Monte Cavallo (2912 m), Monte Casale (2813 m), Biv. della Pace - Unterwegs in der Fanesgruppe
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Endlich ist wieder einmal Südtirol-Zeit - mich interessiert schon seit langem die Fanesgruppe, dort speziell der Klettersteig Furcia Rossa, als ich im Spätwinter von der gegenüberliegenden Pareispitze in diese Untergruppe hineinschauen konnte. Damals herrschten natürlich winterliche Verhältnisse, wie man hier schön sehen kann - was aber die magische Kraft, unter Sommerbedingungen über die Berge der Furcia Rossa zu turnen, nur schürte.
Als ich in Sciare (1654 m) am großen Parkplatz um 6 Uhr den Aufstieg starte, dämmert es bereits. Bis zur Capanna Alpina (1720 m) geht es auf geteerter Straße - der minimal weitere Weg spielt hinsichtlich der Länge der Tour keine Rolle. Weg Nr. 11 führt hinauf zum Col de Locia (2069 m, 1 Std.), hierbei sind in Form einer markanten Geländestufe die ersten 400 Hm zu bewältigen, allerdings auf bequemem Steig.
Danach wird es noch gemütlicher: zunächst sanft ab- und ansteigend geht es über die weite Hochebene Le Gran Plan zum kaum auffallenden Sattel des Tadega Joches (2157 m; Ju dal'Ega 2 1/2 Std.). An dieser Stelle zweigt (hervorragend beschildert wie alle Wege in der Fanes) der von
Tef beschriebene Anstieg zum Cunturines und Lavarella ab (ebenfalls beschrieben von
georgb hier).
Weiter gehts zur Großen Fanesalm (2100 m), nun wieder leicht absteigend. Kurz vorher ein weiterer Abzweig: ein Wegweiser zeigt zu meinem Ziel, auf dem Friedensweg (Via della Pace) ansteigend zum Biv. della Pace. Man kann das Ziel von Anfang an sehen: es liegt zu Füßen des markanten Felsturmes des Monte Castello, der (zusammen mit dem Monte Cavallo) den Talschluß des Valun Blanch bildet. Aber es wird weiter sein, als es aussieht!
Der Friedensweg, nun mit Steig Nr. 17 ausgewiesen, führt in südöstlicher Richtung hinein in die verlockende Region der Furcia Rossa, meinem heutigen Ziel. Nach weiteren 30 Minuten der nächste Wegweiser: die Verzweigung Richtung Vallon Bianco bzw. zum Biv. della Pace. Beide Wege sind mit Nr. 17 (Friedensweg, Via della Pace) bezeichnet, denn sie bilden eine Rundtour über die Spitzen der Forcia Rossa.
Weiterhin rot-weiß-rot markiert, steige ich hinauf in das Trogtal, das zwischen den Wandfluchten der Furcia Rossa- und Campestrin-Spitzen eingebettet ist. Riesige Blöcke sind aus den letztgenanten Felswänden ausgebrochen (Labirinto di Roccia - woher
schimi und
michael26 diese Bezeichnung haben, ist mir unklar, meine Landkarten weisen diese Bezeichnung nicht aus) - liegen sie hier erst seit Jahrzehnten, oder bereits seit Jahrmillionen?
Über einige Geländeabsätze geht es hinauf zum schon lange sichtbaren Biv. della Pace (2710 m); es liegt unmittelbar westlich unter den Felsen des Monte Castello (2730 m). Dieser markante, weithin sichtbare Turm ist für normale Tourengänger nicht ersteigbar: mit mächtig überhängenden Felswänden ragt er ca. 20 m aus den Schotterfeldern auf. Ich habe ab Tal 5 1/2 Std benötigt - für 1100 Hm keine Superzeit, aber in Anbetracht des schweren Rucksackes (Biwakausrüstung mit Getränken für 2 Tage) akzeptabel.
Beim Anstieg zum Biwak glaube ich, mich narrt ein Spuk: war ich der Meinung, in dieser kleinen Unendlichkeit der einzige Mensch zu sein, so klingt mir nun Maschinenlärm entgegen. Eine etwa 10-köpfige Handwerkertruppe saniert die Biwakhütte - und später kommt auch noch der Hubschrauber, fliegt altes Material ins Tal und bringt frische Matratzen für die Lagerstätten. Danach steigen alle Handwerker ab, und es kehrt Ruhe ein - die Stille eines großartigen Bergabends: die Sonne versinkt hinter dem Zackengrat der Campestrinspitzen, die Westwände der Tofanen werden für einen Moment in kitschig-rote Farben gehüllt - im alpinen Märchenbuch kann es kaum schöner beschrieben werden!
Doch so weit ist es noch nicht: nachmittags besteige ich noch die Hausberge der Biwakhütte, den Monte Cavallo (2912 m) und den Monte Casale (2813 m). Die Spitzen sind durch die Forcella Casale voneinder getrennt (von Osten kommt hier der Steilaufstieg aus dem Val Travenanzes herauf) und auf erstaunlich gutem, wenngleich minimal exponiertem Steig in etwa 30 Minuten ab Biwak zu erreichen und bieten grandiose Aussichten: zum einen natürlich in die Fanesgruppe, zum andern aber zu den östlich gegenüberliegenden Tofanen. Letztere sind durch die ungeheuer enge, fast 1000 Hm tief eingeschnittene Furche des Val Travenanzes von der Fanes getrennt und ziehen magisch die Blicke immer wieder an. 3 Kolosse, mit Worten ist die Wucht ihrer Wände und Schluchten kaum zu beschreiben.
