Vom Hohen Freschen am Grat über 4 Gipfel zum Furkajoch


Publiziert von Kauk0r , 15. Dezember 2016 um 00:14.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Bregenzerwald-Gebirge
Tour Datum:11 Dezember 2016
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1100 m
Strecke:21 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PKW nach Bad Laterns, dort kostenloser Wanderparkplatz.
Unterkunftmöglichkeiten:Berggasthaus "Bädle" in Bad Laterns und Freschenhaus (ÖAV) unterhalb vom Hohen Freschen.

Sie sind zwar selten, aber es gibt sie auch für mich noch: Den Gipfel und die Routen ohne Hikr-Beschreibung: Furkakopf als Gipfel sowie die Nordgrate von Gerenfalben und Furkakopf, außerdem Südgrat Hochrohkopf. So möchte ich auch hier den Tourenbericht publizieren, den ich ursprünglich für das außerdem von mir genutzte Berg-Forum verfasst habe.

Nach zahlreichen, wenn nicht gar gefühlt ungezählten strahlend schönen Tagen mit bestem Bergwetter sollte am vorgestrigen Sonntag eine kurze Kaltfront heranziehen. Das Wetter war für den Vormittag als meist sonnig mit gegen Mittag aufziehenden Wolken und beginnendem Schneefall am Nachmittag beschrieben. Von allem etwas und genaueres weiß man sowieso nicht. Nach der Halbtagestour unter der Woche auf die Kellaspitze im westlichen Lechquellengebirge soll es dieses mal in den westlichen Bregenzerwald gehen, meine Neuentdeckung will ja getestet werden. Das Furkajoch wäre ein guter Ausgangspunkt mit zahlreichen Gipfel- und Abbruchmöglichkeiten im schneearmen Frühwinter, allerdings gibt es da die Wintersperre. Die Informationen im Netz sind unterschiedlich, ich lasse es auf einen Versuch ankommen. Bereits auf der Anfahrt ist die Sperre angekündigt, ich hoffe halt, dass es bei den Schildern bleibt und vor Ort keine Sperre steht. Andernfalls würde die Karte schon Alternativen hergeben. Aber wie angekündigt steht in Bad Laterns die Wintersperre, sie wäre jedoch passierbar. Ich überlege lange, ob ich weiterfahren soll, schaue lange in die Karte und entscheide dann in Bad Laterns zu starten. Wäre da nicht der Schneefall am Nachmittag angekündigt gewesen, hätte ich mich wohl anders entschieden. Sollte es dann auf der Heimfahrt da oben zu Problemen kommen, sieht es für mich auf einer Straße mit Wintersperre nicht gut aus. Nichtsdestotrotz konnte ich einen langen Tag in den Bergen verbringen und stand außer auf dem Hohen Freschen (2004 m) nur auf Gipfeln, die ich sowieso eingeplant hatte: (Hohe) Matona (1998 m), Gefenfalben (1938 m), Hochrohkopf (1975 m) und Furkakopf (1904 m).

Route: Bad Laterns - Hintergarnitzalpe - Untere Saluveralpe - Obere Saluveralpe - Freschenhaus - Hoher Freschen - Nordwestflanke - Matona - Südostflanke - Gäviserhöhe - Nordgrat - Gerenfalben - Gratübergang - Hochrohkopf - Südgrat - Nordgrat - Furkakopf - Südflanke - Furkajoch - Passstraße - Bad Laterns

Ausgangspunkt der Tour ist das aktuell geschlossene Gasthaus/Hütte Bad Laterns (1147 m), hier gibt es einen großen Gästeparkplatz und einen Wanderparkplatz. Man geht ein kurzes Stück die Passstraße bergan, bis von links der Garnitzbach aus dem Tal kommt, hier beginnt der Alpweg, der nur kurz ansteigend in die weite Ebene der Garnitzalpen führt. Am Talschluss steigt nach der Hintergarnitzalpe (1272 m) ein bequemer Steig die Flanken nach oben, am Ende quert man einen Südrücken und hat erstmals freiere Ausblicke zum Walserkamm. Nun wieder das Tal nach hinten zur Unteren Saluveralpe (1565 m), dort weist die Beschilderung auf den weiteren Weg hin. Auf breiter Wanderautobahn gelangt man auf den Südwestrücken, auf dem sich die Obere Saluveralpe (1797 m) und das Freschenhaus (1841 m) befinden. Nun im Schatten auf der Nordseite zum Freschenböden-Sattel (1899 m), dann den Wanderweg die Südflanke hinauf auf das Freschenplateau und zügig zum Gipfel des Hohen Freschen (2004 m) mit schönem Kreuz und Buch. Die Aussicht dort oben ist faszinierend! Trotz eisigem Wind und dem Zeitdruck durch die nahende Front bleibe ich mehr als einen halbe Stunde am Gipfel, es hätten Stunden sein können!

