Gross Furkahorn (3168m) via ESE-Grat


Publiziert von أجنبي , 1. September 2016 um 23:23.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:26 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 4+ (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS 
Aufstieg: 780 m
Abstieg: 780 m
Strecke:Furka – Galenbödmen – P. 2524 – Sidelengletscher – Einstieg ESE-Grat (2860m) – ESE-Grat – Gross Furkahorn – S-Flanke – Einstieg ESE-Grat – retour auf gleicher Route
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Furka
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Auto ab Furka
Kartennummer:LK 1:25:000: 1231 Urseren

Gross Furkahorn oder Gletschhorn, lautete unsere Ausgangsfrage vor etwas mehr als einem Jahr. Wir entschieden uns für letzteres und bescherten uns so eine *traumhafte Klettertour. Diesmal fiel die Wahl auf das Gross Furkahorn – nicht zuletzt, weil wir angesichts der Hitze wenig Lust verspürten auf ewige (Gletscher-) Abstiege. Für eine Gratkletterei auf 3000m im T-Shirt war die Hitze hingegen optimal.

 

Den Weg zur Sidelenhütte verliessen wir beim Sidelenbach und folgten Steinmännchen (und zuweilen Wegspuren) durch das Geröll. Etwas gegen den Hannibal ausholend, stiegen wir über die Moräne auf und gelangten so gegen 8.00 Uhr nach ca. eineinhalb Stunden zum Einstieg zum ESE-Grat. Der Zustieg ist problemlos, doch mühsam. Ein paar Schneefelder erleichterten die Sache etwas. Angesichts der bevorstehenden, langen Kletterei, gönnten wir uns ein ausgedehntes Frühstück. Es sollte bestmöglich bis zum Gipfel nachwirken. Die Klettertour an einem Freitag nach den Sommerferien anzugehen, erwies sich indes als optimal: Wir waren vollkommen alleine. Unsere nächsten Nachbarn waren MaeNi, die sich zur selben Zeit am SO-Sporn des Galenstocks austobten.

 

Um 8.45 Uhr starten wir zur Tour. Die erste Seillänge, eine Verschneidung, hatte es in sich. Eine gute Kostprobe für das, was noch kommen würde. Bereits musste ich ein erstes Mal bescheissen, was mich allerdings wenig verwunderte, da ich die Kletterfinken zum allerersten Mal in diesem Jahr überzog. Nach rund zwanzig Metern erreicht man bereits den ersten Stand. Die Stände am ESE-Grat sind übrigens meist gut eingerichet (Schlaghaken plus Bohrhaken) oder es bietet sich Gelegenheit, mit Friends oder Schlingen nachzuhelfen.

 

Die zweite Seillänge führt auf den Grat und hart auf der Schneide zum nächsten Stand, bevor das Gelände deutlich gemütlicher wird. Danach bieten sich wohl mehrere Möglichkeiten, um zu einer senkrechten, zerrissenen Platte zu gelangen. Wir folgten dem Grat und taten dies auch bis kurz vor dem roten Turm. Wir waren etwas unschlüssig, wo dessen südseitige Umgehung begann. Schliesslich kletterte ich etwas vor dem Turm über eine leichte Stufe ein paar Meter nach links (südlich) ab und erreichte eine grosse, leicht geneigte Platte mit einem langen Riss (die ich leider nicht fotografiert habe). Die Platte ist hakenlos, es lässt sich bei Bedarf aber mit einem Friend zwischensichern. Am Ende der Platte traf ich auf einen Durchschlupf und vor allem: auf das untere Ende des von Lulubusi in seinem *hilfreichen Bericht erwähnten Fixseils.

 

Danach folgten zwei schöne Seillängen (4b) zurück auf und über den Grat, die unterhalb einer markanten Zacke endeten. Die Zacke umgeht man auf der rechten (nördlichen) Seite und kehrt sogleich zurück auf den Grat. Hier liessen wir eine 3er-Seilschaft überholen.