Vor Einbruch der Dunkelheit kommen noch drei Bergkameraden am Biwak an; ich bin also nicht der alleinige Erstbenutzer der frisch renovierten Biwakhütte. Wir verleben einen netten Abend miteinander, bevor wir gegen 21 Uhr in die Daunenschlafsäcke kriechen: der Sommer ist vorbei, nach Sonnenuntergang wird es sofort empfindlich kalt.
Am nächsten Tag gelingt mir der Übergang der Furcia Rossa Spitzen bis zum Vallon Bianco - ein gesonderter Bericht ist dieser grandiosen Höhenwanderung gewidmet.
Anmerkungen:
1) Das Biv. della Pace ist keine Biwakschachtel, sondern hat eher den Charakter einer Biwakhütte: im geräumigen Holzhüttchen finden sich Schlafplätze für schätzungsweise 10 Personen (notfalls passen auch 20 Personen hinein, dann wirds aber eng). Es gibt einen Tisch, Bänke, Matratzen, Decken und ein Hüttenbuch - nach der Sanierung der letzten 2 Tage ist das Hüttchen in mustergültigem Zustand).
Ein dickes Lob an die Handwerker, die hier vorbildliche Arbeit geleistet haben! Ich darf mir - sozusagen als Erstbenutzer - erlauben, in unser aller Interesse darum zu bitten, daß dieser Idealzustand von jedem Besucher respektiert und erhalten wird: nehmt Euren Abfall mit ins Tal, verhaltet Euch der Einsamkeit der umgebenden Natur entsprechend vorbildlich.
Übrigens: auch einen Donnerbalken gibt es, auf der Nordseite des Monte Castello, überdacht !
2) Die Höhenangaben zu Biv. della Pace, Mt. Castello und Mt. Casale unterscheiden sich auf den diversen Landkarten sehr; ich verwende hier die Daten, die ich selbst mit meinem GPS aufgezeichnet habe (sie scheinen mir am plausibelsten).
3) Auf der gesamten Tour gibt es oberhalb der Großen Fanesalm kein Wasser, speziell nicht im Bereich der Biwakhütte: ihr müßt Euer Wasser heraufschleppen, wie dies bei den meisten Biwaks der Fall ist.
4) Parkplatzsituation im Tal: alternativ zum P bei Sciare gibt es einen öffentlichen Parkplatz bei der Cap. Alpina; gebührenpflichtig (5 Euro pro Tag). Gegenüber dem gebührenfreien P im Talgrund spart man 100 Hm und 1 km Gehstrecke, was bei der Länge der Tour bedeutungslos ist.
Als ich in Sciare (1654 m) am großen Parkplatz um 6 Uhr den Aufstieg starte, dämmert es bereits. Bis zur Capanna Alpina (1720 m) geht es auf geteerter Straße - der minimal weitere Weg spielt hinsichtlich der Länge der Tour keine Rolle. Weg Nr. 11 führt hinauf zum Col de Locia (2069 m, 1 Std.), hierbei sind in Form einer markanten Geländestufe die ersten 400 Hm zu bewältigen, allerdings auf bequemem Steig.
Danach wird es noch gemütlicher: zunächst sanft ab- und ansteigend geht es über die weite Hochebene Le Gran Plan zum kaum auffallenden Sattel des Tadega Joches (2157 m; Ju dal'Ega 2 1/2 Std.). An dieser Stelle zweigt (hervorragend beschildert wie alle Wege in der Fanes) der von


Weiter gehts zur Großen Fanesalm (2100 m), nun wieder leicht absteigend. Kurz vorher ein weiterer Abzweig: ein Wegweiser zeigt zu meinem Ziel, auf dem Friedensweg (Via della Pace) ansteigend zum Biv. della Pace. Man kann das Ziel von Anfang an sehen: es liegt zu Füßen des markanten Felsturmes des Monte Castello, der (zusammen mit dem Monte Cavallo) den Talschluß des Valun Blanch bildet. Aber es wird weiter sein, als es aussieht!
Der Friedensweg, nun mit Steig Nr. 17 ausgewiesen, führt in südöstlicher Richtung hinein in die verlockende Region der Furcia Rossa, meinem heutigen Ziel. Nach weiteren 30 Minuten der nächste Wegweiser: die Verzweigung Richtung Vallon Bianco bzw. zum Biv. della Pace. Beide Wege sind mit Nr. 17 (Friedensweg, Via della Pace) bezeichnet, denn sie bilden eine Rundtour über die Spitzen der Forcia Rossa.
