Mischabel - von "Mistgabel" soll der Name kommen, sagen die einen: "Mischtgabla" im Walliser Dialekt. Andere - historisch Interessierte - nehmen Bezug auf die Saraszenen, die um 900 n.Chr. ins Wallis eindrangen: Mischabel würde in dem Fall vom arabischen Mudjabal stammen und "Gebirgskette" bedeuten: Beides ist nahe liegend, sowohl die Mistgabel- wie auch die orientalische Gebirgsketten-Variation: Denn schliesslich erinnert der Nadelgrat mit seinen zackigen Gipfeln tatsächlich an eine Mistgabel, aber die Mudjabal-Version ist natürlich edler...;-)
Sommer 2007: Ein Sommer der Superlative: Zunächst meine Velotour mit Zelt und Gaskocher von Luzern nach Nizza innert einer Woche über die französischen Alpenpässe, dann zwei Wochen auf Naxos: windsurfen, biken, hiken und schliesslich eine phantastische Tourenwoche im Schweizer Hochgebirge mit meinem damaligen Tourenpartner Michi Ruosch. Auf letztere werde ich mich nachfolgend beziehen.
Nachdem uns an Ostern 2007 eine unvergessliche Highlights-Tourenwoche gelang - Fiescherhörner, Finsteraarhorn, Dufourspitze, Nordend - hatten wir uns auch für den Sommer Grosses vorgenommen:
Die Mischabelkette bzw. den Nadelgrat wollten wir zu grossen Stücken abtouren und dann natürlich gleich noch den Dom - seines Zeichens mit 4545m.ü.M. höchster, vollständig auf Schweizer Territorium befindlicher Alpengipfel - einheimsen. Weiter sollte die Tourenwoche auf den Montblanc und dann auf die Barre des Écrins - den südlichsten 4000ender der Alpen - gehen. Hohe Ziele, wir hofften entsprechend auf gutes Wetter.
Die Tour ging anfangs August 2007 los: Michi holte mich am Samstag, 4. August 2007 zu Hause in Luzern ab: 24 Stunden zuvor war ich noch auf Naxos in der Bucht von Mikri Vigla gesurft und dann über Athen nach Hause geflogen. Und nun sollte es also auf 4000ender-Tour gehen. Gutes Leben!
Wir packten seinen Ford Fiesta voll: Seile, Klettergurten, Steigeisen, - just die ganze Stuff... und dann ab über Hospenthal und den Furka ins Oberwallis. Wir liessen das Auto in Brig im Bahnhofsparking und setzten unseren Weg mit den ÖV nach Saas Fee fort. Von Saas Fee benutzten wir die Hannig-Bahn um auf die gleichnamige Alp auf 2245m.ü.M. zu gelangen. Dann der Aufstieg in die Mischabelhütte des AACZ auf 3335m.ü.M. : Steil windete sich der Weg hinauf, im oberen Teil machte es richtig Spass, da immer ausgesetzter und kraxeltechnisch anspruchsvoller, v.a. mit den schweren Tourenrucksäcken. Unterwegs trafen wir noch Luzerner Tourenfreunde; sie kehrten grade von einer Hochgebirgswoche zurück in die Zivilisation. Die Nacht von Samstag, 4. August auf Sonntag, 5. August 2007 verbrachten wir in der Mischabelhütte: Kartenstudium, Fertigpacken der Rucksäcke, Abendessen und dann ab ins Bett. Früh gings los, ca. um vier Uhr standen wir auf, um 04.30Uhr marschierten wir ab: Ziel: das 4294m.ü.M. gelegene Nadelhorn. Um ca. 07.00Uhr - sorry, wenn die Zeiten evtl. nicht mehr ganz genau stimmen, ich schreibe diesen Bericht fast zwei Jahre nach der Tour und versuche sie so gut als möglich zu rekonstruieren - stehen wir auf dem Gipfel des Nadelhorns und beobachten den Sonnenaufgang. Unbeschreiblich. Wieder Abstieg vom Gipfel und Querung eines ziemlich steilen (ca. 50Grad oder etwas mehr) Hanges in Richtung Nord-Nordwesten. Erreichen des Stecknadelhorns: Alles Glück dieser Erde ist mein in diesem Moment. 360Grad-Panorama: Berge, Berge, Berge, - mein Leben. Weiter über den nun sehr brüchigen Mischabelgrat - also den Nadelgrat - auf das Hobärghorn (4219m.ü.M.). Die Erkenntnis: Ein Griff ist nicht immer der richtige Griff, v.a. wenn du deinen Griff unvermittelt lose in der Hand hältst... Nadelgrat-Feeling: Ein Bruchgrat halt...;-)
