Gantrisch Nordflanke bis Ochsen über Gemsgrat


Publiziert von Bikyfi , 11. Juli 2018 um 08:30.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum: 8 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:14km

Einer von User Aendu beschriebenen Route wollte ich heute folgen. Gantrisch über die NO-Flanke, über den Schibenspitz zum Bürglen und via Birehubel zurück.

Soweit, so gut. Abfahrt um kurz nach 6. Ankunft am Parkplatz Rüschegg oben und Start Richtung Nordflanke 8:20. Entgegen meiner Erwatungen herrschte nicht sonderlich grosser Ansturm. Der Parkplatz war weitestgehend frei.

An der Viehweide nach nicht einmal 300m hielt ich mich wie Aendu recht und stieg über einen grasigen Hügel. Nur sporadisch zeigte sich mal eine Trittspur. Erst auf dem Hügel, als man den Gantrisch quasi vor sich hatte, war eine deutluiche Spur zum P.1840m erkennbar. Kurz darauf das Bein heben um über den Weidezaun nach rechts an den Fuss des bergs heran zu treten. Von nun an wurde es steiler. Ich halte mich kurz, da die Tour bereits anderweitig ausgiebig beschrieben wurde. Nur soviel: der Pickel half mir oft an Stellen, wo keine Griffe waren. Erst im nachhinein las ich, man hätte einige Stellen, die ich für den "offensichtlichen Weg" hielt, einfacher umgehen können. Zu dem Zeitpunkt war die Felskletterei und das Gekraxel im steilen Gras aber ein schöne Erfahrung. Oft stand ich einfach mal am Rand des Abgrunds Richtung Osten und schaute hinunter auf die Wanderer, die sich auf der Wanderautobahn den Weg nach oben suchten. Kurze Zeit später war ich auch schon oben auf dem Gantrisch und gesellte mich kurzzeitig zu einer handvoll anderer Berggänger. Vor mir beobachtete ich niemanden im Aufstieg, kurz vor dem Gipfel stieg ein Nachfolger aber ebenfalls in die Flanke ein.

Ich hielt mich nicht lange hier auf da zunehmend Publikum seitens der Autobahn auf den Morgetepass zu erwarten war. Ich querte also über den Schibenspitz zum Morgetepass (mit kleiner Raststation, Käse- und Getränkeverkauf) und nach einem kurzen Aufstieg zum Bürglen hoch. Hier legte ich meine erst Pause ein.

Angesichts des frühen Tages und das ich mich noch richtig fit fühlte, lugte ich hinüber zum Ochsen. Der machte mich schon an, nur wusste ich nichts über den Weg dahin. Da ich aber gemäß Tourenbeschreibung von hier hätte hinunter zum Parkplatz laufen müssen entschied ich mich um. Ich wartete 15 Minuten und beobachtete einen weiteren Sologänger gen Gemsflue bevor ich eben gleichen Weg antrat.

Auf dem Gipfel der Gemsflue sah ich dann, was ich nicht besser beschreiben könnte als es bereits User Rhababer in seinem Bericht http://www.hikr.org/tour/post96909.html
getan hat. Deswegen spar ich mir die weitere Auführung. Ein Wanderpärchen, welches es sich im Gras gemütlich gemacht hatte, sagte mir: "Da ist grad vorhin einer runter, aber es scheint keinen Weg zu geben. Wir haben ihn seither auch nicht mehr gesehen."
Das wollte ich selber sehen und machte mich ans abklettern. Bis auf den Gemsgrat hinunter sinds einige Höhenmeter, teils heikel, machen aber Spass. Aber jeder Tritt ist sogfältig zu prüfen. Ein Sturz macht hier mehr als Aua.
Der Grat selbst ist nicht lang, dafür bissl brüchig und teils ein bisschen ausgesetzt. Der Anstieg zum Ochsen und die letzten Meter des Grats wiederum recht einfach zu gehen.
Der Rückblick zur Abstiegsstelle von der Gemsflue erchreckt und beeindruckt zugleich wenn man sieht, wo man hinunter gegangen ist. Die Gegenrichtung ist wohl einfacher zu begehen. Dennoch sollte man wissen in welchem Gelände man hier unterwegs ist!

