Zwei Welten an der Valluga - Durchs Pazüel zum Kapall


Publiziert von Grimbart , 14. August 2018 um 20:54.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 4 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   Arlberg 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1240 m
Abstieg: 630 m
Strecke:ca. 11,4 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach Langen a. Arlberg, Bahnhof, und mit der Buslinie 91 nach Zürs, Posthaus.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖBB ab St. Anton a. Arlberg oder mit Buslinie 92 zurück nach Zürs.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels in Stuben, Lech, St. Christoph oder St. Anton; Stuttgarter Hütte (DAV), Ulmer Hütte (DAV).
Kartennummer:ÖK-25V Nr. 2225 Ost (St. Anton a. Arlberg); AV-Karte Nr. 3/2 (Lechtaler Alpen, Arlberggebiet)

Darf ich mich vorstellen: Ich habe zwei Gesichter. Mit welchem du Bekanntschaft machst, liegt ganz bei Dir! So lässt sich die Valluga auf einen einfachen Nenner bringen. Ein atypischer „Lechtaler“, ein Grenzgänger zwischen zwei Welten. Mit der Seilbahn von Süden für den Massentourismus erschlossen, fehlt es ihr aber dennoch nicht an den für die Lechtaler so typischen stillen bis einsamen Berggebieten. Im Nordwesten der Valluga findet sich mit dem Pazüel so ein Idyll. Ein Hochtal, dessen Schönheit sich dem Gros der Wanderer entzieht, und das man sich abseits der Wege erst einmal erwandern muss. Ein Steigerungslauf der beim Schlussanstieg durch das unwegsame Pazüelkar seinen fulminanten Höhepunkt erfährt. Die beiden Welten optimal kombinierend, bietet sich nach der Valluga – sozusagen als „Schaulaufen“ - noch der beim Knoppenjoch beginnende Höhenweg hinüber zum Kapall an. Mit seinen famosen Weit- und Ausblicken der Inbegriff eines Höhenwegs.

 

Der Zustieg ins Pazüeltal erfolgt von Zürs aus und beginnt bei der Christ-König-Kirche. Wenngleich etwas versteckt hinter den Nobelherbergen gelegen, ist sie sowohl vom großen Parkplatz am Ortsrand, als auch von der Bushaltestelle beim Posthaus schnell gefunden. Bei der Kirche folgt man nun einem Anliegersträßchen in wenigen Kehren hinauf bis zu einer Weggabelung unweit der Trittalpe. Hier geradeaus und an der „Aprés-Ski-Hütte“ vorbei hoch zu einer Anhöhe. Über diese hinweg geht’s – an Vieheinständen vorbei – hinunter an den im Talboden määndrierenden Pazüelbach. Diesseits des Baches bleibend, verlässt man bei einer Wegverzweigung schließlich den Hüttenzustieg zur Stuttgarter Hütte und folgt einem Alpweg talein bis zur Pazüelalpe.

Bei der Pazüelalpe, dreht das Hochtal nun nach Süden ab und gibt den Blick frei in den Talschluss, wobei sich die Valluga recht kleinlaut hinter der Pazüelspitze zu verbergen weiß. Umso imposanter ist dafür der scheinbar überhängende Felszahn der Roggspitze. Um die weitere Aufstiegsroute besser einsehen zu können wandert man von der Pazüelalpe zunächst über wellige Weideböden vor an das breite Bachbett des Pazüelbachs. Sich rechts von diesem haltend und noch ein (ausgetrocknetes) Bachbett eines Seitenbachs querend steht man alsbald vor der ersten Geländestufe. Auf die andere Seite des Pazüelbachs wechselnd wird dessen Bachbett über eine steile Böschung verlassen. Danach geht’s beliebig über Grasmatten bis an eine schrofendurchsetzte Karschwelle heran. Sich weiterhin an den Pazüelbach orientierend, steigt man nun über steile Grashänge hoch zu einem Schrofengürtel. Sodann unterhalb der Schrofen nach rechts hinaus auf eine Grasrippe und über diese steil empor in den Karboden der Vogelwanne.

Dort angelangt fällt einem gleich ein kleines Hüttchen auf einer Geländestufe auf. Am Rand der prächtigen Oberalp stehend, ist dieses nun das nächste Ziel. Zuvor wird aber noch die Wiesenmulde der Vogelwanne gequert. Dazu hält man sich wieder an den Pazüelbach und folgt diesem bis an den Fuß des Aufstiegsrückens heran. Eingezwickt zwischen einer von der Roggspitze herunterziehenden Runse und einem kleinen Bachgraben zur Rechten steigt man nun nach eigenem Gutdünken über den Geländerücken hoch ins Kar der Oberalp, das durch eine mächtige Felsstufe abgeriegelt wird. Weshalb man sich nun auch dem südlich von der Roggspitze liegenden Pazüeljoch zuwendet.

Das von Runsen zerschnittene Gelände macht es einem dabei nicht so einfach, die geschickteste Wegführung zu finden. Nach Abgleich des mitgeführten Kartenmaterials mit den Gegebenheiten vor Ort, kristallisierte sich eine Route heraus, die sich im Nachhinein als geradezu ideal herausstellte und keine „Überraschungen“ parat hatte. Beim Hüttchen sich in südöstlicher Richtung haltend geht’s über alpine Grasmatten an eine von Schrofenbändern durchzogene Geländeschwelle heran. Auf einer Höhe von etwa 2.300m weicht man schließlich einem Aufschwung aus, indem man einen Haken nach Süden schlägt und entlang eines Grasbandes zu einem Absatz hinüber quert. Dort angelangt wendet man sich wieder der markanten Roggspitze zu und steigt über Schutt und spärliche Grasmatten hoch zum Boschweg. Damit wäre man wieder in der markierten Zivilisation.

