Ramskopf Süd (970 m) und P.1185: einfache, interessante Winter-Erkundung über Kochel- und Walchensee


Publiziert von Vielhygler , 3. Januar 2019 um 22:24.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:26 Dezember 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 450 m
Abstieg: 650 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der Kesselberghöhe nur wenige, kostenlose Parkplätze. Sonst P. in Straßenbuchten weiter unterhalb gestattet.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Am Walchenseekraftwerk P. kostenlos. Ausgeschildert ist das Kraftwerk von der Straße von Kochel zum Kesselberg aus.
Unterkunftmöglichkeiten:Keine
Kartennummer:DAV BY 9 Estergebirge, Herzogstand, Wank

Heute, am zweiten Weihnachtsfeiertag, soll es auf  eine leichte, subalpine Spazier-Wanderung an der Nordseite des Herzogstands gehen. Die dortige  Erkundung gilt einem langen, eigenständigen und gänzlich einsamen  Höhenrücken. Leitmotivisch begleiten Ausblicke auf  zwei besonders schöne Seen der Bayerischen     Voralpen  die Tour: Walchen- und Kochelsee. Die heutige Runde kombiniert Forst- und Wanderwegpassagen abwechslungsreich mit einfachen, weglosen Abschnitten.  

Kurzbeschreibung der heutigen Ziele:

Steht der Herzogstand direkt über dem  Kochelsee    ?     Dem ersten Anschein nach ja, doch übersieht man dabei leicht, daß es vom Kochelsee nach Süden zum Herzogstand in stetem Auf und Ab zunächst sehr vielbucklig zugeht.
Das Gelände steigt also südlich vom Kochelsee sofort steil zu der  Formation Der Stein (930 m) an und fällt sogleich 200 Hm zum Jochbach wieder ab. Aber vom Taleinschnitt des Jochbachs geht es dann auch noch nicht diritissima zum Herzogstand hinauf, denn zwischen dem Jochbachtal im Norden und dem ebenfalls von West nach Ost verlaufenden Hammersbachtal südlich von ihm steht noch ein weiterer langer Geländerücken. Dieser Kammzug soll das Ziel meiner heutigen Wanderung sein.

Besagter Kammzug  nimmt an dem kleinen Sattel Am Alple (1140 m) seinen Ausgang und steigt von ihm in östlicher Richtung sogleich etwa 50 Hm steil zu seinem höchsten Punkt auf, der in der AV-Karte (nicht jedoch im Bayern-Atlas) mit der Höhenkote P.1185  verzeichnet ist. Dieser westliche Gipfelpunkt des Höhenrückens ist, soviel war mir schon vor der Tour klar, ein vollkommen bewaldeter und blickdichter Krautjunker.
Das gilt allerdings nicht für den ganzen Geländerücken, denn am östlichsten Gipfelpunkt (etwa 1150 m) dieses langen, hügeligen Höhenzugs ist mir immer wieder eine vielversprechende, ausgelichtete Fläche sehr positiv aufgefallen. Wie der Bayern-Atlas zeigt, ist diese Gipfellichtung auch ganz eigenständig und deutlich markanter als der P. 1185, denn sie befindet sich immerhin 150 Hm über dem Taleinschnitt des Hammersbachs im Süden und 450 Meter über dem Jochbach im Norden.
Ich freue mich schon auf diesen "Ostgipfel", denn Kahlschläge sind gute Winterziele: sie sind sonnig und man kann immer einen Baumstamm vom Schnee abkehren, sich gemütlich draufsetzen und freie Aussichten genießen.
       
Interessiert hat mich außerdem noch der Südliche Ramskopf (970 m), der sich, von Wanderern wohl ebenfalls kaum je beachtet, jenseits eines kleinen Sattels noch weiter östlich des o.g. Höhenzugs befindet. Oberhalb Urfelds werde ich also auf dem stark frequentierten Herzogstand-Reitweg die Tour starten und der Südliche Ramskopf wird bald nach dem Aufbruch mein erster, weglos erreichter, Gipfelpunkt sein.
Der Südliche Ramskopf  hat als Wandergipfel auf meiner heutigen Tour so etwas wie eine "Wild Card" und ich erwarte mir, was seine Aussichten betrifft, weniger als vom etwas niedrigeren, eigentlichen Ramskopf (955 m), lasse mich aber gerne positiv überraschen...

