Gamsberg Ostgipfel (2360m) - via Kamin aka "Gleis"

Endlich mal wieder einen Gipfel meiner Wunschliste erreicht! Der Gamsberg ist ein ausserordentlich schöner Steilgrasberg, den man leider vom Tal aus nirgends sieht. Für mich einer der schönsten Gipfel der Alvier-Gruppe - er erinnert etwas an eine Graskathedrale dank den ultrasteil abfallenden Graswänden entlang des ca. 500m langen First. Erinnerungen weckt er auch an die Allgäuer Höfats, wenn auch etwas weniger grazil.  Ob man, dem Namen folgend, dort oben wirklich viele "Gämse" findet, wag ich aber zu bezweifeln; die Aufstiege sind allesamt fordernd bis hin zu extrem. Die Normalroute ist das "Doppelgleis" -  ein echtes Highlight in meiner Wander-Vita, unvergesslich! Heute hat alles gepasst, wo ich doch letzten Herbst noch wegen Regens abbrechen musste...

Tour:
Start beim Kurhaus Voralp (1218 m) beim grossen Parkplatz (6CHF / Tag). Von hier steigt man erstmal den fahrbaren Feldweg zum See hinab. Dort gehts dann gleich links eine Alpwiese hinauf. Dieser Aufstieg ist eher wenig begangen, was sofort daran auffällt dass die Pfadspur kaum sichtbar ist und später auch immer wieder recht zugewachsen ist.

Der Weg geht den sehr steilen Hang querend recht schweisstreibend hinauf. Immerhin ist man lange Zeit im dichten Wald, was bei der heutigen Hitze eher angenehm war. Der Pfad ist gut markiert, aber schmal und rechts sehr abschüssig - bei Nässe sollte man konzentriert gehn. Irgendwann kommt man aus dem Wald heraus, quert 1-2 Runsen und erreicht schliesslich die hübsche Alp Unterlänggli (1649 m).

Zur Alp Oberlänggli (1770 m) ists nicht weit, aber man muss eine Steilstufe überwinden. Der Pfad ist hier stellenweise wieder erdig und steil. Erreicht man die Alp-Häuser, dann verlässt man den markierten Wanderweg nun - während der Wanderweg nach links abzweigt, geht man zum Gamsberg nach rechts. Es hat einen recht deutlichen Pfad hier, der kaum zu verfehlen sein sollte...

Der wunderschöne Gamsberg setzt sich nun immer prachtvoller in Szene. Wer nach dem "Doppelgleis" sucht, wird aber nicht fündig. Hierfür muss man erst fast bis zum Gamsbergsattel (also das Couloir linkerhand) aufsteigen. Kurz vor dem Sattel zeigt sich dann das Gleis - ein grandioser Anblick.

Beim Gleis hat man stets die Möglichkeit links oder rechts aufzusteigen. Die meisten Berichte hier wählen unten das rechte Gleis und wechseln in der Mitte der Rinne auf das linke Gleis. Ich empfehle dies ebenfalls - zwar hab ich versucht das ganze rechte Gleis hochzusteigen, hab das aber oben abgebrochen weil mir die Griffe fehlten. Im obersten Teil fand ich das linke Gleis einfacher - zwar nicht weniger steil, aber weniger plattig und mit mehr Reibung. Alles in allem eine fantastische Passage - ziemlich kleingriffig und stellenweise steil, aber nirgends wirklich schwierig und es fühlt sich auch nicht allzu ausgesetzt an.

Erreicht man den Grat wird die Tour allerdings extrem luftig. Der Weg zum Ostgipfel sind nur wenige Meter einen Schrofenhang hinauf - man hat aber ordentlich Luft untern Hintern. Der kleine Gipfel ist aber traumhaft schön mit einer tollen Rundumsicht! Sehr lohnend.

Abstieg wieder übers Gleis. Erstaunlicherweise geht auch der Abstieg recht gut - man kann hier immer vorwärts abklettern.

Fazit:
Eine meiner schönsten Touren der letzten Zeit. Insgesamt sehr abwechslungsreich und mit einem beeindruckenden Finale - dem Doppelgleis. Diese Tour vergisst man sicherlich nicht wieder, dafür ist dieser Abschnitt einfach zu besonders. Ich hatte zudem noch Glück und konnte am Sichli noch eine Gruppe Steinböcke beobachten - unglaublich in was für ein Gelände die sich wagen! Bei Nässe oder gar Regen ist von der Tour abzuraten - wegen den wenigen bzw. kleinen Griffen und den meist abwärts geneigtem Fels braucht man etwas Reibung unter den Schuhen. Ich hab mit der Tour übrigens gewartet bis ich meine neuen Bergstiefel (mit gutem Profil) hatte ;)