Biwaktour Crans-Montana - Lenk über 7 Gipfel


Publiziert von Camox , 21. Oktober 2018 um 21:13.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:20 Oktober 2018
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2680 m
Abstieg: 3240 m
Strecke:Aminona - Cave du Sex - Montagne du Sex - Nuseyhorn - Trubelstock - Les Outannes - Rothorn - Schneehore - Chlis Schneehore - Lenkerstrubel - Flueseehöri - Restaurant Simmenfälle

Die Berge sind in diesem Oktober noch bis weit hoch ausgeapert. Dies motiviert mich zu einer Gipfeltour in die Gegend des Plaine Morte, wo ich schon lange einmal hinwollte. Da die Licht-Schattenspiele im Herbst besonders am Abend und am Morgen einiges zu bieten haben, nahm ich auch meine Biwak-Ausrüstung mit auf die Tour.

 

Ich reise am Samstagmorgen nach Sierre und nehme dort den Bus hoch nach Crans-Montana. Dieser fährt zuerst die halbe Gemeinde ab, bevor er nach einer Stunde um 09:43 Uhr die Endstation Aminona erreicht. Hier starte ich meine Tour und folge der Strasse nach Osten den Hang hoch und dann nach Norden weiter vorbei an Cave du Sex. Ab hier folge ich dem Wanderweg entlang der Bisse de Tsittoret (Bisse=Suone), welcher um diese Jahreszeit mit einigen goldenen Lärchen gesäumt ein hübsches Bild abgibt. Bald verlasse ich das Gewässer und steige in kurzem Aufstieg nach Montagne du Sex hoch. Ab dort geht es weiter dem Weg in Richtung Trubelstock entgegen.

 

 

Der Weg führt anfangs noch über Wiesen und später zu einem Geröllhang, welcher recht direkt bis an die Krete bestiegen wird. Der Krete folge ich nun weiter nach Osten und deponiere beim Verlassen des Wanderwegs meinen Rucksack. Dann steige ich in einem Bogen nach links (anfangs noch immer auf der Krete) in steilem Geröll auf schwachen Wegspuren zum Grat westlich des Nuseyhorns auf. Dann über einfache Absätze kletternd auf diesen Gipfel. Von hier aus bekomme ich den Trubelstock in seiner imposanten Erscheinung zu Gesicht. Auf dem selbem Weg steige ich wieder zum Rucksack zurück. Dann folge ich dem Wanderweg weiter in Richtung Nordosten und deponiere etwas unterhalb der Krete (nördlich) den Rucksack erneut. Mit leichtem Gepäck begehe ich nun den gut erhaltenen Weg auf mein nächstes Gipfelziel, den Trubelstock. Diesen erreiche ich um 13 Uhr. Hier hat man ein tolles Panorama ins Rhonetal, zu einem kleinen Teil des Plaine Morte und einem der äussersten Zipfel von Leukerbad. An diesem sonnigen Tag treffe ich noch einige andere Gipfelanwärter.

 

Bald kehre ich auf dem Wanderweg wieder zurück zum Rucksack. Ab hier steige ich den dortigen Hang auf schwachen Wegspuren runter ins Tal Les Outannes, wobei ich den Talgrund etwas westlich von Pt. 2’515 erreiche. Am Bach La Tièche, von welchem das Wasser der Bisse du Tsittoret stammt, fülle ich sämtliche Wasservorräte auf. Dann beginne ich um 14 Uhr ein etwas mühsamer Aufstieg den Gegenhang empor. Zuerst geht es noch angenehm auf mit Munitionsabfall gespickten Wiesen empor, bevor ich den steilen Geröllhang etwa in Richtung der Koordinate 2'608'770 / 1'136'340 direkt hochsteige. Hier versuche ich stets meine Tritte ins feste Feinmaterial zu setzen und das darüber liegende, lose und gröbere Material zu meiden. Dieser Aufstieg ist nur bei guten Bedingungen zu empfehlen.

 

 

Über dem Hang folge ich ohne Schwierigkeiten dem Grat nach Osten, welcher mich auf den Gipfel des Rothorns führt. Hier wartet ein toller Ausblick auf den Trubelstock und dahinter all die 4'000er. Ein schöner Ort, um einen kleinen Snack zu geniessen. Vom Rothorn aus folge ich nun alles dem Grat in Richtung Wildstrubel. Erst bedarf es einem kurzen Abstieg bevor es an den Aufstieg zum Schneehore geht. Vor diesem Gipfel verschmälert sich der Grat zusehends und es gilt zwei kleine Absätze zu überwinden, wobei der Zweite mit rund 2-3 m und wenigen Tritten etwas mühsam war. Der Schlussaufstieg führt über ein kurzes schmales Gratstück, jedoch nicht besonders ausgeprägt exponiert. Ab hier hat man einen besonders guten Blick über den Lämmeren-Boden, -See und -Gletscher. Nun folgt ein längerer Abstieg über einen breiten und flachen Rücken runter zum Schneehorepass. Dann ein steiler Gegenanstieg hoch zum Chli Schneehore, und zunehmend trifft man wieder auf schmalere Gratabschnitte. Nun folgen verschiedene kleine Auf und Abs über den Grat, welche mit Ausnahme des letzten Abstieg vor dem Lämmerejoch keine Schwierigkeiten bereiten. Nur eben dieser letzte Abschnitt bedarf etwas Vorsicht, da hier der Grat eher schmal und aus scharfkantigem Schiefer-Gestein aufgebaut ist. Zudem lag in der Ostflanke bis an die Krete hoch Schnee.

