Kurzbericht 

Die Grünen Köpfe (1660m und 1725m) - Zwei wirklich giftige Allgäuer Gesellen


Publiziert von Andy84 , 13. Juni 2018 um 10:40.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:25 April 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 890 m
Abstieg: 890 m
Strecke:13,5km
Kartennummer:AV BY 2 Kleinwalsertal

Ganz im Westen der Allgäuer Alpen, versteckt hinter dem Gottesackerplateau und den steilen Nordwänden des Berlingerköpfles und des Diedamkopfes, stehen ein paar wirklich interessante, wenig bekannte und recht giftige Gipfelchen.
Die beiden Grünen Köpfe und der Mohrenkopf werden den meisten Bergsteiger kein Begriff sein. Zu unbedeutend und dazu noch zu anspruchsvoll. Doch genau das macht für manch anderen, ich nehm mich mal dazu, gerade den Reiz an solchen Gipfeln aus.

Erschwerend für die Besteigung der beiden Grünen Köpfe kommt das in dieser Gegend wirklich übertrieben gehaltene Jagdrecht. Die Besteigung ist nur vom 1.Januar bis zum 30. April gestattet, und auch in dieser Zeit ist man mehr als ungern gesehen. Da eine Besteigung im Winter mit Steigeisen und Pickel nicht mehr Fall ist, bleibt mir nur die Möglichkeit Ende April auf gute Verhältnisse zu hoffen.
Und genau auf diese hoffte ich heute.


Start der Tour ist der große Parkplatz etwas außerhalb von Schönenbach-Vorsäß. Dieser ist nur über eine Mautstraße von Bizau aus zu erreichen.
Alternativ könnte man auch von Sibratsgfäll nach Schönenbach radeln.

Nun aber zur eigentlichen Tour.
Von Parkplatz geht es durch das nette kleine Örtchen Schönenbach hindurch in Richtung der Iferwiesalpe. Diese wird jedoch nicht erreicht, es geht auf nun den Sperrzeiten unterliegendem Forstweg hinauf zur Haldenalpe. An dieser zweige ich rechts ab und steige weglos teils im Wald, teils über Schnee den beiden Grünen Köpfen entgegen. Die Orientierung ist nicht schwer, nach dem ersten Geländeabsatz lichtet sich der Wald und man gelangt an die weiten Flächen unterhalb der Grünen Köpfen. Es sind sogar Aufstiegsspuren von Skitourengängern zu entdecken, die Abfahrt ist sicherlich klasse.

Nördlicher Grüner Kopf

Bald geht es deutlich steiler im Schnee hinauf, Ziel ist die Scharte zwischen den beiden Köpfen. Im Schnee gewinnt man schnell an Höhe, jedoch ist sehr auf Schneerutsche zu achten, immerhin ist die Unterlage reines Steilgras. Trotzdem wäre der Aufstieg ohne Schnee einiges anspruchsvoller gewesen.
Die letzten Meter vor der Scharte hört der dann leider auf und ich muss auf echt widerlichen Untergrund wechseln, steinharten steiler Mergeluntergrund. Die ca. 15 Meter müssen wirklich erkämpft werden.
In der Scharte angekommen gehen dann aber die Schwierigkeiten erst los. 
Ich hab ja mittlerweile eine kleine Affinität zu brüchigem Gestein, jedoch übertrifft dieser kurze Gratabschnitt alles bisher erlebte. Egal was angelangt oder getreten wird, es ist einfach alles locker und brüchig. Selbst große Schuppen brechen bei der kleinsten Berührung ab.
Es ist ein wahrer Eiertanz, die gut 40 Meter wollen Meter für Meter erkämpft werden. Zudem ist der Grat echt schmal, zu beiden Seiten bricht es steil ab.
Nach gut 15 Minuten und einigen Stoßgebeten habe ich diesen widerlichen Teil hinter mir, ich war auch einmal ganz knapp vor dem Umdrehen. 
Nun geht's erstmal hinein in etwas Steilgras, einen kleinen weiteren Grataufschwung hinauf. Danach auf schmalen Grat an einen kleinen Abbruch heran, diesen ausgesetzt im Steilgras östlich umgehen und danach im steilen, aber einfacheren Gelände hinauf zum Gipfel. 
Hier wartet eine kleine Überraschung, das Gipfelbuch zeigt deutlich das unsere Tourenberichte keinen Einfluss auf solche einsamen Gipfel haben,  die Einträge stammen rein von den Altbekannten Gipfelsammlern :-)
Nach einer kurzen Rast und einigen Fotos geht es auf gleichem Wege wieder zurück an den kurzen Südgrat. Ich hab zwar keinen Klettergurt dabei, nehme aber sehr gerne das von den Festivaltour-Jungs installierte Seil für den Abstieg. Ohne Gurt abseilen ist zwar nicht ganz easy, aber immer noch einfacher und weniger riskant als den Blätterkrokant-Grat abzuklettern.
Für die 15 Meter Mergeluntergrund hänge ich mein Kurzseil noch an einer Wurzel ein und lasse mich auch diesen Abschnitt einfach hinunter. 

Südlicher Grüner Kopf

Im steilen Schnee geht es nun ein gutes Stück hinunter bis ich nach rechts abdrehe und ins Steilgras des Südlichen Grünen Kopfes wechsle. 
Hier gibt es nun unzählige Möglichkeiten, ich bin immer leicht querend Richtung Südostgrat im steilen Gras aufgestiegen. Das Gras ist überraschend gut gestuft, jedoch ist nicht jede Graswase fest, es muss vorsichtig gestiegen werden. Im oberen Teil wechsel ich auf den Südostgrat, kämpfe mich hier durch den Steilwald und einigen felsigen Steilstufen an den kurzen Gipfelaufschwung. Diesen kann man entweder übersteigen, hier wird ein II-er in sehr brüchigem Gestein gefordert, oder rechterhand im Steilgras umgehen. Ich hab Kraxelvariante im Aufstieg, die Steilgrasvariante im Abstieg getestet, die Umgehung ist etwas einfacher und vorallem sicherer.
Der Gipfel wird von einem kleinen Felskopf geziert, auch hier finde ich das kleine Gipfelbuch, welches ein paar Einträge mehr enthält wie das auf dem Nordgipfel.
Nach einer kurzen Rast mache ich mich wieder an den Abstieg, hierzu folge ich größtenteils dem Südostgrat. Dieser ist im Abstieg erstaunlich gut zu gehen, im Unteren Teil wechsle ich wieder ins Steilgras und fahre zuletzt im Schnee hinab bis zur Haldenalpe.
Von dieser geht es nun auf dem Fahrweg zurück nach Schönenbach, ein schönes Auslaufen in einsamer Umgebung nach einer interessanten und nicht alltäglichen Tour.



Schwierigkeiten: 

Nordgipfel T6, II
Südgipfel T5+, I-II


Fazit:

Der Nordgipfel ist über den Südgrat wirklich absolut nicht zu empfehlen, das Gestein ist übelst brüchig und äußerst gefährlich. Hier würde sich der kurze Ostgrat eher empfehlen, dieser ist zwar klettertechnisch schwerer, aber weniger brüchig.
Der Südgipfel hat mir überraschend gut gefallen und war um einiges einfacher zu besteigen. 
Insgesamt eine abwechslungsreiche, anspruchsvolle und doch sehr interessante Tour, welche eindeutig den gspinnerten Individualisten anspricht. :-)

Tourengänger: Andy84


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