Gonzen (Follaplatten, Leiterli)
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Halleluja, gelobet sei der Herr! Wer von euch noch nicht an Gott, glaubt: Jetzt ist eine gute Gelegenheit, damit anzufangen. Dass ich jetzt diesen Bericht schreibe und nicht im Krankenhaus oder am Fusse des Gonzens liege, könnt ihr getrost als Zeichen dafür nehmen, dass der allmächtige Gottes existiert, der uns alle sowie die Berge inklusive Gonzen erschaffen hat und in dessen Händen wir alle sind.
Aber gut der Reihe nach. Freitag und Samstag habe ich aus dem Fenster den Regen beobachtet. Hatte verschiedene Touren im Hinterkopf, die grösstenteils trockenes Wetter erfordern. Dann, am Sonntag war es soweit. Nachdem ich aus der Kirche zurück war, schöner Sonnenschein. Noch was gegessen, dann los. Auf dem Weg habe ich noch überlegt, was angesichts des fortgeschrittenen Tags und der gezuckerten Gipfel wohl ohne grössere Probleme machbar wäre. Meine Wahl fiel schliesslich auf den Gonzen. Gipfel deutlich unter der Schneegrenze und nur geschätzte 1'200 Höhenmeter von Sargans. Ich hatte auf hikr schon viele wenn nicht alle Berichte über Follaplatten und Gletschergrube gelesen und wollte da nun auch mal hin.
In Sargans nach etwas Suchen einen sonntags kostenfreien Parkplatz unterhalb des Schlosses gefunden. Start um 12:50 auf ca 500m. Über eine Treppe zum Schloss, von dort auf markiertem Wanderweg Richtung Gonzen Leiterliweg. Nach längerem Zickzack durch den Wald kam ich schliesslich zu den beiden bei hikr dokumentierten Schildern (gelbes Schild "Zur Leiter" und weisses Schild "Am__iches _erbot"). Dort links ab vom Wanderweg. Nach einigen Metern erreiche ich die Follaplatten. Ich bin dann auf dem kleinen Weg am Rand der Follaplatten nordwärts hoch. Dachte noch, na, das ist ja langweilig auf dem Weg, wo ist denn da die Action? Irgendwann war der Weg zu Ende und nach links führten Stufen in die Follaplatten. Die Stufen fand ich nun auch nicht gerade übermässig elektrisierend. Aber das sollte sich schon bald ändern. Irgendwann quetschten sich die Stufen unter einem Felsvorsprung durch und endeten. Dahinter wurde es ungemütlich, noch etwas Nässe vom Vortag übrig, Kletterei mit nicht gerade ausgepägten Griffen und beim Ausrutschen geht es schon zünftig weit nach unten. Zweimal versucht, dann über die Stufen zurück. Zurück auf dem Weg am Rand der Follaplatten. Aufgrund einer noch nicht ganz auskurierten Erkältung hatte ich da auch ein ziemliches physisches Tief. Hab mich auf einen Stein in die Sonne gehockt und hab schon überlegt, was ich mit dem Tag zu Hause noch alles machen könnte.
Just von dem Stein aus führte ein Weg in die Follaplatten. Da dachte ich mir, na gehst mal soweit Du mit deiner Erkältung kommst und erkundest schon mal für den zweiten Versuch Follaplatten, obs da eine bessere Route gibt. Bin ich also noch "mal eben kurz" losgegangen. Ging dann wesentlich besser als gedacht und insbesondere besser als der Aufstieg bei den Stufen. Bin dann über eine kurze Kletterstelle zu dem wie ich meine bei hikr beschriebenen Biwakplatz gekommen. Von da aus ums Eck und dann hoch auf einen Turm zu. Da ich auf einem recht ausgetretenen Weg unterwegs war, dachte ich, hier bin ich bestimmt richtig.