Auf dem Boschweg nun hinauf zu den kargen Böden beim Pazüeljoch, gilt es im Anschluss die Schutt- und Geröllflanke der Pazüelspitze zu traversieren. Einen instabilen Eindruck vermittelnd, möchte man so schnell wie möglich die rettende Felsenwulst erreichen, doch der schmale Steig verlangt Trittsicherheit. Hat man wieder festen Boden unter sich, geht’s schließlich auf einem versicherten Felsband hinüber ins Pazüelkar.

Weiß-blau-Weiße Markierungen leiten nun in den hintersten Winkel des eindrucksvollen Trümmerkars. Wegen Felsstürzen und Steinschlags musste dabei vor etlichen Jahren ein neue Wegführung gefunden werden. Der Anstieg zur Valluga erfolgt nun direkt durch deren wüste Westflanke. Die Ouvertüre besteht aus einem knackigen Zick-Zack-Anstieg über Schutt und Geröll. Alsbald gewinnen dann die Schrofen Überhand und das Finale Furioso kann beginnen. Zwischen Felsen aufsteigend, hantelt man sich mit Drahtseilunterstützung Stück für Stück über schuttigen und bröseligen Untergrund empor. Eine recht mühsame Angelegenheit. Die letzten Meter hinauf zum Südgrat zeigen sich dann aber wieder versöhnlicher.

Hat man das geschafft, ist's vorbei mit der Einsamkeit und man betritt eine neue Welt. Konzentration ist aber auch noch auf den letzten 50 Höhenmetern gefragt. Der mit einem Seilgeländer versicherte Südgrat verlangt Schwindelfreiheit und Trittsicherheit, wobei Eisenklammern und eine Brücke den Aufstieg über den blockigen Grat noch zusätzlich erleichtern. In Summe vermitteln die vorhandenen Sicherungen ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Vor allem unerfahrene „Seilbahntouristen“ lassen sich dadurch zu unnötigen „Selfie-Ausflügen“ verleiten. Wenn sie dann nach wenigen Metern weiche Knie bekommen und zu Salzsäulen erstarren, gefährden sie sich nicht nur selbst, sondern auch andere Berggänger.

Der Abstieg von der Valluga zur Station Vallugagrat sollte – trotz vorhandener Seilsicherungen – ebenso nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Die Felsflanke durch die abgestiegen werden muss weist eine Neigung jenseits der 40° auf. Ohne Zuhilfenahme der Hände geht da stellenweise gar nichts. Die Schlüsselstelle ist eine gut 40m hohe versicherte Steilrinne. Da an deren Ende eine instabile Schutthalde wartet, gibt’s auch hier eine neue Wegführung. Man steigt die Felsrinne nun nicht mehr bis zu dessen Ende ab, sondern verlässt sie etwas oberhalb und quert auf einem Felsband hinüber zu einer markanten Formation an Felstafeln. Über diese klettert man schließlich zur direkt darunter gelegenen Seilbahnstation ab. Wer sich an die alte Wegführung hält „surft“ über die Schutthalde hinunter zu einem Schneefeld und quert dann hinüber zur Station Vallugagrat.

An der Station vorbei führt der Wanderweg nun um den markanten Jahnturm herum hinüber zum Valfagehrjoch. Zu Beginn geht’s noch über ein paar Felsen, die Trittsicherheit verlangen, danach über Schutt und Altschneefelder durch das Kar bergab auf die Ostseite des Jahnturms. Aus dem tiefsten Punkt führt nun ein schmaler Steig hinauf zum nahen Valfagehrjoch. Eine Anhöhe mit Skistation südseitig (rechts) umgehend steht man wenige Minuten später auf dem Knoppen- bzw. Matunjoch.

Beim Knoppenjoch beginnt nun ein Panoramaweg, der seinesgleichen sucht. Als Teil des Lechtaler Höhenwegs zieht er hoch über dem Stanzertal hinaus bis zur Ansbacher Hütte. Das wäre allerdings ein Unterfangen, dass sich auf mehrere Tage verteilt. Mit der Valluga in den Beinen, zeigte ich mich allerdings bescheiden und begnügte mich mit dem „Schaulaufen“ bis zum Kapall. Zu Beginn führt der Steig entlang von Felsen durch eine Geröllmulde bergab bis zu einer Felsrippe. Um das Eck herum wartet im Anschluss noch eine Rinne die Trittsicherheit erfordert. Hat man das geschafft kann das Lustwandeln entlang von mächtigen Felswänden beginnen. In leichtem Auf und Ab geht’s aussichtsreich über Geröllhalden und Bergwiesen hinüber bis zur Wegverzweigung an der Südrippe der Weißschrofenspitze. Hier nun im Zick-Zack hinunter in den Kapallsattel und über Wiesen hoch zur Bergstation am Kapall.

 

Gehzeiten:

Zürs, Posthaus – Trittalpe – Pazüelalpe (ca. 50'') – Vogelwanne – Auf der Oberalp (ca. 50'') – Boschweg, Pazüelkar (ca. 50'') – Valluga (ca. 1' 10'') – Vallugagrat, Bergstation (ca. 30'') – Valfagehrjoch – Knoppenjoch (ca. 35'') – Kapall (ca. 50'')


Tourengänger: Grimbart


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