Monte Cavallo 2912m - Herr Rittmeister


Publiziert von georgb , 20. Januar 2022 um 22:11.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:18 Januar 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m

Die lohnendste Variante auf den Monte Cavallo ist die von Westen, lese ich in einem Skitourenführer. Aber sie ist auch die schwierigste, lese ich weiter und mache mich auf einen heißen Ritt gefasst! Der kürzeste Zustieg führt von der Capanna Alpina hinauf, aber der Steig zum Col de Locia ist natürlich nicht skitauglich. Eine Tragepassage auf teils vereisten Stufen ist schonmal ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen könnte.
Am Col de Locia schnalle ich die Ski wieder unter und mit ein wenig Auf und Ab nähere ich mich dem Ciampestrintal, über das der Aufstieg zum Monte Cavallo üblicherweise erfolgt. Doch schon vorher zweigt eine Skispur ab und ich folge ihr vertrauensvoll, sie führt grob in meine Richtung. Nebenbei ist es sehr angenehm der hartgepressten Spur zu folgen, das bruchige, tiefe Geläuf daneben wäre deutlich kraftraubender. So nehme ich einen kleinen Umweg in Kauf, denn meine Vorgänger hatten wohl die Nördliche Fanesspitze als Ziel.
Irgendwann muss ich die kommode Spur dann doch verlassen und ein gutes Stück Richtung Norden unter einem Felssporn abrutschen, um die sogenannte "falsche Cavalloscharte" und den Monte Cavallo zu erreichen. Hier beginnt der Ritt so richtig, denn es folgt ein knackiger Steilhang, den ich selbst als erster bearbeiten darf. Ich ziehe meine individuellen Kehren und suche nach der besten Unterlage. Das eingewehte Geläuf ist sehr suspekt, teils hart und teils mit einer trügerischen, dünnen Triebschneeschicht bedeckt.
Zunächst helfen noch die Harscheisen, aber irgendwann greifen auch die nicht mehr und ich fühle mich in den steilen Spitzkehren mit Ski nicht mehr wohl. Also trete ich mir einen Stand, lasse die Skier stehen und packe die Steigeisen aus, damit komme ich besser und sicherer voran. Das letzte Stück steilt enorm auf und der Schnee bleibt undurchschaubar, teils sinke ich knietief ein, teils greifen die Eisen sofort. An der Scharte lasse ich die Steigeisen gleich an und kämpfe mich zum Gipfel. Vor dem Kreuz wartet ein herrlich luftiger Schneegrat auf mich, spektakulär.
Noch spektakulärer ist die Aussicht, die drei Tofane stehen zum Greifen nah, einzigartig. Viel Zeit lasse ich mir trotzdem nicht, denn der mühsame Aufstieg hat mich viel Zeit gekostet und vor dem Abendessen will ich zuhause sein ;-) Also stapfe ich vorsichtig zurück. Mit den Steigeisen ist das nicht zu unterschätzen, ein paarmal breche ich unvermittelt ein und kann ein Verhaken mit Sturz nur knapp vermeiden.
Von der Scharte zum Skidepot steige ich deshalb konsequent mit den Frontzacken ab und nutze meine alten Tritte. Wieder im Skimodus gelingen mir zu Beginn ein paar nette Schwünge, aber dann treffe ich auf den verhassten Presspulver mit Windfahnen. Hier geht die Technik flöten, ich kämpfe mit dem Schnee, es geht nur noch darum ohne Schaden Höhe zu verlieren.
Am Col de Locia trage ich meine Skier wieder bergab und auf den letzten Höhenmetern gehen sich noch ein paar Schwünge aus durch den Wald zurück zum Parkplatz. Der lange Ritt ist zu Ende, den Rest erledigen die Pferde in meinem Wagen.

Tourengänger: georgb


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Kommentare (1)


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Bertrand hat gesagt:
Gesendet am 2. Februar 2022 um 13:13
>Hier geht die Technik flöten, ich kämpfe mit dem Schnee, es geht nur noch darum ohne Schaden Höhe zu verlieren.

Haben wir auch leider allzuviel erlebt bei uns in den letzten Wochen :-(


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