Gran Furchetta 3025m
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Mit großem Stolz kann ich nun den ersten Besteigungsbericht hier auf hikr zur Gran Furchetta veröffentlichen. Natürlich hatte ich auf diesen tollen Gipfel schon lange ein Auge geworfen, ganz besonders als ich den Sass Rigais über den Klettersteig bestiegen habe. Aber mir war auch klar, dass es ohne Seilpartner nicht gehen würde. Daher freute ich mich riesig, als mein alter Freund und Kletterpartner Sam mich kontaktierte, um mit mir in den Dolomiten klettern zu gehen.
Nach ein paar Tagen Vorbereitung fühlten wir uns fit und das Wetter passte tadellos. Gemeinsam mit meiner Freundin Marie fuhren wir mit der ersten Gondel zum Col Raiser hinauf. Dann gingen wir in zügigem, aber nicht zu schnellem Tempo in Richtung Salieresscharte. Der Aufsteig durch das Wasserrinnental lag morgens noch im Schatten und war daher sehr angenehm. So erreichten wir um 11 Uhr die Scharte auf 2696m.
Von hier gingen (bzw. kraxelten) Sam und ich allein weiter. Zuerst geht es in Richtung eines gut sichtbaren schattigen Kamins relativ gerade hinauf. Hier sind schon die ersten IIer-Stellen zu bewältigen, das sollte aber alles noch seilfrei machbar sein. Am Grund des Kamins ist reichlich Platz, hier packten wir das Seil aus und seilten uns an. Ein paar Meter zurück nach unten beginnt die Querung nach links. Etwa 10 Meter muss man nun in schrägem und recht kleingriffigem Gelände bis zum Stand hinausqueren (Schlingenstand an 2 Schlaghaken).
Von dort geht es etwa auf einer Höhe weiter, bis man leicht ansteigend oberhalb von einer schmalen (und nach unten ziemlich luftigen) Rinnenstruktur einen weiteren Schlingenstand erreicht. Etwa in der Mitte dieser Querung ist ein Schlinge in einer Sanduhr fest installiert. Außerdem konnte ich direkt hinter dem ersten Eck einen großen Klemmkeil unter einem großen, abdrängenden Felsen unterbringen. Kurz vor der Rinne am Ende bot sich nochmal eine Köpfelschlinge an. Der Schwierigkeitsgrad erreicht für meine Begriffe in dieser Querung den dritten Grad, Sam fand es einfacher und bewertete es nur mit II.
Nach der Querung wird das Gelände wieder deutlich einfacher und wir packten das Seil weg. Nach links aufsteigend, immer den Steinmännchen folgend, erreicht man bald den Auslauf einer Rinne. Hier kraxelten wir ein paar Meter hinauf bis zu dieser Rinne und folgten ihr. Am Ende öffnet sich der Blick auf eine noch längere Rinne. Hier könnte man den Steinmänchen zufolge wohl auch links herumklettern, wir folgten aber einfach dieser zweiten Rinne. Sie war relativ brüchig, aber einfach zu klettern.
Oberhalb der Rinne geht es noch ein Stück weiter nach links, bald ist man aber am Grat angelangt und muss sich nach oben orientieren. Etwas im Zickzack geht es weiter nach oben (es sind massig Steinmännchen da, man kann kaum falsch gehen). Hier sind ein paar weniger angenehme Stellen, recht plattig und mit Geröllauflage. Das sollte alles seilfrei machbar sein (es bestehen sowieso kaum Sicherungsmöglichkeiten), man muss halt gut aufpassen.
Sobald sich oben steile Felswände aufbauen, geht es dann unterhalb von diesen wieder nach rechts und über ein gut begehbares Band erreicht man den Gipfelaufbau. Hier liegt ein großer Block, den wir als Stand benutzten. Über gut kletterbare Strukturen (Stelle III) geht es nach rechts oben zu einem weiteren "Stand". (Achtung: Dabei handelt es sich nur um eine Schlinge, die lose über einen Felskopf liegt. Hier muss man gut darauf achten, diese nur nach unten zu belasten.)
