Varianten in der Hörnli Westwand


Publiziert von Delta Pro , 20. Juni 2011 um 08:10.

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum:19 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Zürcher Oberland   CH-ZH 
Zeitbedarf: 1:30
Aufstieg: 470 m

Auf unbekannten Pfaden in der Hörnli Westwand – eine Züri Oberland Tour der Extraklasse
 
Geschlagene 10 Jahre ist es her, dass ich die klassische Hörnli-Alpinroute über den West-Sporn erstmal begangen hatte. Mit Hikr hat sich die Route deutlich verändert und erhält jetzt – so lässt das Wandbuch und die immer deutlichere Wegspur schliessen – schon recht häufig Besuch. In all den Jahren hatte ich es aber nie geschafft, alternative Routen in Hörnliwand auszukundschaften – und es gäbe mehr als genug Platz dazu. Der einzige, der z.B. die direkte Gipfelwand in Angriff genommen hat, ist Tösstal-Crack ossi. Höchste Zeit also, diese Lücke zu schliessen und neue Herausforderungen in der wilden Landschaft von Hörnli West zu suchen!
 
Die hier beschriebene Tour führt im unteren Wandteil durch einen weissen Fleck auf der Landkarte und deckt sich über dem Hörnligubelweg teilweise mit der Diagonale von ossi (wenn ich das richtig verstanden habe). Die Tour ist landschaftlich grandios – eben dieses Tössbergland-Entdecker-Feeling, das man vor einem Jahrzehnt dort noch haben konnte. Die Schwierigkeiten liegen so auch deutlich höher als auf der klassischen Route und konzentrieren sich hauptsächlich auf steiles Gras, da die Route vorwiegend dem offenen Gelände folgt. Die Durchsteigung der Gipfelwand ist auf dieser Route durchaus zu vertreten und gut machbar. Ich finde diesen Aufstieg dank den Tiefblicken lohnender als die klassische Route, die im obersten Teil meist schmierig ist. Die Steilheit des Geländes würde das Prädikat T6 rechtfertigen. Und mehr als einmal steht man so knapp, dass ich in einem alpinen T6 schon längst umgekehrt hätte. Aber eben: Die wahren Tössbergland T6er sind dem ossi vorbehalten.
 

Auf der normalen Route zum Westwand-Sporn. Diesem folgt man rund 30 Meter und quert dann rechts hinein ins Bächlein. Meine Route im unteren Wandteil folgt diesem Bachlauf, der sich rechts des Spornes (im Aufstiegssinn) befindet. Ein erster grosser Gubel wird auf einem Grassporn ohne Probleme links umgangen. Bald ist die zweite Felswand erreicht. Diese begeht man wenige Meter rechts des Wasserfalles auf einem steilen, auf den Fels geklebten Graspolster. Man erreicht es über ein ca. 5m langes Bio-Fixseil (vorsichtig belasten!). Am Ende bleibt ein senkrechtes, feuchtes Wändchen. Auch wenn man sich streckt, kann das rettende Bäumchen darüber nicht ergriffen werden. Deshalb sind zwei Tritte in der brüchigen Nagelfluh nötig. Weiter durch spannendes, steiles Gelände, von Graspolster zu Graspolster. Schliesslich wird es etwas flacher und man steigt auf einem Sporn zum Hörnligubelweg aus. Auf diesem zur Hauptroute.
 
Diesmal stieg ich direkt vom Weg durch steiles Gras zur Querung unter der Felswand auf – eine kurze, aber spannende Variante. Unmittelbar beim Gipfelbuch setzt meine Route durch die Gipfelwand an. Vom Buch her folgt man nicht dem Sporn, sondern geht einfach nach links auf dem Band weiter. Entlang der Felswand kann man durch verschiedene Runsen in die Wand hinein queren, bis man einen markanten, grasigen Sporn erreicht. Diesem Sporn entlang in abwechslungsreicher Kraxelei durch steiles Gras (bis 55°, oder mehr?) bergauf. Schliesslich quert man die Mulde linkerhand und steigt auf dem nächsten Sporn, weiterhin in sehr steilem Gras, weiter. ossis Gesuchte Wege würde geradeaus weiterführen. Am Schluss nochmals mit einer kurzen etwas exponierten Querung nach links zum Ausstieg.

Tourengänger: Delta


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Kommentare (4)


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xaendi hat gesagt:
Gesendet am 20. Juni 2011 um 09:14
Danke für den Bericht! Habe schon oft vom Westgrat in die steile Gipfelwand geschaut und mich gefragt, ob es da wohl Durchstiegsmöglichkeiten gebe.
Sieht steil und exponiert aus!

Grüsse, xaendi

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 20. Juni 2011 um 11:07
@delta,
willst du die wertung nicht noch mal überdenken und nach oben korrigieren? nicht dass noch irgend ein senior auf die idee kommt, dies sei ja nur ein steiles trottoir.

;-)

Delta Pro hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Juni 2011 um 14:16
Siehts denn auf den Fotos nach Trottoir aus? Würde den Senioren in dem Fall eine Brille empfehlen. Ausserdem habe ich schon von einigen Senioren gehört, die die Hörnli Westwand erfolgreich durchstiegen haben.
Mit den Schwierigkeitsbewertungen im Tössbergland ist halt immer so eine Sache. Da es einem wegen den vielen Bäumen weniger alpin und ausgesetzt vorkommt, ist ein Vergleich mit "richtigen" T5 und T6 irgendwie schwierig. Kollege ossi hat hier die Massstäbe gesetzt - und an ein ossi Züri Oberland T6 komme ich persönlich nie heran...

ossi hat gesagt: Götterdämmerung....
Gesendet am 16. August 2011 um 16:08
bei der Lektüre dieses Berichtes. Muss ich UNBEDINGT wiederholen, Meter um Meter geniessend: und wenn mich auf dem Gipfel der Tod ereilen sollte, so hätte er mich auf dem Höhepunkt meines Lebens zu sich genommen...


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