sehr steil über Gras in die nächste Lücke geht. Dann auf dem Grasgrat wiederum steil aufwärts auf den wenig ausgeprägten Mittelgipfel (2197m).
Richtungswechsel- nun geht's südöstlich im Bogen weiter. Schnell verjüngt sich der ohnehin nicht breite Grat zu einer unheimlich ausgesetzten Schneide, dem sogenannten "Hoachritar", eine sehr treffende Bezeichnung für diesen Abschnitt, denn in der Tat wird eine kurze Passage (II) rittlings überwunden. Danach ist dann aber das Schlimmste geschafft. Von hier ist der Grat bis an die Nordwand des Schneck grasig.
In gemäßigter Steigung wird zunächst der Südgipfel des Rotkopf (2183m) überschritten und danach in eine tiefe Scharte (Schnecksattel, 2107m) abgestiegen.
Jetzt nicht den verführerischen Geröllhang links runter, sondern auf einen letzten steilen, trapezartigen Grasaufschwung direkt hinüber zu den senkrechten Abstürzen der Schneck-Nord- und Ostwand.
Man spürt die Besonderheit dieser Location: Beim Blick hoch zum Gipfelkreuz des Schneck dachte ich an die Erschließungsgeschichte der Allgäuer Alpen, an das Extremklettern, und ob ich vielleicht bei diesem Anblick Lust verspürte, bei Gelegenheit etwa in das "Schneckgespenst" einzusteigen...dann dieser Übergang von Licht zu Schatten...einzelne Wanderer unten auf dem Weg, der Rückblick zum Grat, die weite Rundumsicht, ...traumhaft...
Zeitbedarf für die Rotköpfe-Überschreitung: 45 min
Vor dieser unheimlich eindrucksvollen Kulisse musste ich einfach eine längere Rast einlegen. Dohlen flogen umher, Steine und Rettungshelis dagegen glücklicherweise nicht.
Man läuft jetzt direkt unter der Ostwand (einzelne Stellen heikel im Abstieg, am Anfang T 6) und kann den Einstieg der verschiedenen Routen inspizieren. Am tiefsten Punkt der Wand links hinunter über Gras, Geröll, grobe Blöcke und Schuttreißen, im unteren Teil stark links haltend auf den Weg zuhaltend, der vom Himmeleck hinunterkommt. Hinter einer grasigen Kuppe trifft man dann auf den blau-weiß markierten Weg: sogleich links hinunter bis zum Zusammenschluss mit dem Laufbacher Eck-Weg, dann rechts in leichtem Gefälle (hier sind die zahlreichen Murmeltiere recht zutraulich) zur Schönberghütte (1688m; 1 Std vom Schnecksattel).
Auch an dieser Hütte wird fleißig gebaut. Außerdem wird gerade der Weg saniert. Ein Bagger machte weiter unten noch großen Lärm. Nach 10 Minuten Ohrendröhnung war wieder Ruhe. Schnell führt der Weg abwärts ins Bärgündeletal, zuerst über die Brücke (Mountainbikedepot), schließlich an der Pointhütte vorbei und zurück zum Giebelhaus.
Zeitbedarf: 1 Std von der Schönberghütte
Eine ideale Tour für den Spätsommer. Leider kann man zu dieser Zeit die üppige Flora nur eingeschränkt bewundern, aber die genussvollen Ausblicke sind dafür schöner als im Frühsommer. Die Tour ist natürlich nur bei trockenen Verhältnissen anzuraten.
Die Tour ist klettertechnisch nicht sonderlich anspruchsvoll. Die Grate sind aber oft enorm ausgesetzt. Dazu kommt eine ordentliche Länge, bei der das Konzentrationslevel nicht absinken darf. Zudem ist der Fels oft von schlechter Qualität und mürbe wie Blätterkrokant. Generell und um nicht in Zeitschwierigkeiten zu kommen ist perfekte Trittsicherheit ebenso wichtig wie souveränes Klettern.