Auf dem gleichen Weg geht es zurück zu den Freschenböden, die anschließenden und unbedeutenden Mellenköpfe umgehe ich westlich zur Signalstange am Bergrücken, der zum Freschenhaus hinabzieht. Von hier schaut die Nordwestflanke der Matona bereits wesentlich gangbarer aus, als aus der Ferne. Ich quere weglos aufwärts die Flanke gegen den Sattel vor dem Gipfelaufschwung, treffe bald auf Bergschuhspuren im Schnee und Wegspuren auf aperen Stellen. Da ich mich vorher nicht mit der Matona von dieser Seite auseinandergesetzt habe, wusste ich bis dahin auch nichts vom Steig in der Nordwestflanke. Dankbar nehme ich den eingespurten Weg in der sehr steilen Flanke an. Der Schnee ist heute hart, hätte ich spuren müssen, wäre diese Flanke durchaus heikel gewesen. Auf der Matona (1998 m) warten ebenfalls Kreuz und Buch.

Von hier oben sieht man dann erstmals den Weiterweg zum Gehrenfalben ein. Zunächst zieht ein langer Rücken von der Matona nach Südosten und geht dann in den Nordgrat über, dessen Gangbarkeit scheint fraglich. Der eigentliche Wanderweg auf die Matona würde zunächst den Südwestgrat absteigen, ich nehme die direkte Variante nach Süden zum wenig unterhalb verlaufenden Wanderweg. Auch in der Südflanke sind Steigspuren zu erkennen, sie leiten aber alle nicht ganz direkt hinab. Der lange Südöstrücken zieht gemächlich abwärts, apere Stellen und tragender Schnee wechseln sich ab. Immer wieder schaue ich mir den Nordgrat zum Gerenfalben an, frage mich ob eine sinnvolle Begehung möglich wäre. Im Sattel der Gäviserhöhe (1788 m) entschließe ich mich es zu versuchen. Sorgen machen mir lediglich die Felsen kurz unter dem Gipfel, eine Umgehung scheint nur heikel zu realisieren. Zunächst muss man aber erstmal dorthin gelangen. Je nach Lust und Laune sucht man sich seinen Weg aus dem Sattel durch die Vegetation, meist helfen Tierspuren. Immer nahe der Grathöhe geht es weiter, immer wieder auch leicht freigeschnitte Passagen, dies stärkt mein Vertrauen in die Unternehmung. (Grundsätzlich erinnert mich die jetzt folgende Gratpartie an den Nordgrat des Falzer Kopfs). Der mittlere Gratabschnitt beginnt mit einem freien Graskopf, auf dem ein Alpkreuz steht. Weiter geht es über freie Flächen und über wieder bewachsene zwei Erhebungen. Die sich in den Weg stellenden Felsen am schmalen Grat können auf Wildwechsel ausgesetzt umgangen werden. Den schmalen, steilen Gipfelanstieg versucht man so direkt wie möglich zu erklimmen. Die Felspassage unter dem Gipfel ist zweigeteilt, die erste Passage lässt sich gut erklettern (I), die Zweite ist dann anspruchsvoller, aber sie kann wohl auch nach rechts etwas weiträumiger umgangen werden. Auch der Gerenfalben (1938 m) ist mit Kreuz und Buch geschmückt.

