Arlberg Klettersteig im Schnee mit Notausstieg


Publiziert von MatthiasG , 23. August 2012 um 12:42. Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:24 Juli 2011
Klettersteig Schwierigkeit: K4+ (S+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 

Etwas erbost schreibe ich diesen Bericht, weil die für den Klettersteig Zuständigen in der Topo Notausstiege einzeichnen ließen, die viel gefährlicher und schwieriger als der Klettersteig selbst sind. Gerade habe ich auch noch festgestellt, dass ich nicht der einzige war, der in die Falle tappte (siehe Bericht von bergchaot), allerdings ergeben sich hier Unstimmigkeiten für mich: laut bergchaot sind die Notausstiege Richtung Norden ausgewiesen, in der Topo sieht man aber nur die Südseite. Verwechslung? Bergchaot berichtet dann, dass er recht problemlos auf der Südseite aussteigen konnte, was ich absolut nicht bestätigen kann. Aber vielleicht haben wir uns nur verstiegen? Denn auf der Nordseite wäre bergchaot nicht auf einen Steig zur Kapellabahn gelangt... Vielleicht klärt es sich ja noch auf, ich habe den bergchaot schon mal angeschrieben.

Also mal schön der Reihe nach: Es hat tagelang immer nur geregnet, und das mitten im Sommer. Mich hat es aber nach Bergen gelüstet, also hab ich meinen Kollegen Paul angerufen und gesagt: ich geh morgen Arlberg Klettersteig. Sch... auf das Wetter!

Bei so einem verrückten Vorschlag fiel Paul nur spontan ein: "Ja klar, das machen wir!". Also haben wir mal das eine oder andere eingepackt (ich rechnete fix mit Schnee und Eis, und so war es dann auch), nur die Steigeisen haben wir uns nicht angetan, weil bei unserer Winterbegehung von Kapf und Kessi hatten wir sie ja auch nicht gebraucht. Das war aber ein Fehler, denn im Gegensatz zum Kapf und Kessi waren am Arlberg auch die Wände vereist, nicht nur das Stahlseil.

Zuerst ging es aber dennoch nicht schlecht und ich war sicher, dass wir das schaffen würden. Kurz nach der Knoppenjochspitze fing aber mein Ellbogen an weh zu tun, wahrscheinlich vom Sparring am Vortag (ich bin Wing Chun Lehrer). Um also kein unnötiges Risiko einzugehen, vor allem aber um meinen Ellbogen zu schonen, den ich ja oft zum Zuschlagen brauche, sagte ich schweren Mutes zu Paul: "Du ich fürchte wir müssen abbrechen."

Wie es sich für einen ordentlichen Bergkamerad gehört, gab es keinerlei Diskussion und nach einer kurzen Pause in dem Joch östlich der Knoppenjochspitze, wo eindeutig ein Notausstieg nach Norden eingezeichnet ist, machten wir uns an den Abstieg.

Gut, dass ich keine richtige Verletzung hatte und auch nicht sehr erschöpft war! Der Hang wurde immer steiler und steiler, überall loses Gestein, Eis und Schnee und kein Ende in Sicht. Plötzlich waren wir in Klettergelände und sicherten / unterstützten uns notdürftig mit Lassotechnik (Bandschlinge an Reepschnur). Nochmal wieder rauf kam ab einem bestimmten Punkt nicht mehr wirklich in Frage, das wäre dann noch gefährlicher geworden, denn die Lassotechnik funktioniert nur beim Absteigen, wir hätten also ungesichert hoch müssen.

An einer Stelle wurde es wirklich brenzlig, als ich mit meinem "Lasso" beinahe einen halben Meter hohen Brocken aus der Wand gerissen hätte (wie gesagt, das Gelände war extrem brüchig), direkt über meinem Kameraden. Zum Glück konnte ich das Teil mit viel Balance wieder stabil abstellen, denn mein Kollege hatte nicht wirklich eine Ausweichmöglichkeit. Insgesamt würde ich diesen Abstieg klettermäßig als eine II oder sogar III auf der UIAA Skala einschätzen - aufgrund der Bedingungen war es aber gefühlt eine 5+ an der Schlüsselstelle. Wie gesagt, vielleicht haben wir uns verstiegen, aber dann sollte man vielleicht eine Orientierungshilfe anbringen, wenn man das schon als Notausstieg ausweist?! Selbst mit vollständiger Kletterausrüstung wäre das nicht einfacher gewesen, denn es gibt keine Sicherungsmöglichkeit.

Irgendwie kamen wir dann über die Steilstufe und fanden eine Stelle, wo wir in ein Bachbett weiter im Westen queren konnten und von dort aus gestaltete sich der Weg nach Hause dann sehr einfach. Wir haben dann noch Gemsen gesehen und uns eine warme Mahlzeit gekocht und sind dann mit der Bahn wieder runter.

Davor haben wir aber noch gesehen, wie es unter unserer Kletterstelle ausgesehen hat: senkrecht. Ein Absturz hier wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tödlich ausgegangen. Eine Frechheit, an so einer Stelle einen Notausstieg einzuzeichnen!!! Ich habe da jetzt ein Jahr lang nix unternommen, aber die Tage werde mit den Verantwortlichen Kontakt aufnehmen und sie auch mal auf die Tourenberichte aufmerksam machen. Vielleicht wird ja was unternommen. Ich halte euch auf dem Laufenden.

Insgesamt hatten wir es aber recht lustig (siehe Video), bis auf ein paar kurze Flucheinlagen beim Notabstieg. Wäre es uns zu gefährlich geworden, hätten wir sicher einen Heli gerufen, aber für uns ist alpine Kletterei bis 5 gerade noch so OK. Ein anderer wird es aber vielleicht nicht so lustig finden!

Tourengänger: MatthiasG, paul_sch


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