Bin dann unterhalb des Turms zu einem Block gekommen, unter den der Weg verläuft. Man kann dann rechts (blaues Seil) oder links nach oben steigen. Bin links hoch und dann weiter hoch über Geröll auf einen Grat. Ich dachte, dass vielleicht die Gletschergrube weiter rechts wäre, wo der Aufstieg mit dem blauen Seil ist. Bin hoch auf den Turm. Am Turm habe ich einen Stein losgetreten und als der runterfiel, haben einige Vögel anfangen zu rufen. Das klang so, als wären sie in einer Höhle. Bin ich auf der anderen Seite des Turms runter, da war auch der Anstieg, den man über das blaue Seil erreicht. Aus der Richtung kam auch das Vogelrufen. Einen Eingang zur Gletschergrube konnte ich leider nicht sehen. Ich war im Begriff wieder etwas abzusteigen, da auf der anderen Seite des Grats der Follawald war und ich dachte, dass da sicher keine Gletschergrube ist. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit und meiner begrenzten Kräfte habe ich mich dagegen entschieden und mich schweren Herzens ohne Gletschergrube an den weiteren Aufstieg gemacht. Vom Turm oben hatte ich die Lage so eingeschätzt, entweder runter in den Follawald oder nordwärts nach oben. Nordwärts nach oben konnte ich zunächst Gras und einige Legföhren sehen, weiter oben sah ich nur Fels, aber ich dachte, dass es quer wohl einen Weg gibt, den man von unten nur erahnen kann.
Über Geröll, Fels und Gras hoch. Es wurde steiler. Legföhren sind meine Freunde, ohne die wäre ich an einigen Stellen schwer bzw nicht weitergekommen. Schliesslich kam ich an einen Aussichtspunkt mit Gras. Dort stand eine rostige Tonne. Na, dachte ich mir, bin ich auf der einen Seite nicht auf der Spur einer ganz neuen Route hoch, auf der anderen Seite ists vielleicht gut machbar von hier auf den Gonzen, wenn hier ab und zu Leute sind.
Bin dann weiter und jetzt fings an. Es war nun Felskletterei, die den 1. Grad überstieg. Es waren einige Klemm- und Bohrhaken angebracht. Ist ja schön, dass da nun offensichtlich schon mal welche gegangen waren, aber ohne Seil, Kletterschuhe und Kletterfähigkeiten, war das nicht gerade traumhaft. Bin ein paar Meter hoch, es wurde steiler und es gab stets weniger Griffe. Hab innegehalten und überlegt, wie wohl der Abstieg durch die Legföhren sein würde, über die ich gerade so eben hochgekommen war. Und die Kletterstelle in den Follaplatten würde wohl auch im Abstieg schwieriger als im Aufstieg sein. Ausserdem war es spät und die Aussicht auf einen Abstieg im Dunkeln auf der Route, wo ich hergekommen war, war auch nicht gerade berauschend. Ich dachte mir, dass ich einmal auf dem Gipfel in Sicherheit wäre, da es ja von dort den Wanderweg runter über die Leitern gibt. Hab dann ein paar Mal versucht längs der Kletterroute weiter hochzukommen, bin aber an einer Stelle nicht weitergekommen. Nach viermal probieren mit insgesamt starker Beanspruchung der Unterschenkelmuskulatur bin ich etwas zurück und habe meine Bergschuhe ausgezogen und dachte, dass ich dann besser mit den Füssen in die engen Spalten kommen. Das ging auch besser, über die Stelle gekommen bin ich aber nicht. War gerade dabei zurückzuqueren auf den Weg, auf dem ich gekommen war, als ich dachte, hey mensch, hier müsste es doch gehen. Ohne die Bergschuhe bin ich da auch recht gut hochgekommen. Die Ueli Stecks unter euch werden wohl jetzt denken "Ja, die Route kenn ich, ist ja kein Ding". Und wenn ich dies jetzt vom sicheren Wohnzimmerstuhl aus schreibe, dann kommt es mir auch gar nicht so wild vor. Bei dem Gedanken, dass ich mit meinen Kletterfähigkeiten da irgendwo in der Wand ohne Sicherung hochgekraxelt bin, wird mir aber schon a weng anders. Ich hab mir in der Wand immer gesagt, nicht umdrehen, nicht herunter sehen. Ausserdem war das Gefühl sehr unangenehm, dass ich irgendwo hochgeklettert bin mit dem Wissen, dass ich auf der Route wahrscheinlich nicht wieder herunter komme, und nicht sicher war, ob weiter oben dann nicht mal eine Stelle kommt, an der ich endgültig nicht mehr weiterkomme. Ich weiss nicht, ob das Gefühl jemand von euch kennt. Ich fand es sehr unbehaglich. Ich hab da echt schon überlegt, wen ich anrufen könnte und wie ich erklären könnte, wo ich bin. Ausserdem habe ich in der Wand gebetet und mir vorgenommen, danach einen Bericht zu schreiben, in dem mal drinsteht, warum ich bisher meine Touren unverletzt überstanden habe.
