Nadelgrat von der Dom- zur Mischabelhütte


Publiziert von kleopatra , 13. Juli 2010 um 19:51.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 8 Juli 2010
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 2900 m
Strecke:Domhütte - Nadelgrat - Mischabelhütte
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit ÖV von Saas Fee wieder retour nach Randa (Parkhaus)
Unterkunftmöglichkeiten:Domhütte
Kartennummer:1328 - Randa

Nach der Besteigung des Doms gönnten wir uns erst einmal einen Ruhetag auf der Domhütte und wie verbringt man so einen Tag als mit Brettspielen, sonnen, schlafen und eine erfrischende Wäsche im Schmelzwasserbach hinter der Hütte (brrr, nur die Harten kommen durch).

... und wieder wollte das Murmeltier um 02:30 aufstehen!!! Da es auf der kleinen Domhütte für alle zur gleichen Zeit Frühstück gab, starteten wir mit ca. 20-30 Domaspiranten um 03:00 wieder Richtung Festijoch, das wir nun diesesmal bereits durch den neuen Aufstieg erreichten. Da zu diesem Zeitpunkt dort noch nichts eingerichtet war gestaltete sich diese brüchige Kletterei genauso unlustig wie im alten Zustieg, aber dafür steht man innerhalb von 5-10 Kletterminuten auf dem Grat.

Von dort folgten wir dann dem Normalweg Richtung Dom, bis wir relativ eben und leicht absteigend zu dem Couloir queren konnten, welches vom Hohbergjoch herabzieht. Achtung, dass man hier nicht zu tief mit dem Traversieren beginnt, da hier sehr grosse Spalten lauern (erst wenn der Gletscher wieder flacher wird). Beim Einstieg konnte ich dann erstmals aufatmen, sah diese Rinne doch vor zwei Tagen noch sehr steil aus, als wir sie vom Dom aus studierten. Die ersten 20 Höhenmeter steigt man über die Schneereste aus dem Couloir aus und sucht sich dann das erstbeste Band, um nach links in die Felsen zu queren. Dieser Übergang war eigentlich schon die schwierigste Stelle des gesamten Aufstiegs, da auch hier sehr viel loses Gestein anzutreffen war (Stellen I). Der felsige Abschnitt Richtung oberem Schneefeld war dann eine leichte Kraxelei über sehr losen Schutt, auf dem man auch immer wieder die Trittspuren von den Vorgängern fand. Das Schneefeld wurde bereits vor 3 Tagen vom Hüttenwirt gespurt und so hatten wir wunderschöne riesige Tritte, die uns immer wieder angenehme Verschnaufpausen erlaubten. Nach 5 Stunden erreichten wir  das Hohbergjoch und erklommen gleich das dazugehörige 'Horn' (20 Minuten rauf und runter).

Nun erwartete mich der schönste Teil der Tour, nämlich die Kletterei auf das Stecknadelhorn. Wie im Führer beschrieben, darf man sich ja nicht zu tief in die Südflanke drängen lassen, was doch allzuleicht passiert. Auch dort findet man immer wieder loses Gestein, aber auch schöne leichte Kletterpassagen (I), die mein Herz höher schlagen liessen. Das ganze kann am laufenden Seil gegangen werden, da sich immer wieder Blöcke finden, um die man das Seil laufen lassen kann. Der letzte Aufschwung sieht dann nochmals recht steil aus und war bei uns in der Nordseite gespurt, was uns dazu veranlasste, diese Stelle durchzusichern. Es stellte sich jedoch heraus, dass man diese recht einfach wiederum südlich haltend erklettern kann und dieses Manöver nicht nötig war. Insgesamt hätten wir für diese Kletterei 30 Minunten brauchen dürfen, aber das reichte bei weitem nicht (wir brauchten das doppelte). Der Abstieg vom Stecknadelhorn ist recht kurz und hier auch wieder so hoch wie möglich auf dem Grat halten, da wir wieder zu tief (diesmal nach Norden kamen), wo kaum noch ein Stein auf dem anderen hielt.

Nun standen wir auf dem Schneegrat, der lustige Wellenberge bildete, auf die man rauf und wieder runterläuft. Der Grat lässt nur an wenigen Stellen das 'Kirchendachritt'-Feeling aufkommen, wofür ich auch recht dankbar war, denn freihändiges Balancieren mit mehreren Hundert Metern unter mir war noch nie so mein Ding. Die anschliessende Traverse unter dem Nadelhorn forderte dann nochmals volle Konzentration, da hier an einigen Stellen bereits etwas Blankeis hervorkam und die Tritte sehr präzise angestiegen werden mussten. Am Normalweg Richtung Nadelhorn angekommen entledigten wir uns der Rucksäcke und stapften noch zum Nadelhorn. Erst jetzt wurden wir von zwei Italienern mit Bergführer eingholt, bis hierher waren wir allein unterwergs gewesen (die Nadelhorn-Bezwinger waren offensichtlich schon wieder im Tal). Nachdem nun doch erstes Ziehen im Kopf einsetzte, bestaunten wir den hübschen Grat, der von der Lenzspitze aufs Nadelhorn zieht und natürlich den Blick retour Richtung Dürrenhorn und machten uns dann sehr gemächlich an den Abstieg. Auch hier mussten wir uns noch ein paar mal recht konzentrieren, waren doch ein paar steile und wahrscheinlich bald eisige Stellen zu meistern.