 

Vom Lämmerejoch folge ich deutlichen Wegspuren steil dem Lenkerstrubel entgegen. Hier brennen die Beine und ein starker Wind pfeift mir um die Ohren; doch die Freude über den bevorstehenden Gipfelerfolg und die erfolgreiche Bewältigung des bisherigen Weges überwiegen bei weitem.

 

Überglücklich erreiche ich kurz nach 17 Uhr den Gipfel und ich beginne sogleich mit Fotografieren, so faszinierend war die Stimmung. Dann musste ich mir aber etwas anziehen (ich war noch immer in T-Shirt und Shorts unterwegs) und das Zelt aufbauen. Nach einem gemütlichen Znacht im warmen Zelt genoss ich dann um 18:30 Uhr den hübschen Sonnenuntergang. Bald darauf legte ich mich schlafen. Gut, hatte ich Oropax dabei, denn der teils starke Wind rüttelte die ganze Nacht an meinem Unterschlupf. Mein Zelt flatterte umso mehr, da ich beim Setzen der Heringe im harten Untergrund einige Kompromisse eingehen musste und es somit mit dem Abspannen nicht optimal funktionierte. Bis auf ein paar Unterbrüche konnte ich aber gut schlafen.

 

Nach dem Eindunkeln, ich habe es nicht bemerkt, erreichte ein junger Mann mit seinem Downhillbike den Gipfel. Er übernachtete in seinem Biwaksack und wollte tags darauf vom Gipfel runterfahren. Wir haben dann am Morgen noch geplaudert, was im stürmischen Wind gar nicht so einfach war. Schwierig war dann auch das Zusammenlegen des Zelts und das Packen unter diesen Umständen. Um 9 Uhr war dieses Kunststück aber geglückt und ich gehe vom Gipfel den Normalweg in Richtung Flueseeli runter. Hier kommen mir einige Aufsteiger entgegen, der erste bereits kurz vor dem Gipfel. Beim Flueseeli angekommen, besteige ich noch kurz das Flueseehöri und esse auf den vorgelagerten Felsen etwas Kleines; bei hübscher Aussicht das Tal runter. Dann steige ich den schattigen, steilen aber äusserst kurzweiligen Hüttenzustieg hinab, welcher einige schöne Überraschungen bereithält. Weiter laufe ich meinem Ziel, dem Restaurant Simmenfälle, entgegen, wo ich den Bus um 12:23 Uhr erreiche.

 
Die Tour hatte einiges zu bieten, an Unsicherheiten und an Schönheiten. Die grösste Unsicherheit war insbesondere der Aufstieg von Les Outannes zum Rothorn über den steilen Geröllhang. Ich fand im Voraus bei meiner Recherche kaum Nachweise über Schwierigkeiten dazu (im Bericht von Bambula wird ein Aufstieg weiter östlich beschrieben). Die Schönheiten betrafen insbesondere die tollen Aussichten und das perfekte Wetter. Ich wusste im Voraus nicht, wie viele Höhenmeter mich erwarten würden. Schlussendlich hat es dann mit dem Biwak auf dem Strubel geklappt. Umgeben von solch tollen Ausblicken läuft man jeweils ohne Probleme auch mit schwerem Rucksack zig Kilometer - und der Muskelkater geht mit Sicherheit bald wieder vorbei..

Horizontaldistanz: 25.67 km

Tour im Alleingang

 

 

Bemerkungen:

  • Wer sowohl Nuseyhore wie auch Trubelstock besteigen will, kann diese Gipfel elegant über die von akka beschriebene Route verbinden.
  • Für den Abschnitt ab Les Outannes bis kurz vor dem Flueseeli finden sich ausser Schnee keine Wasserquellen. Hier ist man auf Reserven angewiesen.
  • Mit schwerem Rucksack ist der Abschnitt Les Outannes bis Lenkerstrubel technisch nicht zu unterschätzen (T4+ bzw. L). Weitere Schwierigkeiten: Schlussaufstieg Nuseyhorn T4, alles andere höchstens T3.
  • Wer die Tour um diese Jahreszeit plant, muss in diesen Höhen mit eisigen Verhältnissen rechnen. Dieses Wochenende blieben die Temperaturen auf dem Strubel selbst in der Nacht aber im positiven Bereich. Hingegen reichte es beim Flueseeli und darunterliegend für Bodenfrost.

Tourengänger: Camox


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