Dann geht es weiter im dritten Grad (sehr steil, aber immer mit guten Griffen und Tritten) nach rechts oben. Einen ersten Klemmkeil konnte ich nur an einer reichlich fragilen Struktur anbringen (besser als nichts), der nächste Klemmkeil, ein paar Meter weiter oben, saß dafür perfekt. Noch eine Köpfelschlinge im bereits einfacher werdenden Gelände und ich erreichte den finalen Schlingenstand, von aus dem man das Gipfelkreuz schon fast vor der Nase hat. Da ich keine sinnvolle Abseilmöglichkeit sah, ließ Sam im Nachstieg die Zwischensicherungen am Fels hängen.
Das letzte Stück ist nur Ier-Gelände, aber maximal ausgesetzt, also gingen wir noch gesichert (ohne weitere Zwischensicherungen) zum Kreuz, welches wir als letzten Stand benutzten. Wir erreichten den Gipfel um 14 Uhr. Die Aussicht war fantastisch, das Wetter absolut stabil, und wir konnten in Ruhe unseren Erfolg genießen. Während sich gegenüber auf dem Sass Rigais die Leute tummelten, waren wir an "unserem" Berg komplett allein. Die Salieresscharte sieht von oben ganz nah aus und Marie und ich konnten uns zuwinken.
Um 14.45 Uhr machten wir uns an den Abstieg, es ging über die gleiche Route wieder hinunter. Die hängengelassenen Zwischensicherungen sparten etwas Zeit, trotzdem dauerte es relativ lange, wieder vom Gipfelaufbau herunterzukommen (nicht zuletzt deshalb, weil eine Kommunikation ums Eck herum kaum möglich war). Bald packten wir danach das Seil wieder ein und kraxelten bis zur Querung herunter, welche wir nochmal mit Seil bewältigten.
Um 17.45 Uhr erreichten wir wieder die Salieresscharte. Marie hatte in der Zwischenzeit den Rückweg angetreten um noch die letzte Seilbahn zu erwischen, was für uns natürlich nicht mehr möglich war. Also machten wir uns um 18 Uhr an den langen (aber in der herrlichen Abendstimmung sehr schönen) Abstieg und erreichten gegen 20 Uhr den Parkplatz an der Talstation der Col Raiser Seilbahn.
Bemerkungen:
Die Besteigung der Furchetta ist eine sehr ernste alpine Unternehmung. Da dies für mich und Sam die erste gemeinsame Alpinklettertour war, waren wir mit 3 Std. ab Salieresscharte zum Gipfel und 3 Std. wieder zurück sicherlich nicht besonders schnell. Wir waren vorher aber bereits ein eingespieltes und erfolgreiches Team beim Sportklettern und hatten an der Furchetta das Gefühl, sehr solide und sicher unterwegs zu sein. Essentiell war hier für uns, an einem Tag mit absolut stabilem Wetter zu gehen, um genug Zeit zu haben, alles in Ruhe angehen zu können (siehe Gehzeiten)!
Schwierigkeitsgrad (wie immer sehr subjektiv):
Da ich mich mit kleingriffigen, plattigen Klettereien immer recht schwertue, war für mich die Querung eigentlich schon die Schlüsselstelle, während Sam dort gar keine Probleme hatte. Am Gipfelaufbau war es dann genau umgekehrt: die Steilheit und Ausgesetztheit machte mir mit vielen Henkelgriffen und großen Tritten gar nichts aus, für meinen Kletterpartner war hier aber deutlich die Schlüsselstelle.
Insgesamt sollte auf jeden Fall der dritte Schwierigkeitsgrad am Fels tadellos beherrscht werden. Das gilt auch für den Nachsteiger! Man klettert fast nie senkrecht nach oben, sondern meistens mehr oder weniger quer, so dass der Nachsteiger ebenfalls voll gefordert ist. An dieser Stelle vielen Dank an meinen Kletterpartner Sam, der diese tolle Tour mit mir unternommen hat.
Ausrüstung:
Seil, ein paar Expressen, Schlingen, ein Sortiment Klemmkeile, Helm.
