Vom Haldensee nach Tannheim - via Litnisschrofen (2068m) Nordrinne und Gappenfeldabfahrt


Publiziert von simba , 2. Februar 2017 um 19:12.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:29 Januar 2017
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1580 m
Abstieg: 1580 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Im Tannheimer Tal zum PP Haldensee Strandbad. Tageskarte mittlerweile 5 EUR.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem Bus von Tannheim zurück nach Haldensee

Steile couloirartige Nordabfahrten gibt es in den Tannheimer Bergen einige lohnende - einige (Gaishorn, Bschiesser) davon habe ich auch bereits absolviert. In ästhetischer Hinsicht ist die felsgesäumte Nordrinne des Litnisschrofen aber aus meiner nicht maßgeblichen Sicht nicht zu toppen. Dass sie weniger gefahren wird als z.B. die Ostrinnen des Ponten liegt wohl vor allem daran, dass sie direkt vom Gipfel nicht erreicht werden kann, sondern einen "geheimen" Zugang aufweist. Die Tour kann bestens mit der Krinnenspitze oder Sulzspitze kombiniert werden, um einen ausgefüllten Tag zu erhalten. Wir hängten an die Rinnenabfahrt noch die leicht abenteuerliche Gappenfeldabfahrt nach Tannheim an, was einen abwechslungsreichen Skitourentag ergab.

Zum Litnisschrofen folgt man zunächst dem Forstweg ins Strindental, danach beschildert ("Litnisschrofen") links auf einem weiteren Forstweg weiter, ab der Talstation einer Materialseilbahn dann dem Sommerweg links oder dem Bachtobel rechts (nur bei sicherer Lawinenlage und guter Schneelage) folgen, ehe man beim nächsten Abzweiger wieder der ausgewiesenen Richtung zum "Litnisschrofen" folgt und steil in dessen Richtung (nach rechts) aus dem Bachtobel heraussteigt. In einer langen Querung nach links umgeht man den Höhenrücken und erreicht nach einer kurzen Zwischenabfahrt die Gräner Ödenalpe. Der weitere Anstieg auf den Litnisschrofen erfolgt auf dessen Südseite, die ebenfalls durch mehrere lange Querungen erreicht wird.

Das Gipfelkreuz erkennt man schon von Ferne. Das Skidepot liegt aber südlich davon, dort wo ein eindeutiger nach SO ziehender Rücken den felsigen Gipfelaufbau erreicht. Bereits im aufsteilenden Gipfelanstieg kann man auch die sehr steile, nördlich des Gipfels gelegene Rinne ausmachen, durch die man zu einer kleinen Scharte aufsteigen kann, um die Einfahrt der Nordrinne zu erreichen. Wir aber erreichten mit einen Spitzkehren (max. knapp über 30°) zunächst das Skidepot: Ab dort dann durch eine steile enge Rinne mit Kettensicherung direkt hinauf zum Grat und diesem nach rechts einige Meter (ausgesetzt) bis zum Gipfel folgen (bei Hartschnee, Steigeisen und Pickel uU angenehm). Während gegenüber an der Sulzspitze ganze Karawanen den Gipfelhang hinauf pilgerten (ein bekanntes Phänomen), ging es hier mit nur 5 weiteren Tourengehern sehr ruhig zu. Die Normalabfahrt ist auch nicht wirklich lohnend, was den geringen Ansturm durchaus erklärt.

Nach längerer Pause machten wir ab dem Skidepot eine Querfahrt bis unter die Rinne, die nördlich des Gipfels emporführt und erstiegen diese wiederum zu Fuß (40°) bis zu einer Scharte, von der man einige Meter rechtshaltend absteigt bis zum Beginn der Nordrinne. Vom Gipfel direkt hierher ist wohl nur mit Alpinausrüstung und sichernd möglich.

Wir hatten in der beschatteten Rinne (300Hm, 35-40°) noch auf Pulver gehofft. Pulvrig war der Schnee auch noch, aber leider hatte der Wind gewirkt und es gab schon einige Spuren, angenehm und jedenfalls griffig zu fahren war es trotzdem. Am Rinnenauslauf gabs dann tatsächlich lockeren Pulver. Durch den Latschengürtel gabs selbigen auch; hier hält man sich immer genau nordseitig, bis man die Anstiegsspur erreicht, auf der wir bis ins Strindental zur Brücke auf 1320m Höhe abfuhren.

Der 2. Anstieg des Tages auf dem Forstweg des Strindentals bis zur Strindenscharte ist dann vor allem lang, landschaftlich aber sehr schön. Zuletzt erreicht man die Südhänge der Sulzspitze erst aufsteigend, dann abfahrend querend - als ob man zur Schochenspitze wollte - die Gappenfeldscharte, wo wir ein letztes Mal in den Abfahrtsmodus wechselten.

Die Gappenfeldabfahrt (beginnend nördlich der gleichnamigen Alpe) hinab nach Tannheim war bei uns schon einige Male befahren, was wir uns - anders als sonst - auch erhofft hatten. Denn sie ist nicht nur im Skitourenführer Allgäu nicht beschrieben, auch dessen Autor schreibt, dass sie sich ohne Spuren nur sehr schwer finden lässt. Zwar ist die grundsätzliche Devise zur Abfahrtsrichtung klar: Oben hält man sich immer links, so lange bis ein einigermaßen flacher Tobel nach rechts ins Bachtal hinab führt und man nach der dortigen Querung des Bachs linkshaltend durch lichten Wald und ab der Waldgrenze rechtshaltend bis in das weite Talbecken zwischen Tannheim und dem Vilsalpsee hinabfahren kann. Jedoch sind auf dem Weg zum "fahrbaren" Tobel einige sehr steile Tobel und sehr steile Hänge zu queren und zu weit rechts lauern immer wieder Abbrüche, weshalb die Abfahrt orientierungsmäßig im unübersichtlichen Gelände und auch technisch (speziell mit Snowboard) nicht einfach ist.

Ohne Spuren hätten wir jedenfalls den Weg nicht gefunden. Als abschließendes Highlight gabs im unteren Bereich besten Oberflächenreif-Pulver, so dass wir die letzten Schwünge des Tages mit viel Speed genießen konnten. Ab Erreichen der Straße zum Vilsalpsee bzw. der parallelen Loipe ist der Rest hinaus nach Tannheim dann eine Langlauf-Fleißaufgabe.

Tourengänger: simba


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Kommentare (4)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 2. Februar 2017 um 20:06
Den Anstieg zum Litnisschrofen aus besagter Scharte hatte ich mir mal überlegt. Ist aber von unten schlecht einzuschätzen. Schöne Tour!

Gruß Nico

simba hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. Februar 2017 um 14:04
Vom Gipfel dachten wir: Vllt. kommt man irgendwie direkt rüber, aber von unten zerstreute sich dieser Eindruck wieder. Optisch gesehen im Winter: Wirklich anspruchsvolles Kombigelände. Im Sommer definitiv auch nicht ohne!
Gottseidank ist man auch außenherum schnell vom einem Ort am anderen ;)
Beste Grüße
Si

Gelöschter Kommentar

simba hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. Februar 2017 um 14:02
Die Ostrinnen am Ponten oder die Rinnen am Bschiesser sind sicher steiler und schwieriger, aber so ne schöne tief eingeschnittene Rinne zwischen durchgehenden Felswänden wie am Litnisschrofen gibt es ansonsten eigentlich nicht. Daher mein Favorit ;)
Viel Spaß in jedem Fall!
Beste Grüße
Si


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