Zur Schwierigkeit:
Am Giebel T 5+, der Weiterweg zum Salober ist mit T 6 und II einzustufen, Abstieg vom Salober T 4-5, Wanderweg zum Laufbacher Eck T 3 und die Rotköpfe-Überschreitung T 6 und II. Insgesamt also keine lockere Wanderung, sondern ein anspruchsvolles, aber auch großartiges Unternehmen.
Zur Ausrüstung:
Ich hatte aufgrund des Neuschnees und der Richtung Saisonende oft niedrigen Temperaturen sogar Steigeisen eingepackt, die ich aber nicht brauchte.
Der Pickel sollte dagegen schon dabei sein. In den steilen Gras- und Schrofenflanken bietet er große Sicherheit. Ansonsten reichen feste und gute profilierte Bergschuhe und die obligatorischen Stöcke.
Start wie immer nach Ausstieg aus dem ersten Bus kurz nach halb acht am Giebelhaus (1065m). Dann ins Bärgündeletal, an der Abzweigung zum Luitpoldhaus vorbei zur Pointhütte (1319m). Hier führt rechts ein Alpweg aufwärts. In steilen Kehren mit immer großartigeren Ausblicken hoch, an Abzweigungen immer rechts halten, an der miniaturartigen Klammhütte (1620m) vorbei auf das weite Hochplateau unter dem Grat. Dann in moderater Steigung zur Feldalpe (1746m), an der zurzeit eine rege Bautätigkeit herrscht.
Kurz darauf geht's richtig zur Sache. Zunächst weglos und mit zunehmender Steilheit in Richtung der ersten Gratfelsen, dann links unter weiteren Gratfelsen hindurch. Hier trifft man auf eine wenig ausgeprägte Trittspur, die einen sicher bis auf den Gipfel führt. Zunächst wird aber der Grat erreicht (wunderschöne Tiefblicke zum Giebelhaus und ins Ostrachtal), dann der steile Aufschwung des Gipfelkopfs direkt überwunden, bis man bald am Gipfelkreuz des Giebels (1949m) steht.
Zeitbedarf Giebelhaus-Giebel: 1 Std 55 min
Nun steht eine der schönsten Gratüberschreitungen der Allgäuer Alpen an. Vom Giebel, der keinen richtigen Gipfel, sondern nur eine vorgelagerte Gratschulter und Aussichtsloge darstellt, über den schmalen Grasgrat an die ersten Felsen. Diese kann man rechts in Steilgras umgehen (meine Variante, etwas heikel, wenig gute Tritte), besser ist aber hier die direkte Überkletterung (ausgesetzt, I-II). In einer dahinter liegenden kleinen Scharte bäumt sich der Grat mit einer richtig brüchigen Gratkante auf.
Diese kann überklettert werden (ausgesetzt, bis II+) oder knapp unterhalb der Kante in äußerst steilem Gras, ca. 60 Grad Neigung, umgangen werden. Ich wähle heute die Umgehung. Gigantische Tiefblicke begleiten die Hangquerung. Allerdings findet man mittlerweile eine wenig ausgeprägte Spur vor, die den Weg weist, so dass man mit Halt am Pickel und an Grasbüscheln ganz gut über diese von weitem unüberwindbar scheinende Querung rüberkommt. Am Ende der Querung links auf den Grat hoch und auf diesem weniger ausgesetzt, zuletzt aber wieder in steilem Gras, auf den Doppelgipfel des Berggächtle (2007m).
Abstieg über einen kurzen, horizontalen und sehr ausgesetzten Grasgrat, dann über die brüchige felsige Südkante (II, gute Griffe, aber man muss trotzdem vorsichtig abklettern) in den nächsten Sattel P.1932. Hier kommen zwei Aufstiegsrouten aus dem Obertal und dem Bärgündeletal hoch.
