6-tägige Wanderung von Gstaad zur Engstligenalp


Publiziert von tschigita , 25. Februar 2017 um 15:21.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Saanenland
Tour Datum:15 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VD 
Zeitbedarf: 6 Tage
Aufstieg: 4700 m
Abstieg: 3800 m
Strecke:Gstaad - Meielsgrund - Witteberghore - Gsteig - Louenesee - Tungelpass - Iffigsee - Langermatte - Ammertepass - Engstligenalp
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Zug nach Gstaad
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit der Gondel runter von der Engstligenalp, ab dort Busverbindungen beachten.
Kartennummer:1246 Zweisimmen, 1265 Les Mosses, 1266 Lenk, 1267 Gemmi

In diesem Sommer wollten wir mit Zelt und komplettem Proviant möglichst unabhängig eine mehrtägige Tour in der Schweiz machen. Wir, das sind zwei junge Frauen mit mittlerer Kondition, Erfahrung mit Wanderplanung und mehrtägigen Wanderungen, aber nicht so verbissen;). Der Weg war das Ziel.

Das Wetter war hervorragend: Keinen Tropfen Regen, viel Sonne, in den Tälern dafür manchmal fast zu heiss.

Ausrüstung

Wir übernachteten in unserem Zweieriglu hatten Mätteli, Schlafsäcke (Komforttemperatur 0°C, Extremtemperatur -5°C), Innenschlafsäcke und für den Fall zwei Rettungsdecken mit dabei. Ebenfalls trugen wir unseren Trangia Kitchen Stove (mit Brennsprit) und unsere Nahrung für die gesamten 6 Tage. Dabei achteten wir sehr auf das Gewicht. Zum zMorgen gabs Haferflocken mit Schokostreusel und Milchpulver. Zum Zmittag gab es anfänglich noch frisches Brot mit Avocado / Käse etc. Später dann, wie auch zum Znacht, kochten wir jeweils eine warme Mahlzeit. Diese hatten wir genau geplant, berechnet und portionenweise abgepackt: z.B. Stocki mit Trockenpilze und Sauce, Couscous mit Dörrbohnen und getrockneten Tomaten, Risotto mit getrockneten Äpfeln,... Als Zwischenverpflegung gab es Trockenfrüchte, Nüsse, Blévita,..
Da die Rucksäcke relativ gross und schwer waren, waren wir unseren Trinkschläuchen sehr dankbar. Wasser entnahmen wir Bergbächen (ohne Abkochen).

Hygienetechnisch benutzten wir den Wilderness Wash (Transa), den man sowohl als Duschgel, als auch als Waschmittel und Abwaschmittel verwenden kann. So konnten wir jeweils das Shirt, das wir nicht trugen waschen;) Ebenfalls mit dabei: Schaufel für das grössere Geschäft.

Übernachtungen

Für das Campieren richteten wir uns nach dem SAC-Merkblatt "Campieren und Biwakieren in den Schweizer Bergen mit Rücksicht auf Natur und Umwelt". Das heisst wann immer möglich oberhalb der Baumgrenze oder sonst bei einer Hütte, wo wir um Erlaubnis fragten. Und selbstverständlich: Keine Spuren hinterlassen.

Tag 1

Wir fuhren mit dem Zug nach Gstaad und machten uns vom Bahnhof her auf den Weg Richtung Süden, stachen beim Sportzentrum den Hang hinauf. Etwa auf halber Höhe der Bergbahn folgten wir der Höhenlinie Richtung Flüemad und Meielsgrund. Von dort nahmen wir den steilen Anstieg zur Oberen Meiel auf uns. Oben angekommen ging es weiter mit Höhenmetern, nun jedoch über wunderschöne grüne Hügel. Der auf der Karte eingezeichnete Wanderweg ist hier nicht zu erkennen, man kann sich aber an den Bach ("Höllgrabe") halten, in dessen Nähe wir dann auch unser erstes Nachtlager aufstellten.

Tag 2

Nun wollten wir zurück zu den Bergweg-Markierungen finden und wollten dafür, die auf der Karte eingezeichneten Weiher ansteuern. Dies war jedoch schwierig, da sie sich in den Hügeln versteckten. Da es aber nur eine Richtung - hinauf - gab, fanden wir sie schlussendlich und folgten ab da den Bergweg-Markierungen wieder. Oben auf dem Pass angekommen, genossen wir zuerst einmal die atemberaubende Aussicht auf die umliegenden Berge. Wir liessen unsere Rucksäcke auf der Passhöhe liegen und machten einen kleinen Abstecher auf das Witteberghore. Dann machten wir uns an den Abstieg Richtung Süden zum Obere Witteberg, Undere Witteberg und schliesslich zum Arnensee, wo wir uns eine kleine Abkühlung gönnten. Am südlichen Ende des Arnensee ging es Richtung Seeberg wieder aufwärts. Im Obere Stüdeli konnten wir mit Zustimmung der Älplerfamilie unser Zelt neben der Hütte aufstellen.

