Silvrettahorn 3244m, Egghorn 3147m


Publiziert von Bombo , 14. April 2009 um 12:01.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum:10 April 2009
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   A 
Zeitbedarf: 3 Tage
Strecke:Klosters-Monbiel - Verstanclatal - Silvrettahütte SAC - Egghorn - Silvrettahorn - Silvrettahütte SAC - Chremerchöpf P. 2811 - Verstanclatal - Klosters-Monbiel
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Klosters - Wegweiser "Monbiel" - 500m vor Monbiel bei "Bündelti 1220m" befindet sich ein kostenloser Parkplatz
Unterkunftmöglichkeiten:Silvrettahütte SAC, 081 422 13 06, www.silvrettahuette.ch
Kartennummer:LK 1:50'000, Bl 249 S "Tarasp"

Osterhasen-Weekend in der blauen Silvretta
 
 
... wobei "blau" nicht ein Garant für die Himmelsfarbe ist... Es ist kurz vor Ostern, wir haben ein paar Tage frei und sind nicht überrascht, dass die meisten SAC-Hütten bereits ausgebucht sind. Die Wetterprognose verspricht ebenfalls nicht schweizweit perfektes Hasenwetter, so sind wir dann gerade froh und dankbar, dass es in der Silvrettahütte, wo auch der Wetterfrosch grünes Licht dazu gab, noch Plätze frei hat. Diese Hütte hat vorallem den Vorteil, dass man ohne grössere Tourenplanung sich dort "einnisten" kann und dann vor Ort gemütlich alle Gipfelziele erarbeiten kann - unter anderem auch mit den detaillierten Beschreibungen auf www.silvrettahuette.ch oder natürlich dank fachkundiger Auskunft des Hüttenwartes Philipp.
 
 
Tag 1, Karfreitag
 
Mit dem Gotschna-Taxi, 076 377 77 66, kürzen wir vom kostenlosen Parkplatz, kurz vor Monbiel bei Bündelti 1220m bis zur Alp Garfiun ab (Kosten Fr. 10.00 pro Person). Von dort zuerst entlang dem Fussweg und später bei den Warnschilder ("Sie verlassen markiertes Gelände", etc.) den vielen Aufstiegsspuren hoch durch den Wald und weiter auf die flache Ebene bei der Alp Spärra. Einige nicht aufhörend wollende Gehminuten später erreichen wir die Alp Sardasca, von wo man beim Silvrettabach nun auf dem mit zahlreichen Hüttenstangen markierten Weg durch das Galtürtälli hochsteigen könnte. Ein grosser Lawinenkegel sowie einige Schneerutsche führen dazu, dass wir uns für den geografisch weiteren, zeitlich jedoch nicht unbedingt längeren Weg entscheiden. Dieser führt weiterhin dem Verstanclabach entlang, bringt uns in das einsame und von Lawinenkegeln geprägte Verstancla-Tal, in welchem wir auf der rechten Bachseite mühsam traversierend an Höhe gewinnen. Gerade diese Traverse, wo zur Zeit noch alle Hänge auf wärmere Temperaturen und folglich gefährliche Lawinenabgänge warten, bringt unsere Fussknöchel arg ins Leiden. Auf Höhe ca. 2300m, wo man geradeaus richtung Verstancla-Gletscher oder als Gipfelziel zum Gletscherkamm 3173m aufsteigen kann, zweigen wir links gegen Norden ab und steigen richtung P. 2350 auf. Von dort durch das Rosställi, ein letzter kurzer Anstieg und schon ist der erste grosse Winter-Steinmann ersichtlich, bei dem wir nun auch die Felle abziehen und in wenigen Schwüngen zur Silvrettahütte SAC 2341m sausen. In dieser treffen wir übrigens zufälligerweise auf Maesi mit seiner Tourenbegleitung und es stellt sich heraus, dass sie das selbe Gipfelziel für morgen haben wie wir.
 
 
Tag 2, Karsamstag = Gipfeltag
 
Obwohl meine Tourenbegleitung noch über keine Steigeisen- und Pickelerfahrung verfügt, wollen wir es trotzdem versuchen: das Silvrettahorn 3244m - nebst dem Piz Buin Grond 3312m das Wahrzeichen der "blauen Silvretta". Der Weg ist relativ simpel: Man folgt den Winter-Steinmännern bis zum Silvrettagletscher, bleibt an dessem linker Seite (nördlich) und passiert so die beiden Lücken "Rote Furka" und "Rotfluelücke" - beides zwei Zustiege für weitere schöne Touren oder Rundtouren. Unser Ziel war es nun der einfachste Weg zum Skidepot zu nehmen und dieser würde über den Silvrettapass und die Fuorcla dal Cunfin auf den Ochsentaler Gletscher und von dort in unschwierigem Gelände hoch zum Skidepot oberhalb der Egghornlücke bei P. 3082 führen. Der Lemmingeffekt sowie meine Gutgläubigkeit war Schuld daran, dass wir unmittelbar südlich des Egghorn 3147m in die auf der LK namenlose Lücke aufsteigen. Für jemand, der die Spitzkehrentechnik noch nicht zu 100% beherrscht, überhaupt kein Zuckerschlecken - entsprechend musste oben auf der Lücke direkt beim Egghorn zuerst mal eine kleine Pause her. Ich nutzte diese für den kurzen Fussaufstieg auf das flache Gipfelplateau des Egghorn 3147m und weil die sogenannte "blaue" Silvretta heute mehr "grau" war, verzichtete ich infolge Panorama-Verlust auf eine längere Gipfelpause. Der Fussabstieg zum Skidepot ging genauso problemlos wie der Aufstieg.
 
