Durch die Playa de Barlovento von Jandia in Fuerteventuras Süden: Suggestive Sandwüste, ...


Publiziert von dulac , 14. Juni 2016 um 02:54.

Region: Welt » Spanien » Kanarische Inseln » Fuerteventura
Tour Datum:14 Mai 2016
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 550 m
Abstieg: 550 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus von Morro Jable
Kartennummer:Kompass 1:50.000 Fuerteventura

.... bizarre Lava-/Sandflanken und ein endloser windumtoster Sandstrand.
 

Vor gut 20 Jahren hatte ich dieses Kontrastprogramm zu den (mittlerweile viel besuchten) Stränden auf der weniger windausgesetzten Ostküste erkundet und schon seit langem wollte diese attraktive und abwechslungsreiche Tour gerne einmal wiederholen – wenn die Bedingungen dafür stimmen. Doch auch während eines zweiwöchigen Aufenthalts ist die Wahrscheinlichkeit gar nicht so hoch dafür, dass erstens auf der Westseite kein allzu unangenehmer Wind weht, die Wolken zugleich nicht so tief hängen, dass sie den Blick auf die Berge verstellen und zugleich am frühen Nachmittag, also etwa zur Halbzeit der Tour, Niedrigwasser herrscht.
 

Doch an diesem Tag lagen die Gezeiten günstig und auch für die beiden anderen Voraussetzungen hatte es gut ausgesehen und diese (letzte) Gelegenheit vor meiner Heimreise am übernächsten Tag wollte ich nicht ungenutzt verstreichen lassen.

 

Die Tour selbst hat drei Komponenten: Zunächst ab Costa Calma eine Passage durch ausgedehnte, wüstenartige Sandflächen zur Westküste, dann der Abstieg zum westseitigen Strand und einige Kilometer in Begleitung von starkem Brandungsrauschen auf ihm entlang, wobei unterwegs zwei Felsstürze umgangen/überkraxelt werden müssen und schliesslich die Überquerung des Bergzugs und die Rückkehr zur Ostküste bei Morro Jable.

 

Startpunkt war der Bushalt am südlichen Ortseingang von Costa Calma. Von dort nach Norden in Richtung auf die Autobahn und ihrem leichten Rechtsbogen gefolgt bis eine Unterführung die Passage auf die wüstenartige Westseite erlaubt.

 

Egal ob man den Wegspuren folgt oder weglos geht, orientieren sollte man sich in jedem Fall an dem südlich gelegenen Bergzug und dabei dessen Westseite anpeilen.

 

Die „Wüste“ hier ist zunächst nicht nur Sand, sondern auch durchsetzt mit kleineren Steinen und (offensichtlich anspruchslosen) Pflanzen. Der Boden ist fest, auch wegloses Gehen problemlos möglich. Das gilt auch später, wenn nach vielleicht einer Stunde, auch die karge Vegetation verschwunden ist, wie auch das anfängliche Gestein. Doch auch hier im reinen Sand sinkt man praktisch nicht ein.

 

Rund zwei Stunden nach dem Start von der Costa Calma werden die Ausläufer des Bergzugs vom Pico de la Zarza erreicht. Es hat hier diverse Wegspuren, von denen einige auf die Küste zuhalten. Allerdings ist Vorsicht geboten, nicht zu früh zum Strand abzusteigen. Stattdessen ist zunächst noch in einen Einschnitt hinabzusteigen und auf der gegenüberliegenden Flanke den gut erkennbaren Wegspuren zu folgen. Nach meiner Erinnerung bin ich früher kurz danach zum Strand abgestiegen. Dieser Abzweig ist mir diesmal nicht aufgefallen. Da die Wegspur entlang der Flanke sich jedoch fortsetzte, bin ich dieser gefolgt und erst später abgestiegen (siehe Foto hier).

 

Nun folgen 5-6 Kilometer endlos erscheinender, jetzt bei Niedrigwasser überbreiter Sandstrand, Brandungsrauschen und ein kräftiger Wind, der die Luft salzhaltig werden lässt, was sich bald auch durch einen Film auf den Brillengläsern bemerkbar macht.

 

Zu Beginn dieses langen Abschnitts sind freilich erst noch 2 Felsstürze zu überwinden. Der erste relativ einfach mit nur wenig Kraxelei über grosse Blöcke. Der zweite ist dagegen weniger trivial. Hier schien es mir sinnvoller, etwas in die Flanke hochzusteigen und dann unterhalb einer Felsstufe zu queren. Diese Passage ist deutlich länger und anspruchsvoller als die erste, m.E T4 und zugleich die Schlüsselstelle der Tour. Auf einfacherem Weg lässt sie sich nämlich nicht umgehen: Wer hier ein Problem hat, hat darum keine andere Wahl als umzudrehen.