Die Gran Furchetta war Gipfel Nr. 152 / 163 meines großen Projekts "Alle 3000er der Ostalpen mit mindestens 400m Schartenhöhe". Mehr Infos auf meiner Homepage.
Nach ein paar Tagen Vorbereitung fühlten wir uns fit und das Wetter passte tadellos. Gemeinsam mit meiner Freundin Marie fuhren wir mit der ersten Gondel zum Col Raiser hinauf. Dann gingen wir in zügigem, aber nicht zu schnellem Tempo in Richtung Salieresscharte. Der Aufsteig durch das Wasserrinnental lag morgens noch im Schatten und war daher sehr angenehm. So erreichten wir um 11 Uhr die Scharte auf 2696m.
Von hier gingen (bzw. kraxelten) Sam und ich allein weiter. Zuerst geht es in Richtung eines gut sichtbaren schattigen Kamins relativ gerade hinauf. Hier sind schon die ersten IIer-Stellen zu bewältigen, das sollte aber alles noch seilfrei machbar sein. Am Grund des Kamins ist reichlich Platz, hier packten wir das Seil aus und seilten uns an. Ein paar Meter zurück nach unten beginnt die Querung nach links. Etwa 10 Meter muss man nun in schrägem und recht kleingriffigem Gelände bis zum Stand hinausqueren (Schlingenstand an 2 Schlaghaken).
Von dort geht es etwa auf einer Höhe weiter, bis man leicht ansteigend oberhalb von einer schmalen (und nach unten ziemlich luftigen) Rinnenstruktur einen weiteren Schlingenstand erreicht. Etwa in der Mitte dieser Querung ist ein Schlinge in einer Sanduhr fest installiert. Außerdem konnte ich direkt hinter dem ersten Eck einen großen Klemmkeil unter einem großen, abdrängenden Felsen unterbringen. Kurz vor der Rinne am Ende bot sich nochmal eine Köpfelschlinge an. Der Schwierigkeitsgrad erreicht für meine Begriffe in dieser Querung den dritten Grad, Sam fand es einfacher und bewertete es nur mit II.
Nach der Querung wird das Gelände wieder deutlich einfacher und wir packten das Seil weg. Nach links aufsteigend, immer den Steinmännchen folgend, erreicht man bald den Auslauf einer Rinne. Hier kraxelten wir ein paar Meter hinauf bis zu dieser Rinne und folgten ihr. Am Ende öffnet sich der Blick auf eine noch längere Rinne. Hier könnte man den Steinmänchen zufolge wohl auch links herumklettern, wir folgten aber einfach dieser zweiten Rinne. Sie war relativ brüchig, aber einfach zu klettern.
Oberhalb der Rinne geht es noch ein Stück weiter nach links, bald ist man aber am Grat angelangt und muss sich nach oben orientieren. Etwas im Zickzack geht es weiter nach oben (es sind massig Steinmännchen da, man kann kaum falsch gehen). Hier sind ein paar weniger angenehme Stellen, recht plattig und mit Geröllauflage. Das sollte alles seilfrei machbar sein (es bestehen sowieso kaum Sicherungsmöglichkeiten), man muss halt gut aufpassen.
Sobald sich oben steile Felswände aufbauen, geht es dann unterhalb von diesen wieder nach rechts und über ein gut begehbares Band erreicht man den Gipfelaufbau. Hier liegt ein großer Block, den wir als Stand benutzten. Über gut kletterbare Strukturen (Stelle III) geht es nach rechts oben zu einem weiteren "Stand". (Achtung: Dabei handelt es sich nur um eine Schlinge, die lose über einen Felskopf liegt. Hier muss man gut darauf achten, diese nur nach unten zu belasten.)