Bis zum Ochsen hinauf wars dann nicht mehr lang. Eine tolle Sicht von hier, den Gantrisch konnte man nur noch erahnen. Meine Pause hier wurde etwas ausgiebiger. Zum Schluss war ich dann allein und überlegte den Ochsen Richtung Norden zu verlassen um noch den Gipfel des Chli Ochsen mitzunehmen. Wegloses, mässig steiles und grasiges Gelände. Nach Westen hin senkrecht abfallende Wände und ein paar Schneereste mit Gemsen konnte man entdecken. Und nicht nur das: Auch Blindgänger lagen hier herum.

Als ich auf dem Chli Ochsen stand (eher wenig spektakulär sondern nur was für Jäger und Sammler) und anch meiner Trinkflasche griff merkte ich: Mein Langarm-Shirt liegt noch zum trocknen auf dem Gipfel des Ochsen. :(
Sowas ist mir auch noch nicht vorgekommen. Was machen? Aufsteigen und hoffen das es niemand mitgenommen hat? Meine Energie und Wasserreserven waren schon gut erschöpft. Den Hang querte ich dann hinüber zum offiziellen Wanderweg des Louigrat, wo ein älterer Berggänger bereits zum Ochsen aufstieg. Also probierte ich auch noch diesen Weg hinauf. Ich überholte den Berggänger, schnappte mir auf dem Gipfel mein Shirt und erntete kurz fragende Blicke von den dort rastenden Leuten. Nach meiner kurzen Verschnaufpause und einem Rest Wasser aus der Flasche brach ich auf. Der ältere Herr reichte mir noch schnell das Gipfelbuch und zog die Augenbraue hoch als ich ihm sagte: "Ich hab mich heute mittag schon eingetragen. Ich bin nochmal zurück gekehrt. Aller guten Dinge sind 2" und wedelte mit meinem vergessenen Shirt. Er schmunzelte und wünschte mir einen guten Abstieg. Der sollte sich auch noch hübsch in die Länge ziehen bis zur Haltestelle des Postbus am Schwefelbad.
Natürlich fuhr kein Bus für die nächsten 2h und das Gasthaus Schwefelbad bot keine Bewirtung.

Daumen raus und per Anhalter an der Landstraße funktionierte über 40 Minuten lang nicht, niemand erbarmte sich dem Deutschen.
Bis auf einen Mann in einem Citroen CV mit Revolverschaltung aus dem Kanton Freiburg. Abenteuerlich waren dann noch die paar Kilometer zurück zum Parkplatz Rüschegg in dem nostalgischem Gefährt. Ein netter Landsmann, ein tolles Gespräch. Ich drückte ihm ein paar Franken in die Hand und sagte ihm, sein nächstes Bier am Gurnigelpass (seinem heutigen Ziel) geht auf mich.

Tourengänger: Bikyfi
Communities: T6


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Kommentare (2)


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maenzgi hat gesagt: Schöne Fotos
Gesendet am 11. Juli 2018 um 15:48
Deine Bilder machen Lust, diese Tour einmal zu machen. Beeindruckend schöne Bilder. Ich werde sie mir merken, sollte ich mal wieder in der Region Bern unterwegs sein.

Bikyfi hat gesagt: RE:Schöne Fotos
Gesendet am 13. Juli 2018 um 21:32
Salli,
danke fürs Feedback. Ist ja eigentlich eine schon oft beschriebene Tour gewesen auf die ich mich spontan eingelassen hatte. Freut mich das es Anklang gefunden hat, du wirst deine Freude daran haben.
Hab mich mal durch deine Touren geklickt. Vielleicht finden wir ja mal einen Gemeinsame.
VG, Alex


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