Malhamhorn, Malhamspitzen (3373m)


Publiziert von BigE17 , 6. März 2019 um 13:15.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:30 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 2150 m
Abstieg: 2150 m
Strecke:23 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Mittersill über den Felbertauern oder von Lienz kommend nach Matrei in Osttirol. Nun ins Virgental hineinfahren und dabei immer auf der "Hauptstraße" bleiben. In Ströden endet diese Straße bei einem großen Parkplatz (eine kleine Parkgebühr)
Unterkunftmöglichkeiten:Essener Rostocker Hütte Clarahütte

Schon den ganzen Sommer träumte ich von der Überschreitung der Malhamspitzen. Aber immer kam irgendetwas dazwischen: Unsicheres Wetter, Arbeit, Vereinsveranstaltungen, usw. Am Sonntag, dem 30. September, war es dann so weit. Ich fuhr mit meinem Tourenpartner um 5 in der Früh in Lienz los und wir erreichten kurz vor 6 Ströden im hintersten Virgental. Wir stellten das Auto am großen Parkplatz ab und starteten die Tour.

Um diese Jahreszeit war es natürlich um 6:00 noch stockdunkel und so mussten wir mit Stirnlampen starten. Den Fahrweg zur Pebellalm brachten wir schnell hinter uns, ebenso den Wasserschaupfad Umbalfälle. Nach einer weiteren Steilstufe wurde es langsam hell. Der Weg führte uns über die Isel und gleich danach zu einer Weggabelung. Wir nahmen den Steig in Richtung Wiesbauerspitze/Mullwitzkogel.

Der von Anfang an relativ steile Steig überwindet eine erste, ca. 150 Meter hohe Steilstufe, wobei eine kurze Stelle mit einem Stahlseil gesichert ist. So erreichten wir eine traumhafte Wiese, der Weg wurde deutlich flacher. In zahlreihen Serpentinen gewannen wir langsam an Höhe. Der Blick auf die gegenüberliegende Nordwand des Großschober war atemberaubend schön, aber genauso respekteinflößend.

Auf ca. 2200 Meter verließen wir den Steig und stiegen geradlinig nach oben. Anfangs war das Gelände noch relativ steil und das Gras lang, doch schon bald wurde es flacher und das Gras wesentlich kürzer. Wir blieben stets links der Falllinie der Ogasilspitzen-Südflanke. Auf 2550 Metern Höhe begannen wir schließlich, leicht ansteigend in das von Steingrubenkogel, Quirl und Ogasilspitze eingerahmte Hochkar namens Hohe Grube zu queren.

Wir durchquerten das Kar mit 3 wunderschönen Seen und stiegen westlich des SW-Grates vom Quirl in ein weiteres, kleines Hochkar. 250 Meter über dem Kar erkannten wir schon unser erstes Ziel, das Malhamhorn. Ein langer, steiler Schutthang führte uns in den langgezogenen Sattel zwischen Quirl und Malhamhorn. Von hier aus ist es nicht mehr allzu weit zum Horn. Den Gipfelaufbau überwanden wir auf der Südseite unschwierig entlang von Rissen (bis hierher maximal T3).

Hier genossen wir erstmal die Aussicht auf unzählige wunderschöne Gipfel bei perfektem Wetter. Der Weiterweg zur Südlichsten Malhamspitze ist aber nicht mehr so einfach: Wegen eines Steilabbruchs nordwestlich des Malhamhorns mussten wir in die unglaublich steile Südwestflanke des Hornes einsteigen und in ihr absteigen. Der Boden war hier leider gefroren und so war der Abstieg nicht ganz ungefährlich. Zwischendurch mussten auch leichte Kletterstellen in brüchigem Fels überwunden werden (II). Schließlich gelangten wir auf ein blockbeladenes, ansteigendes Band. Weil uns der weitere Abstieg zu gefährlich erschien, stiegen wir über dieses wieder auf und erreichten so die Scharte zwischen Malhamhorn und der Südlichsten Malhamspitze. Auch der weitere Grat sah nicht einladend aus (siehe Bild), also stiegen wir über eine ebenfalls gefrorene, 45° steile Schuttrinne (der Boden war gefroren, aber weder Schnee noch Eis) in ein Hochkar ab. 

Hierher kommt man auch von der Clarahütte, indem man von ihr eine Zeit lang taleinwärts geht und dann rechts über sehr steile Grashänge entlang von Bächen aufsteigt.

