Corno Grande - Vetta Orientale (2.903 m) und Vetta Occidentale (2.912 m)


Publiziert von pika8x14 , 2. November 2018 um 16:28.

Region: Welt » Italien » Abruzzen
Tour Datum:23 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Campo Imperatore (Parkplatz, Hotel, Bergstation der Seilbahn, Observatorium) - Sella di Monte Aquila - Sella del Brecciaio - Conca degli Invalidi - Passo del Cannone - Morena del Ghiacciaio (Calderone) - Corno Grande-Vetta Orientale - Morena del Ghiacciaio (Calderone) - Passo del Cannone - Conca degli Invalidi - Corno Grande-Vetta Occidentale - Conca degli Invalidi - Sella del Brecciaio - Sella di Monte Aquila - Campo Imperatore
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Per Pkw zum Campo Imperatore (Parkplätze, Hotel, Bergstation der Seilbahn, Observatorium, ca. 2.130 m). Alternativ Anreise per Seilbahn ab Fonte Cerreto.
Kartennummer:CLUB ALPINO ITALIANO/PARCO NATIONALE DEL GRAN SASSO E MONTI DEL LAGA: "GRAN SASSO D'ITALIA", carte dei sentieri, 1 : 25.000/1 : 15.000

Nach einem kurzen Aufenthalt *vor drei Jahren besuchen wir heuer erneut den Gran Sasso d’Italia - diesmal für gut eine Woche und im Spätsommer statt im Frühling. Da die Prognosen praktisch ideales Wetter vorhersagen, geht’s gleich zu Beginn auf den


Corno Grande.

Dessen westlicher Gipfel, Vetta Occidentale, ist mit 2.912 m nicht nur die höchste Erhebung im Gran Sasso-Massiv - sondern auch im gesamten Apennin. Daneben ist er die „Nummer 1“ der Region Abruzzen (italienisch: Abruzzo) und wird auch gern als höchster Berg zwischen Alpen und Etna angepriesen.

Bei derart vielen Superlativen wundert es natürlich nicht, dass die Besteigung der Vetta Occidentale äußerst populär ist. Hinzu kommt, dass der Gipfel vergleichsweise „einfach“ zu erreichen ist: Der sicherlich beliebteste Ausgangspunkt befindet sich oberhalb des Campo Imperatore auf einer Höhe von immerhin ca. 2.130 m und ist per Seilbahn und sogar mit dem Auto erreichbar.

Von dort geht’s per pedes hinauf zur Sella di Monte Aquila, wo sich der Berggänger für eine der drei üblichen Routen entscheiden muss:

- über die „Direttissima“ direkt durch die Südflanke (T5, II)
- über die Sella del Brecciaio und die „Via della cresta-ovest“ -
  also über den West-Grat (T4, I)
- über die Sella del Brecciaio und die „Via normale“ -
  also den Normalweg (T3) durch die Nordwestflanke.

Daneben existieren weitere Weg-Varianten - wie z. B. vom nördlich gelegenen Rifugio Carlo Franchetti über den Passo del Cannone, welche später in den Normalweg einbindet.

Der östliche Corno Grande-Gipfel, Vetta Orientale, ist mit 2.903 m nur unwesentlich niedriger als sein westlicher „Kollege“. Im Vergleich zu diesem erhält er auch deutlich weniger Besuch. Mögliche Routen führen vom Rifugio Carlo Franchetti über einen Klettersteig (Via ferrata Ricci) oder den Passo del Cannone. Letzterer ist natürlich auch vom Campo Imperatore aus zu erreichen.

In jedem Fall ist die Besteigung der Vetta Orientale aber schwieriger als der Normalweg zur Vetta Occidentale: Neben Klettersteig- bzw. mit Stahlseil gesicherten Passagen sind auch ausgesetzte, ungesicherte Stellen zu bewältigen.

Die im zackigen Kamm zwischen Vetta Orientale und Vetta Occidentale gelegenen Gipfel, Vetta Centrale (2.893 m) und Torrione Cambi (2.875 m) sind Kletterern vorbehalten - siehe z. B. den *Bericht von martynred.



Unsere Tour

Im Anschluss an unsere gestrige Wanderung zum *Monte Terminillo sind wir noch weiter nach Fonte Cerreto (bei Assergi) gereist. Von dort juckeln wir am Morgen im Auto hinauf zum Campo Imperatore.

Ein Stück oberhalb der eigentlichen Hochebene erreichen wir auf ca. 2.130 m den Ausgangs- und Endpunkt unserer Tour: Neben etlichen Parkgelegenheiten sind mehrere Gebäude vorhanden - unter anderem ein Hotel, die Bergstation der Seilbahn aus Fonte Cerreto und ein Observatorium.