Der Gerenfalben bildet den Westpunkt eines fast 1,5 Kilometer breiten Bergkamms, der an seinem Ostpunkt im Hochrohkopf kulminiert. Der Verbindungsgrat ist von einigen Zwischenerhebungen gegliedert, aber nirgends besonders schmal oder ausgesetzt. Zunächst geht es auf einem ausgeprägten Pfad nach Osten, dieser ist teilweise in Karten verzeichnet. Danach sucht man in der buschigen Vegetation ein wenig nach der Fortsetzung, sie findet sich dann im Gratverlauf automatisch an der Kammhöhe. Der meist ausreichend ausgeprägte Pfad führt über die gesamte Kammhöhe, einzelne Felsaufschwünge werden einfachst erklettert. Wenn man sich ohne von einer Front getrieben fortbewegt, wäre dies eine prächtige Genuss-Kammwanderung. Am Hochrohkopf (1975 m) gibt es nur ein Vermessungssignal, aber einen tollen Blick über die drei Grate, die den Gipfel aufbauen. Wen die bisherige Grattour zu sehr gefordert hat, der steigt am besten über den Nordostgrat zum Portlafürkle ab (oder je nach Ausgangspunkt zurück zum Gerenfalben).

Der Abstieg am Südgrat und der Aufstieg über den Nordgrat zum Furkakopf sind die anspruchsvollsten Abschnitte der Tour. Zunächst geht es auf steilen Grastritten und Pfadspuren vom Hochrohkopf hinab, bis man an eine Felsschneide gelangt. Deutliche Spuren leiten nach links in die Ostflanke und umgehen die Schneide auf einem gut gangbaren Grasband. Im Rückblick zeigt sich der Fels eher brüchig und sehr schmal. Mir wirkte das heikel, am Ende der Tour war ich froh, einfach und ohne zu zögern drumherum gelaufen zu sein. Auch hier wird der Verbindungsgrat nach einem etwas längeren Abstieg wieder eher horizontal mit einigen Zwischenerhebungen, die man bereits vom Weg zum Hochrohkopf als Schlüsselstellen ausmachen konnte. Es sind genau zwei grasig-schrofige Aufschwünge, steiler als die bisher begangenen Stellen. Beide werden etwas rechts der Kante angegangen (I, aber ausgesetzt). Der erste Aufschwung hat zwar die ausgeprägteren Tritte, war allerdings auf diesen teilweise deutlich vereist und damit höchst unangenehm (ohne Grödel gerade noch machbar). Kurz darauf der zweite Aufschwung hat die kleineren Tritte, war aber soweit eisfrei. In der Folge wieder an der Kammhöhe entlang auf Pfadspuren Richtung Sattel, aktuell hatte es dort einigen tragenden Altschnee. So steht man dann im tiefsten Sattel unter dem Nordgrat zum Furkakopf. Dieser erhebt sich ca. 60 Höhenmeter darüber. In der Gesamtheit der Tour betrachtet stellt der Mittelteil den steilsten und anspruchsvollsten, zusammenhängenden Abschnitt dar. Es geht auf einer Mischung aus steilen Grastritten und Felsen gepaart mit dichter Vegetation empor, ein Ausweichen in die Flanken ist eher nicht sinnvoll. Immer wieder muss robust zugepackt werden, meist sind Äste gute Hilfsmittel, sofern nicht morsch. Eine Routenbeschreibung gibt es kaum, man sucht sich nach Belieben einen Weg (I+, ausgesetzt) Nach diesem Abschnitt wird der Nordgrat schlagartig breit und man kann ohne weitere Hindernisse zum Gipfel des Furkakopfs (1904 m) steigen.

Abgestiegen wird am einfachsten über die Südflanke, eine teils von Bäumen bestandene, kaum ausgeprägte Rippe führt zum Joch hinab. An ihr orientiert man sich zwischen dichten Heidelbeersträuchern abwärts. Ein zu weites Ausweichen in die Flanken ist insbesondere zur Straße hin nicht sinnvoll, versperrt dort eher Erlengestrüpp den Durchlass. Oberhalb der Straße geht es dann über Geröll und Felsen, deren Ausprägung der Straßenerbauung ensprang, zum Furkajoch (1759 m) hinunter. Von hier bin ich dann über die Straße 6,7 Kilometer (laut Schild am Parkplatz) zurück nach Bad Laterns gehatscht. Etwas kürzer ist die Variante über die Gampernest- und Agatwaldalpe im Kessel unterhalb der Straße. Hier lag aber noch einiges an Schnee und ich hatte keine Lust mehr auf Eisgerutsche im Schatten.