Es ging dann mit leichterer Kletterei weiter nach oben und irgendwann kam eine Wand, unterhalb derer man nach links (Richtung Westen) auf grasigem Fels gehen konnte. Es ging nach einer Zeit leicht nach unten und irgendwann konnte man rechterhand hoch auf einen Grat. Auf der anderen Seite des Grats durch Legföhren und über Gras auf den Gonzen. Ich bin vor dem Kreuz niedergefallen. Einige Male auf dem Weg habe ich nicht gedacht, dass ich an dem Tag noch vor ihm stehen würde. Das Kreuz hat da für mich auch mehr die Bedeutung gehabt "Symbol für den Tod Christi am Kreuz" als "Gipfel mit Aussicht erreicht".
Abstieg über Wanderweg und Leitern. Den matschigen Weg im Halbdunkel vom Berghaus Gonzen zu den Leitern fand ich schwieriger als die Leitern selber. Zurück in Sargans auf 500m um 23:05.
Einigen von euch werden bestimmt gleich ein paar Ratschläge einfallen: Bessere Routenplanung, andere Ausrüstung, früher Aufbrechen, früher Umkehren. Ich wäre dafür, dass wir uns erstmal zusammen freuen, dass ich gesund und munter bin :-)
Ich habe nach der Tour nochmal alle Berichte auf hikr zum Thema Follaplatten und Gletschergrube durchgelesen. Ich bin weiterhin der Meinung, dass der Weg dort sehr gut dokumentiert ist und dass es wenig Möglichkeiten gibt, eine bessere Routenbeschreibung zu bekommen. So 100% weiss ich aber immer noch nicht, wo die Gletschergrube ist. Und mich würd auch mal interessieren, wo ihr hinter dem Grat weitergegangen seid. Wahrscheinlich hinab, am Rand es Follawalds entlang und dann irgendwo rechts ab auf ein Band Richtung Gipfel Gonzen. Kann mir kaum vorstellen, dass ihr alle die Route gegangen seid, auf der ich unterwegs war. 360, Fenek, Delta und Alpin_rise haben der Tour ein T5 gegeben. Auf T5 Routen bekomme ich normalerweise keinen Herzklabuster vor Aufregung. Kann sein, dass ich bzgl Route echt ein Brett vor dem Kopf hatte. Wäre froh, wenn mir da nochmal jemand den entscheidenden Wink geben könnte.
Also halleluja. Ich denke auch, dass viele von euch in den Bergen vielleicht auch mal gedacht, das kann doch gar nicht alles per Zufall so entstanden sein. Die Schönheit der Natur da ist ja schon gebührend auf hikr in Bildern festgehalten. Und ich denke der eine oder die andere wird auch mal so eine Situation erlebt haben, wo er dachte, hey, das hätte jetzt auch anders ausgehen können.
PS Auf megusta.ch sind die beiden kritischen Routen meiner Gonzentour beschrieben. Die, auf der ich zu Anfang des Berichts umgekehrt bin, heisst "Dr Füürsetzer". Da bin ich zu Beginn der 1. SL umgedreht, bevor sie die Schwierigkeit VII erreicht. Die zweite heisst Südgrat. Die Stelle, wo mir fast das Herz stehen geblieben ist, ist die 2. SL (5c). Ich war zuerst in der Originalroute unterwegs und bin dann am Fels entlang zur neuen Route nebendran gequert. Danke Ossi!
