Ogasilspitze (3032m) - hoch über dem Umbaltal


Publiziert von BigE17 , 25. Mai 2020 um 23:33.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:22 Mai 2020
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Strecke:14 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Mittersill über den Felbertauern oder von Lienz kommend nach Matrei in Osttirol. Nun ins Virgental hineinfahren und dabei immer auf der "Hauptstraße" bleiben. In Ströden endet diese Straße bei einem großen Parkplatz (eine kleine Parkgebühr).
Unterkunftmöglichkeiten:Clarahütte (öffnet erst im Juni)

Blickt man oberhalb von den Umbalfällen nach Norden, erkennt man eigentlich nur eines: Fürchterlich steile und felsdurchsetzte Grashänge. Oberhalb von diesen ist zumindest ansatzweise ein Gipfel erkennbar - die Ogasilspitze. Wesentlich markanter sieht sie aus, wenn man von der Pebellalm zur Neuen Reichenberger Hütte aufsteigen will. Durch ihre steilen Grasflanken wirkt sie auch von hier aus nur schwer zugänglich. Doch der Anblick täuscht - über diese Hänge kann man die Ogasilspitze relativ einfach erreichen. Außerdem apert dieser Berg sehr schnell im Frühjahr aus. Deshalb hatte ich beschlossen, ihn an diesem Tag zu besteigen.

Ich startete alleine am Parkplatz in Ströden, um 6:15. Ich ging zur Pebellalm und über den noch gesperrten Wasserschaupfad ins Tal, bis zu einer markanten Steilstufe. Hier war dann gleich ein Lawinenkegel zu queren. Der Schnee war überraschend weich, daher war die Querung ohne Hilfsmittel zu bewerkstelligen. Nach der Steilstufe folgte ein weiterer, breiter Lawinenkegel. Auch hier gab es keinerlei Probleme. Dann kam eine Brücke über die Isel, von der im Moment nur die Stahlträger da waren. Daher hieß es, vorsichtig hinüberzubalancieren, um nicht in die reißenden Fluten der Isel zu fallen. Ab nun war der restliche Anstieg aper. 

Ich stieg zum Ochsnerhüttl auf und nahm die Abzweigung in Richtung Wiesbauerspitze. Nach der ersten Steilstufe mit einer versicherten Stelle stieg ich in zahlreichen Serpentin bis auf ca. 2400m auf. Hier begann der Steig, die Südflanke von der Ogsilspitze zu queren. Hier war dann auch das einzige Schneefeld zwischen Ochsnerhüttl und Gipfel zu betreten - aber nur für 10 Meter und es war vollkommen flach. Hier verließ ich dann auch den markierten Steig.

Mein Ziel war es nun, über die stellenweise doch sehr steilen Grashänge den SO-Grat der Ogasilspitze zu erreichen. Dabei waren die Hänge stellenweise über 45° steil, daher war hier Vorsicht geboten. Hier konnte ich mir auch eine beliebige Routenführung aussuchen, mit geschickter Routenwahl könnte man über flachere Hänge auf den Gratrücken gelangen. Sobald ich diesen dann auf ca. 2650m erreicht hatte, wurde das Gelände zumindest ein wenig flacher (um die 35°). So stieg ich am steilen Rücken empor, geradewegs auf einen auffälligen Zacken zu. Diesen umging ich östlich in der Flanke, wobei ab diesem Zeitpunkt das Gelände deutlich felsiger wurde - sprich Schutt und gelegentlich Schrofenplatten. Danach folgte ich einige Zeit dem nicht ausgesetzten Grat im Gehgelände. Es war nicht steil, daher auch nicht anstrengend. Schließlich umging ich einen kleinen Aufschwung. Dann konnte ich schon die Gipfelstange erkennen. Darunter waren allerdings ein paar Türmchen zu erkennen. Am ersten erwartete mich dann auch schon die Schlüsselstelle: Diesen musste ich überschreiten, und er war doch ziemlich ausgesetzt (I+). Nach kurzem Gehgelände erwartete mich der nächste, sehr kleine Zacken. Diesen umging ich ostseitig (I, luftig). Die letzten 10 Meter zum Gipfel überwand ich über grasdurchsetzte Felsen.