Von dieser Lücke traversieren wir die steile Nordost-Flanke direkt zur Egghornlücke 3047m und steigen mit den Skis in der Hand noch die restlichen Meter zum Skidepot P. 3082 oberhalb der Westflanke auf. Nun gilt es ernst und die Voll-Bewaffnung muss her. Für meine Begleitung nehmen wir aus Sicherheitsgründen noch das Seil mit - Sicherungsmöglichkeiten gibt es nicht viele, doch können wir den psychologischen Stress in Grenzen halten. Auf dem von hunderten von Personen getretenen Pfad ersteigen wir das Silvrettahorn und nur ein einziges Mal müssen auch kurz die Hände zum Einsatz kommen. Bei dieser Felsstufe, wo auch mehrere Aufstiege möglich wären, kann im Zweifelsfall auch alpin gesichert werden. Wie schon vermutet erreichen wir das markante Gipfelkreuz auf dem Silvrettahorn 3244m mehrheitlich in Wolken, die Aussicht vorallem in das Oesterreichische Gebiet können wir nur ein paar Sekunden geniessen. Dafür aber scheint auf der Schweizer Seite, Höhe Silvrettahütte, die Sonne - entsprechend gross ist die Vorfreude für die bevorstehende Abfahrt. Der Fussabstieg vom Gipfel zum Skidepot ist problemlos und wir geniessen mit Maesi noch ein paar Sonnenstrahlen, bevor auch wir ready für die Westflanken-Abfahrt sind. Diese ist steil und von ettlichen Aufstiegs- und Abfahrtsspuren durchmischt - entsprechend mühsam ist es, auf der leider nicht aufgeweichten Schneeschicht schöne Schwünge zu zelebrieren. Die Westflanke mündet in den Silvrettagletscher, auf welchem wir ohne zu "stöckeln" erneut die Silvrettahütte SAC 2341m aufsuchen. Erst jetzt kommt die Sonne in voller Pracht zum Vorschein und wir wünschen uns, dass wir doch erst 2 Stunden später abgelaufen wären und so nun ein perfektes Gipfelpanorama bewundern könnten... Jä nu.
 
 
Tag 3, Ostersonntag
 
Schon wieder weckt uns um 05.45 der Wecker, erneut ist 06.30 Uhr geplante Abmarschzeit. Es ist der dritte und letzte Tag und wer selbst schon einmal in der Silvrettahütte war, der weiss, dass es von dort verschiedene Möglichkeiten gibt, um mit oder ohne Gipfelziel nach Hause zu kommen. Wir wählen die Tour via Silvrettagletscher, Chremerchöpf P. 2811, Chammgletscher und Gletscherchamm 3173m und dann über den Verstanclagletscher durch das Verstanclatal retour nach Monbiel. Weil schon wieder die Sicht durch Wolken ziemlich diffus ist, verzögern wir den Start um ca. 45 Minuten und steigen wie schon gestern über den selben Aufstieg auf den Silvrettagletscher entlang den Winter-Steinmännern. Ca. vis-à-vis des Aufstieges zur Roten Furka biegen wir nach rechts (südlich) ab und erreichen so über eine Steilstufe den markanten Gipfelsteinmann mit Holzstab in der Mitte der Chremerchöpf P. 2811. Von hier wollen wir nun über den Chremersattel 2790m auf den Chammgletscher hinunterfahren, dort neu anfellen und dann den Anstieg richtung Gletscherchamm auf uns nehmen. Für meine Begleitung jedoch ist alleine schon der Anblick diesem von Weitem betrachtet steilem Aufstieg genug und weil die Sonne noch nicht die nötige Kraft hat, um einen Wartenden während 60 Minuten zu wärmen, verzichte ich auf diesen Gipfelaufstieg. Dafür aber geniessen wir nun die Abfahrt über den leider noch nicht aufgeweichten Firn des Verstanclagletschers, welchen wir während der ganzen Abfahrt für uns alleine haben. Wenigstens brauchen wir uns über die latente Lawinengefahr der Nordosthänge entlang des Verstanclatals keine Sorgen zu machen - für Spätabfahrer mit entsprechender Tageserwärmung kann dies jedoch schnell einmal ein Problem werden. Bei der Alp Sardasca geniessen wir bei nun schönstem Wetter und frühlingshaften Temperaturen die restlichen Köstlichkeiten unseres Fressaliensackes und nehmen später die flache Abfahrt entlang dem Verstanclabaches stöckelnd und skatend unter die Skis. Bei der Alp Garfiun wechseln wir auf die Langlaufloipe, stöckeln und rutschen in schweisstreibenden Schritten richtung P. 1334. Bei dieser Brücke hat es leider eine "gesperrt wegen Lawinengefahr"-Tafel, weshalb wir auf den aperen Fussweg ausweichen und nebst der ganzen Hochalpin-Ausrüstung nun auch noch die Skis am Rucksack mittragen. Immer wieder ist es amüsant, die Gesichter der von Gucchi-Taschen und D&G-signetierten Gürtelschnallen geprägten Ausland-Spazierenden zu beobachten... :-) Zurück zur Brücke: Wir hätten wirklich besser dieses Schild ignoriert, denn nur ein einziges Mal könnte tatsächlich etwas von oben kommen und würde man mit entsprechendem Abstand fahren, so könnte man das Verschüttungsrisiko auf ein absolutes Minimum reduzieren. Dieser Weg entlang der Langlaufloipe führt nämlich in schön konstanter schwacher Neigung direkt zum Parkplatz, wogegen wir aber über ein längeres Stück die Skis getragen und erst am Schluss nochmals durch eine kurze Abfahrt den Fussweg gekürzt haben. Angekommen beim Parkplatz "Bündelti" 1220m schauen wir zurück ins Silvrettagebiet, welches für 3 Tage wahrhaftig unser Spielplatz war.
 