Aber gut der Reihe nach. Freitag und Samstag habe ich aus dem Fenster den Regen beobachtet. Hatte verschiedene Touren im Hinterkopf, die grösstenteils trockenes Wetter erfordern. Dann, am Sonntag war es soweit. Nachdem ich aus der Kirche zurück war, schöner Sonnenschein. Noch was gegessen, dann los. Auf dem Weg habe ich noch überlegt, was angesichts des fortgeschrittenen Tags und der gezuckerten Gipfel wohl ohne grössere Probleme machbar wäre. Meine Wahl fiel schliesslich auf den Gonzen. Gipfel deutlich unter der Schneegrenze und nur geschätzte 1'200 Höhenmeter von Sargans. Ich hatte auf hikr schon viele wenn nicht alle Berichte über Follaplatten und Gletschergrube gelesen und wollte da nun auch mal hin.
In Sargans nach etwas Suchen einen sonntags kostenfreien Parkplatz unterhalb des Schlosses gefunden. Start um 12:50 auf ca 500m. Über eine Treppe zum Schloss, von dort auf markiertem Wanderweg Richtung Gonzen Leiterliweg. Nach längerem Zickzack durch den Wald kam ich schliesslich zu den beiden bei hikr dokumentierten Schildern (gelbes Schild "Zur Leiter" und weisses Schild "Am__iches _erbot"). Dort links ab vom Wanderweg. Nach einigen Metern erreiche ich die Follaplatten. Ich bin dann auf dem kleinen Weg am Rand der Follaplatten nordwärts hoch. Dachte noch, na, das ist ja langweilig auf dem Weg, wo ist denn da die Action? Irgendwann war der Weg zu Ende und nach links führten Stufen in die Follaplatten. Die Stufen fand ich nun auch nicht gerade übermässig elektrisierend. Aber das sollte sich schon bald ändern. Irgendwann quetschten sich die Stufen unter einem Felsvorsprung durch und endeten. Dahinter wurde es ungemütlich, noch etwas Nässe vom Vortag übrig, Kletterei mit nicht gerade ausgepägten Griffen und beim Ausrutschen geht es schon zünftig weit nach unten. Zweimal versucht, dann über die Stufen zurück. Zurück auf dem Weg am Rand der Follaplatten. Aufgrund einer noch nicht ganz auskurierten Erkältung hatte ich da auch ein ziemliches physisches Tief. Hab mich auf einen Stein in die Sonne gehockt und hab schon überlegt, was ich mit dem Tag zu Hause noch alles machen könnte.
Just von dem Stein aus führte ein Weg in die Follaplatten. Da dachte ich mir, na gehst mal soweit Du mit deiner Erkältung kommst und erkundest schon mal für den zweiten Versuch Follaplatten, obs da eine bessere Route gibt. Bin ich also noch "mal eben kurz" losgegangen. Ging dann wesentlich besser als gedacht und insbesondere besser als der Aufstieg bei den Stufen. Bin dann über eine kurze Kletterstelle zu dem wie ich meine bei hikr beschriebenen Biwakplatz gekommen. Von da aus ums Eck und dann hoch auf einen Turm zu. Da ich auf einem recht ausgetretenen Weg unterwegs war, dachte ich, hier bin ich bestimmt richtig.