Die Aussicht war auf Grund des guten Wetters großartig: Großvenediger, Großglockner, Hochgall, usw. Am spektakulärsten sah aber der Quirl aus, der unmittelbar nördlich von der Ogasilspitze liegt. Neben einer Holzstange zierte auch ein geschliffener Stein den Gipfel. Darauf befand sich eine Kreisscheibe, auf der ich die Namen der wichtigsten Gipfel im Umkreis lesen konnte - wobei doch einige nicht angegeben waren, zum Beispiel die Kreuzspitze.

Schließlich begann ich mit dem Abstieg. Die Kletterstellen im oberen Teil waren problemlos. Dann entschloss ich mich dazu, nicht entlang des Aufstiegswegs abzusteigen, sondern direkt durch die Südflanke abzusteigen. Was von unten aus unmöglich ausgesehen hatte, sah von oben vollkommen unschwierig aus. So überwand ich die teils schuttige, teils plattige Flanke und erreichte auf ca. 2700m wieder Wiesengelände. Mich erwartete nun ein langer und ziemlich steiler Grashang, dann gab es abwechselnd kurze Steilstufen und flachere Passagen.

Schließlich gelangte ich genau an jener Stelle zurück auf den Steig, wo ich ihn beim Aufstieg verlassen hatte. Ab nun folgte ich dem Aufstiegsweg zurück ins Tal. Eine letzte böse Überraschung erwartete mich noch: Der unterste Lawinenkegel war auf einmal steinhart. Daher musste ich ihn umgehen, indem ich vorher weglos durch den Wald abstieg und dann flach zurück zum Weg querte. Der restliche Weg zurück nach Ströden zog sich dann noch ein wenig in die Länge, bis ich um 13:15 ankam.

Erwähnenswertes:

1. Die Ogasilspitze apert im Frühling sehr schnell aus. In der Regel ist der Südanstieg Ende Mai aper, außer es lag im Winter davor viel Schnee oder der Frühling war kalt. 

2. Die Schwierigkeiten beim Südanstieg halten sich absolut in Grenzen. Es gibt eine Stelle I+ sowie wenige Stellen I kurz vor dem Gipfel, der Rest ist Gehgelände. Auf den steilen Grashängen ist trotzdem Vorsicht geboten, denn ein Ausrutschen an der falschen Stelle kann sehr böse enden.

3. Beim Aufstieg geht man am besten über den SO-Grat, da im Aufstieg der beste Weg durch die Schuttflanke sehr schwer zu finden ist. Im Abstieg sind beide Varianten in etwa gleich gut.

4. Die Schuttflanke ist nicht allzu steil, daher ist die Steinschlaggefahr auch nicht erwähnenswert. In den steilen Grashängen gibt es auch kaum Steinschlag.

5. Im Hochsommer gibt es 3 alternative Anstiege: Man kann vom beidseitig erreichbaren Quirlsattel über den gesamten Nordgrat aufsteigen (II). Von der Hohen Gruben gelangt man durch eine steile Rinne in die letzte Einschartung vor dem Gipfel und über den obersten Nordgrat zum Gipfel (I). In die selbe Einschartung gelangt man auch vom Hochkar aus.

6. Will man die Ogasilspitze im Hochsommer mit einem der umliegenden Gipfel kombinieren, verlängert sich die Tour um einiges. Für diesen Gipfel alleine benötigt man aber nur ca. 7 Stunden.

7. Im Frühjahr befinden sich Lawinenkegel im Umbaltal, die Brücke wird erst im Juni aufgebaut. Bei den derzeitigen Bedingungen ist auch dort unten bereits Vorsicht geboten.

8. Die Ogasilspitze ist ein eher einsamer Gipfel. Wegen der Nähe zur beliebteren Wiesbauerspitze ist man am Zustieg trotzdem eher nicht allein unterwegs. Das macht die Ogasilspitze auch zu einem sicheren Ziel für Alleingänger. 

9. Die Ogasilspitze ist trotz - oder auch wegen - der höheren Berge in der Umgebung ein toller Aussichtsberg. Blickfang Nr. 1 ist natürlich der Quirl. Weiter weg sind auch Großvenediger, Hochgall, Großlockner, Schobergruppe,... erkennbar. Dieser Gipfel ist ein Geheimtipp, ganz besonders im Frühjahr.

Tourengänger: BigE17


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