Der Tourentag und die Wegbeschreibung

Die Tour beginnt am Kesselberg-P. Hier steht (noch?) kein Gebühren-Solarmat: daß es so etwas noch gibt bzw. nicht gibt!
Da es die letzten Tage nach den wenigen Schneefällen dieses Winters auch immer wieder geregnet hat, vertraue ich auf eine gesetzte, aber geringmächtige Schneedecke und verzichte in Anbetracht der Höhe (oder Tiefe) der heutigen Ziele auf die Mitnahme von Schneeschuhen. Ich packe aber als Prophylaxe für etwaige vereiste Passagen, speziell am Pionierweg, Grödeln  in den Rucksack.

Südlicher Ramskopf

Es geht vom P. am komplett aperen Herzogstand-Reitweg nach Westen, bis zu einer Stelle, wo erstmals die großen Strommasten weiter vorne am kleinen Sattel P. 943 in' s Blickfeld rücken. Von besagter Stelle gehe ich weglos in mäßiger Steilheit direkt nach Norden in Richtung des höchsten, Punkts des Südlichen Ramskopfs hinauf. Nach wenigen Schritten wird eine in der Karte nicht verzeichnete Straße überquert. Schon bald darauf treffe ich ein weiteres Mal auf diese Straße und folge ihr nun einen letzten kurvigen Aufschwung hinauf bis fast zum Gipfelpunkt des Südlichen Ramskopfs. Die "Mitnahme" des Südlichen Ramskopfs wird mit einem netten, freien Blick in's Blaue Land belohnt, immerhin!
Der kurze Abstieg nach Westen zum Sattel (943 m) erfolgt bequem auf der Straße. Jezt wird es spannend, denn ich kann im Hinunterschlendern erstmals direkt vor dem Herzogstand die östliche, freie Gipfellichtung (etwa 1150 m) des angesteuerten Höhenzugs (1185 m) erkennen. Sehr vielversprechend sieht dieser hübsch besonnte Kahlschlag von der Nähe aus!

Aussichtsreich: die östliche Gipfellichtung des Höhenzugs

Vom Sattel (943) folge ich zunächst wieder dem Herzogstand-Reitweg bis zu den "klassischen" Walchenseeblicken dieses Wegs gleich oberhalb der Strommasten. Von hier, auf etwa 960 m Höhe, kann ich auch schon den Anstieg zur östlichen Gipfellichtung (etwa 1150 m) des Kammzugs gut ausmachen. Es ist Zeit für eine kurze Pause und einen Schluck Wasser...ich bleibe nicht lange, denn oben auf der freien Lichtung des Ostgipfels wird es sonniger und wärmer sein!
Während der Herzogstand-Reitweg nun, dem Hammersbach in südwestlicher Richtung folgend,  unterhalb des Höhenzugs gemächlich zum Sattel Am Älple ansteigt, gehe ich direkt nach Westen weglos in Richtung der Gipfellichtung den breiten, östlichen Grat des Höhenzugs hinauf. Etwa 200 Hm sind es: schwierig ist es an keiner Stelle. Weiter oben wurden schon unterhalb der Gipfellichtung, am Hang, viele Bäume weggeschlägert, einzelne Stämme blieben aber stehen. Verschneite größere Zweige liegen noch eine Menge herum, was mein Tempo etwas verlangsamt. Vor allem passe ich aber auf, etliche neu eingesetzte Jungfichten nicht zu beschädigen.
Die schließlich erreichte östliche Gipfellichtung (etwa 1050 m) des Höhenzugs lohnt sich! Genau so habe ich' s mir vorgestellt: ich kehre den Schnee von einem Baumstumpf, setzte mich drauf, mache eine gemütliche Brotzeit und schaue, vergnügt in die Sonne blinzelnd, über den Walchensee in's Karwendel.

Fürwahr ein stilles Ziel: der P. 1185

Der Weiterweg nach Westen über einige, kleine Hügel hinweg in Richtung des P. 1185 verläuft zunächst noch weglos, über verschneite Äste hinwegstolpernd, etwas mühselig, aber schon bald geht es viel bequemer und schneller, denn eine nicht in der AV- Karte, jedoch im Bayernatlas verzeichnete Straße zieht, stets knapp unterhalb (nördlich) des breiten Grats bleibend, den dicht  bewaldeten Höhenzug nach Westen entlang. Erst unmittelbar vor dem P. 1185 quert die Straße den Grat nach links zu seiner südlichen Seite. Von dieser Stelle aus steige ich rechts von der Straße weglos und einfach zum P. 1185 hinauf.
Der P. 1185, ein stilles Ziel? Fürwahr! Hier darf der vorwärtsstrebende Wanderer endlich innehalten und die nicht vorhandenen Aussichten verhelfen ihm zu einem kontemplativen Moment der Stille. Meditativ dehnt sich im tief verschneiten Tannenwald die Zeit...

