Seven Summits, extended, ab Schrina


Publiziert von Delta Pro , 14. Juni 2020 um 14:21.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:13 Juni 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Churfirsten   CH-SG 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 3950 m
Strecke:32 km

Die Churfirsten-Tour zum vierten Mal - ein Traummorgen über dem Walensee

Die Traverse der 7 Churfirsten (häufig als die "Seven Summits" bezeichnet) ist wohl DIE Weitwanderung der Ostschweiz. Entsprechend häufig ist sie auf Hikr auch dokumentiert (z.B. 1, 2). Nach zweimal im Sommer und einmal im Winter, war die Zeit nun wieder einmal reif für eine Begehung. Meine beiden Sommer-Touren in den Jahren 2002 und 2011 waren beide etwas umständlich, das erste Mal mit Biwak-Material, das zweite Mal vollständig nachts. Dieses Mal setze ich mir zum Ziel effizient und schnell zu sein. Der Start im Walenstadterberg, anstatt im Toggenburg, ist unkonventionell, aber absolut zu empfehlen, da so die Wege zum ersten und vom letzten Gipfel spannend werden. Und ich auch - wie beide Male im Sommer - noch weitere Gipfel gegen Westen anhängen konnte. Vom Selun bis zur Gocht kann der Grat verfolgt werden, was sehr schön und einsam ist, aber anspruchsvoller und zeitraubender als das Ablaufen der Wanderwege vorher. Mit insgesamt weniger als 5 Stunden vom Chäserrugg zum Selun durfte ich mich, für meine Verhältnisse, sehr zufrieden schätzen - die Top-Cracks machen die Tour aber in der Zeit inkl. den 1300 Höhenmeter Aufstieg aus dem Toggenburg…

Ohne Stirnlampe starte ich um 4.20 Uhr beim Hochrugg (Schrina) - das Tageslicht reicht haarscharf aus. In dem steilen Weg zum Sitzstein (Stahlseile, Handläufe) müssen die Augen aber schon gut aufgehalten werden. Mit Auf und Ab in schönem Trailrunning-Gelände nach Tschingla. Dann geht's endlich steiler bergauf und mit immer mehr Tageslicht steige ich durchs Valsloch hoch (zwei kurze, pickelharte Schneefelder). Nach anderthalb Stunden ist mit den ersten Sonnenstrahlen der Chäserrugg erreicht - eine geniale Morgenstimmung! Auf dem Wanderweg vom Hinterrugg ins Gluristal, wo teilweise Schneefelder helfen, den Karren auszuweichen. Sobald möglich unter dem Schibenstoll hoch (schwache Wegspuren) und auf den Wanderweg. Die Temperaturen sind angenehm und auf dem Weg steigt es sich gut, so dass ich nach weniger als einer Stunde vom Hinterrugg auf dem Schibenstoll ankomme. Lustigerweise verpasse ich unten um ein Haar mein Getränke-Depot - exakt gleich wie vor 15 Monaten bei den 7 Summits im Winter mit 3614adrian. Diesmal finde ich das kostbare Nass aber wieder. Der Transfer zum Fuss des Zuestolls ist angenehm (die einzige Traverse mit Weg). Der Aufstieg zum Zuestoll ist durchwegs steil, über den Vorgipfel kurz exponiert (T4, Stahlseile). Die Aussicht vom wohl schönsten Churfirsten kann sich sehen lassen. Die Querung zum Brisi ist relativ mühsam (Karrenfelder, Kraut), aber man findet immer wieder einmal Trittspuren, die helfen können. Depot am Fuss des Brisi und zügig auf den fünften Gipfel, mittlerweile sind schon einige andere Wanderer unterwegs. Nach wie vor bin ich genau im Zeitplan (1h pro Gipfel). Auch die Traverse zum Frümsel ist eher beschwerlich, im steilen Aufstieg sind die Beine nicht mehr so spritzig we vorher. Die Selun Ostflanke ist an verschiedenen Stellen begehbar. Zuerst wollte ich sie direkt in der Falllinie des Gipfels angehen (wie während den beiden letzten Churfirsten-Touren im Abstieg/Abfahrt). Dort liegen aber noch grosse Schneefelder. Etwas rechts davon gibt's aber eine ideale, einfache Variante, die nur kurz steiler ist (max. T4). An einer Stelle scheinen Steine sogar als Treppe gerichtet worden zu sein. Man erreicht den Selun-Rücken auf ca. 2030 m.ü.M. Dann auf dem Wanderweg zum letzten Churfirst. Chäserrugg-Selun in nicht ganz 5 Stunden - ich freue mich und setze mich zum einzigen Mal auf der Tour für eine Pause hin. 