 

Dann aber folgt für ein bis anderthalb Stunden Genuss pur, barfuss über festen Sand auf einem menschenleeren Strand bis zum Islote.

 

Auf diesem isoliert stehenden, ins Meer hineinreichenden Felsen von vielleicht 200 m Durchmesser hatte ich die Mittagsrast eingeplant. Gut 4 Stunden hatte ich ab der Costa Calma bis hierher gebraucht, etwas mehr als veranschlagt. Nach etwas Suchen war auf dem Felsen dann auch eine einigermassen windgeschützte Stelle gefunden.

 

Nach einer Dreiviertelstunde auf dem Felsen konnte es wieder weitergehen. Zunächst noch ein gutes Stück den Strand entlang. Das nächste Zwischenziel, die Villa Winter, hätte auf einem Fahrweg erreicht werden können. Doch das wäre ein Umweg gewesen. Stattdessen steuerte ich die Villa direkt an, weglos und über etwas ruppiges Gelände.

 

Dass die Villa mittlerweile für die Öffentlichkeit zugänglich ist, wie den Schildern am Eingang zu entnehmen war, war neu für mich, konnte mich aber dennoch nicht reizen. Nicht zuletzt deshalb, weil ich anschliessend nicht in Stress geraten wollte, um rechtzeitig zum Abendessen im Hotel zurück zu sein.

 

Die Wegspur von der Villa Winter zur Degollada musste ich zunächst ein wenig suchen, der bestens präparierte scheinbare Wanderweg war es jedenfalls nicht, denn er endete kurz danach im Nirvana. Doch da die Richtung offensichtlich war, war ich bald wieder auf der richtigen Spur und dann waren auch die von weitem sichtbaren Serpentinen des Aufstiegs von Cofete erreicht.

 

Je weiter ich hier in die Höhe kam, desto stärker machte sich der Wind bemerkbar. Am unangenehmsten wurde es auf der Passhöhe, wo ich bei einigen der von hinten kommenden Böen befürchtete, sie könnten mir sogar die Brille von der Nase wehen.

 

Der Rest ist kurz erzählt. Zunächst durch das Tal Gran Valle hinab bis zur Fahrstrasse die von Morro Jable zur Südspitze der Insel führt. Anschliessend ist es eigentlich nicht mehr weit bis Morro Jable, zumindest nicht in Luftlinie. Die Strasse freilich mäandriert um einige Einbuchtungen und wird zumindest gefühlt doppelt so lang.

 

Auf der Höhe des Hafens meinte ich dann, den von dort startenden Bus noch erreichen zu können. Die Rücklichter habe ich gerade noch gesehen. Unter normalen Umständen hätte es mir nun auch nichts ausgemacht, die rund anderthalb Stunden von Morro bis Esquinzo zu Fuss dem Strand entlang zurückzulegen. Doch soviel Zeit hatte ich nicht mehr, drum hinunter ins Zentrum, einen Taxistand gesucht und keine 10 Minuten später war nicht nur das Ziel erreicht, sondern es langte sogar noch für einen etwas speziellen Aperitiv, nämlich ein erfrischendes Weizen von der Poolbar mit weitem Blick von der Klippe auf´s Meer.

 

Fazit:

Eine Tour für Individualisten, auf der man über weite Strecken keine Menschenseele trifft, abwechslungsreich und sehr lohnend für alle, denen die Wegstrecke nicht zu lang ist. Etwas Orientierungssinn ist hilfreich, der Kompasskarte - zumindest meiner ca. drei Jahre alten Ausgabe – darf man nicht allzuviel Vertrauen schenken (siehe meine diesbezüglichen Anmerkungen am Ende dieses *Berichts aus 2013). Ebenfalls sollten die Bedingungen – siehe Eingangsbemerkungen – zumindest weitgehend stimmen und die nicht allzu lange, doch für den Erfolg entscheidende T4-Passage nicht schrecken.

 

Schwierigkeiten:

fast durchweg T2, ausser

Abstieg zum Strand und die anschliessenden 2 Felsstürze: T3 bis T4


Zum Schluss noch eine Warnung: So schön die Playa de Barlovento auch anzusehen ist, vom Baden muss hier eindringlich abgeraten werden!


Tourengänger: dulac
Communities: Alleingänge/Solo


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 17. Juni 2016 um 10:46
Sehr-Weit-Wandern - in spezieller, eindrücklicher (Meer)-Landschaft!

lg Felix

dulac hat gesagt:
Gesendet am 19. Juni 2016 um 11:16
Leider auch sehr weit weg – wäre ansonsten zur Zeit ein wesentlich besserer Fluchtort vor bescheidenem Wetter bei uns als der Tessin wie sonst zumeist.

LG Wolfgang


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