Wir wollen noch auf das Dirruhorn und dann runter zur Domhütte: Doch nun wird der Grat noch brüchiger, zudem hats schlechten Schnee drin, obschon August... Beim Dirrujoch auf 3912m.ü.M. entscheiden wir uns, die Aktion abzublasen und zurück zum Dirruhorn zu klettern. Von dort laufen wir ein ca. 55Grad steiles Schneefeld ab: Mittlerweile ist es Nachmittag, der Schnee ist pampig, wir rutschen grösstenteils kontrolliert: Dann fällt Michi jedoch und reisst mich mit sich: "Nein, nein, nein, - das kann, das darf jetzt einfach nicht sein!", denke ich, aber viel Zeit zum Hirnen bleibt nicht. Wie im Grundkurs mal vor Urzeiten gelernt, versuche ich den Pickel in den Schnee zu schlagen, doch wir werden immer schneller und unter uns lauert eine schottrige Felswand. Ich werde die Sache hier nicht weiter ausführen. Tatsache ist, dass mein Pickel beim dritten Versuch hielt. Tatsache ist auch, dass alles so schnell abging und dass ich wohl mehr oder weniger instinktiv reagierte. V.a. aber ist Tatsache, dass wir all unsere Schutzengel bei uns hatten und es wohl einfach noch nicht Zeit war, abzutreten. Wir hätten uns zumindest schwer verletzt, wäre es uns nicht gelungen, den Sturz abzubremsen. Und so bleiben wir liegen an diesem Schnee-Steilhang: Ich, zitternd auf den Pickel gestützt, Michi, ca. 15Meter unter mir. Er steht zuerst auf, kommt zu mir hoch: Ich stehe unter Schock. Mein ganzer Körper vibriert, eines meiner Steigeisen hat sich in der Tourenhose verhakt. Michi hilft mir aufzustehen und wir setzen unseren Abstieg fort. Im Couloir links von uns - im SAC-Führer wird es als "stark steinschlaggefährdet" bezeichnet, knallen immer wieder riesige Brocken in die Tiefe, es riecht nach Sprengstoff. Im untersten Teil der Wand - nach Überwindung des Schotter-Fels-Walls - sind wir gezwungen, in die Schusslinie der Steine zu queren, nur ganz kurz, mit voller Konzentration: Einfach nichts wie weg hier, keine Sekunde länger brauchen. Und runter auf den Hobärggletscher. Wie erwähnt, - es ist mittlerweile Nachmittag: Die denkbar ungünstigste Zeit für eine Gletscherquerung, v.a. wenn man den Gletscher und seine gefährlichen Stellen nicht mal kennt. Und so gehen wir - Michi voraus, ich hintennach - über den Gletscher, fest damit rechnend, dass wir - also Michi - wahrscheinlich fallen wird und ich sofort den Pickel einrammen und ihn dann mittels Spaltenrettung da wieder raushieven muss. Wir schaffen es ohne Spaltensturz. Völlig dehydriert und erschöpft - wir sind schon über 14Stunden unterwegs - erreichen wir das Festijoch. Dort: eine volle Mineralwasserflasche. Wir lassen sie unangetastet. Sie ist nicht uns, irgendjemand hat sie - wohlweislich - dort deponiert und wird das Wasser selbst brauchen: Unser Blick geht hinauf zum Nordwestgrat des Domes: Tatsächlich klettert dort einer - obschon's schon sechs Uhr abends ist - Richtung Gipfel hinauf. Vermutlich wird er biwakieren, denken wir uns und setzen dann unseren Weg fort. Wir überklettern das Festijoch und wanken dann - dem Delirium nahe: Müdigkeit, Erschöpfung, Dehydration - zur Domhütte SAC auf 2940m.ü.M. Das Hüttenwartspaar erkennt uns wieder, - unsere letzte Begegnung hatten wir in der Monte-Rosa-Hütte kurz nach Ostern desselben Jahres, offenbar haben sie die Location gewechselt. Sie - und übrigens auch alle anderen anwesenden Alpinisten - erkennen, in welcher Verfassung wir sind: Über 16Stunden sind wir mittlerweile unterwegs: Zwar ist die Hütte voll, aber - kein Problem - sie schaffen uns einen Platz im Massenlager. Material deponieren, kurz umziehen und dann gleich zum Abendessen in der ersten Schicht. Das Paradies auf Erden nach den Strapazen des Tages... und nun erscheint uns unsere Tour einfach nur noch als phantastisch-erlebnisreich und uns wird bewusst: Wir hatten ein Riesenglück!
