Hasenflüeli 2412 m - nichts für Angsthasen?


Publiziert von Ivo66 , 6. März 2011 um 19:54. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum: 6 März 2011
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:St. Anthönien-Rüthi Parkplatz Nr. 12 - Dörfji - Säss - Hasenflüeli - P. 2341 m - Gafia - Parkplatz Nr. 12
Kartennummer:S 1:50'000 Prättigau

Zugegeben, die vorhandenen Routenbeschreibungen in verschiedenen Tourenführern über das Hasenflüeli machten mir als veritablem Angsthasen schon etwas Sorge. Diese war jedoch unbegründet, da sich z. B. der "ausgesetzte Gipfelgrat" als eine über 1 m breite Autobahn entpuppte und auch die vorangegangene Rinne eher ein "Rinnlein" ist. Dennoch kam alpinistisches Feeling beim Erklettern dieser beeindruckenden Felsbastion auf; die Verhältnisse hätten auch kaum besser sein können und gerade die zuvor erwähnte Rinne könnte bei Vereisung schon recht unangenehm werden. Heute blieben die Harscheisen und Steigeisen gleichermassen im Rucksack und drückten uns bei der Abfahrt ganz ordentlich in den herrlichen Pulverschnee.

Seit unserer Novembertour auf das Jägglischhorn  zusammen mit Marmotta liessen uns die mehrgipfligen Felsklötze am Hasenflüeli keine Ruhe mehr und als wir vor 2 Tagen im Prättigau hervorragende Skitourenverhältnisse antrafen, beschlossen wir, die Tour gleich jetzt vorzunehmen und waren erfreut, dass Marmotta sich so kurzfristig ebenfalls für diese Unternehmung begeistern konnte. Um 07:25 Uhr trafen wir uns am Bahnhof in Landquart und düsten nach St. Anthönien hinauf, wo uns der 4x4 bis zum hintersten Parkplatz Nr 12 auf teils vereister Fahrbahn kutschierte.

Auch heute verteilten sich die vielen Tourengänger auf das ganze weitläufige Gebiet von St. Anthönien; die wohl beliebte Tour auf das Hasenflüeli war trotz besten Voraussetzungen und strahlendem Winterwetter keineswegs überlaufen. Schon kurz nach dem Start zog der deutsche ICE  uns beiden schweizerischen Dampflokomotiven auf und davon; Marmottas Aufstiegszeit entsprach somit etwa 50 % der unsrigen, und dies, obwohl auch wir uns noch im Zeitrahmen des SAC-Führers bewegten.

Gekrönt wurde die Tour zunächst von der prächtigen alpin anmutenden Gipfelbesteigung, die zwar kurz ist, aber dennoch eine gewisse Gewandtheit voraussetzt, insbesondere wenn man - so wie Lena und ich sich noch nie zuvor mit Skischuhen in steilem Hartschnee und Fels fortbewegten; ein ungewohntes Gefühl. Herrlich war auch die Abfahrt, die wir von P. 2341 m die teilweise steilen Nordosthänge (WS+) bewältigten. Wir haben somit das Hasenflüeli nicht nur bestiegen, sondern gleich auch in seiner gesamten Grösse umrundet.

Herzlichen Dank an Marmotta. Wie immer hat es mit Dir einfach Riesenspass gemacht. Auf ein nächstes Mal!

Routenbeschrieb (aufgrund der Logik des Aufstiegs entsprechend kurz gehalten)

St. Anthönien Parkplatz Nr. 12 - Hasenflüeli Skidepot (WS)

Vom Parkplatz zunächst dem Strässchen entlang weiter in Richtung Südosten folgen und dann auf einem schmaleren Weg nach rechts über eine Brücke abzweigen. Noch vor dem markanten Felsblock im Talboden (Schlangenstein) steigt man nach rechts die recht steilen Hänge unterhalb der Alp Säss auf. Diese Alphütte passiert man beim Aufstieg zum Hasenflüeli nicht, man hält sich bereits zuvor östlich davon. Man steigt stets in unkritischer Hangneigung im hügeligen, aber sehr übersichtlichen Gelände weiter auf und erreicht die Grathöhe zwischen zwei grossen Steinmänner, welche ebenfalls gut zur Orientierung dienen.

Von der Grathöhe steigt man schliesslich recht nahe der Felswände des Hasenflüelis weiter sanft an und erreicht das Skidepot. Vorsicht beim Umgang mit Rucksack und Skis, Helmen etc.; das Gelände ist hier recht exponiert.

Schlussaufstieg zum Hasenflüeli (T4)

Es sind zwei Aufstiegs- bzw. Abstiegsvarianten möglich; wir benutzten eine Rinne für den Aufstieg. Diese ist von unten gut erkennbar und führt weiter oben zwischen Felswänden hindurch. Es ist zur Zeit ordentlich guter Trittschnee mit entsprechenden Spuren vorhanden. Ganz zuoberst weicht man aufgrund einer Vereisung am besten nach rechts aus und erreicht die Grathöhe. Über den recht breiten schneebedeckten Grat erreicht man ohne Probleme den Gipfel (Vorsicht bei der Verwächtung auf der Gipfelebene).

Für den Abstieg benutzten wir die Variante weiter südöstlich, wo wir durch angenehm zu begehende Felsstufen hinunterstiegen. Das Gelände war bereits teilweise aper.

Skidepot - P. 2341 m (WS)

Vom Skidepot stiegen wir weiter in südöstlicher Richtung der Felswand des Hasenflüelis entlang in exponiertem Gelände aber auf recht guter Spur ohne Höhengewinn - bzw. verlust. Es empfiehlt sich, für dieses Teilstück die Felle noch nicht abzumontieren. Ein kurzer Fussabstieg führt nach den Felswänden hinunter zu einem breiten Sattel und P. 2341 m.

Abfahrt von P. 2341 m (WS+)

Je nach Können wählt man steilere oder weniger steilere Varianten (Tourenkarte beachten!). Man kommt aber nicht umhin, wenistens kurzzeitig Hänge mit einer Neigung von über 30° zu queren oder abzufahren. Die Schlussabfahrt im Talboden zu Parkplatz Nr. 12 stellt dann kein skifahrerisches Highlight mehr dar.

Verhältnisse heute (6.3.2011):

Ausschliesslich Pulverschnee, z. T. aber eher schwerer Pulver. Schon sehr viele Abfahrtsspuren vorhanden und kaum mehr Platz für neue Spuren. Lawinengefahrenstufe 2 (mässig), weshalb diese Abfahrtsvariante mit gutem Gewissen verantwortbar ist. Bei Gefahrenstufe 3 ist von dieser Abfahrt unbedingt Abstand zu nehmen.

Tourengänger: Ivo66, marmotta, Lena


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Felix hat gesagt: tolle Tour, tolle Bilder ...
Gesendet am 7. März 2011 um 14:44
und ebensolcher Bericht; was will man noch viel mehr - das ist doch Genuss pur?!

Schön gemacht - schön gehabt

lg Felix

Ivo66 hat gesagt: RE:tolle Tour, tolle Bilder ...
Gesendet am 8. März 2011 um 19:45
Vielen Dank Felix. Da weiss man, wofür man die ganze Woche gearbeitet hat... Wirklich: Was will man mehr?

Herzliche Grüsse, Ivo


Kommentar hinzufügen»