Bortelhorn total-integral-optimal?


Publiziert von philippo3 , 3. August 2011 um 14:27.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 1 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:Botelhütte - Bortellicke - gesamter SW Grat - Bortelhorn - NW-Grat - Bortelhütte - Berisal
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Haltestelle Berisal, Kehr
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Haltestelle Berisal, Kehr
Unterkunftmöglichkeiten:Bortelhütte www.bortelhuette.ch sehr empfehlenswerte Hütte mit Wasserspülung, Duschen, wenig Volk
Kartennummer:1289 Brig

Und nochmals auf das Bortelhorn!

Bei meinem dritten Besuch auf diesem Traumberg wollte ich uns die Gesamtüberschreitung zumuten. D.h. von der Bortellücke 2742m via Lücke des Normalaufstiegs 2986m auf den Gipfel 3193m und via NW-Grat runter. Die Tour ist mit WS mit Kletterstellen von II+ bewertet. Das sollte also trotz dem etwas furchteinflössenden Profil (insbesondere der Aufschwung direkt nach der Bortellücke und der zweite Aufschwung zwischen dem Sattel ca 2890m und Pkt. 2986 sehen doch arg steil aus) kein Problem sein.

Wir starteten nach einem wunderbaren Frühstück welches uns Hüttenwartin Brigitt Rubin bereitstellte um 6 Uhr in den Bortelhütten. Auf 2240m gilt es die linke, ansteigende Abzweigung in Richtung "Bortelhorn" zu nehmen. Dies ist auf einem Stein angeschrieben, man geht aber doch leicht daran vorbei... über einen z.T. mit einem rot-braunen Strich, später dann rot-weiss-rot markierten Pfad gelangten wir zu der alten Hütte auf 2657m oberhalb des Bortelseelis. Die Hütte hat einen militärischen Touch und ist geschlossen. Hier endet der Pfad - nicht aber die Markierungen hoch zur Bortellücke. Dennoch empfinden wir die Bewertung mit T2 etwas tief gegriffen, galt es doch ein Schneefeld zu queren und über ein grobschottriges Feld aufzusteigen. Genau nach zwei Stunden erreichten wir die Bortellicke. Hier empfingen uns dicke italienische Nebelschwaden. Heute sollte dieser Grat nicht nur zwei Länder trennen sonden auch zwei Wetter: Dichter Nebel in Italien, strahlender Sonnenschein in der Schweiz.

Von der Bortellicke entschieden wir uns noch ohne Seil weiterzugehen, sah doch dieser markante Aufschwung, den man übrigens schon vom Talboden an der Rohne sehr gut sieht, von nahe betrachtet nicht ganz so grimmig aus. Zuerst stiegen wir durch einen Spalt von ca 3m hoch. man erreicht etwas weniger steiles Schrofengelände. Nun traversierten wir ein paar Meter auf die Italienische Seite. Hier erreicht man ein steiles, von Felsen durchzogenes Grasband welches direkt zum Punkt 2883 führt. Wir versuchten von diesem Grasband aus die Gratschneide zu erreichen da sich dort Kletterstellen "in relativ festen Fels" befinden sollten. Die Querung zurück auf die Gratschneide ist jedoch sehr heikel. Entweder folgt man von Beginn an der Gratkante oder man wählt das Grasband auf der Italienischen Seite. Eine Umgehung links, wie dies der Alpinführer empfiehlt ist nach meiner Einschätzung nur mit einem beträchtlichen Umweg möglich und auch nicht empfehlenswert, da das Gras/Fels-Band auf der Italienischen Seite recht gut zu begehen ist.