Während dem Abendessen dann das Gespräch mit anderen Alpinisten: Das Wetter ist nur noch Morgen Montag gut, dann wirds die ganze Woche schlecht: Regen bzw. Schnee. Wir überlegen nicht lange: Klar, morgen Montag werden wir den Dom in Angriff nehmen, wir brauchen nicht lange um uns zu regenerieren...
Im Laufe des Abends lernen wir Jonas aus Ruswil LU kennen. Er ist alleine in der Hütte. Ohne Pickel, ohne Steigeisen, Klettergurt, ohne Handschuhe. Eine Bekannte habe ihm erzählt, auf den Dom könne man einfach rauflaufen, deshalb sei er hier. Wir erfahren, dass er so - "einfach rauflaufen" - schon einige 4000ender - z.T. gar nicht mal über den Normalweg - bestiegen hat... Bis heute - 2009 - habe ich mit Jonas sporadisch Kontakt: Mittlerweile ist er so - "einfach rauflaufen" - auch alleine auf den Montblanc und das Matterhorn gestiegen. Wenigstens habe ich ihn dazu gebracht, mal einen Gletscher-Grundkurs zu besuchen und mittlerweile besitzt er auch eigene Steigeisen und einen Pickel. Am 1. Januar 2009 traf ich ihn letztmals bei einer Schneeschuhtour auf das Jänzi in der Pilatuskette. Der Schnee lag sicherlich ca. zwei Meter hoch, ich war grade seit rund zehn Minuten auf dem Gipfel, als ich Jonas hinaufstampfen sah: In normalen Bergschuhen, bei jedem Schritt - Jonas ist ca. 1.90m gross - bis zu den Hüften einsickend, so hatte er sich hochgekämpft. Im Februar 2009 flog er nach Patagonien, er wollte den Cerro Torre mal von nahem sehen: Ich bin überzeugt, dass Jonas jeden Berg angehen würde, sieht er auch nur eine geringste Chance auf Erfolg. Etwas muss man ihm lassen: Ich weiss nicht, wie es mit Jonas ausgehen wird, er lässt sich von niemandem beeinflussen bezüglich seinen Touren und Gipfelzielen. Aber etwas ist klar: Jonas liebt die Berge, sie sind seine ganze Kraft; in den Bergen erfährt er Bestätigung seiner Fähig- und Möglichkeiten. Dass er damit auch andere gefährdet, ist schwierig und immer wieder habe ich versucht, auf ihn einzureden. Leider bisher erfolglos...
An jenem Abend des 5. August 2007 in der Domhütte jedenfalls versucht Jonas uns und - als wir argumentierend und immer wieder die Gründe wiederholend ablehnen - auch andere Seilschaften zu überreden, ihn mit ans Seil auf den Dom zu nehmen. Wir bleiben hart und bis heute finde ich, - es war richtig: Tourenpartner müssen sich sehr gut kennen, aufeinander eingespielt sein und sich aufeinander absolut verlassen können. Wir kannten Jonas nicht, seinen Ausführungen zufolge hatte er zwar schon einige 4000ender bestiegen, doch über Seilhandhabung und Sicherungstechniken schien er keine bis wenig Ahnung zu haben. Er hätte sich und auch uns gefährdet, deshalb lehnten wir und auch die anderen Gruppen ab. Wir versuchten über zwei Stunden, ihn von seinem Vorhaben, dann halt alleine auf den Gipfel zu steigen, abzubringen.
Nächstentags, Montags, 6. August 2007 standen wir später als alle anderen Dom-Seilschaften auf: Erst als das Gros draussen im Schein der Stirnlampen die Bergschuhe montierte, begaben wir uns zum Frühstück. Grosses Kompliment ans Hüttenwartspaar, leider weiss ich ihren Namen nicht mehr: Super, wie schon in der Monte-Rose-Hütte an Ostern gab's auch hier Müsli. Genau das richtige für kohlehydratabhängige Berggänger... Wir frühstückten gemächlich und brachen dann gegen 04.30Uhr von der Hütte auf. Auch hier gilt: Ich bin mir der Zeiten nicht mehr absolut sicher. Wir sahen die anderen Seilschaften, die Lichter ihrer Stirnlampen, in Reihen das Blockgestein überwindend, den Weg auf den Gletscher suchend. Da wir den Weg am Vortag ja schon abwärts unter den Füssen hatten, fanden wir die richtige Aufstiegslinie sehr schnell wieder und v.a. waren wir unglaublich schnell unterwegs... Noch vor dem Festijoch hatten wir den Grossteil der Seilschaften überholt. Erstaunt waren wir über die - vorwiegend deutschen - Alpinisten, die selbst auf dem Festigletscher noch fröhlich plaudernd unangeseilt gingen. Im unteren Teil - oberhalb der Domhütte - weist der Gletscher z.T. massive Spaltengefahr auf. Beim Festijoch hiess es dann, sich vor Steinschlag, ausgelöst durch vorsteigende Gruppen, in Acht zu nehmen und selbst keinen Steinschlag auszulösen.