Erst jetzt beginnt die Tour aber spannend zu werden: Den Grat vom Selun zur Gocht hatte ich schon zweimal begangen. Meine Erinnerung war nach den fast 10 Jahren aber etwas verblasst. Tatsächlich ist der Grat nirgends schwierig, erfordert aber doch immer wieder Aufmerksamkeit, es gibt exponierte Grat-Passagen und teils steile Aufschwünge, welche etwas Kletterei erfordern. Nach den doch schon fast 4000 Höhenmetern in den Beinen muss ich mich zusammennehmen die Konzentration aufzubringen und die Steigungen werden härter. Bei einem Abbruch kurz vor dem Seluner Joch (Pt. 2005) weiche ich ziemlich weit in die Nordflanke aus und quere unter die NE-Flanke des Wart. Diese ist mühsam schlammig und feucht - hier hätte ich mir härteres Schuhwerk und einen Pickel gewünscht. Mit ausgefahrenen Krallen komme ich hoch (T5). Der Grat zu den Schären bietet schöne Voralpen-Kraxelei (T5). Schlüsselstelle ist eine steile Rinne, die jedoch gut strukturiert ist. Auf dem angenehmen Grat geht es weiter zum letzten Gipfel des Tages, dem Nägeliberg, wo ich genau mittags eintreffe. Diesmal folge ich dem NW-Grat für den Abstieg Richtung Gocht, was nicht unbedingt lohnend ist, bzw. Umgehungen rechts erfordert und anschliessend die Querung eines beschwerlichen Geröllfeldes. Den Gocht-Weg habe ich vor geschlagenen 23 Jahren zum letzten Mal begangen. Nun durfte ich die Erinnerungen an diese wunderschöne, wilde Route auffrischen. Tatsächlich ist der Weg, obwohl markiert, teilweise anspruchsvoll (T4+). Sicherungsseile sucht man hier vergebens und vor allem oben liegt sehr viel feines Geröll herum. Auch weiter unten bleibt das Gelände durchwegs steil. Ab Säls gibt's dann noch Auslaufen auf dem Fahrsträsschen - ich sehne mich der Schrina entgegen, da die 2 Liter mitgeführtes Getränk für die Länge dieser Tour doch eher knapp bemessen waren. Nach genau 9 Stunden ist die Runde abgeschlossen - das war richtig cool!



Durchgangszeiten:
Schrina: 4.19
Chäserrugg: 5.49
Hinterrugg: 5.55
Schibenstoll: 6.51
Zuestoll: 7.50
Brisi: 8.55
Frümsel: 10.00
Selun: 10.45
Nägeliberg: 12.02
Schrina: 13.25

Tourengänger: Delta


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Kommentare (3)


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3614adrian hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 14. Juni 2020 um 14:40
Macht gluschtig! Coole Variante mit Start von Süden.

Lg
Adrian

Bombo hat gesagt:
Gesendet am 14. Juni 2020 um 21:32
Sackstarch! Gratuliere zu dem erneuten Seven Summits Streifzug und von der Idee her zur sehr spannenden „Südvariante“. Kein Wunder schmelzen alle Gletscher unter Deinen Füssen weg, wenn Du derart schnell durch‘s Gelände (b)rennst :-)

Felix hat gesagt:
Gesendet am 15. Juni 2020 um 08:00
was für eine Tour, was für eine Leistung; chapeau!


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