Weiter am Grat bleiben, bis man auf einen schon vom Aufstiegsweg her sichtbaren markanten, langgestreckten Gratturm (mitunter "U-Boot" genannt) trifft. Diesen bin ich links umgangen, etwas mühsam, da keine Wegspur vorhanden ist, viele lockere Steine auf dem Gras liegen sowie im Wiederaufstieg eine ordentliche Neigung vorherrscht. Die Wegspur führt dagegen auf den Gratturm hinauf (!). Der Aufstieg ist Steilgras vom Feinsten (T 6), doch wie soll man von dem Turm wieder runter?
Der Abstieg über dessen Südseite ist T 6 und III, brüchig und gerade im Abstieg Harakiri, da die Sicherungsmöglichkeiten wie überall im Gras-Schrofen-Gelände sehr eingeschränkt sind. Nun gut, ich wusste das alles ja schon vorher, deswegen überraschte mich diese Graterhebung nicht. Zwei Einheimische, die mir folgten, wählten ebenfalls die Umgehung, also empfehle auch ich diese Variante.
Von der dahinter liegenden Scharte in leichtem Auf und Ab immer am Grat bleibend, schließlich gute 100 Höhenmeter in steilem Gras auf den Gipfel des Salober (2088m). Hier gönnte ich mir eine lange Pause. Nach einer Viertelstunde trafen auch die beiden einheimischen Bergsteiger am Gipfel ein.
Zeitbedarf vom Giebel: 1 Std 35 min
Da der Salober mit einer überhängenden Wand nach Südwesten abbricht, ist hier die Gratüberschreitung zunächst mal beendet. Man steigt über den Nordosthang (T 4-5, ca. 40-45 Grad steiles Gras) bis auf eine Höhe von etwa 1800 Meter hinunter.
Hier teilen sich die Routen: Über einen Drahtzaun hinüber und rechts wieder steil in krautigem, oben grasigen Gelände mühsam auf den Grat, um die Grattour zum Laufbacher Eck zu vollenden, wofür noch eine gute Stunde draufgeht (zunächst ohne Schwierigkeiten muss kurz vor dem letzten Aufschwung zum Laufbacher Eck noch einmal steil und brüchig in eine Gratscharte abgeklettert werden, nach altem AVF die Schlüsselstelle der gesamten Tour, kurze, ausgesetzte II Stellen).
Ich wählte, da ich diesen Weg vorher nicht im AVF studiert hatte und lieber noch die Rotköpfe überschreiten wollte, einen einfacheren Verlauf: weglos hinunter zur Ochsenalpe (1729m), dann auf seichten Wegspuren hinauf zur Hütte der Bergwacht (1918m) und auf schwach markierter Spur hinauf auf den Wanderweg, den man kurz unterhalb des Laufbacher Eck-Sattels erreicht.
Am Laufbacher Eck (2145m; 1 Std 30 vom Salober) war wie erwähnt die Hölle los. Man hat das Gefühl, dass auf der anderen Seite eine Bergbahn hochgeht. Dabei ist das Nebelhorn doch noch knapp 3 Stunden entfernt...auf dem Gipfel des Laufbacher Eck standen 15 Leute...aber die Erlebnisse, die die soziologisch doch recht langweilige Tour ordentlich aufpeppten, möchte ich dann doch nicht missen...
Neben dem Weg, aber direkt am Einstieg zum Nördlichen Rotkopf, picknickte beispielsweise eine Gruppe junger Leute. Da musste ich nun also durch...oder drüber...ich stieg über ausgebreitete Landjäger, Salamis und Brotlaibe...ja, wer macht schon Platz für Bergsteiger...? Kaum hatte ich meinen Pickel wieder in die Hand genommen, hörte ich am Einstieg noch die Worte hinter mir: "Will der da jetzt hoch?" "Da wird er nicht weit kommen..."
Knapp rechts des Grates befindet sich eine rötliche Rinne. Diese geht es in anregender Kletterei und festem Gestein hinauf (I-II, für mich die schönste Kletterstelle der gesamten Tour), dann Querung auf Trittspuren nach rechts in steiles Gras. Kurz bevor die Spuren enden, über brüchige Felsstufen wieder nach links zur Grathöhe klettern. Ich querte etwas zu lange und fand mich plötzlich in 60 Grad steilen Schrofen wieder. Diese kam ich zwar mit Hilfe des Pickels und ordentlichem Armmuskeleinsatz leidlich gut hoch, aber ich war von der Route definitiv weg. So schnell kann's gehen...technische Reserven können also nicht schaden...