Bin dann unterhalb des Turms zu einem Block gekommen, unter den der Weg verläuft. Man kann dann rechts (blaues Seil) oder links nach oben steigen. Bin links hoch und dann weiter hoch über Geröll auf einen Grat. Ich dachte, dass vielleicht die Gletschergrube weiter rechts wäre, wo der Aufstieg mit dem blauen Seil ist. Bin hoch auf den Turm. Am Turm habe ich einen Stein losgetreten und als der runterfiel, haben einige Vögel anfangen zu rufen. Das klang so, als wären sie in einer Höhle. Bin ich auf der anderen Seite des Turms runter, da war auch der Anstieg, den man über das blaue Seil erreicht. Aus der Richtung kam auch das Vogelrufen. Einen Eingang zur Gletschergrube konnte ich leider nicht sehen. Ich war im Begriff wieder etwas abzusteigen, da auf der anderen Seite des Grats der Follawald war und ich dachte, dass da sicher keine Gletschergrube ist. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit und meiner begrenzten Kräfte habe ich mich dagegen entschieden und mich schweren Herzens ohne Gletschergrube an den weiteren Aufstieg gemacht. Vom Turm oben hatte ich die Lage so eingeschätzt, entweder runter in den Follawald oder nordwärts nach oben. Nordwärts nach oben konnte ich zunächst Gras und einige Legföhren sehen, weiter oben sah ich nur Fels, aber ich dachte, dass es quer wohl einen Weg gibt, den man von unten nur erahnen kann.
Über Geröll, Fels und Gras hoch. Es wurde steiler. Legföhren sind meine Freunde, ohne die wäre ich an einigen Stellen schwer bzw nicht weitergekommen. Schliesslich kam ich an einen Aussichtspunkt mit Gras. Dort stand eine rostige Tonne. Na, dachte ich mir, bin ich auf der einen Seite nicht auf der Spur einer ganz neuen Route hoch, auf der anderen Seite ists vielleicht gut machbar von hier auf den Gonzen, wenn hier ab und zu Leute sind.
Bin dann weiter und jetzt fings an. Es war nun Felskletterei, die den 1. Grad überstieg. Es waren einige Klemm- und Bohrhaken angebracht. Ist ja schön, dass da nun offensichtlich schon mal welche gegangen waren, aber ohne Seil, Kletterschuhe und Kletterfähigkeiten, war das nicht gerade traumhaft. Bin ein paar Meter hoch, es wurde steiler und es gab stets weniger Griffe. Hab innegehalten und überlegt, wie wohl der Abstieg durch die Legföhren sein würde, über die ich gerade so eben hochgekommen war. Und die Kletterstelle in den Follaplatten würde wohl auch im Abstieg schwieriger als im Aufstieg sein. Ausserdem war es spät und die Aussicht auf einen Abstieg im Dunkeln auf der Route, wo ich hergekommen war, war auch nicht gerade berauschend. Ich dachte mir, dass ich einmal auf dem Gipfel in Sicherheit wäre, da es ja von dort den Wanderweg runter über die Leitern gibt. Hab dann ein paar Mal versucht längs der Kletterroute weiter hochzukommen, bin aber an einer Stelle nicht weitergekommen. Nach viermal probieren mit insgesamt starker Beanspruchung der Unterschenkelmuskulatur bin ich etwas zurück und habe meine Bergschuhe ausgezogen und dachte, dass ich dann besser mit den Füssen in die engen Spalten kommen. Das ging auch besser, über die Stelle gekommen bin ich aber nicht. War gerade dabei zurückzuqueren auf den Weg, auf dem ich gekommen war, als ich dachte, hey mensch, hier müsste es doch gehen. Ohne die Bergschuhe bin ich da auch recht gut hochgekommen. Die Ueli Stecks unter euch werden wohl jetzt denken "Ja, die Route kenn ich, ist ja kein Ding". Und wenn ich dies jetzt vom sicheren Wohnzimmerstuhl aus schreibe, dann kommt es mir auch gar nicht so wild vor. Bei dem Gedanken, dass ich mit meinen Kletterfähigkeiten da irgendwo in der Wand ohne Sicherung hochgekraxelt bin, wird mir aber schon a weng anders. Ich hab mir in der Wand immer gesagt, nicht umdrehen, nicht herunter sehen. Ausserdem war das Gefühl sehr unangenehm, dass ich irgendwo hochgeklettert bin mit dem Wissen, dass ich auf der Route wahrscheinlich nicht wieder herunter komme, und nicht sicher war, ob weiter oben dann nicht mal eine Stelle kommt, an der ich endgültig nicht mehr weiterkomme. Ich weiss nicht, ob das Gefühl jemand von euch kennt. Ich fand es sehr unbehaglich. Ich hab da echt schon überlegt, wen ich anrufen könnte und wie ich erklären könnte, wo ich bin. Ausserdem habe ich in der Wand gebetet und mir vorgenommen, danach einen Bericht zu schreiben, in dem mal drinsteht, warum ich bisher meine Touren unverletzt überstanden habe.