Vom Punkt 2883 bis in den Sattel ca 2898 ist der Grat waagrecht und mit ein paar Gendarmen gespickt. Diese umgingen wir wie empfohlen links. Dabei mussten wir ein hartes Schneefeld überqueren bei welchem ich mein Handgelenk mittels Stufenschlagen trainieren konnte. Über Wegspuren erreicht man dann den Sattel ca 2890m. Dieser kann auch vom Weg in die Bortellücke erreicht werden. Auch von Italien her kommen deutliche Wegspuren hoch. Der nun folgende Aufschwung - auch dieser sehr gut vom Talboden aus sichtbar - "wird direkt über lose Felsen erklettert". Wir trafen das beschriebene Fixseil an (guter Zustand), jedoch nicht die losen Felsen. Somit problemlos (II). Weiter über Wegspuren auf der Schweizer Seite in den Sattel bei Pkt 2986 wobei ich bei einem Versuch diesen Sattel über die Italienische Seite her zu erreichen die lustige Steinformation gleich vor dem Sattel bestieg. Von der Bortellicke bis hier benötigten wir v.a. aufgrund unserer Versuche beim ersten Aufschwung die Gratkante wieder zu erreichen 2.5h (gem. Führer 2h). Nun trafen wir auf die Normalroute welche in deutlichen Wegspuren zum Gipfel führt. Ich konnte es kaum glauben wie einfach dieser Grat in aperem Zustand ist. Bei meinen zwei ersten Besuchen auf dem Bortelhorn war der Grat einmal mit Altschnee bedeckt (ging einigermassen gut) und einmal mit frischem Pulverschnee bedeckt (äusserst mühsam). Von der Lücke bis auf den Gipfel benötigten wir 35min. Bei meiner "Pulverschnee-Begehung" waren wir stets am Seil und benötigten 2.5h! Auch die Kletterstelle kurz vor dem Gipfel, vor dem Gedenkkreuz war gut machbar. Die einzige Stelle der Normalroute bei welcher man über Seilsicherung diskutieren könnte (Bohrhaken und Metallkreuz als Verankerung vorhanden). Wir waren dank der Speed-Begehung des Gipfelaufschwungs über eine Stunde "zu früh" auf dem Gipfel. Zeit genug für eine ausgiebige Gipfelrast bei Darvida und Farmer. Wir stärkten uns für den Abstieg über den NW-Grat welcher unsere Begehung der gesamten Bortelhorn-Silhouette komplettieren sollte.

Der NW-Grat ist eher eine steile, lose Schutthalde denn ein echter Grat. Wirklich keine empfehlenswerte Route bei der nur der Ausblick auf den Steinugletscher und das Hillehorn ein Grund liefert diese zu begehen. Auch der Absteig von ca 2800m gleich vor einem Gendarmen in die Mulde westlich des Bortelhorns ist heikel. Wir behändigten uns nochmals der Pickel um im losen, feinen Geröll etwas Halt zu finden. Es ist dort sogar eine weisse Reepschnur um einen Stein gewickelt um diesen Teil abzuseilen. Im neuen SAC-Führer Simplon/Binntal/Nufenen ist dieser Abstieg übrigens deutlich weiter oben auf dem Grat (m.E. falsch) eingezeichnet. Froh das Schneefeld (aka Bortelgletscher) erreicht zu haben machten wir uns zur Bortelhütte auf welche wir um 1430 erreichten.
Hier genossen wir nochmals die hervorragende Bewirtung von Mutter und Sohn Rubin. Die Übernachtung kostet übrigens nur 20.- (mit HP 58.-). Die Hütte wird vor allem von Tagestouristen besucht, abends hat man Ruhe. Wir waren 5 Gäste von Sonntag auf den 1. August und dies bei perfekten Wetterprognosen. Weltklasse! Nachdem wir uns von den bequemen Liegestühlen erheben konnten, machten wir uns auf dem schönen aber steilen Wanderweg in Richtung Berisalkurve auf (1:00 von der Hütte). Dank perfektem Timing konnten wir nach den obligaten Stretching-Übungen den Bus um 1607 besteigen.

Fazit: Ein wunderbarer Berg das Bortelhorn! Die Frage im Titel lässt sich mit "Nein" beantworten. Bei einem nächsten Besuch würde ich von der Bortellicke die Kante direkt besteigen, einige der Gendarmen auf dem nachfolgenden waagrechten Abschnitt zu besteigen versuchen und dann via SW-Grat auf UND absteigen. Hoffen wir, dass die Ideen das Bortelhorn zu einem Heliski-Berg zu erniedrigen Ideen bleiben.

Interessant: Das Bortelhorn kann auch im Rahmen einer T6-Wanderung ohne Schnee/Eiskontakt erreicht werden. Dazu folgt man der Route zur Bortellicke bis 2620m. Dort verlässt man den Weg und erreicht direkt in der Falllinie die Lücke ca 2890m. Dort über die Steilstufe (Fixseil, II) und auf den Normalweg. Über den SW-Grat auf den Gipfel. Es hat deutliche Wegspuren. Kurz vor dem Gipfel hat es eine kurze Kletterstelle (II).

Tourengänger: philippo3


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