Gran Furchetta / Große Gabel

Nachdem wir an der Marmolada gezeigt bekommen haben, dass die Dolomiten sich nicht so einfach in die Hosentasche stecken lassen, wollten wir schon noch eine Tour machen um die Moral etwas aufzubauen und vor allem um mal eine richtig schöne Tour zu machen um uns an die Gegebenheiten im Dolomit zu gewöhnen. Zu unterschiedlich ist hier doch alles zuden Westalpen. Mir geisterte im Kopf herum, dass sich Cubemaster und goergb sehr lobend über die große Furchetta geäußert haben. Fraglich ist nun nur noch, ob es Sinn macht einen Bericht zu verfassen, wenn es schon zwei solch gute Beschreibungen gibt...
In der Literatur liest man, die Tour sei ZS und III und genau an dieses Gelände im Dolomit wollten wir uns gewöhnen um zukünftig eleganter und schneller darin voran zu kommen. Der realtiv kurze Anfahrsweg, die noch geöffnete Seilbahn zum Col Raiser und die mir vom Skifahren bekannte wunderschöne Landschaft ließen das Ziel viel lohnender erscheinen als seltenst besuchte Gipfel im Marmoladabruch.

Also auf nach Wolkenstein zur Talstation. Dort frühstückten wir den immerwieder leckeren Topfenstrudel aus dem Supermarkt (das ist ernst gemeint) und warteten auf die erste Bahn. Eine Klientin eilte von ihrem Guide weg und stellte sich ohne zu fragen vor den ersten Leuten in der Schlange an. Dem Guide war es sichtlich peinlich, wir schmunzelten. An der Bergstation zeigte sie sich dermaßen unorganisiert, dass wir sie sofort überholten und nie wieder sahen.
Über die herrliche Almlandschaft geeht es zur Mittagscharte und über Geröll weiter zur Salierescharte.
Hier überblickt man sehr gut den Weiterweg zum Gipfel. Schnell erreicht man die Kaminrinne, die durch schönes IIer-Gelände zum ersten Stand führt. Das Seil hatten wir schon dran. Nicht weil es schwer war, sondern weil wir heute im Kalk Routine sammeln wollten. Nötig wäre das aber nicht gewesen. Das Gelände ist hier deutlich fester und gutmütiger als an der Marmolada! Der Beginn der Querung ist moderates Kraxelgelände. Stände gibt es hier, aber nötig sind sie eher nicht. Bald sieht man links oberhalb eine Rinne, die quer nach links oben durch die Flanke zieht. Ihr folgten wir bis man sie leicht nach links verlassen kann und gingen zur Westkante. Ab hier folgt man der Kante mehr oder weniger rechts von ihr in der Flanke. Weiter oben wird man verführt links um die Kante zu steigen und findet ein hübsch zu kletterndes Wändchen (II-III) dem man auf die Kanzel folgt. Im Abstieg merkten wir, dass man die Stelle auch leicht in der Flanke umgehen kann. Nun folgt man unschwierig den fast horizontalen Grat bis zur kleinen Scharte vor der Schlüsselstelle. Mit viel Respekt stiegen wir ein und sahen schnell, dass es hier nichts zu fürchten gibt. Ob das III ist, kann jeder selbst entscheiden. Wir fanden es eher leicht. Das muss sie sein, die Dolomiten-Genusskletterei in den unteren Graden. Viel zu schnell ist der Gipfel erreicht.
Lang aufhalten wollten wir uns hier nicht und stiegen zum letzten Stand. Hier kann man gut abseilen. Wir hinterließen einen älteren Karabiner in den Schlingen um diese zu schonen.
Den Absteig gingen wir am kurzen Seil und tasteten uns vorsichtig von Steinmann zu Steinmann. Leider, und das ist uns schon peinlich, kamen wir zu weit in die Flanke und nicht zum Ende der Querung an der Westkante. Es überrascht nicht, dass die Flanke nur Bruch ist und unser Weg nicht gerade sehr sicher war. Es kostete viel Zeit und Nerven. Schließlich erreichten wir aber wieder die Rinne und ab hier folgten wir einfach dem Aufstiegsweg. Von der Salierescharte ist es ein nicht zu langer Crosslauf zur Seilbahnstation, wo wir die Tour bei einem Bier ausklingen ließen.

Fazit: Spaß gemacht hat´s! Die Dolomitentouren fordern Konzentration und Routensinn, die Kletterei ist für uns jedoch sehr schön und bis III wohl oft seilfrei möglich. Blut geleckt aben wir und wollen mehr!