Im Windjoch angekommen entledigten wir uns erstmals einer Schicht Kleidung und der Steigeisen. Der Abstieg zieht dann über einen recht steilen Hang, der zwar schon sehr tief aber recht gut zum Absteigen war. Der restliche Gletscher Richtung Mischabelhütte war noch unglaublich gut zu gehen und so erreichten wir recht rasch die Felsen, von denen man bereits die Hütte sieht. Überglücklich wurden auch noch diese letzten Meter zurückgelegt und bald wurde uns vom urigen Hüttenwirt ein Panasch auf den Tisch gestellt, das natürlich besser als je zuvor schmeckte.

Diesen Nacht blieben wir noch auf der Mischabelhütte und machten uns erst am nächsten Morgen auf den Abstieg nach Saas Fee. Auch wenn es 'nur' mehr 1800 Höhenmeter ins Tal sind, so sollte man diese doch nicht unterschätzen, da man sich die ersten 500 Höhenmeter auf dem Klettersteig (der super eingerichtet ist) schon nochmals konzentrieren muss ... nur als kleine Hinweis für die, die gleich ins Tal düsen.

Gehzeiten:
Domhütte - Hochbergjoch: 4,5 - 5h
Hohbergjoch - Hohberghorn - Hohbergjoch: 20 Minuten
Hohbergjoch - Stecknadelhorn: 1h
Stecknadelhorn - Nadelhorn: 1,5h
Nadelhorn - Mischabelhütte: 2h (sehr gemütlich)
Mischabelhütte Saas Fee: 3h

Fazit:
Da der Einstieg auf den Nadelgrat im Dürrenjoch nach Erzählungen von Tourengängern auf der Mischabelhütte auch nicht mehr besser wird, ist dies eine durchwegs empfehlenswerte und wahrscheinlich objektiv sicherere Alternative, auch wenn man dabei das Dürrenhorn weglassen muss.

Wir würden empfehlen diese Überschreitung auf jeden Fall in diese Richtung vorzunehmen, da man dann die kritischen Schneepassagen noch in gefrorenem Schnee und die Kletterstellen alle im Aufstieg machen kann.

Infos über Begehungen erfragt man am besten vom Hüttenwart der Domhütte, dieser ist bestens informiert.

Für die Kletterei am Stecknadelhorn sind keine zusätzlichen mobilen Sicherungsmittel notwendig.

Tourengänger: kleopatra, Muellix


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Kommentare (2)


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Bombo hat gesagt:
Gesendet am 13. Juli 2010 um 21:04
Gratuliere Euch zu dieser super schönen Tour! Auch wir studierten dieses Schneefeld und mussten beide sagen: "Verrückt, wer dort hochsteigt!" :-) Aber aus der Nähe sieht's natürlich wieder anders aus, wobei wenn ich Dein Foto so anschaue, dann ist also wirklich viel Luft unter dem Füddli :-) Zum Glück aber sind die Spuren sehr gut, sonst dürfte das wohl ein ziemlich mutiges Unterfangen geben.

Interessant übrigens, dass Ihr diese Route gewählt habt. Fenek und ich dachten, aufgrund vorhandenen Spuren, dass Ihr von der Dom-Normalroute Richtung Lenzspitze hochgestiegen seid und so dann zum Nadelhorn getingelt wärt (was natürlich nicht dem exakten Nadelgrat entspricht). Was nicht ist, kann ja noch werden :-)

Nochmals Gratulation - da habt Ihr wirklich ne super tolle Hochtouren-Woche erlebt!

Gruss
Dominik


kleopatra hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. Juli 2010 um 22:05
Ja Du wirst lachen, wir haben ernsthaft auch über den Teil Lenzspitze - Nadelhorn nachgedacht, war uns dann aber doch zu lange. Wir trafen im Abstieg 2 recht fitte Burschen, die dafür 12 Stunden von den Mischabelhütten gebraucht haben ... ich glaube da müssen wir noch etwas schneller klettern.

Auch mir hat dieser Aufstieg aufs Hohbergjoch aus der Frontalansicht so einiges an Kopfzerberbrechen bereitet, aber er übersteigt tatsächlich nie WS I Schwierigkeit. Eigentlich ist das Schneefeld sogar flacher als der Festigrat. Also um die Kanonensalven zum Dürrenjoch zu vermeiden kann man diesen Aufstieg wirklich empfehlen und das Dürrenhorn ist sicher einen eigenen Ausflug (über den Nordgrat) wert.

Bis bald!


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