Sperone di Ponte Brolla - Quarzo

Nach viel Hikr-Neuland auf Korsika meinerseits mal wieder ein Bericht über bekanntere, aber nicht weniger schöne Gefilde. Quasi inmitten einer langen staureichen Rückfahrt von der Mittelmeerküste bot sich das Tessin, dort Ponte Brolla und dort die wohl "meistbegangene Plaisir-Kletterroute des Tessins, wenn nicht der Schweiz", Quarzo am Sperone die Ponte Brolla ideal an und klettern wollten wir die ohnehin schon immer mal...

Der Zustieg ist vom Parkplatz an der Straße auf einem gut angelegten Wanderweg schnell gemacht - am Strommast rechts ab, übers Bachbett und schon rückt die große schwarze Gneissplatte des unteren Teils ins Blickfeld.

Die Plattenkletterei im unteren Teil war für uns - nach drei Wochen riesiger Tafoni-Griffe auf Korsika - ein ziemlicher Kaltstart, weshalb wir im unteren Teil über die beeindruckende schwarze Gneissplatte die links neben der Quarzo liegende (etwas leichtere) Linie "Zombi, vai dove vuoi" wählten. Unsere Platten-Startschwierigkeiten hatten wir schnell überwunden, mit etwas Vertrauen in den Füßen (und im Kopf) klettern sich Platten einfach einfacher. Dank Magnesiaspuren sicher zahlreicher Vorgänger muss man auch nicht mehr die besten Griffstrukturen suchen...Dennoch waren wir nicht unglücklich nach sieben SL den steilen oberen Teil zu erreichen. Die Route ist im unteren wie oberen Teil sehr gut abgesichert: mehr als 12 Expressen, zwei Bandschlingen (für Stände) und ein Seil braucht es nicht, um hier stressfrei zu klettern. Allein in der leichten letzten Länge der "Zombi" vor dem oberen Teil gibt es teils weitere Abstände (aber das Gelände ist auch wirklich leicht > IV).

Der Charakter der Route - jetzt auf der Quarzo Originallinie - ändert sich mit Erreichen der "Headwall" frappierend, ab jetzt geht es steil und (meist) wunderbar griffig daher. Zwischen den Steilpassagen gibt es immer wieder flachere Abschnitte, die gebohrten Stände (bzw. Standmöglichkeiten) sind dabei so zahlreich, dass es fast schon verwirrend ist. Die Kletterei entlang der Quarzader in den letzten beiden schwereren SL kann man durchaus als außergewöhnlich bezeichnen, weil das kristalline Gestein - für unseren Geschmack -  recht reibungsarm und etwas staubig daher kommt, die meist großen Griffe lassen sich aber dennoch bestens halten. Auch die letzten steilen Meter über den Pfeiler sind nochmal speziell, weil teilweise - ähnlich wie bei Konglomerat-Gestein - die großen Einschlüsse in der sich verlaufenden Quarzader als Griffe und Tritte herhalten.

Den Ausstieg erreichten wir kurz nachdem uns die Sonne erreicht hatte. Aufgrund der zwischenzeitlichen enormen Hitze (am Abend in Zürich 36°) waren wir froh, dass der Abstieg überwiegend im Wald verläuft. Auch die diversen "Canyoning-Einlagen" bei verschiedenen Bächen störten dabei nicht weiter. Man sollte aber definitiv gutes und ev. auch schnell trocknendes Schuhwerk mitführen - wir standen teilweise fast knietief im Wasser, ohne dass eine Querung der (aktuell wohl sehr viel Wasser führenden) Bäche trockenen Fußes möglich gewesen wäre.

Nach den ersten Canyoing-Einlagen bereits im Abstieg rundeten wir den Klettertag (vor einer langen, heißen Heimfahrt) durch ein kaltes Bad in der Maggia ab.