Kleiner Zunig Südgrat, oder: Von der Glanzalm nach Matrei


Publiziert von Nik Brückner , 28. September 2018 um 14:45.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:13 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 1750 m
Strecke:12km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zu Fuß. Zur Glanzalm kann man nicht fahren.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Auf der B108. Achtung: Die B108 ist die B108 und kein Müllplatz! ;o}
Unterkunftmöglichkeiten:Auf der Glanzalm kann man übernachten. Und in Matrei gibt es viele Unterkünfte.

Einen Tag nach der Überschreitung der gesamten Osthälfte des Hauptkamms der Lasörlinggruppe musste ich - vorerst, wieder ins Tal absteigen. Für den Spätnachmittag war Gewitter angesagt, für den nächsten Tag Regen, und so passte das gut: Ich würde von der Glanzalm nach Matrei wandern, mit dem Bus ins hinterste Virgental fahren, mein Auto in Ströden abholen, in Hinterbichl übernachten, und am nächsten Tag die Gegend wechseln: In die Villgratener Berge. Die hatte ich drei Jahre zuvor auf einer Weitwanderung von Wien nach Monaco durchquert, und die mir damals ausnehmend gut gefallen hatten.

Und so wanderte ich morgens - nicht allzu früh morgens - von der Glanzalm (1974m) aus los. Zunächst geht es ein paar Meter hinauf zu einem Aussichtspunkt, und von dort aus noch ein Stück weiter den Rücken hoch Richtung Rotes Kögele. Dann zweigt bald ein Weg Richtung Zunigtörl ab (der zwar in allen Karten, aber nicht in allen Karten richtig eingezeichnet ist). Auf ihm quert man nun den riesigen Nordosthang des Roten Kögeles, zunächst nur mäßig ansteigend. Man wandert dabei durch herrlichen, lichten Lärchenwald, dessen Boden nun, im Frühherbst, rostrot in der Sonne leuchtet. Schöner kann es kaum sein!

Bald nähert man sich einer Geländerippe, dem Nordostgrat des Roten Kögeles. Hier muss man achtgeben, denn der Weg windet sich nun etwa 250 Höhenmeter diese Rippe hinauf - und ist dabei nicht so super markiert. Weiter oben, an einer Stelle, an der angeblich (laut Karte) ein Weg vom Ostgrat herüber kommen soll, verlässt man die Rippe dann nach rechts, und dreht ins Lackachkar hinein. Etwa einen Kilometer weiter, am westlichsten Punkt der großen Rechtskurve im Kar, zweigt ein Weg links zum Großen Zunig ab. Den ignorierte ich, und wanderte weiter, nun die steilen, felsigen Südosthänge des Großen Zunigs querend, hinauf ins Zunigtörl (2355m).

Glanzalm - Zunigtörl: Markierter Wanderweg, T2, 2:45


Hier pauste ich erst einmal. Der Glockner hatte sein Haupt zwar bereits in Wolken verborgen, auch hinten im Virgental wurde es dunkel, über mir war der Himmel aber noch blau - ich hatte Zeit. Und so fiel mir beim Herumschauen der Kleine Zunig auf. Den ersteigt man normalerweise von weiter unten, aber ich könnte doch auch direkt vom Törl aus auf seinen Südgrat steigen, und es von dort aus probieren.

Gedacht, getan. Ich nickte dem Zunig zu, und stieg den steilen Grashang hinauf.

Der Grat ist zunächst problemlos zu begehen. Ein breiter Gras-Schrofenrücken, der erst schmaler wird, wenn man sich der Scharte vor dem Gipfel des Kleinen Zunigs nähert. Hier wird's dann auch felsiger. Trotzdem ist's noch kein Problem, über steiles Gras und einige Felsen in die Scharte abzusteigen. (Von hier aus könnte man auch zum Wanderweg hinuntersteigen.)  Drüben geht's wieder hinauf, wobei man schon ein bissl aufpassen muss: Rechts geht es senkrecht hinunter. Schwierigkeiten machte mir eine senkrechte, dreieckige Platte weiter oben, an der der Fels frisch abgebrochen war. Hier war einiges locker, und ich musste äußerst vorsichtig sein, um da rüberzukommen. Weiter oben wird's dann einfacher, die Schwierigkeiten lassen nach und nach nach, dann geht es ein paar Meter über eine schmale Felsschneide und zuletzt einen breiten Grasrücken hinauf. Von links kommt der Normalweg, dann steht man am Gipfel des Kleinen Zunigs (2440m).