 

Als die Gipfelnadel sichtbar wurde, hatte ich eine Motivationsbaisse. Angesichts meiner latenten Höhenangst reicht meine Motivation gewöhnlich für acht bis zehn Seillängen. Anspannung und Ausgesetztheit hinterliessen bei mir ihre Spuren, auch wenn der ESE-Grat durchaus regelmässig gemütliche Standplätze und einfacheres Gelände bot. Über den Grat (zunächst gäbe es links davon glaubs deutlich einfachere Alternativen) erreichten wir die zumindest senkrechte Wand (Foto von Alpin_Rise), die auf den ersten Blick etwas gar abschreckend wirkt. Auf der Schattenseite geht es steil und etwas abdrängend auf die Gipfelnadel (4c). Trotz guter Griffe und Tritte musste ich auch hier etwas bescheissen. Der finale Grat zum Gipfel ist zwar ziemlich ausgesetzt, jedoch deutlich angenehmer und einfacher (4b).

 

Nach geschlagenen 6h 45min Kletterei erreichten wir um 15.30 Uhr den Gipfel. Gute Kletterer sind deutlich schneller. Dass wir so lange gebraucht hatten, lag primär an mir. Ich stieg nur zwei Mal vor, bin kein schneller und auch kein guter Kletterer. Etwas länger zu haben, nahmen wir aber angesichts der stabilen Wetterprognose in Kauf. Ausserdem wird der Abstieg nicht schwieriger oder heikler, wenn man etwas später dran ist. Die Länge und der alpine Charakter des ESE-Grats ist nicht zu unterschätzen. Ich fand das Gesamtpaket anspruchsvoller als ähnliche Grate, die ich bisher geklettert hatte (bspw. *Gletschhorn S-Grat, *Trotzigplanggstock, *Hochschijen S-Grat, *Bergseeschijen S-Grat)

 

Vom Gipfel seilten wir in die Scharte ab. Mit einer 2er-Seilschaft, die uns eben eingeholt hatte, spannten wir zusammen. Sie konnten sich an unserem 60m-Seil abseilen, derweil wir bei der zweiten Abseilstelle weiter unten von ihrem 60m-Doppelseil profitieren durften und so die lange Abseilpiste (40m) benutzen konnten. Der Abstieg von der Scharte zur Abseilstelle ist dank Steinmännchen und Wegspuren problemlos zu finden, wenn auch etwas steil und rutschig. Über der Felswand teilen sich bei einem grossen Steinmann die Pfade. Ein paar Meter rechts erblickt man bereits die lange Piste, derweil es zur 20m-Piste nach links gehen würde. Auf halber Abseilstrecke passierten wir sogar einen soliden Zwischenstand.

 

Die Abseilerei gelang gut und das Seil der beiden anderen Kletterer war so lang, dass wir auch noch über das folgende Schneefeld gelangten. Beim Einziehen verhängte das Seil allerdings, was ein mühsames Intermezzo nach sich zog. Immerhin gelang dieses. Danach folgte ein kurzer, einfacher Abstieg und eine Querung im Schnee über der Sidelenwand. Ein Pickel ist hilfreich. Über mehrere, sehr steile Rinnen (T5, Weg gut zu finden) gelangten wir zurück zum Einstieg, wo wir uns eine längere Pause gönnten. Es wartete noch ein mühsamer Abstieg zum Wanderweg auf uns und wir hatten es nicht eilig. Um 19.00 Uhr waren wir zurück beim Furkablick.


Tourengänger: أجنبي


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Kommentare (2)


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Mueri hat gesagt: Gratuliere...
Gesendet am 2. September 2016 um 08:42
zu dieser tollen Tour und herzlichen Dank für den ausführlichen und informativen Bericht!

Ich werde die Tour gleich mal auf meine Pendenzenliste nehmen, auch wenn ich ihr dort wohl ein Dauerplätzchen mieten muss.

Gruess, Armando

أجنبي hat gesagt: RE:Gratuliere...
Gesendet am 2. September 2016 um 20:29
Danke! Hoffe, du findest dieses Jahr noch Gelegenheiten, ein paar Mietverhältnisse zu beenden.


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