Bei bestem Wetter starten wir gegen „Viertel 8“. Vorbei am Observatorium stapfen wir ein Stück aufwärts, bevor „unser“ Weg (Nr. 101, rot-weiß markiert) nach rechts schwenkt. Am Abzweig befinden sich auch Wegweiser, u. a. bereits zur Vetta Occidentale.

Ohne nennenswerten Anstieg geht’s nun erst einmal weiter durch die Flanke nordöstlich des Monte Portella. Nach einem kurzen, etwas steileren Anstieg erreichen wir die Sella di Monte Aquila (2.335 m).

Von links mündet hier der Weg vom Rifugio Duca degli Abruzzi ein. Kurz darauf gibt es einen weiteren Abzweig. Geradeaus ginge es u. a. zur „Direttissima“, wir folgen aber dem Weg Nr. 103 nach links (Beschilderung: Sella del Brecciaio, Vetta Occidentale, …).

Am Rand des Campo Pericoli schlendern wir nun etwa höhehaltend vor uns hin. Dabei ignorieren wir den Abzweig zum Rifugio Garibaldi, passieren eine kurze, leicht abschüssige Stelle und erreichen schließlich den Fuß des Corno Grande. Über Schuttflächen und felsige Stellen steigen wir nun hinauf auf eine Schulter zur Sella del Brecciaio (2.442 m), wo wir eine Pause machen.

Am nahen Wegabzweig halten wir uns rechts und stapfen bald ziemlich steil empor - mittlerweile auf der Westseite des Corno Grande. In einer Höhe von etwa 2.600 m geht’s wieder etwas flacher dahin, und wir dackeln am Abzweig der Route über den West-Grat vorbei. Die entsprechende „cresta ovest“-Aufschrift auf einem Stein ist im Schatten allerdings eher unauffällig.

Spannend wird’s dann ein Stück später: Wir gelangen zu einer weiteren Verzweigung (ca. 2.670 m). Auf einem Stein ist ein „Conca degli Invalidi“-Schild angebracht - damit wissen wir zumindest, wo wir uns befinden. Wegweiser fehlen hier aber. Ein kurzer Blick auf die Karte bestätigt: Rechts geht’s auf dem Normalweg zur Vetta Occidentale, links weiter in Richtung Passo del Cannone - unser nächstes Etappenziel.

Der Weg dorthin besitzt zwischendurch die eine oder andere ausgesetzte Stelle, und kurzzeitig muss man auch etwas kraxeln. Eine kleine, fast senkrechte abfallende Felsstufe ist aber - nicht nur zu unserer Begeisterung - mit Stahlseil gesichert.

Wir erreichen (zur Abwechslung ;-) einen weiteren Abzweig und befinden uns damit wohl am Passo del Cannone (2.660 m). Beschilderungen gibt’s auch hier keine. Während die meisten anderen Wanderer nun grob nordwärts hinunter zum Rifugio Carlo Franchetti steigen (Weg Nr. 103), gehen wir in östliche Richtung weiter (Weg Nr. 153).

Wir erreichen einen großen Wall aus Schutt und Blöcken, bei dem es sich offensichtlich um die Moräne des Ghiacciaio del Calderone handeln muss (Morena del Ghiacciaio, ca. 2.690 m). Vom Gletscher selbst sind aktuell nur noch drei voneinander getrennte Eisflächen geblieben.

Bei einer kurzen Pause überlegen wir nun, wie es denn eigentlich weitergeht - das Gelände vor uns steigt nämlich richtig steil an. Bei genauem Hinsehen ist ein Klettersteig zu erkennen, der eine kleine - aber quasi senkrechte Felswand emporführt. Das überrascht uns doch etwas, denn davon war uns bis jetzt nichts bekannt…

Vielmehr sind wir auf einen Steig eingestellt, der sich steil durch Fels und Schutt schlängelt. Nach einer Weile entdecken wir auch diese - offenbar alte - Wegvariante, etwas weiter südlich (rechts).

Eine eintreffende, italienische Berggängerin bestätigt, dass die Via Ferrata praktisch „neu“ ist und eher zu empfehlen als die frühere Route - zumindest, wenn wir unser Gespräch mit englischen, italienischen und deutschen Vokabeln richtig deuten ;-).

Also geht’s nun den kurzen Klettersteig (B/C) entlang - dumm nur, dass sich das extra für solche Fälle in den Urlaub mitgeschleppte Set im Auto befindet. Andererseits würde der eine oder andere HIKR vermutlich sogar für diese Passage wieder eine Beschreibung wie „überversichert“ oder ähnliches verwenden…

Das Hoch-Steigen bzw. -Hangeln klappt ganz gut, und schon ist die vermeintliche Schlüsselstelle überwunden. Wenig später folgt noch ein gesicherter Abschnitt. Dann erreichen wir den Grat, der von Norden hoch zum Ostgipfel zieht. Hier treffen wir auch auf die Route, die vom Rifugio Carlo Franchetti über die Via ferrata Ricci kommt.