Tag 3

Am Morgen ging es über den Blattipass, von uns auch wohlwollend Blattispass genannt, nach Gsteig. Hier nahm ein Kollege, der uns über das Wochenende begleitete, den Bus nach Hause - also auch gut als Ausstiegspunkt geeignet. In der heissen Nachmittagssonne machten wir den Aufstieg über die Längmatte zu den Walliser Wispilen. In den Hinteren Wispilen fragten wir zwei sehr hilfsbereite, frankophone Bewohner um Erlaubnis unser Zelt aufzustellen.

Tag 4

Zuerst folgten wir dem Gratweg nordwärts ehe wir den Weg nach Osten zum Louenesee nahmen. Der erste Teil diese Weges war sehr sumpfig, der Weg war nur schwierig zu erkennen, weshalb wir nach anderen Orientierungsmerkmalen Ausschau halten mussten. Wir umgingen den Louenesee südlich davon, den Mundart Ohrenwurm frischfröhlich vor uns hinträllernd. Da der See sich in einem Naturschutzgebiet befindet, mussten wir uns den hohen Temperaturen zum Trotz davon abhalten, hineinzuspringen. Stattdessen ging es wieder aufwärts - zum Glück im Schatten der Bäume - zum Chüetungel. Im majestätischen Bergkessel ging es dann weiter zum Stieretungel und schliesslich zum Tungelpass. Hier wartete unsere erste Mutprobe: Wie erwartet war der felsige Aufstieg zum Stiegelschafberg mit grossem Rucksack nicht ganz ohne. Langsam und immer mit sicherem Schritt gelang es aber auch so. Kurz nach dem höchsten Punkt, neben einem Schmelzbach und mit Blick auf den Iffigsee stellten wir unser Zelt auf. In dieser Nacht kamen dann auch unsere Rettungsdecken zum Einsatz.

Tag 5

Am Vormittag kam der grosse Abstieg: Vorbei am kitschig-blauen Iffigsee zur Iffigenalp. Ein kurzer Anstieg zur Langermatte (wo es ein Gasthaus hatte, das uns netterweise die Toilette benutzen liess) und dann wieder ein Abstieg, der zu den Simmenfällen führte. Kurz folgten wir dem Verlauf der Simme, bevor wir östlich ins Ammertetäli abzweigten. Die Beschilderung der Wegführung war nicht ganz einleuchtend - es scheint einen neuen und einen alten Weg zu geben. Ein netter Berner liess uns dann über seine Terrasse den alten Weg nehmen, so dass wir die geplante Route in Angriff nehmen konnten. Auch auf diesem Aufstieg waren wir mehrheitlich der prallen Sonne exponiert, was viele Pausen erforderte. Oberhalb der Ammertenhütte konnten wir unser Zelt auf einer wunderschönen Matte neben einer Ruine aufschlagen. Unweit von unserem Nachtlager hatte es einen Nebenbach zum stürzenden Ammertenbach, so dass wir gefahrlos unsere Flaschen auffüllen und unsere grundlegendsten Hygienebedürfnisse stillen konnten. Danach genossen wir den grandiosen Sonnenuntergang in windiger Höhe.

Tag 6

Am Tag 6 folgte die zweite technische Herausforderung: Der Weg zum Ammertepass verläuft über lockeres Geröll, was mit schwerem Rucksack nicht immer einfach war. Geduldig machten wir uns deshalb Schritt um Schritt über das Gestein. Oben angekommen genossen wir den Ausblick auf die Engstligenalp und den ersten Flecken Tourismus seit Gstaad.
Hier erfolgte auch die Entscheidung, aufgrund eines angekündigten Unwetters, die letzte Etappe über den Chindbettpass nach Kandersteg nicht mehr in Angriff zu nehmen.

Tourengänger: tschigita


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Kommentare (1)


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countryboy hat gesagt:
Gesendet am 25. Februar 2017 um 18:49
Schön und unterhaltsam berichtet, inkl. aller Detailinfos! Tolle Gegend, für mich zum Glück jedes Jahr einen Besuch wert.
Nun viel Spass bei der Planung des nächsten mehrtägigen Wanderprojekts... ;-)


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