Alles ging perfekt. Oberhalb des Festijochs entschieden wir uns dann definitiv für den Aufstieg über die Normalroute und nicht via dem Nordwestgrat. In flottem Tempo stiegen wir höher und höher. Der Hobärggletscher war hier auch nicht besonders steil, sondern stetig flach ansteigend. Noch einmal erstaunt waren wir über Tourengänger, die in kurzen Hosen!!! die Tour in Angriff nehmen: Auf 4000 Metern herrscht auch im Sommer und v.a. noch in der Nacht, im Morgengrauen klirrende Kälte. Wenn dann die Sonne kommt, werden die Temperaturen angenehmer, aber selbst dann kann Wind für arktisches Feeling sorgen... Die erwähnte Seilschaft musste denn auch abbrechen und zurückkehren: Ob die Herren sich auch noch eine Blasenentzündung einfingen, ist unbekannt...;-)
Im oberen Gletscherteil - immer steiler ansteigend und nun nach Süden traversierend - machte sich dann unsere Müdigkeit vom Vortag doch noch bemerkbar. Ich ging vor. Jeder Schritt war ein kleiner Sieg. Michi wollte absitzen. Entweder abbrechen und zur Hütte zurückkehren oder aber weiter, weiter, weiter. Ich brauchte meine ganze mentale und physische Kraft, um hochzukommen. Während einer kurzen Rast in diesem Gletschersteilhang entdeckten wir plötzlich eine einzelne Person, sich speditiv uns nähernd, die anderen Seilschaften hinter sich lassend: Ja, es war Jonas!
Vom Hüttenwart hatte er sich Handschuhe, einen Pickel und Steigeisen ausgeliehen. Er war dem armen Mann vermutlich so lange in den Ohren gelegen, bis dieser nachgegeben hatte.
Sehr schnell holte er auch uns ein: Er wolle dann oben auf uns warten, meinte er und weg war er auch schon wieder...
Auch wir erreichten irgendwann den Gipfel, kämpften uns durch, bissen auf die Zähne, - wie gesagt: Jeder Schritt - ein kleiner Sieg. Und dann standen wir da oben: Zu unseren Füssen südwärts das Monte-Rosa-Massiv, die Dufourspitze, das Nordend, so viele Erinnerungen. Rundherum Berge, meine geliebten Berge. Tief ergreifend, dieser Moment, obschon wir es aufgrund des starken, kalten Windes nicht lange am Gipfel aushielten. Im Westen konnte man bereits die nahende Schlechtwetterfront erkennen, also nichts wie schnell wieder runter. Jonas: Er war tatsächlich auf dem Gipfel, er hatte auf uns gewartet. Er dankte uns und meinte zu mir, mein Rat, Handschuhe mitzunehmen, sei der wichtigste gewesen. Ohne die Handschuhe hätte er es nicht geschafft. Menschen wie Jonas, ich habe es vorhin ausgeführt: Man kann darüber zweigeteilt denken: Zum einen sind sie eine Gefahr, aber irgendwie scheint Jonas auch eine tiefe Verbindung mit den Bergen zu leben, er scheint zu spüren, wie weit er gehen kann und wann es besser ist, abzubrechen. Dennoch: Seine Matterhorn-Solotour war eindeutig zu viel Risiko, doch dies ist ein anderes Thema und einfach meine Meinung.
Der Abstieg verlief zügig und ohne Probleme. Überrascht waren Michi und ich bloss über die vielen Seilschaften, die sich bei unserem Abstieg immer noch im unteren Bereich des Hobärggletschers befanden: Offenbar - dies deckt sich mit den Aussagen anderer Alpinisten - wagen sich immer wieder auch hochgebirgsunerfahrene Tourengänger an Gipfel wie den Dom, des Prestiges wegen... sehr schade!