Über den Gratrücken folgen wir nun also dem rot-weiß markierten Steig weiter nach oben. Dabei gibt’s auch die eine oder andere ausgesetzte oder schuttig-bröselige Stelle.

Gegen 10.30 Uhr - also gut drei Stunden nach dem Start am Campo Imperatore - erreichen wir schließlich den Ostgipfel des Corno Grande, Vetta Orientale (2.903 m).

Die Aussicht ist wirklich genial - über weite Teile von Abruzzen bis nach Marken, Latium, Umbrien und auch hinunter zur Adria-Küste reicht der Blick. Und während wir hier praktisch allein sind, herrscht an der Vetta Occidentale schon richtiger Andrang.

Dieser möchten wir natürlich auch noch einen Besuch abstatten. Nach einer Stunde Pause verlassen wir also den Ostgipfel. Grundsätzlich folgen wir dem bereits bekannten Weg. Größere Sensationen sind deshalb nicht zu vermelden: Es gibt nun öfter mal Gegenverkehr, und am Passo del Cannone dackeln wir aus Versehen ein Stück zu weit abwärts, was einige zusätzliche Höhenmeter nach sich zieht…

Kurz vor Rückankunft an der Wegeteilung „Conca degli Invalidi“ nehmen wir eine markierte Abkürzung, die uns etwas schneller auf den Normalweg zur Vetta Occidentale führt.

Spätestens hier ist nun unser ruhiger „Sonntagsspaziergang“ zu Ende: Unzählige andere Wanderer steigen zeitgleich auf - oder bereits schon wieder ab. Der „Weg“ als solches begeistert auch nur bedingt: In der Nordwestflanke geht’s immer wieder über schuttig-rutschige Stellen, und die Erosion hat hier und da auch lose Brocken und tiefe Furchen erzeugt. Besonders schwierig ist das Ganze unterm Strich nicht, unangenehm aber allemal. Ein bisschen Vorsicht schadet also nicht.

Schließlich erreichen wir den Grat nordwestlich des Gipfels - mit schönem Blick in den „großer Kessel“ Calderone. Zu guter Letzt folgen wir den Markierungen - vorbei an leicht ausgesetzten Stellen und an der Einmündung der Route über den West-Grat - zur Vetta Occidentale (2.912 m), die wir gegen 13.45 Uhr erreichen.

Auf der höchsten Erhebung im weiten Umkreis tummeln sich wie erwartet unglaubliche Menschenmassen. Das stört uns allerdings kaum, denn nach wie herrscht perfektes Wetter, und die Aussicht ist auch hier richtig gut.

Nach einer Stunde Pause begeben wir uns dann auf den Rückweg: Auf dem Normalweg geht’s wieder via Sella del Brecciaio und Sella di Monte Aquila zum Campo Imperatore. Hier treffen wir gegen 17.45 Uhr ein. Insgesamt sind wir damit 10,5 Stunden unterwegs - abzüglich Pausen etwa sieben.

Hinter uns liegt eine wirklich schöne Tour auf die beiden höchsten Gipfel des Corno Grande. Und deshalb genehmigen wir uns auch die gleichnamige Pizza - am Abend, nach Rückankunft in Fonte Cerreto…


pika8x14 sind heute: A. + A. 

Tourengänger: pika8x14


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Kommentare (6)


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Menek hat gesagt:
Gesendet am 2. November 2018 um 18:38
Gran belle foto. Complimenti!

pika8x14 hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. November 2018 um 21:15
Grazie.
Ciao, Andrea + André.

Vielhygler hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. November 2018 um 21:25
War dort noch nicht, aber die Gegend sieht PHANTASTISCH aus!
VG Andreas

pika8x14 hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. November 2018 um 22:09
… der Gran Sasso d’Italia sieht nicht nur fantastisch aus, er ist es !-).

Durch die ziemlich gute Erschließung sind auch vergleichsweise "kurze" Touren auf zahlreiche, richtig schöne Gipfel möglich. Eine Reise dorthin ist also wirklich zu empfehlen.

In nächster Zeit folgen bei Gelegenheit noch weitere Berichte.

Viele Grüße, Andrea + André.

zaufen hat gesagt:
Gesendet am 28. November 2018 um 21:08
Tolles Wetter hattet ihr da!

pika8x14 hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Dezember 2018 um 21:03
… ja, das Wetter war praktisch ideal. Deshalb haben wir diesen Tag auch gleich für die Tour auf den Corno Grande genutzt ;-).


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