Im nun sehr grobblockigen Gelände folgte der 150 Meter hohe Aufstieg auf die Südlichste Malhamspitze über den SW-Rücken (Stellen I). Nach einer sehr kurzen Rast blieben wir nun direkt am Grat und stiegen im Gehgelände zur Südlichen Malhamspitze auf (3329m !) (nur auf den letzten Metern Kletterei I-II). Nun hieß es, auf dem Verbindungsgrat zur Mittleren Malhamspitze luftig abzusteigen (II). In der langgezogenen Scharte mussten wir 2  kleine Felsköpfchen äußerst ausgesetzt überschreiten (II+, Schlüsselstelle). Von einer Umgehung über das Malhamkees ist wegen der niedrigen aber sehr steilen Randkluft dringend abzuraten!

Der Aufstieg auf die im Winter so beliebte Mittlere Malhamspitze ist links des Grates relativ unschwierig möglich (Stellen I). Nun mussten wir auf dem Weiterweg zur Nördlichen Malhamspitze, unserem letzten Gipfel, einen größeren Gratkopf überschreiten (luftig, II). Der steile Abstieg in die darauffolgende Scharte war zwar sehr steil und ein wenig mit Schnee "überzuckert", bereitete uns aber keine großen Probleme (I-II). Der Schlussanstieg über den Blockrücken zur Nördlichen Malhamspitze war auch kein Hindernis mehr (I).

Nach einer weiteren ausgiebigen Gipfelrast begannen wir mit dem Abstieg über den Ostgrat. Wir verließen den Gipfel in nördlicher Richtung, nach wenigen Meter zweigt der Ostgrat ab. Wir blieben hier aber nicht am Grat, sondern stiegen in die Flanke rechts des Grates ein. Teils im Schuttgelände, teils entlang von festen Blöcken stiegen wir im Zickzack durch die Flanke nach unten (I-II), bis sie steil abbricht. Hier mussten wir zurück zum steilen Grat und konnten in festem Fels eine Steilstufe überwinden. Bei erster Gelegenheit verließen wir den Grat nach rechts und stiegen durch Schutt in ein Blockkar ab.

Unterhalb des Grates gingen wir stetig nach Osten. Nach einiger Zeit erreichten wir ein sonderbares Gelände, wo sich Bänder aus glattgeschliffenen Felsen und kleine Bereiche mit Gras abwechselten. Durch das labyrinthartige Gelände hielten wir auf die flache Südflanke des Rostocker Ecks zu. Nach einiger Zeit erreichten wir diese auch und gleich danach auch den markierten Steig zum Rostocker Eck. Wir stiegen über den Steig bis zur Alpenkönigroute ab, über die wir flach die Essener-Rostocker-Hütte erreichten. Wir ließen diese aber links liegen und stiegen über den markierten Steig ins Tal ab. Nach 2 längeren Steilstufen erreichten wir einen Fahrweg. Über ihn gelangten wir vorbei an der Stoanalm zurück zum Parkplatz, wo wir um 17:00 ankamen.

Erwähnenswertes:

1. Wegen der Länge (11h) sollte die Tour nur bei sicherem Wetter durchgeführt werden. Bei Schlechtwetter besteht Lebensgefahr! Eine Übernachtung auf der Clarahütte oder auf der Essener-Rostocker-Hütte verkürzt die Tour nur unwesentlich.

2. Die Tour setzt das sichere Klettern im Schwierigkeitsgrad II+ im Fels voraus. Ende August/Anfang September trifft man im Normalfall auf keinen Schnee, zur Sicherheit sollte man aber trotzdem Steigeisen mitnehmen (wir benötigten sie nicht). Die Mitnahme eines Seiles ist nicht notwendig.

3. Im Hochsommer ist außerdem der Abstieg vom Malhamhorn sicher angenehmer, weil der Untergrund sehr sandig ist.

4. Mit Außnahme des Abstieges vom Malhamhorn ist der Fels an den Kletterstellen fest.

5. Eine Begehung der Tour in die umgekehrte Richtung ist nicht zu empfehlen, da man so die steile Ostflanke der Nördlichen Malhamspitze und die SW-Flanke des Malhamhorns im Aufstieg überwinden muss.

6. Der einzige ungefährliche Notabstieg führt von der Südlichsten Malhamspitze über deren SW-Rücken und sehr steile Grashänge ins Umbaltal. Die Gletscher sollte man im August/September auf keinen Fall betreten (Spalten und Blankeis!!!).

7. Für Bergwanderer ist die Besteigung des Malhamhorns über die Hohe Grube sehr zu empfehlen, diese sollten aber auf demselben Weg wieder ins Umbaltal absteigen.

8. Wenn man all diese Vorsichtsmaßnahmen beachtet, steht einer wunderschönen 5-Sterne-Tour nichts mehr im Wege. Die Aussicht ist während der gesamten Tour atemberaubend und wird, je höher man kommt, immer schöner. Bergeinsamkeit ist von der Hohen Grube bis zum Weg zum Rostocker Eck fast garantiert.

Tourengänger: BigE17


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