Handegg - Mummery (6b+)


Publiziert von mde , 10. Mai 2010 um 19:01.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum: 4 Juli 2009
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 6b+ (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Innertkirchen - Handegg - PP der Gelmerbahn

Nun, viele Monate "danach", doch noch ein Bericht zu dieser sehr lohnenden Granittour im gehobenen Plaisirbereich. Während ich das Hochladen der Fotos unmittelbar danach erledigt hatte, dauerte es mit dem Schreiben des Textes ein Weilchen... Auf jeden Fall, an diesem Samstag anfangs Juli 2009 waren die Anforderungen an die zu wählende Klettertour einerseits durch einen (noch relativ moderaten) Schwangerschaftsbauch und die Wetterlage, welche im Laufe des Tages gewittrige Schauer versprach, gegeben. Somit war nicht allzu athletische Kletterei, ein kürzerer Zustieg und die Möglichkeit eines raschen Rückzugs gefragt.

Der Zustieg zur Remy-Route "Mummery" nimmt von der Handegg nur knappe 15 Minuten in Anspruch. Dank einigermassen frühem Aufbruch hatten wir die Nase vorne, von oben beobachteten wir, dass später am Tag Anstehen gefragt war: die Touren am Pfeiler der Fair Hands Line sind alle sehr beliebt. So konnte es also um etwa 9.00 Uhr losgehen mit:

SL 1, 6b+: Hier wird gleich der Tarif durchgegeben, nach einigen einfacheren Metern geht es knifflig einer Schuppe entlang, nach dem Motto "Achtung, die Tür geht auf". Obwohl genügend Bohrhaken stecken, sind hier obligatorische Passagen zu bewältigen. Dafür, wenn man hier durchkommt, so reicht das Können wohl auch für den Rest der Tour.

SL 2, 6b: Erst etwas einfacher einer Verschneidung entlang, wo bezüglich Absicherung Eigeninitiative nicht schadet. Dann zum Schluss der Seillänge eine feine technische Crux und zu bequemem Stand auf dem Pfeilerkopf.

SL 3, 6b: Schöne, steilere Seillänge, über einige Aufschwünge hinweg oder darum herum. Eine geschickte Routenwahl und ein gutes Auge hilft...

SL 4, 6b: Super Seillänge, die erst griffig ist, und dann immer plattiger wird. Der Runout zum Stand hin sieht zwar einschüchternd aus, ist jedoch gut machbar. Die Umgehung rechts durchs Gemüse ist expo.

SL 5, 6a+: Erneut schöne Seillänge über eine wieder steilere Wand hinweg. In direkter Linie über die Haken hinweg sind die Schwierigkeiten deutlich grösser, als wenn man der einfachsten Linie folgt.

SL 6, 6a: Einer Art Rampe entlang in eleganter Kletterei aufwärts. Alles geht super auf, so dass diese Turnerei grossen Spass macht.

SL 7, 6c: Gleich nach dem Stand wartet eine knifflige Steilplatten-Stelle. Zudem ist hier der zweite Bohrhaken auch nicht gerade einfach zu klippen. Danach sind die Schwierigkeiten auch vorbei, die obere Stelle vor dem Stand wird einfacher, je weiter links man sich hält.

SL 8, 5c: Plattige, schöne Überführungsseillänge zum letzten Aufschwung, die mit der inzwischen gewonnen Routine leicht von der Hand geht.

SL 9, 6c: Nach dem zweiten Bohrhaken muss eine feine Stelle an kleinen Griffen plattig antretend überwunden werden. Danach noch der Mantle übers Dächlein hinweg, und dann ist diese Seillänge geschafft.

SL 10, 5a: Gar nicht so banal wie die Bewertung suggeriert. Man folgt hier besser der Fair Hands Line, die Originallinie der Mummery führt links durch gemüsiges Gelände.

Nach gut 4 Stunden anregender Kletterei erreichen wir den Ausstieg und erfreuen uns an perfekten Onsight (bzw. Flash-) Begehungen. Der Himmel zeigt sich noch gutmütig, so dass wir erst nach einem gemütlichen Vesper den Fussabstieg antreten. Man quert im Aufstiegssinn nach rechts (Süden), mit vorwiegend etwas auf und wenig ab. Gute Wegspuren, T4. Nach einigen Minuten trifft man auf das Trassee der Gelmerbahn. Man kann auf der Treppe entlang der Geleise zur Bergstation aufsteigen und die teure (!) Talfahrt mit der steilsten Standseilbahn der Welt geniessen. Oder aber, man steigt die Treppe neben dem Trassee ab. Vorsicht, an den engsten Stellen kann einen die vorbeifahrende Bahn in Bedrängnis bringen!

Wir schaffen es zügig nach unten und checken ins empfehlenswerte Hotel Handeck ein, das neuerdings sogar über eine Wellness-Anlage verfügt. Der Himmel überzieht sich rasch und schneller als erwartet ist der erste heftige Schauer da. Wir räkeln uns da nach einem Saunagang aber bereits im Whirlpool und beobachten die spät eingestiegenen, mittlerweile wohl arg durchnässten Nachfolger bei ihren Abseilmanövern :-).

Fazit: Tolle Route in schönem Fels mit interessanten Kletterstellen und einer Absicherung, die als "gut" zu bezeichnen ist. Insgesamt ist die Tour durchaus als plaisirtauglich zu bezeichnen, der obligatorische Grad dürfte zwischen 6a+ und 6b liegen. Auf jeden Fall hat die Route nichts mit den Plattenschockern zu tun, welche die Gebrüder Remy anderswo (Eldorado, Wenden, etc.) hinterlassen haben. Ein Set an Camalots, Grössen 0.3-1 oder 2, kann die Absicherung hier und da noch ergänzen.


Tourengänger: mde


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