Will man sich auf die "grossen" Bergläufe in den Alpen vorbereiten, so ist es sicher kein Fehler, sich im Training mal den dort geforderten Aufstiegshöhenmetern anzunähern. Da aber in meiner Heimatregion ein ununterbrochener Aufstieg über 1500 Höhenmeter und mehr (und das möglichst noch auf mässig steigenden Forst- bzw. Alpstrassen) weit und breit nirgends praxisnah simuliert werden kann, bleibt nur der Weg ins gelobte Land, sprich nach Graubünden, um dort schon mal für nächstes Jahr eine Trainingsroute auszuchecken, die mir für diesen Zweck geeignet schien. Schnell war aus meiner Laufgruppe noch ein Mitstreiter gefunden - und wir wurden in der Tat nicht enttäuscht...
Da am Vormittag noch andere Pflichten riefen, starteten wir erst am Nachmittag vom Bahnhof Maienfeld (504 m) im schönen "Heidiland", um zunächst auf asphaltierten Strassen nach Jenins (635 m) zu joggen - sozusagen das "Warm-up", denn ab hier galt es ernst. Ohne Erholungspausen in Form von Flachstücken steigt die am nördlichen Ortsrand beginnende Alpstrasse unerbittlich über etliche Kilometer bis hinauf zum "Kamm" auf 2030 m. Wer da alles durchlaufen kann, zählt sicher nicht zu den Untrainierten. Unsereins muss da schon die ein oder andere Gehpause einlegen, um den Puls kurzzeitig wieder aus den schwindelerregenden Höhen herunterzuholen. Nach 1 h 40 ist es aber dann doch geschafft - und wir sind es auch. Von der "Passhöhe" auf dem Kamm kurzer Abstecher zum höchsten Punkt (2123 m) des "Kamms" - hier konnte ich dann auch gleich mal testen, wie geländegängig ich auch noch mit leichten Laufschuhen bin - und siehe da: Unsere "Trailrunner-Fraktion" hat recht: solange es über gut gestuftes Gras geht und nicht zu viele Felsen im Weg liegen, geht´s auch mit diesen Lightweight-Schühchen ganz gut. Leicht und beschwingt erreichten wir nach steilem Aufstieg (teilweise Pfadspuren) den Gipfelgrat und nach wenigen Schritten den höchsten Punkt. Dieser Abschnitt ist aufgrund der Steilheit und dem leicht exponierten Gipfelgrat sogar mit T3 zu bewerten, der Rest der Tour ist natürlich max. T2.
Da wir uns nicht trauten, unsere Trinkflaschen an einer der vielen Viehtränken aufzufüllen (einer der Älpler empfahl, wegen den möglichen Fäkalbakterien hinterher einen Schnaps zu trinken - toll!), ging´s nach Abstieg vom Kamm halt ohne Tranksame die Alpstrasse hinunter über die Alpen Bad, Fläscheralp und Stürfis. Dort endet die Alpstrasse und es muss ein längerer Abschnitt auf steinigen, matschigen und somit rutschigen Wanderwegen zurückgelegt werden, bis die Fahrstrasse erreicht ist, die von der Alp Cani hinunter nach Seewis führt. Hier hätte ich mir dann doch kurzzeitig meine (schweren) festen Bergschuhe (über die sich andere bekanntlich kaputtlachen...) gewünscht. Denn so sehr ich auch aufpasste und wie ein Ha(a)s über Stock und Stein sprang, passierte "es" dann doch noch wenige Meter vor Erreichen der finalen Fahrstrasse: In einer Sumpfwiese, über die ein Trampelpfad führte, versank ich mit dem rechten Fuss bis zum Knöchel in einem Schlammloch - und schon war´s vorbei mit den trockenen Socken (und den bis dahin halbwegs sauberen Laufschuhen). Der Socken war fortan mit Dreckwasser getränkt und der Schuh gab bei jedem Schritt ein lustiges, schmatzendes Geräusch von sich...
Der Rest ist schnell erzählt. Im Laufschritt erreichten wir nach gesamt 3 h 30 min das Dörfchen Seewis, wo wir die Zeit bis zur Abfahrt des Postautos noch im Kurhaus bei einer Gerstensuppe und trübem Saft überbrückten.
Tour mit Stephan
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