Ich gratuliere an dieser Stelle Conny für ihren bisher höchsten 3000er, ihre erste Hochalpin-Erfahrung und den nötigen Biss, welchen es manchmal braucht, wenn nicht alles so rund läuft, wie es der Wettergott oder die Führerliteratur verspricht.


SLF: mässig, im Tagesverlauf erheblich

Tourengänger: Bombo, Bubu


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Kommentare (7)


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Sputnik Pro hat gesagt: Händer super gmacht!
Gesendet am 14. April 2009 um 19:25
Gratuliere Euch und Mäsi zur schönen Skitour. Das Silvrettahorn ist ein schöner Skiberg, ich war dort letztes Jahr von der Österreicher Seite her unterwegs - aber mit richtigen Schneewühlen und einer Kletteraktion zum Gipfelkreuz...

Wegen der Führerliteratur war ich auch schon überrascht. Vor allem in den Zentralschweizer Voralpen und bei selten besuchten 3000er musste ich schon einige Male feststellen dass die Angaben nicht mit den Tatsachen übereinstimmten. Entweder war nur der Vorgipfel beschrieben oder die Schwierigkeiten waren stark untertrieben. Ich denke da gerade an den Trugberg oder das Hüenderbergli von dem man abseilen müsste um aufs Hanghorn zu kommen - aber wo soll man in brüchigem Schiefer eine Abseilstelle einrichten?

Bombo hat gesagt: RE:Händer super gmacht!
Gesendet am 14. April 2009 um 21:40
Salutti Andi

Danke Dir für Deine Zeilen, das Silvrettahorn ist wahrhaftig ein schönes Tourenziel - nur schade, dass das Panorama infolge Wolken ziemlich trüb eingeschränkt war. Wie heisst es so schön: "wir kommen wieder" :-)

Maesi hat gesagt: Unterhaltig...
Gesendet am 14. April 2009 um 20:41
Danke för d'Unterhaltig ofem Gipfel und ide Hötte. Es isch en Zuefall gsi, dass mer die drü Täg genau s'gliche vorgha hend. Ich freu mi ofnes nöchschts Mol, segs zFuäss oder am Fels.
Gruäss
Mäsi

Bombo hat gesagt: RE:Unterhaltig...
Gesendet am 14. April 2009 um 21:42
Hola Mäsi

Glichfalls, hät rüdig Spass gmacht mit Eu beidne und ich freu mi scho jetzt uf di nächscht Begägnig - Halle, Fels, Wanderweg, anywhere.. Auf ein baldiges!

P.S. Sind Ihr eigentli dä Langlaufloipe entlang zum Parkplatz oder au na en Teil z'Fuess? Wäre mir vor dä 12ne bi dere Brugg gsi, hette mer grad na ohni Lawinewarnig duremöge...

Henrik hat gesagt: RE:Unterhaltig...
Gesendet am 14. April 2009 um 22:38
ist bei dir, Bombo, garantiert - deine Berichte lesen sich mit grossem Vergnügen! Danke

dr silberquäki

Bombo hat gesagt: RE:Unterhaltig...
Gesendet am 14. April 2009 um 22:57
Salü Henrik,

Danke Dir, dito! :-) Du hast mich soeben animiert, meinen eigenen Bericht selbst einmal durchzulesen und hei ei ei, was bin ich da auf Schreibfehler gestossen... :-)

Salutti, Bombo

Maesi hat gesagt: Langlauf
Gesendet am 15. April 2009 um 11:34
Miär sind de ganz Wäg bis zom Parkplatz uf de Langlaufloipe skatet. Vor luuter langläufle hemmer denn fascht vergässe, dass mer ofere Skitour gsi sind :-)


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