Vom Saastal über 4x4000m ins Mattertal


Publiziert von JeHe , 12. September 2016 um 16:17.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:13 August 2016
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   4000er 
Zeitbedarf: 12:45

Nachdem ich jahrelang immer nur Berichte (vor allem von WoPo1961) gelesen habe und die häufig auch als Inspiration für eigene Touren nutzte, habe ich mich nun endlich durchgerungen meinen ersten eigenen Tourenbericht zu veröffentlichen.

 

Zwecks Akklimatisierung sind wir bereits am 08.08. nach Saas Fee angereist. Leider ist in diesen Tagen meine Tourenpartnerin krank geworden, sodass ich die Tour alleine mit einem Bergführer meines Vertrauens durchführte.
 

Zur eigentlichen Tour:

Als Ausdauersportler und eher durchschnittlicher Kletterer war meine Idee von der Mischabelhütte über Nadelhorn, Stecknadelhorn und Hohberghorn zur Domhütte und letztendlich nach Randa abzusteigen. Da man sich dann eh schon auf dem Hohberggletscher befindet und es nur noch „läppische“ 750 Höhenmeter zum Dom waren, war die Idee meines Bergführers diesen auch noch mitzunehmen.

 

Der Hüttenzustieg zur Mischabelhütte erfolgte am 12.08. und ist für schwindelfreie und trittsichere Wanderer (T4) auch als Tagesausflug sehr empfehlenswert. Nach dem leckeren und reichhaltigen Abendessen in der nicht komplett ausgebuchten Hütte ging es direkt ins Bett. Nach einer sehr kurzen Nacht in der ich eigentlich kaum geschlafen habe, gab es am 2:30 Uhr Frühstück. Abmarsch war am 2:50 Uhr. Neben uns frühstückten noch 5-6 andere Seilschaften, die alle entweder zur Lenzspitze wollten oder via Selle den kompletten Nadelgrat planten. Der Abstieg vom Hohbergjoch zum gleichnamigen Gletscher wurde laut Hüttenwirtin in den letzten Tagen nicht gemacht. Bis zum Hohberggletscher haben wir auch niemanden mehr getroffen.

Leider zeigte sich der Schlafmangel immer mehr und ich bin bis zum Nadelhorn eigentlich einfach nur vor mich hingestolpert. Die Normalroute zum Nadelhorn ist technisch nicht schwierig (WS, II) und so erreichten wir (ich hundemüde), im stockdunkeln am 5:20 Uhr den Gipfel des ersten 4000er des Tages. Erst während der Querung zum Stecknadelhorn wurde es langsam hell und mit den ersten Sonnenstrahlen wurde ich dann auch deutlich fitter. Das Stecknadelhorn erreichten wir letztendlich am 6:20 Uhr zusammen mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. Die Kletterpassagen vom Stecknadelhorn zum Hohbergjoch empfand ich als technisch etwas anspruchsvoller als die Normalroute zum Nadelhorn. Aufgrund der etwas brüchigen Flanken ist es ratsam meist direkt an der Gratkante zu klettern. Der Anstieg vom Hohbergjoch zum Hohberghorn, das wir am 7:30 Uhr erreichten, hatte besten Trittfirn. Um auf den Hohberggletscher zu kommen, muss man vom Hohberghorn wieder zurück ins Hohbergjoch und von dort zuerst eine Firn-, (ca. 40°) später eine Geröllflanke abklettern. Das Couloir wie in WoPo’s Bericht von 1990 wird wegen Steinschlag nicht mehr begangen. Das Firnfeld war nicht gespurt und im unteren Bereich zeigten sich erste vereiste Stellen, die jedoch trotzdem einigermaßen gut zu begehen waren. Im Gegensatz dazu empfand ich die Geröllflanke hinunter zum Gletscher als sehr unangenehm. Bei allen Schritten werden automatisch Steine losgetreten. Man hat das Gefühl dass bei jedem Begeher dieser Flanke das Hohberghorn um 1m schrumpft ;-) Technisch ist die Geröllflanke  (wie im Silbernagel beschrieben) meist Gehgelände (vllt. T5, I). Teilweise sind auch Wegspuren zu erkennen. Um einen geeigneten Übergang über den Bergschrund zu finden, haben wir im unteren Bereich das Couloir queren müssen. Schlussendlich benötigten wir vom Joch zum Gletscher 1h 20min.

Auf dem Hohberggletscher war ich erstmals froh wieder „festen“ Boden unter den Füssen zu haben. Der nachfolgende Anstieg über die Normalroute zum Dom (1h 45min vom Ende des Couloirs bis zum Gipfel) ist eher langweilig und während den letzten 200 Höhenmeter zeigte sich auch wieder meine Müdigkeit. Ich hatte eigentlich die Hoffnung, dass wir den Gipfel des Doms für uns alleine hatten. Da wir aber schon beim Aufstieg einige Seilschaften (und Sologänger!) überholten, die ebenfalls noch auf den Dom wollten, hatte sich das leider erledigt. Wir verblieben darum auch nur 5 min am Gipfel und stiegen dann via Festijoch und Domhütte (20 min Pause) nach Randa ab (insgesamt 4h 50min).
Falls es in den anderen Berichten noch nicht ausreichend erwähnt wurde: Der Abstieg ins Tal zieht sich ins nahezu Unendliche…

 

Fazit: Eine technisch nicht schwere, allerdings sehr lange Tour, die in dieser Reihenfolge wohl eher selten begangen wird. Da die Nadelhorngänger auf der Mischabelhütte später starten, ist man bis zum Hohbergjoch meist alleine unterwegs. Nachteil ist, dass das Nadelhorn in der Regel im Dunkeln erreicht wird.


Tourengänger: JeHe


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Kommentare (2)


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hewag hat gesagt: Super
Gesendet am 14. Juli 2017 um 22:22
Erst mal BRAVO.
Superleistung
Danke für die Entscheidung einen ersten Bericht zu scheiben...ist hervorragend...kurz und bündig...alles Wesentliche dabei. Für mich sehr informativ... die Endlosigkeit der Abstiege!!! ...kenn' ich auch. Nach Querung Weissmie.
Aber der Gipfel ist Ihre Galerie... 13 ausgewählte Aufnahmen eine besser als die andere.Davon einige einzigartig. Schon die erste mit dem Sternzeichen Orion gut erkennbar. Es geht so weiter...professionel... und wird poetisch...es lohnt sich früh loszuziehen... bei Nacht...Morgenstund hat Gold im Mund... kann man hier wohl poetisch kommentieren.
Nadelhorn war mein erster Viertausender vor 50 Jahren. Ja eben leider. Darum :
Erinnerungen sind wie goldene Rahmen,
sie machen das Bild schöner.
Gibt es die Bilder auch ohne Ballone? Bitte
Nochmals BRAVO und vielen Dank.


JeHe hat gesagt: RE:Super
Gesendet am 15. Juli 2017 um 14:44
Danke für dein Kommentar.
Die Tour ist leider schon fast ein Jahr her.
Die tollen Erinnerungen bleiben jedoch für immer!

LG
JeHe


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