Allgemeine Schwierigkeitsbewertung der Grattour: Eine allgemeingültige Aussage über die Schwierigkeit an den einzelnen Gratabschnitten ist schwierig. Grundsätzlich steigern sich die Schwierigkeiten vom Nordgrat des Gerenfalben bis zum Nordgrat des Furkahorns. An den steileren Abschnitten sorgte Schnee- und Eisauflage für eine Verschärfung des Anspruchs, andererseits war der zumeist gute Trittschnee beim Wandern und Queren in der Vegetation recht hilfreich. Wie sich die Situation im Hochsommer bei voll ausgeprägter Vegetation darstellt kann ich schwierig vorhersagen. Ich könnte mir vorstellen, dass es teilweise schwieriger ist, sich dann durch dichtes, belaubtes Gestrüpp zu schlagen. Insofern würde ich diese Tour als perfekt für die Zwischensaison bezeichnen (Nachtrag am 7. Juli 2017: Inzwischen wurde der Grat im Sommer von Delta begangen und er berichtet von dichter Vegetation, beispielhaft hier sein Bild). Insgesamt bewerte ich die Grattour mit T3-T4(+), sprich Erfahrung im weglosen Bergsteigen mit absoluter Trittsicherheit sind nötig, außerdem setzt sie eine solide Kletterfähigkeit voraus, die hier das sichere Beherrschen des (oberen) I.-Schwierigkeitsgrads im heiklen Gelände bedeutet. Der AVF Bregenzerwald-Lechquellengebirge ist bei der Tourenplanung nur mäßig hilfreich, wenn auch nicht unbedingt ungenau.

Aktuelle Verhältnisse: Im Aufstieg zum Hohen Freschen sind immer wieder Wegpassagen vereist, allerdings oft gut umgehbar. Trotzdem ist das meiste aper. Im Übergang zum Furkajoch liegt dann oft auch guter Trittschnee, lawinöse Rutsche sind eher nicht zu erwarten.

Fazit: Aus einer Verlegenheitslösung wurde eine prächtige Runde, die neben tollen Ausblicken auch noch alpinen Charakter bot, den man in einer solchen Wandergegend eher nicht erwartet. Sogar das Wetter spielte einigermaßen mit. Zwar war die Sonne recht bald hinter (dichten) Wolken verschwunden, die Aussicht nach Süden blieb und erst am Furkakopf begann leichter Graupel. Dieser zog dann immer wieder in Schauern beim Hatsch über die Passtraße über mich hinweg, am Auto begann es dann deutlich zu regnen.
In der Zwischensaison den außergewöhnlichen Aussichtsberg Hoher Freschen zu besuchen bietet außerdem die Gelgegenheit, ihn nicht mit vielen Menschen teilen zu müssen (in meinem Fall für ca. 5 Minuten mit einer weiteren Person). Fordernd ist die Tour, die bis zum Beginn der Gratwanderung vornehmlich im T2-Gelände (an der Matona auch kurz T3) verläuft, hauptsächlich durch die Länge von gut 21 Kilometern. Die 1100 Höhenmeter der Karte wirken zunächst nicht besonders erwähnenswert, allerdings muss sicher ein guter Prozentsatz für Gegenanstiege aufgeschlagen werden, zudem kosten diese im weglosen Gelände deutlich mehr Substanz.

(Erstmals publiziert habe ich diesen Bericht auf alpic.net: Vom Hohen Freschen am Grat über 4 Gipfel zum Furkajoch)

Tourengänger: Kauk0r


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Kommentare (1)


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boerscht hat gesagt: Super Tour !
Gesendet am 15. Dezember 2016 um 00:40
Sehr schöne Runde und informativer Bericht, danke!
Die Grate sehen interessant aus, werde ich mir für nächstes Jahr auf jeden Fall merken.

Gruß Adrian


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