Dann geht es weiter im dritten Grad (sehr steil, aber immer mit guten Griffen und Tritten) nach rechts oben. Einen ersten Klemmkeil konnte ich nur an einer reichlich fragilen Struktur anbringen (besser als nichts), der nächste Klemmkeil, ein paar Meter weiter oben, saß dafür perfekt. Noch eine Köpfelschlinge im bereits einfacher werdenden Gelände und ich erreichte den finalen Schlingenstand, von aus dem man das Gipfelkreuz schon fast vor der Nase hat. Da ich keine sinnvolle Abseilmöglichkeit sah, ließ Sam im Nachstieg die Zwischensicherungen am Fels hängen.
Das letzte Stück ist nur Ier-Gelände, aber maximal ausgesetzt, also gingen wir noch gesichert (ohne weitere Zwischensicherungen) zum Kreuz, welches wir als letzten Stand benutzten. Wir erreichten den Gipfel um 14 Uhr. Die Aussicht war fantastisch, das Wetter absolut stabil, und wir konnten in Ruhe unseren Erfolg genießen. Während sich gegenüber auf dem Sass Rigais die Leute tummelten, waren wir an "unserem" Berg komplett allein. Die Salieresscharte sieht von oben ganz nah aus und Marie und ich konnten uns zuwinken.
Um 14.45 Uhr machten wir uns an den Abstieg, es ging über die gleiche Route wieder hinunter. Die hängengelassenen Zwischensicherungen sparten etwas Zeit, trotzdem dauerte es relativ lange, wieder vom Gipfelaufbau herunterzukommen (nicht zuletzt deshalb, weil eine Kommunikation ums Eck herum kaum möglich war). Bald packten wir danach das Seil wieder ein und kraxelten bis zur Querung herunter, welche wir nochmal mit Seil bewältigten.
Um 17.45 Uhr erreichten wir wieder die Salieresscharte. Marie hatte in der Zwischenzeit den Rückweg angetreten um noch die letzte Seilbahn zu erwischen, was für uns natürlich nicht mehr möglich war. Also machten wir uns um 18 Uhr an den langen (aber in der herrlichen Abendstimmung sehr schönen) Abstieg und erreichten gegen 20 Uhr den Parkplatz an der Talstation der Col Raiser Seilbahn.
Bemerkungen:
Die Besteigung der Furchetta ist eine sehr ernste alpine Unternehmung. Da dies für mich und Sam die erste gemeinsame Alpinklettertour war, waren wir mit 3 Std. ab Salieresscharte zum Gipfel und 3 Std. wieder zurück sicherlich nicht besonders schnell. Wir waren vorher aber bereits ein eingespieltes und erfolgreiches Team beim Sportklettern und hatten an der Furchetta das Gefühl, sehr solide und sicher unterwegs zu sein. Essentiell war hier für uns, an einem Tag mit absolut stabilem Wetter zu gehen, um genug Zeit zu haben, alles in Ruhe angehen zu können (siehe Gehzeiten)!
Schwierigkeitsgrad (wie immer sehr subjektiv):
Da ich mich mit kleingriffigen, plattigen Klettereien immer recht schwertue, war für mich die Querung eigentlich schon die Schlüsselstelle, während Sam dort gar keine Probleme hatte. Am Gipfelaufbau war es dann genau umgekehrt: die Steilheit und Ausgesetztheit machte mir mit vielen Henkelgriffen und großen Tritten gar nichts aus, für meinen Kletterpartner war hier aber deutlich die Schlüsselstelle.
Insgesamt sollte auf jeden Fall der dritte Schwierigkeitsgrad am Fels tadellos beherrscht werden. Das gilt auch für den Nachsteiger! Man klettert fast nie senkrecht nach oben, sondern meistens mehr oder weniger quer, so dass der Nachsteiger ebenfalls voll gefordert ist. An dieser Stelle vielen Dank an meinen Kletterpartner Sam, der diese tolle Tour mit mir unternommen hat.
Ausrüstung:
Seil, ein paar Expressen, Schlingen, ein Sortiment Klemmkeile, Helm.
Die Gran Furchetta war Gipfel Nr. 152 / 163 meines großen Projekts "Alle 3000er der Ostalpen mit mindestens 400m Schartenhöhe". Mehr Infos auf meiner Homepage.
Tourengänger:
Cubemaster
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