Trotzdem ist der Nordgipfel des Rotkopf (2194m) dann schnell erreicht, bevor es auf hohen Trittstufen sehr steil über Gras in die nächste Lücke geht. Dann auf dem Grasgrat wiederum steil aufwärts auf den wenig ausgeprägten Mittelgipfel (2197m).
Richtungswechsel- nun geht's südöstlich im Bogen weiter. Schnell verjüngt sich der ohnehin nicht breite Grat zu einer unheimlich ausgesetzten Schneide, dem sogenannten "Hoachritar", eine sehr treffende Bezeichnung für diesen Abschnitt, denn in der Tat wird eine kurze Passage (II) rittlings überwunden. Danach ist dann aber das Schlimmste geschafft. Von hier ist der Grat bis an die Nordwand des Schneck grasig.
In gemäßigter Steigung wird zunächst der Südgipfel des Rotkopf (2183m) überschritten und danach in eine tiefe Scharte (Schnecksattel, 2107m) abgestiegen.
Jetzt nicht den verführerischen Geröllhang links runter, sondern auf einen letzten steilen, trapezartigen Grasaufschwung direkt hinüber zu den senkrechten Abstürzen der Schneck-Nord- und Ostwand.
Man spürt die Besonderheit dieser Location: Beim Blick hoch zum Gipfelkreuz des Schneck dachte ich an die Erschließungsgeschichte der Allgäuer Alpen, an das Extremklettern, und ob ich vielleicht bei diesem Anblick Lust verspürte, bei Gelegenheit etwa in das "Schneckgespenst" einzusteigen...dann dieser Übergang von Licht zu Schatten...einzelne Wanderer unten auf dem Weg, der Rückblick zum Grat, die weite Rundumsicht, ...traumhaft...
Zeitbedarf für die Rotköpfe-Überschreitung: 45 min
Vor dieser unheimlich eindrucksvollen Kulisse musste ich einfach eine längere Rast einlegen. Dohlen flogen umher, Steine und Rettungshelis dagegen glücklicherweise nicht.
Man läuft jetzt direkt unter der Ostwand (einzelne Stellen heikel im Abstieg, am Anfang T 6) und kann den Einstieg der verschiedenen Routen inspizieren. Am tiefsten Punkt der Wand links hinunter über Gras, Geröll, grobe Blöcke und Schuttreißen, im unteren Teil stark links haltend auf den Weg zuhaltend, der vom Himmeleck hinunterkommt. Hinter einer grasigen Kuppe trifft man dann auf den blau-weiß markierten Weg: sogleich links hinunter bis zum Zusammenschluss mit dem Laufbacher Eck-Weg, dann rechts in leichtem Gefälle (hier sind die zahlreichen Murmeltiere recht zutraulich) zur Schönberghütte (1688m; 1 Std vom Schnecksattel).
Auch an dieser Hütte wird fleißig gebaut. Außerdem wird gerade der Weg saniert. Ein Bagger machte weiter unten noch großen Lärm. Nach 10 Minuten Ohrendröhnung war wieder Ruhe. Schnell führt der Weg abwärts ins Bärgündeletal, zuerst über die Brücke (Mountainbikedepot), schließlich an der Pointhütte vorbei und zurück zum Giebelhaus.
Zeitbedarf: 1 Std von der Schönberghütte
Eine ideale Tour für den Spätsommer. Leider kann man zu dieser Zeit die üppige Flora nur eingeschränkt bewundern, aber die genussvollen Ausblicke sind dafür schöner als im Frühsommer. Die Tour ist natürlich nur bei trockenen Verhältnissen anzuraten.
Tourengänger:
quacamozza

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