Jägglischhorn 2290 m - fast ein Wintermärchen


Publiziert von Ivo66 , 20. November 2010 um 19:30.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:20 November 2010
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 870 m
Abstieg: 870 m
Strecke:St. Anthönien - Inner Ascharina - Mittel Ascharina - P. 1572 - P. 1804 - Usmälchi - Höhgretji - P. 2253 - Jägglischhorn - Fürggli - Usmälchi - St. Anthönien

Die Wetterprognosen für den heutigen Samstag änderten praktisch stündlich - dem launischen Föhn konnte nicht entnommen werden, für welche Verhältnisse er heute sorgen würde. Bei dieser Wetterlage ist die Bündner Herrschaft und das Prättigau in der Regel keine schlechte Wahl, so dass wir uns am frühen Morgen nach St. Anthönien begaben. Das Dorf wirkte fast wie ausgestorben - es ist Zwischensaison und wenig deutete bei der Anfahrt auf die hervorragenden Schneeverhältnisse hin, die wir in der Folge antrafen.

Auch der Föhn zeigte sich von seiner angenehmen Seite: Er blies nur schwach und sorgte dennoch bald für fast klare Verhältnisse am Himmel; rasch wich das unfreundliche Grau am frühen Morgen einem hellblauen Himmel mit immer wechselnden Wolkenstrukturen. Während gut 2 - 3 Stunden durften wir auch etwas Sonne geniessen.

Schwierig gestaltete sich zu Beginn die Suche nach der zentralen Parkuhr, bis mich schliesslich ein freundlicher Einheimischer darauf hinwies, dass dieselbe kürzlich von einem unaufmerksamen Lastwagen niedergemäht wurde und das Parkieren in St. Anthönien bis auf weiteres kostenlos sei.

Für eine Skitour wäre das Jägglischhorn heute kaum machbar gewesen, zu wenig sind die zahlreichen Alpenrosenstauden eingeschneit; es braucht nochmals gut einen halben Meter der weissen Pracht, bis dort die Schneeschuhe gegen Tourenskis ausgetauscht werden können. Dafür war es mit Schneeschuhen heute ein Genuss, wenn sich auch der Aufstieg durch den ultraleichten Pulverschnee sehr anstrengend erwies. Mit Marmotta hatten wir heute aber einen Vorspurer mit übermenschlichen Ausdauerqualitäten dabei, der uns wie ein Schneepflug einen Weg durch die Alpenrosenstauden bahnte. Nochmals herzlichen Dank!

Routenbeschreibung:

St. Anthönien - Usmälchi (WT2)

Vom grossen Parkplatz im Dorf wanderten wir auf der asphaltierten Strasse über den Bach in südlicher Richtung und benützten die erste Abzweigung - immer noch geteert - nach links Richtung P. 1572 hinauf. Noch vor dem Strassenschild (Allgemeines Fahrverbot) und dem Hinweis auf das Wildschutzgebiet zweigt ein Fahrsträsschen, welches unter der Schneedecke noch gut zu erkennen war, nach links in einigen Kehren den Hang hinauf und führt in den Wald hinein. Bald nach Austritt aus dem Wald erreicht man den Alpbach, dem man im etwas steileren Gelände entlang folgt (Sommerweg relativ gut erkennbar). Nach einer kurzen Querung erreicht man eine Brücke (P. 1804) die man überquert und dem Bach auf der anderen Seite weiter folgt - hier wieder auf einem Alpsträsschen und das Holzbänkchen bei der "Usmälchi" erreicht.

Usmälchi - Höhgretji - P. 2253 - Jägglischhorn (WT2, mit Stellen WT3 auf dem Grat)

Nun geht es weglos den anfänglich sanften Nordosthang hinauf. Auf einer Höhe von ca. 2100 m erreichten wir den Nordgrat, wo nach Höhgretji eine kurze felsige, aber gut eingeschneite Passage zu bewältigen ist. Der Grat ist stellenweise recht schmal und sowohl links, aber vor allem rechts geht es doch sehr steil die Hänge hinunter.

Kurz vor dem Vorgipfel (P. 2253) wird der Aufstieg über den hier allerdings sehr breiten Grat unangenehm steil (ca. 35°) - dies jedoch nur in einem kurzen Abschnitt. Das letzte Gratstück zum Gipfel ist dann wieder flacher, wobei der Grat immer noch recht schmal ist. Das Gelände ist aber dort weniger abschüssig als zuvor.

Abstieg via Fürggli (WT2)

Vom Gipfel des Jägglischhorn folgten wir dem Grat weiter, diesmal abwärts zum Fürggli (Wanderwegweiser, Passübergang). Vom Fürggli erreicht man in mässig steilem Gelände in einigen Kehren einfach das flache Alpgelände bei der "Usmälchi". In der Routenwahl ist man im unteren Teil ziemlich frei, im obersten Teil gibt das Gelände die Route eindeutig vor.

Schneeverhältnisse heute (20. November 2010)

Zum Schneeschuhlaufen hervorragende Schneeverhältnisse. Ab einer Höhe von ca. 1600 m waren die Schneeschuhe nützlich - die Schneehöhe nimmt im Aufstieg stetig zu. Ab einer Höhe von 2000 m liegt zwischen 30 und 50 cm herrlichster Pulverschnee. Für eine Skitour sind die Alpenrosenstauden wie eingangs erwähnt für meine Begriffe noch zu hinderlich; bei guten Verhältnisse wäre diese Tour auch mit Skiern vor allem aufgrund der schönen Nordosthänge am Jägglischhorn sehr attraktiv, wenn auch eher kurz. Die Lawinensituation ist aber kritisch zu beurteilen, da der Hang mitunter doch recht steil ist.

Wildschutzgebiet

Im Waldgebiet südlich des Alpbachs bei der Brücke P. 1572 gilt vom 1. Dezember bis 30. April ein absolutes Begehungsverbot. Bei der von uns gewählten Aufstiegsroute wird dieses Gebiet nicht betreten.

Tourengänger: Ivo66, marmotta, Lena


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Kommentare (3)


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marmotta hat gesagt:
Gesendet am 20. November 2010 um 21:00
> Mit Marmotta hatten wir heute aber einen Vorspurer mit übermenschlichen Ausdauerqualitäten dabei

Na na, bloss nicht übertreiben! ;-)

Ivo66 hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. November 2010 um 21:37
...was heisst hier übertreiben? Heute wärst Du bis zum Mond aufgestiegen, wenn es hätte sein müssen ;-)

War ein toller Tag heute!

Gruss Ivo

Henrik hat gesagt: ...letzten Winter legte sich ein
Gesendet am 20. November 2010 um 22:35
im Mittelland lebender hikr. ähnliche Qualitäten zu....

>einen Vorspurer mit übermenschlichen Ausdauerqualitäten

Was für eine Saison wird das geben?


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