Zunigtörl - Kleiner Zunig: weglose Gratüberschreitung, T5/II, 25 Minuten


Ein herrlicher Blick! Den Großglockner kann man sehen, die Schobergruppe, den Triglav, den Lasörling, den Steingrubenkogel an der Alpenkönigroute, die Schlüsselspitze und die Sajatkrone. Darüber der Großvenediger. Schräg gegenüber dann Eicham, Säulkopf und Säulspitze. Vor allem aber fällt der Zunigsee ins Auge, ein wunderschön in einem Kar gelegener Bergsee. Da wollte ich als nächstes hin!

Der Abstieg erfolgt über einen einfachen Wanderweg, Oriprobleme gibt es keine mehr. Der Weg zickzackt zunächst in der Nordflanke hinunter, an einer Abzweigung hält man sich dann links, und wandert hinüber in das schöne Kar. Dort geht es zwischen Lärchen hindurch, und über noch mehr rostrote Böden. Nach einer halben Stunde kam ich am Zunigsee (2120m) an.

Kleiner Zunig - Zunigsee: Markierter Wanderweg, T2, 30 Minuten


Auch hier erst einmal: Pause! Zu schön ist es hier, um einfach weiterzugehen. Ich holte meine Seele aus dem Rucksack, um sie ein wenig baumeln zu lassen.

Erst nach Beendigung der Baumelei machte ich mich wieder auf den Weg, und stieg zur Zunigalm (1855m) hinunter.

Zunigsee - Zunigalm: Markierter Wanderweg, T2, 20 Minuten


Schöne Hüttlen stehen hier, und ein Wandergasthaus, das ich aber stehen ließ. Stattdessen machte ich mich an den Abstieg.

...der sich zieht. Gefühlt endlos geht es im steilen Bergwald bergab. Tatsächlich dauert es nur eine gute Stunde, bis ich, den Parkplatz bei Guggenberg (1160m) ignorierend, in der Matreier Fraktion Ganz angekommen war. Dort steht die uralte Kirche St. Nikolaus (1035m), die ich unbedingt noch besichtigen wollte.

Zunigalm - St. Nikolaus: Markierter Wanderweg, T2, 1h


Die Entstehung der Kirche St. Nikolaus reicht bis in das 12. und 13. Jahrhundert zurück. Damals wurden die ältesten erhaltenen Teile des Baus errichtet.  Der eigentlich einfache, ursprünglich flachgedeckte Saalraum weist durch den Einbau eines gotischen Netzgewölbes und die zwei übereinander angeordneten Chorräume eine überraschende, komplexe Innengliederung auf. Zwei begogene Treppenläufe führen zum Oberchor. Als Pendant wurde im Westen eine Empore über drei Spitzbögen eingebaut. Das eigentlich wertvolle sind aber die Fresken an den Wänden und in den Gewölben. Die Malereien in den Kapellen des Ober- und Unterchors mit Darstellungen des irdischen und himmlischen Paradieses datieren um 1270.

Ich besichtigte die Kirche ausgiebig, dann machte ich mich auf den Weg zu meiner Bushalte in Matrei-Auerfeld.

St. Nikolaus - Auerfeld: Markierter Weg, T1, 10 Minuten


Der Bus brachte mich dann gemütlich nach Ströden, ich holte mein Auto ab, und gondelte gemeinsam mit ihm nach Hinterbichl. Ratet mal, was in meinem Zimmer an der Wand hing....


Fazit:

Herliches kleines Töürl, das zu meiner eigenen Überraschung mit einem kurzen, aber wilden Grat aufwartete, mit einem See, der schöner nicht sein könnte, der großartige gelegenen Zunigalm und er Kirche St. Nikolaus, die ein mittelalterliches Kleinod ist, das man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man in der Gegend ist. Es lohnt sich.


Ausrüstung:

Normaler Wanderkram langt.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (2)


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Gesendet am 29. Dezember 2018 um 18:37
Schöne Tour! Sollte ich nach Übernachtung in der Glanzalm heimfahren wollen, werde ich ebenso nach Matrei wandern. Hoffentlich langt die Kraft auch noch für den Großen Zunig!

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Dezember 2018 um 20:01
Man kann auch von der Glanzalm direkt nach Huben absteigen. Von dort kommt man dann ganz gut weg. Ninja war in ein paar Stunden in München.


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