Doch schließlich, irgendwann, reiße ich mich los, es muß ja wieder weitergehen. Der weglose, direkte Abstieg (nur etwa 50 Hm) vom P. 1185 nach Südwesten zum Alple bzw. Pionierweg wäre gach, doch ich umgehe die kleine Steilstufe bequemer nach Nordwesten, schwenke sogleich wieder nach Süden und bin nach wenigen Schritten schon am Pionierweg angekommen.

Pionierweg und Forststraßen-Verhauer

Der Pionierweg war verschneit, gespurt und überraschend hübsch, ich kannte ihn noch gar nicht. Etwas verwirrend wurde es, als, noch bevor der Pionierweg auf den Schlehdorfer Herzogstand-Anstieg trifft, ein Teil des Wegs (offenbar erst kürzlich) von einer Forststraße überbaut worden ist.
Die Stelle befindet sich etwa südlich des kleinen Roßkopfs (885 m). Am Boden lagen ausgedruckte Hinweiszettel in einer Klarsichthülle: am besten wäre es gewesen, von hier in der Richtung "Pionierweg nach Schlehdorf" zum Jochfleck mit mehreren Optionen des Weiterwegs weiterzugehen...
Ich habe mich aber blöderweise spontan entschieden, der Straße absteigend nach rechts zu folgen und bin in ein Gewirr ab- und ansteigender Straßen geraten, die allesamt nicht in der AV-Karte oder im Bayerm-Atlas verzeichnet sind. Die Kartografie kann mit dem immer rascher fortschreitenden Ausbau der Forstwege gar nicht mehr Schritt halten, ganz abgesehen davon, daß das hier (ganz kleinräumig) vorhandene Chaos aus Sackstraßen, Holzerstichen, Karrenwegen sowie Kies- und Bröselstraßen nur, wenn überhaupt, auf einer 1:10 000- Karte einigermaßen aussagekräftig abgebildet werden könnte!
Anyway, irgendwann bin ich dann endlich -eher zufällig - im Langental herausgekommen und auf der alten Straße dem Jochbach bis zum Kochelsee und dem Walchensee-Kraftwerk gefolgt.

Der Ausklang der heutigen Tour...

...erfolgte dann erst auf der Heinfahrt nach Bad Tölz am Kochelsee. Es war nett, das ganze Herzogstand-Gebiet vom See noch einmal zu überblicken und ein paar Bläßhühnern beim Herumpaddeln zuzusehen. Schön war' s wieder!

Fazit:

Durchaus interessante, aber wenig spektakuläre
Wanderung. Bis zum Sattel Am Alple m.E. nicht lawinengefährdet. Vom Alple kann man bei angespannter Lawinenlage statt auf dem Pionierweg auch auf der Forststraße, dem Reitweg, bequem in 45 Minuten zur Kesselberghöhe wieder hinuntergehen.
Ob der Pionierweg im Winter, vor allem bei mehr Schnee, überhaupt noch regelmäßig begangen wird, weiß ich nicht, ich persönlich wäre jedoch vorsichtig! Einige nur sehr licht bewaldete Hänge, von denen Naßschneerutsche, außerdem ein paar steile Rinnen, von denen Staublawinen, auf den Weg (oder den Wanderer) abgehen könnten, befinden sich direkt oberhalb des Pionierwegs.
Schwierigkeit? Ausrüstung? Technisch ganz leichte Wanderung. T3 nur wegen der Orientierung auf weglosen Passagen. Die mitgenommenen Grödeln kamen heute tatsächlich zum Einsatz: auf leicht vereisten Abstiegspassagen am Pionierweg. Bei einer üppigeren Schneedecke sind Schneeschuhe bestimmt bis zum Abstieg vom P. 1185 zum Alple geradezu ideal! Was den Pionierweg im Winter angeht: siehe Bemerkung weiter oben.
Die heutige Winter- Runde kann, vor allem in den drei anderen Jahreszeiten mit diversen Weiterweg-Optionen zu Jochfleck bzw. Felsenkeller/Felsenweg und Nase lohnend ausgebaut werden.
So wie hier beschrieben, ist sie vor allem mit Car- oder Bike-Depot sinnvoll. Heute war meine Frau, die Vielhyglerin basthe so nett, mich vor der Tour von meinem am Walchensee-Kraftwerk-P. deponierten Car zur Kesselberghöhe hinaufzushutteln. Danke, Barbara!

Tourengänger: Vielhygler


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