Quirl (3251m) - der mächtigste und prächtigste Berg über der Hohen Grube


Publiziert von BigE17 , 20. August 2021 um 13:37.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:14 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:45
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:19 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Mittersill über den Felbertauern oder von Lienz kommend nach Matrei in Osttirol. Nun ins Virgental hineinfahren und dabei immer auf der "Hauptstraße" bleiben. In Ströden endet diese Straße bei einem großen Parkplatz (eine kleine Parkgebühr).
Unterkunftmöglichkeiten:Clarahütte

Früher war die Hohe Grube oberhalb des Umbaltals in der südlichen Venedigergruppe nur schwer zugänglich. Man musste über die Alpenkönigroute aufsteigen, die allerdings sehr gefährlich ist, egal, ob man von der Clarahütte oder der Essener-Rostocker Hütte startet. Andere weglose Anstiege waren mindestens genauso riskant. Dementsprechend wurden die Gipfel im Bereich der Hohen Grube nur ganz selten bestiegen. Dies änderte sich, als man den markierten Weg zur Wiesbauerspitze errichtete. Denn seitdem ist die Hohe Grube einfach zu erreichen. Daher werden auch die Gipfel oberhalb der Hohen Grube häufiger bestiegen - allzu beliebt sind sie aber nach wie vor nicht. Einer von diesen Bergen ist der doppelgipfelige Quirl, den ich gerne einmal besteigen wollte.

Ich startete alleine um 6:30 beim Parkplatz in Ströden. In der Früh traf ich am Weg zur Pebellalm noch nicht allzu viele Touristen. Genauso war es am Wasserschaupfad Umbalfälle. So folgte ich dem Weg weiter in Richtung Clarahütte, bis zur Abzweigung des Weges zur Wiesbauerspitze. Ab nun folgte ich dem Verlauf dieses Weges über einige Steilstufen hinweg nach oben. Nach einiger Zeit wurde das Gelände flacher. Auf ca. 2400 Metern Höhe verließ ich schließlich den Weg, um in die Hohe Grube aufzusteigen.

Ich stieg gerade durch eine breite Rinne in anfangs etwas längerem Gras eine ganze Weile nach oben. Schon bald wurde das Gras kürzer und schließlich verließ ich entlang von Steigspuren die Rinne nach links. Nun wurde das Gelände relativ flach, und der restliche Aufstieg zur Hohen Grube war angenehm. Hier tauchte nun auch der mächtige Quril mit seiner abweisenden Südflanke auf. Schnell war beschlossen, dass ich nicht durch die Südrinne aufsteigen würde. Über einen Grashang, der mit der Zeit in einen sandigen Schutthang übergeht, stieg ich in das Schuttkar unterhalb von Steingrubenkogel, Malhamhorn und Quirl auf.

Hier traf ich sogar noch auf ein etwas größeres Schneefeld, über das ich in das Kar hineingehen konnte. Ich hielt anfangs auf das Malhamhorn zu, sobald das Gelände steiler wurde, hielt ich mich dann leicht rechts. Mein Ziel war es nun, rechts von einem markanten Gratzacken den NW-Grat des Quirl zu erreichen. Doch dafür musste noch ein sehr langer Schutthang überwunden werden. Wegen des lockeren, sandigen Gerölls war der Aufstieg ziemlich anstrengend. Überraschenderweise traf ich auf ungefähr halber Höhe wieder auf Steigspuren, die den weiteren Aufstieg deutlich angenehmer machten. 

So erreichte ich nach einiger Zeit den NW-Grat vom Quirl. Ich befand mich nun bereits auf über 3100m. Nun baute sich vor mir der nach oben hin sehr steil werdende NW-Grat auf, der Anstieg sollte knapp unterhalb von diesem emporführen. Ich schaute mir kurz auch die Nordflanke von meinem Tagesziel an. Viel Schnee bzw. Eis war dort nicht mehr zu sehen, dafür immer steiler werdendes Geröll. Dieser Aufstieg ist wohl nur noch im Winter machbar. Daher begann ich nun mit dem Anstieg über den Normalweg. Anfangs führte ein schmales, unmarkiertes Steiglein entlang des noch flachen Grates nach oben. Doch schon bald stand ich unter dem sehr steilen Gipfelaufschwung. Hier musste ich dann auch zum ersten Mal die Hände zu Hilfe nehmen, aber die kurze Kletterstelle war wirklich sehr leicht (I-). In weiterer Folge führte das Steiglein in die Flanke nördlich vom Grat, wobei ich stets in Gratnähe bleiben konnte. Trotz der Steilheit der Flanke waren keine Kletterstellen mehr zu überwinden. Einen Ausrutscher hätte ich mir hier trotzdem nicht leisten können. Schließlich führte der Steig zurück zum Grat und auf den letzten Metern zum Gipfel war noch eine leichte Kletterstelle zu überwinden (I-).

Ich befand mich nun am Westgipfel vom Quirl, der auch der Hauptgipfel ist. Wenige Meter nördlich des Gipfels befand sich ein winziges Holzkreuz, das schon beim Auseinanderfallen ist. Vor der Gipfelrast wollte ich aber auch noch den leicht niedrigeren Ostgipfel besteigen. Da der Verbindungsgrat sehr und ausgesetzt war, entschied ich mich, den Übergang nördlich vom Grat anzugehen. In dieser sehr steilen Flanke wartete doch die eine oder andere ausgesetzte und brüchige Kletterstelle auf mich (I). Zumindest waren auch diese Stellen relativ leicht. Der Abstieg vom Westgipfel war der etwas unangenehmere Teil, aber immer noch gut machbar. In der Scharte wagte ich auch einen Tiefblick in die Südrinne. Diese sah entgegen meiner Erwartungen durchaus machbar aus. Aber wegen der enormen Steilheit dürfte diese Rinne auch im Abstieg nicht ganz so angenehm sein. Der Aufstieg zum Ostgipfel erfolgte ebenfalls in leichter Kletterei am oder wenige Meter neben dem Grat (I).