Berge und das in die Berge-gehen, - meines Erachtens die Möglichkeit der Erfahrung tiefsten Glückes, aber immer gekoppelt an den Respekt vor dem Berg. Es geht nicht um Prestige, es geht nicht darum, diesen und den anderen prestigträchtigen Gipfel eingeheimst zu haben: Es geht um das Feeling, um die Verbundenheit mit den Bergen, mit der Natur, um die Dankbarkeit, solche Touren unternehmen zu können, - dies meine Überzeugung.
Beim Festijoch dann noch ein Zwischenfall. Eine Tourengängergruppe aus Luzern - wie wir - liess uns den Vortritt. Ohne Probleme konnten wir auf den Festigletscher abklettern. Als sie dann nachfolgten, löste eine ihnen folgende Seilschaft Steinschlag aus. Michi und ich sahen die Brocken vom Gletscher aus und warnten durch Rufen. Zwar gingen unsere Bergkameraden noch in Deckung, doch einer von ihnen wurde dennoch massiv an der Schulter getroffen. Wir marschierten zurück zum Einstieg, um allenfalls Hilfe zu leisten. Der Mann blutete stark, wahrscheinlich wurde die Schulter zertrümmert, er hatte starke Schmerzen, meinte aber, doch noch bis zur Hütte hinunterlaufen zu können. Tatsächlich sahen wir ihn später bei der Hütte, wie's jedoch weiterging, ist uns unbekannt.
Zurück bei der Hütte ein kühles Bier, den Blick noch einmal hinauf zum König der Könige, - dem Dom. Grösste Zufriedenheit und Dankbarkeit über unser Gipfelglück. In der Sonne liegen, im Bergwind und wieder einfach nur sein Da-Sein fühlen.
Abends bei den Älplermakronen zuschlagen wie die Weltmeister und nächstentags lange, lange liegen bleiben. Niemand bestieg übrigens am Dienstag, 7. August 2007 den König: Nebel, Regen, alles grau in grau. Wir wussten: Dort, wo wir noch am Vortag glücklich unter blauestem Himmel und Sonne gestanden hatten, dort oben war jetzt eine lebensfeindliche Welt: Schnee, Wind, Sturm. Das sind die Berge; ihr Wesen erkennen zu dürfen, die Verbundenheit zu fühlen, ist ein unbeschreibliches Geschenk.
Abstieg nach Randa. Mit dem Zug nach Brig. Auf der Bahnhofsparkingtoilette machten wir uns wieder zu Menschen...;-) Internetcafé in Brig: Schlechte Prognosen für die Montblanc-Gegend, für den ganzen Alpenraum. Wir verzichten zum dritten Mal auf den höchsten Gipfel der Alpen. Kurzgefasster Entschluss: Fahrt nach Finale: Drei Tage klettern über dem Meer und in den Wäldern der Ligurischen Küste. Gutes Leben in Italien: Klettern, Meer, Pasta, Wein. Dann die Barre des Écrins. Schon beim Aufstieg ins Réfuge des Écrins erreicht uns die Nachricht, dass am Vortag eine französische Fünferseilschaft beim Versuch, die Barre zu besteigen, den Tod fand: Erschlagen durch Seracs im unteren Gletscherbereich. Wir erreichen das Réfuge, leben wie "Könige in Frankreich", man wird an den Tischen bedient und - logo - natürlich trinken französische Alpinisten Wein zum dîner. Wir unterhalten uns mit anderen Alpinisten, sie wollen dennoch hoch. Unsicherheit bezüglich der Lawinengefahr im oberen Gletscherbereich. Michi hat ein schlechtes Gefühl, er möchte nicht gehen. Ich habe grösste Mühe, seine Entscheidung zu akzeptieren, doch auch dies gehört dazu: Niemals eine Tour durchstieren, niemals, wenn dein Tourenpartner aus irgendeinem Grund nicht kann, möchte oder was auch immer. Wir verzichten also auf die Barre und steigen nächstentags wieder ins Tal ab. Ich brauche einige Zeit um darüber hinwegzukommen. Nach wie vor ist die Barre des Écrins offen und es wäre die Erfüllung eines Traumes, sie in absehbarer Zeit mal besteigen zu dürfen. Man wird sehen...
Danke, Michi für eine weitere, unvergessliche Hochtouren- und Kletterwoche. I will never forget you! So viele gemeinsame Erlebnisse in den Bergen!
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