Weiterhin rot-weiß-rot markiert, steige ich hinauf in das Trogtal, das zwischen den Wandfluchten der Furcia Rossa- und Campestrin-Spitzen eingebettet ist. Riesige Blöcke sind aus den letztgenanten Felswänden ausgebrochen (Labirinto di Roccia - woher


Über einige Geländeabsätze geht es hinauf zum schon lange sichtbaren Biv. della Pace (2710 m); es liegt unmittelbar westlich unter den Felsen des Monte Castello (2730 m). Dieser markante, weithin sichtbare Turm ist für normale Tourengänger nicht ersteigbar: mit mächtig überhängenden Felswänden ragt er ca. 20 m aus den Schotterfeldern auf. Ich habe ab Tal 5 1/2 Std benötigt - für 1100 Hm keine Superzeit, aber in Anbetracht des schweren Rucksackes (Biwakausrüstung mit Getränken für 2 Tage) akzeptabel.
Beim Anstieg zum Biwak glaube ich, mich narrt ein Spuk: war ich der Meinung, in dieser kleinen Unendlichkeit der einzige Mensch zu sein, so klingt mir nun Maschinenlärm entgegen. Eine etwa 10-köpfige Handwerkertruppe saniert die Biwakhütte - und später kommt auch noch der Hubschrauber, fliegt altes Material ins Tal und bringt frische Matratzen für die Lagerstätten. Danach steigen alle Handwerker ab, und es kehrt Ruhe ein - die Stille eines großartigen Bergabends: die Sonne versinkt hinter dem Zackengrat der Campestrinspitzen, die Westwände der Tofanen werden für einen Moment in kitschig-rote Farben gehüllt - im alpinen Märchenbuch kann es kaum schöner beschrieben werden!
Doch so weit ist es noch nicht: nachmittags besteige ich noch die Hausberge der Biwakhütte, den Monte Cavallo (2912 m) und den Monte Casale (2813 m). Die Spitzen sind durch die Forcella Casale voneinder getrennt (von Osten kommt hier der Steilaufstieg aus dem Val Travenanzes herauf) und auf erstaunlich gutem, wenngleich minimal exponiertem Steig in etwa 30 Minuten ab Biwak zu erreichen und bieten grandiose Aussichten: zum einen natürlich in die Fanesgruppe, zum andern aber zu den östlich gegenüberliegenden Tofanen. Letztere sind durch die ungeheuer enge, fast 1000 Hm tief eingeschnittene Furche des Val Travenanzes von der Fanes getrennt und ziehen magisch die Blicke immer wieder an. 3 Kolosse, mit Worten ist die Wucht ihrer Wände und Schluchten kaum zu beschreiben.
Vor Einbruch der Dunkelheit kommen noch drei Bergkameraden am Biwak an; ich bin also nicht der alleinige Erstbenutzer der frisch renovierten Biwakhütte. Wir verleben einen netten Abend miteinander, bevor wir gegen 21 Uhr in die Daunenschlafsäcke kriechen: der Sommer ist vorbei, nach Sonnenuntergang wird es sofort empfindlich kalt.
Am nächsten Tag gelingt mir der Übergang der Furcia Rossa Spitzen bis zum Vallon Bianco - ein gesonderter Bericht ist dieser grandiosen Höhenwanderung gewidmet.
Anmerkungen:
1) Das Biv. della Pace ist keine Biwakschachtel, sondern hat eher den Charakter einer Biwakhütte: im geräumigen Holzhüttchen finden sich Schlafplätze für schätzungsweise 10 Personen (notfalls passen auch 20 Personen hinein, dann wirds aber eng). Es gibt einen Tisch, Bänke, Matratzen, Decken und ein Hüttenbuch - nach der Sanierung der letzten 2 Tage ist das Hüttchen in mustergültigem Zustand).
Ein dickes Lob an die Handwerker, die hier vorbildliche Arbeit geleistet haben! Ich darf mir - sozusagen als Erstbenutzer - erlauben, in unser aller Interesse darum zu bitten, daß dieser Idealzustand von jedem Besucher respektiert und erhalten wird: nehmt Euren Abfall mit ins Tal, verhaltet Euch der Einsamkeit der umgebenden Natur entsprechend vorbildlich.
Übrigens: auch einen Donnerbalken gibt es, auf der Nordseite des Monte Castello, überdacht !
2) Die Höhenangaben zu Biv. della Pace, Mt. Castello und Mt. Casale unterscheiden sich auf den diversen Landkarten sehr; ich verwende hier die Daten, die ich selbst mit meinem GPS aufgezeichnet habe (sie scheinen mir am plausibelsten).
3) Auf der gesamten Tour gibt es oberhalb der Großen Fanesalm kein Wasser, speziell nicht im Bereich der Biwakhütte: ihr müßt Euer Wasser heraufschleppen, wie dies bei den meisten Biwaks der Fall ist.
4) Parkplatzsituation im Tal: alternativ zum P bei Sciare gibt es einen öffentlichen Parkplatz bei der Cap. Alpina; gebührenpflichtig (5 Euro pro Tag). Gegenüber dem gebührenfreien P im Talgrund spart man 100 Hm und 1 km Gehstrecke, was bei der Länge der Tour bedeutungslos ist.
Tourengänger:
gero

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