Da auf dem Ostgipfel viel mehr Platz war, als am Hauptgipfel, entschloss ich mich kurzfristig, hier meine Gipfelrast zu machen. Hier befand sich neben einem kleinen Holzkreuz sogar ein etwas breiterer Balken am Boden, der sich zum Niedersitzen anbot. Auch heute war die Fernsicht leider ein wenig eingetrübt, aber so gut war sie im heurigen Sommer dann doch noch nie. Im Hintergrund waren einige Dolomitengipfel zu erkennen, auch die Schobergruppe war gerade noch zu sehen. Der Großglockner war leider in Wolken gehüllt. Doch auch in der Nähe konnte ich zahlreiche wunderschöne Gipfel bestaunen. Darunter waren zum Beispiel die Malhamspitzen, Simonyspitzen, Eichham, Lasörling,... Der Tiefblick in die Hohe Grube mit ihren 3 Seen war ein weiteres Highlight.

Irgendwann begann ich dann doch mit dem Abstieg. Ich kehrte vorsichtig zum Hauptgipfel zurück, wobei ich bis auf den Gipfel steigen musste. Dann begann der Abstieg durch die Flanke nördlich vom Grat. Im Abstieg war die ideale Route deutlich leichter zu finden, so war ich gleich wieder am flachen Teil des Grates. Im losen Schutt konnte ich diesen, sowie die Schuttflanke hinunter ins obere Kar bequem in kurzer Zeit abrutschen. Über das Schneefeld gelangte ich wieder zum Hang oberhalb der Hohen Grube. Auch dieser war im Nu überwunden, den Seen stattete ich auch im Abstieg keinen Besuch ab. Ich fand nun einige Steigspuren, die auch den Abstieg von der Hohen Grube zum markierten Weg in etwa vorgaben. Dabei hielt ich mich stets in der Nähe des Aufstiegsweges auf. Sobald ich wieder am Steig zur Wiesbauerspitze war, musste ich nur noch den langen Weg bis zum Parkplatz hinuntermarschieren. Nach einer guten Suppe beim Islitzer erreichte ich schließlich um 15:30 wieder das Auto.

Erwähnenswertes:

1. Bis zum Westgipfel vom Quirl ist der Aufstieg zwar sehr lang, aber nicht schwierig. Es gibt lediglich 2 leichte Kletterstellen (I-), sowie ausgesetztes Gehgelände. Bis hierhin würde ich den Aufstieg mit T4+ bewerten. Damit kann man den Quirl sogar noch als Wanderdreitausender bezeichnen. Wegen des teilweise weglosen anstrengenden Anstieges haben Anfänger bzw. Kinder dort oben aber trotzdem nichts zu suchen.

2. Der Übergang zum Ostgipfel ist schon deutlich anspruchsvoller, als der Aufstieg zum Hauptgipfel. Dort müssen ausgesetzte und brüchige Kletterstellen im 1. Schwierigkeitsgrad überwunden werden. Dort darf man sich keinen Fehler leisten. Sichern ist in der Flanke kaum möglich.

3. Die sehr steile Südrinne ist kein empfehlenswerter Anstieg. Das Gelände ist sehr steil und sandig, und das über einen längeren Zeitraum. Außerdem sind hier doch einige Kletterstellen zu meistern (vermutlich nicht schwerer als II). Das Hauptproblem ist jedoch die sehr große Steinschlaggefahr. Die Rinne kann daher maximal von einer Person begangen werden. Auch im Abstieg ist die Rinne nicht zu empfehlen, weil man vorsichtig absteigen muss, und nicht einfach schnell abrutschen kann.

4. Der Anstieg durch die Nordflanke ist wegen der massiven Ausaperung wohl nur noch im Winter machbar, wobei dieser Anstieg im Winter sehr steil und daher auch anspruchsvoll ist. Auch der Zustieg zur Flanke vom Maurertal aus ist nur noch im Winter möglich.

5. Der Ostgrat vom Quirl ist laut "Tauernfuchs" eine sehr empfehlenswerte Klettertour (III). Dabei kann man dann auch noch die Quirlwand besteigen. Sowohl der SW-Grat, als auch der SO-Grat, sind vermutlich nicht begehbar.

6. Bei einer Besteigung des Quirl muss man sehr viele Höhenmeter überwinden und benötigt dementsprechend viel Zeit. Auch nach einer Übernachtung in der Clarahütte.

7. Der Übergang zum Malhamhorn ist zwar weit, aber nicht schwierig. Andere Gipfel mit einer Besteigung des Quirls zu kombinieren, macht wegen der großen Gegenanstiege wenig Sinn.

8. Sowohl vom Tal aus, als auch von der Hohen Grube aus sieht der Quril sehr spektakulär aus. Zusätzlich ist der Aufstieg nicht schwierig. Trotzdem wird er nur selten bestiegen. Das liegt in erster Linie am langen, anstrengenden Anstieg. Ich war an diesem Tag jedoch nicht der einzige, der den Quirl bestieg.

9. Ist man dem langen Anstieg gewachsen, so ist eine Besteigung des Quirls sehr zu empfehlen. Nicht nur er selbst sieht spektakulär aus, sondern auch die Aussicht ist bereits während des Aufstieges super. Am Gipfel wird man bei tollem Wetter mit einer Klasse Fernsicht belohnt. Man kann sich also auf einen tollen Bergtag freuen.

Tourengänger: BigE17


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