Es ging dann mit leichterer Kletterei weiter nach oben und irgendwann kam eine Wand, unterhalb derer man nach links (Richtung Westen) auf grasigem Fels gehen konnte. Es ging nach einer Zeit leicht nach unten und irgendwann konnte man rechterhand hoch auf einen Grat. Auf der anderen Seite des Grats durch Legföhren und über Gras auf den Gonzen. Ich bin vor dem Kreuz niedergefallen. Einige Male auf dem Weg habe ich nicht gedacht, dass ich an dem Tag noch vor ihm stehen würde. Das Kreuz hat da für mich auch mehr die Bedeutung gehabt "Symbol für den Tod Christi am Kreuz" als "Gipfel mit Aussicht erreicht".
Abstieg über Wanderweg und Leitern. Den matschigen Weg im Halbdunkel vom Berghaus Gonzen zu den Leitern fand ich schwieriger als die Leitern selber. Zurück in Sargans auf 500m um 23:05.
Einigen von euch werden bestimmt gleich ein paar Ratschläge einfallen: Bessere Routenplanung, andere Ausrüstung, früher Aufbrechen, früher Umkehren. Ich wäre dafür, dass wir uns erstmal zusammen freuen, dass ich gesund und munter bin :-)
Ich habe nach der Tour nochmal alle Berichte auf hikr zum Thema Follaplatten und Gletschergrube durchgelesen. Ich bin weiterhin der Meinung, dass der Weg dort sehr gut dokumentiert ist und dass es wenig Möglichkeiten gibt, eine bessere Routenbeschreibung zu bekommen. So 100% weiss ich aber immer noch nicht, wo die Gletschergrube ist. Und mich würd auch mal interessieren, wo ihr hinter dem Grat weitergegangen seid. Wahrscheinlich hinab, am Rand es Follawalds entlang und dann irgendwo rechts ab auf ein Band Richtung Gipfel Gonzen. Kann mir kaum vorstellen, dass ihr alle die Route gegangen seid, auf der ich unterwegs war. 360, Fenek, Delta und Alpin_rise haben der Tour ein T5 gegeben. Auf T5 Routen bekomme ich normalerweise keinen Herzklabuster vor Aufregung. Kann sein, dass ich bzgl Route echt ein Brett vor dem Kopf hatte. Wäre froh, wenn mir da nochmal jemand den entscheidenden Wink geben könnte.
Also halleluja. Ich denke auch, dass viele von euch in den Bergen vielleicht auch mal gedacht, das kann doch gar nicht alles per Zufall so entstanden sein. Die Schönheit der Natur da ist ja schon gebührend auf hikr in Bildern festgehalten. Und ich denke der eine oder die andere wird auch mal so eine Situation erlebt haben, wo er dachte, hey, das hätte jetzt auch anders ausgehen können.
PS Auf megusta.ch sind die beiden kritischen Routen meiner Gonzentour beschrieben. Die, auf der ich zu Anfang des Berichts umgekehrt bin, heisst "Dr Füürsetzer". Da bin ich zu Beginn der 1. SL umgedreht, bevor sie die Schwierigkeit VII erreicht. Die zweite heisst Südgrat. Die Stelle, wo mir fast das Herz stehen geblieben ist, ist die 2. SL (5c). Ich war zuerst in der Originalroute unterwegs und bin dann am Fels entlang zur neuen Route nebendran gequert. Danke Ossi!
Tourengänger:
dani_

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