Pizzo Rosso 2498 m - Ein wilder Ritt vom Val Bavona über dem Valle di Larechia


Publiziert von Ivo66 , 16. Oktober 2017 um 07:56.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:15 Oktober 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Castello 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1950 m
Abstieg: 1950 m
Strecke:Fontana - P. 1519 m - Alpe Fiorasca - Südflanke / Südostgrat - Pizzo Rosso
Kartennummer:1:25'000 Basodino und Pizzo Campo Tencia

Der Pizzo Rosso ist uns bei unserer Tour auf den Pizzo di Brünesc  vom Gipfel ins Auge gestochen und mit ihm das einsame Valle di Larechia, ein Seitental des Val Bavona. Rasch war somit ein neues Gipfelziel auserkoren, der es allerdings in Sachen Kondition in sich hat: Nicht nur dass - Gegenabstiege eingerechnet - fast 2000 Höhenmeter zu bewältigen sind, sondern auch die Beschaffenheit der Wege und das Gelände verlangten uns heute sehr viel ab. Die schon fast surreal anmutenden landschaftlichen Schönheiten waren dies aber allesamt Wert: Schöner geht es wohl nicht mehr...

Der Pizzo Rosso ist ein selten bestiegener Gipfel auf einem einsamen Grat zwischen dem Val Bavona und dem Maggiatal. Das wilde und kaum zugängliche Valle di Larechia führt ins Val Bavona hinunter. Zusätzlich hervorzuheben an dieser Tour ist, dass sie auch jetzt - Mitte Oktober - zu einem grossen Teil des Tages an der Sonne verläuft.   

Nie zuvor waren wir im Val Bavona - und: hier kehren wir bestimmt wieder zurück; wer Tessiner Bergwanderungen liebt, der kommt nicht herum, diese Gegend zu besuchen. Etwas erschrocken waren wir einzig, als der Wegweiser in Fontana zur Alpe Fiorasca geschlagene 5 1/4 Stunden Aufstiegszeit veranschlagte - und von dort sind es ja noch über 400 Höhenmeter zum Pizzo Rosso.

Wir beschlossen, alles einfach mal auf uns zukommen zu lassen. Denn bereits kurz nach Beginn der Tour wurde uns klar, dass wir heute in einer einzigartig schönen Gegend unterwegs sein würden. Das Gipfelziel geriet darüber für lange Zeit in den Hintergrund. Wir staunten über die spektakuläre Wegführung: Was waren das für Baumeister, welche hier steile Steintreppen in die Hänge bauten und Querungen durch fast senkrechter Felswände gangbar machten?

Bezeichnend ist für diese Tour auch, dass auf hikr.org nur drei Wegpunkte zur Verfügung standen: Der Ausgangspunkt, das Gipfelziel und ein Rifugio irgendwo dazwischen. Und tatsächlich, es gibt auch nichts unterwegs, keine Hütte, keine Ruine - nichts, nur Felswände, steile Halden - man ist stundenlang unterwegs mit spektakulären Ausblicken in einer unberührten, unnahbarem Berglandschaft. 

Die Alpe Fiorasca mit ihren Hütten (und offenbar Übernachtungsmöglichkeit) erreichten wir nach etwas über vier Stunden Gehzeit. Das Gipfelziel schien noch in weiter Ferne. Wir stiegen dennoch weiter und setzten uns zum Ziel, den Pizzo Rosso um spätestens 15.00 Uhr erreicht zu haben, denn sonst reicht es nicht mehr mit dem Abstieg ins Tal vor Einbruch der Dunkelheit - und dies ist auf diesen Wegen schon Bedingung.

Tatsächlich erfolgte die Gipfelankunft um 14.55 Uhr - zu unserem Erstaunen trugen wir uns als Erste in diesem Jahr im Gipfelbuch ein, welches aus dem Jahre 2003 stammt und noch nicht zur Hälfte gefüllt ist, obwohl es sich eigentlich nur um ein Notizblöckchen handelt. 2016 waren schon mehr Berggänger auf dem Gipfel, nämlich zwei...

Der Abstieg wurde wie erwartet hart und zog sich ungemein in die Länge. Wir konnten kaum glauben, dass wir dies alles heute aufgestiegen waren. Aber was war das für ein Tag! Zaza bezeichnet in seinem Bericht den Übergang aus dem Val Bavona ins Maggiatal über die Bochetta di Fiorasca als eine der schönsten markierten Wanderungen im Tessin. Dem können wir nur beipflichten, auch wenn wir nun nur die Seite des Valle di Larechia kennen.

Routenbeschreibung:

Fontana - Alpe Fiorasca (T3)
Von Fontana aus ist der fast immer deutlich sichtbare Weg ausgeschildert. Orientierungsschwierigkeiten gibt es in diesem Sinne nicht, denn es gibt weit und breit keinen anderen Weg in der weiteren Umgebung.

Der Weg führt geschickt bald einmal durch Felsen oder auf Bändern dazwischen. Oft sind spektakuläre Steintreppen vorhanden, wo man sich fragt, wie solche Konstruktionen erstellt werden konnten. Eine kurze Passage kann mit Hilfe einer gut verankerten Eisenleiter überwunden werden. In einigen Abschnitten sind auch Ketten oder Drahtseile vorhanden. Die Ausgesetztheit in einigen Abschnitten nimmt man erst im Abstieg richtig war. Landschaftlich ist die ganze Route gigantisch.

Nördlich der Alpen wäre dieser sehr lange Streckenabschnitt wohl weiss-blau-weiss markiert - hier sind die Markierungen weiss-rot-weiss.

Alpe Fiorasca - Pizzo Rosso (T4)
Weiterhin auf markiertem Bergweg steigt man Richtung Bocchetta di Fiorasca auf (es sind keine Wegweiser mehr vorhanden, aber zunehmend verblassende Markierungen). Etwas Aufmerksamkeit ist in der Wegfindung ab und zu gefordert. 

Kurz vor der Bocchetta di Fiorasca verliessen wir - genau bei einer markanten weiss-rot-weissen Markierung mit Doppelpfeil - den Bergweg und stiegen in nördlicher Richtung unterhalb der Gratfelsen hoch, teilweise sogar auf schwach ausgeprägten Wegspuren. Weiter oben trafen wir auf grössere Steinmänner welche den Weg hinauf auf den Grat weisen. Einen Aufschwung kann man problemlos links umgehen. Man folgt dem Grat über grosse Blöcke ohne eigentliche Schwierigkeiten und nirgendwo ausgesetzt. Den letzten grossen felsigen Steilaufschwung umgingen wir rechts durch die Nordostflanke - wenige Steinmännchen. Etwas ausgesetzt folgt eine kurze Querung und im Anschluss steigt man über steiles Schrofengelände linkshaltend hoch und erblickt bald den grossen Gipfelsteinmann, den man einfach erreicht.

Tourengänger: Ivo66, Lena


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Kommentare (2)


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Peter23 hat gesagt: Val Bavona
Gesendet am 17. Oktober 2017 um 18:43
Hallo Ivo und Lena

Was für ein Tag mit fantastischen Herbstfotos. Eurer Wertschätzung des Tals können wir nur beipflichten. Es ist und bleibt unser liebstes Tal in der Schweiz, das wir jährlich 2x besuchen.
Beste Grüsse Peter

Ivo66 hat gesagt: RE:Val Bavona
Gesendet am 18. Oktober 2017 um 15:40
Hallo Peter

Ins Val Bavona kann man sich wirklich verlieben. Wir werden bestimmt auch zurückkehren.

Herzliche Grüsse
Ivo und Lena


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