Einsame Alpsteintour, heute ohne Gipfel


Publiziert von mst , 12. Juli 2016 um 13:49.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 4 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Alpstein   CH-AR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1200 m

Ich nahm mir den Montag frei, da ich am Wochenende schon gearbeitet hatte, um wieder mal auf den Berg zu gehen. Ich hatte mit der Zielfindung etwas Mühe - in die Zentralschweiz wollte ich irgendwie nicht, allzufrüh aufstehen auch nicht, bla bla bla, schlussendlich entschloss ich mich, nach Schwägalp zu fahren und dort weiterzuschauen. Der Stoss steht schon dank einigen Hikr-Berichten auf meiner Wunschliste, aber mit öV ist der Aufstieg von Süden her noch länger als mit PW. Ich wollte zwar eigentlich gar nichts besonders Langes unternehmen, aber nach diversen Abwägungen entschied ich mich trotzdem, die "lange" Schleife zu versuchen: Von der Schwägalp erst flach zur Säntisalp, und dort aufsteigen nach Oberhofeld - Lauchwis - Stosssattel und alles weiter bis zur Tierwis, mit Abstecher auf Stoss und Silberplatten via die relativ einfachen Gipfelanstiege.

Um 11:30 ging es los. Ich hatte auf dem Zug noch per Handy versucht, irgendwelche Infos zu bekommen, ob man etwas abkürzen könnte auf der ersten Schleife (wo man auf dem offiziellen WW ja noch einiges an Höhenmetern verliert). Ich fand aber nur gerade einen Hinweis auf einen direkten Weg zum Stosssattel mit roten Markierungen, ohne Angabe der Schwierigkeit / Lage, und hatte auch leider keinen SAC-Führer zum Nachschauen. (Habe hier aber jetzt einen Weg vom Schottenloch zur Lauchwis gefunden. Muss ich bei Gelegenheit noch anschauen.)

Da ich mich nicht ganz geschlagen geben wollte (in Sachen Höhenmeter verlieren), zog ich von der Schwägalp teils auf der Strasse, teils durch die Pampa an diversen Kühen vorbei bis nach Schlipf, wo ich den Wanderweg wieder erreichte. (Ich sah einmal einen Stein mit einem roten Punkt. Ob das der Weg direkt zum Sattel war?) Von dort nach Oberhofeld und nachher weiter der Wegspur folgend - Achtung: wenn man bergwärts (rechts) wrw-Markierungen sieht, muss man wirklich da hoch und nicht geradeaus auf dem Weg weiter. Der andere, tiefere Weg ist auf der Karte auch eingezeichnet, aber führt nicht nach oben...

Nach einer gefühlten Ewigkeit steilen Aufstiegs (stellenweise etwas exponiert) erreichte ich die Lauchwis. Dunkle Wolken zogen auf und ich hatte noch zusätzlich zum Aufstieg ein Krafttraining in den Beinen. Es gab jetzt die Variante "Schrexit" - Abstieg zur Alp Schrenit und weiter nach Unterwasser - oder die Variante Weiterweg. Ein Schafhirte, der den gleichen Weg aufstieg, fand mich ratlos auf meiner Handy-Swisstopo-Karte rätselnd. Wir palaverten noch ein bisschen, seinen Angaben gemäss wäre noch ein Schneefeld in Richtung Tierwis, das "mit Turnschuhen" machbar sei.

Naja OK, es war noch relativ früh und schon wieder abwärts musste nicht sein. Also weiter zum Stosssattel. Es plagten mich aber schon erste Beinkrämpfe, weswegen ich dort entschied, den Stoss auszulassen und mich direkt in die Schneefeldkomödie zu stürzen. Das ging erstmal ganz gut, allerdings hatte ich fast etwas unterschätzt, wieviel Höhe man nach dem Stosssattel noch verliert (und nachher wieder zurückgewinnen muss). Ich traf dann noch einen Wanderer in Gegenrichtung, der seine Steigeisen in der Hand hatte. Ich meinte, diese würde er für den Rest nicht mehr benötigen. Beim drölften, relativ langen und steilen Schneefeld unterhalb der Silberplatten war ich dann aber froh, sie selber mitgenommen zu haben (im Gegensatz zu meiner letzten Exkursion). Ich war aber insgesamt ziemlich langsam unterwegs, da ich aufgrund meiner Beine immer wieder Pausen einlegen musste. Ich liess auch den Gipfelumweg auf die Silberplatten links liegen, da ich bereits im Modus "einfach nur ankommen" war.

Nach geschätzten 37 Schneefeldern und ~1000 hm durchgehend aufwärts hatte ich es dann endlich auf die Tierwies geschafft. Ich war positiv überrascht, dass ich eigentlich gar nicht so schlecht in der Zeit lag (16:40). Die Hütte war von irgendeiner Schulklasse gemietet, also nichts mit Hinsitzen und ein Bier trinken. Die Frage war jetzt, 1.5h abwärts oder eine halbe Stunde aufwärts zum zweiten Pfeiler der Säntisbahn.

Ich entschied mich dann zum Leidwesen meiner Beine pro 150 weitere Höhenmeter, die im Gegensatz zum vorherigen Teil relativ locker vonstatten gingen (alles Schnee, aber einfach). Das Gestein am Säntis ist faszinierend; ich ging links vom eigentlichen Weg an der Felswand entlang durch die eindrücklichen Formationen, wo immer wieder tiefe Löcher klaffen. Zuletzt erreichte ich um 17:20 den zweiten Pfeiler, konnte das Bähnli talwärts nehmen, und war froh, das mit dem Wandern für heute erledigt zu haben.

Fazit: Es war echli en Chrampf. Der "Schrexit" wäre im Nachhinein vermutlich die bessere Wahl gewesen. Ich muss mein Krafttraining besser timen, damit es mir nicht meine Wanderungen zerschiesst. Positiv ist zu vermerken, dass ich in Schneefeldern langsam geübter werde. Dass ich die Gipfel leider auslassen musste, ist aber nur ein Grund, zurückzukommen - dann vermutlich von der zweiten Stütze her abwärts auf Gipfelsammeltour.

Es ist aber echt bemerkenswert, wie wenig weit man vom Paradebähnligipfel weg muss, um keine Menschenseele mehr zu sehen. Auf dem ganzen Weg 200m nach der Schwägalp bis zur Tierwies traf ich genau 2 Personen. Erst auf der Tierwies und Richtung 2. Stütze sind wieder Wanderer zu treffen (die z.T. den recht verschneiten und so etwas gefährlichen Säntisweg gemacht hatten).

Tourengänger: mst


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