Südaufstieg zum Schären 2184m


Publiziert von Bergamotte , 5. Juni 2018 um 09:23.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 3 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Churfirsten 
Zeitbedarf: 3:15
Aufstieg: 975 m
Abstieg: 975 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW zur Alp Schwaldis
Kartennummer:1134 Walensee

Der Aufstieg zu den Churfirsten erfolgt typischweise vom Toggenburg, also von Norden. Die Pässe zwischen den Gipfeln lassen sich aber durchaus auch von Süden erreichen. All diesen, meist spektakulären Routen ist gemein, dass sie den schrecklich steilen Flanken auf irgendeine Art und Weise ein Schnippchen schlagen. Abgedeckt wird dabei die ganze Alpinwanderskala. Am unteren Ende findet man den Aufstieg durchs *Valsloch: gutmütig und markiert. Bereits deutlich rauher und vor allem steinschlägig ist der Weg zur Gocht - mein heutiger Abstieg. Kaum schwieriger, aber deutlich luftiger wird es auf dem Züsler Highway zur Paliis Nideri und dem Schnüerliweg in die Stollenfurgge. Die beiden Routen lassen sich übrigens schön kombinieren (*klick). Ausgewachsenes T6-Gelände findet man unterhalb vom *Rappenloch, der *Obersäss Nideri, dem Seluner Joch und dem Schleichübel, welchen ich heute angehe. Bloss der Gluurissattel sprengt mit ausgesetzter Kletterei bis in den 3. Grad die Wanderskala.

Mit dem PW darf bis hinter die Alp Schwaldis (1434m) gefahren werden, womit der Zustieg über die Asphaltstrasse entfällt. Damit ist auch die gemütliche Aufwärmrunde gestrichen, denn sofort beginnt der steile und weglose Aufstieg durch die Südflanke der Wart. Der Clubführer beschreibt die Route vorbildlich. Erster Fixpunkt bildet eine Legföhrengruppe auf ca. 1930m. Dorthin führen viele Wege. Die steilen Grashalden in den Schwaldiserplanggen und nach dem ersten Felsgürtel sind zwar anstrengend zu gehen, aber recht harmlos (bis T4). Erst im Schrofengelände ab ca. 1800m erreicht man die T5. Gar an der T6 kratzt man bei der Überwindung der zwei Felsgürtel. Allenfalls gibt es noch einfachere Varianten weiter östlich.

Ab 1800m gut ersichtlich ist auch die erwähnte Legföhrengruppe. Sie bildet den Zugang in den Kessel zwischen Schären und Wart. Nach einer kurzen Querung westwärts über ein angenehmes Band klettere ich direkt dort hoch. Das ist anspruchsvoll, aber zum Glück nur wenige Meter kurz (T6/II). Anschliessend über Schrofen unangenehm in besagten Kessel runter. Erstaunt bemerke ich dort einen ausgetretenen Pfad, der ca. 30Hm unterhalb der Legföhren elegant um die Felskante rumzuführen scheint. Habe ich geschlafen? Ich schaue mir die Sache genauer an. Tatsächlich wäre diese Variante machbar, doch auf der Ostseite der Kante wird das Gelände für einige Meter extrem ausgesetzt (s. Topo).

Der grasige Aufstieg durch den Kessel übersteigt bei geschickter Routenwahl die T5 nicht mehr. Bei Nässe dürfte die Sache aber schnell heikel werden. Wie vom Führer geheissen halte ich mich auf der Ostseite, aber das muss nicht sein. In einem Punkt übrigens irrt Sektionskollege Hunziker: Den "Schleichübel" (P. 2032), der Übergang zwischen Wart und Schären, erreicht man nicht einige Dutzend Meter östlich vom tiefsten Punkt, sondern ganz simpel in direktem Zustieg. Alternativ hält man sich weiter ostwärts, um aufs Plateau der Wart zu gelangen. Der Weiterweg über den Ostgrat Richtung Schären (2184m) ist Plaisirkraxelei vom Feinsten (T5).

Weil zuhause Frau und Kind warten, trödle ich nicht, sondern ziehe gleich weiter. Der Verbindungsgrat zum Nägeliberg (2161m), den ich zuletzt 2012 begangen bin, bietet tolle Tief- und Ausblicke. Das gilt natürlich auch für den Gipfel, der seit neustem "Nägeler" genannt werden will. Hier nehme ich mir die Zeit für Apfel und Mandelgipfel. Für den Abstieg zur Gocht halte ich mich dieses Mal an die Nordflanke statt die (spannendere) Westflanke. Zum Glück, kann ich im Nachhinein sagen, denn unterwegs treffe ich auf eine wenige scheue Gruppe Steinböcke. Nordseitig liegen hier noch grössere Schneefelder, doch weil aufgeweicht brauche ich keine Hilfsmittel.

Etwas spekuliert habe ich beim steilen Abstieg von der Gocht (1952m). Der Weg ist zwar wbw markiert, aber der Schnee kann sich hier lange halten. Dann ist für den gewöhnlichen Wanderer Endstation und Pickel/Steigeisen zwingend. Doch angesichts des warmen Wetters im April und Mai liege ich richtig: Die verbleibenden Schneereste tangieren den Weg nur noch am Rande. Trotzdem ist der Weg - wenn auch eindrücklich - kein Zuckerschleck: rauh und steinschlägig. Sobald man das Felscouloir verlässt, lässt der Unbill nach und man quert geschickt unterhalb der Felswände nach Osten. Unterwegs kreuze ich zwei Gruppen, welche erleichtert von den (schneefreien) Verhältnissen Kenntnis nehmen. Gut, dass sie nicht dreissig Minuten früher gestartet sind (Steinschlag!). Zuletzt von der Alp Säls in wenigen Minuten über den Höhenweg zurück zum Ausgangspunkt.

Zeiten
1:40  Schären
0:15  Nägeliberg
1:20  Schwaldis

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

carpintero hat gesagt:
Gesendet am 5. Juni 2018 um 12:21
Danke für den interessanten Bericht und die Inspiration!

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Juni 2018 um 18:48
Besten Dank. Probier doch mal den Südaufstieg ins Seluner Joch, das ist bisher Hikr Niemandsland.


Kommentar hinzufügen»