Hirnichopf - Sigbachfall - Ämmenegg


Publiziert von CampoTencia , 27. September 2015 um 22:07. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Solothurn
Tour Datum:18 September 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO   CH-BL 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 1040 m
Kartennummer:1087 Passwang, 223T Delémont

Hirnichopf? Bisher kenne ich diese Bezeichnung nur als Schimpfwort. Dass es auch einen Gipfelpunkt dieses Namens gibt, darüber klärt mich ein Tourenvorschlag von Krokus auf. Eine ihrer Methoden für neue Touren geht etwa so: sie war schon in A, sie war schon in B, und dann zwangsläufig ihre Frage: wie kommt man von A nach B? Stundenlanges Karten- und Berichtstudium liefert dann, was mir an ihren Touren so gefällt und sie so reizvoll machen.
 
Meteo zeigt einzig für die Nordwestscheiz trockenes Wetter an. Früh am Morgen steigen wir in den Zug. Es regnet … Aber es kann ja besser werden. Man muss ja optimistisch sein. Beim Umsteigen in Zürich HB ein Kaffee zum Mitnehmen. Die Reise nach Meltingen zieht sich hin, mehrmaliges Umsteigen, aber schliesslich sind wir da, und es regnet nicht!
 
Wir verlassen das Dörfchen in südlicher Richtung und steigen auf einem gut unterhaltenen Weg im Wald zum Meltingerberg auf. Leider müssen wir von hier für längere Zeit auf einer Waldstrasse marschieren, bevor wir dann auf auf einem ausgetretenen Pfad zum Hirnichopf abzweigen können. Auf dem 'Gipfelchen' ein Blick nach Südwesten: schau mal, da hinten regnet es! Kaum gesagt, regnet es auch hier und wir ziehen die Regenjacke aus dem Rucksack. Und aus der Pause auf den gemütlichen Bänklein wird nichts. Gut verpackt und mit Schirm ausgerüstet bewegen wir uns auf dem eigentlich schönen Weglein über der Roti Flue vorwärts. Die vielen, aus Kalkplatten erstellten Steinmänner dienen wohl kaum der Wegfindung, eher zur Freude des Erbauers und der Wanderer. Schön auch die Ausblicke zurück zur gelben Felswand unterhalb des wolkenverhangenen Hirnichopf. Sanft geht es abwärts, aber auf den nassen Wurzeln und Steinen ist Vorsicht geboten. Bald einmal verlassen wir den Wald und müssen ein kurzes Stück auf der Fahrstrasse gehen. In der Kurve, bei P.873, finden wir einen aus Kettengliedern zusammengeschweissten Wegweiser. Hier soll es gemäss Schild zum St. Fridli Wasserfall gehen. Steil fällt der ausgebaute Weg ab, Holzstufen und Eisensteg erleichtern das Vorwärtskommen, aber die Nässe zwingt zur Vorsicht. Vor uns tut sich nach einer Felswand ein grosser Kessel auf, in dem der Sigbach als hoher Wasserfall ein gewaltiges Schauspiel bietet. Erst glauben wir, dass hier der Weg zu Ende ist und wir umkehren müssen. Aber schnell stellt sich heraus, dass ein Pfad der Felswand entlang, hinter dem Wasserfall weiterführt. Da kommt fast Ehrfurcht auf, wenn man hinter dem Fall steht und das Wasser fällt tosend über die Felswand!
 
Auf der Nunninger-Webseite ist zu lesen:

 

Eine überhängende Felsenarena von überwältigender Grösse kennzeichnet den St. Fridli-Wasserfall, dort wo der Siggbach über die gewölbte Felswand fliesst. Das Wasser, das sich am Stierenberg, der kleinen Weid und der Wanne sammelt, fällt hier rund zwanzig Meter in die Tiefe. Geradezu imposant wirkt der Fall bei grosser Kälte im Winter. Dann nämlich bildet sich von unten her ein riesiger kegelförmiger Eisstalagmit. Von oben wächst ein kleinerer zylindrischer Eisstalaktit. Falls die Kälte genügend lange andauert, wachsen die beiden Tropfsteine zusammen. Es gibt auch eine Legende zu diesem felsigen Gebiet. Im 5. und 6. Jahrhundert soll der heilige Fridolin mit Kälbern in eine Höhle gestiegen sein, diese durchquert haben, um dann bei Säckingen mit ausgewachsenen Ochsen wieder ans Tageslicht zu gelangen. Das Wasser des St. Fridli kann Vieh und Menschen vor Krankheiten heilen. So wanderten in schwierigen Zeiten die Nunninger oft zur Fürbitte in den St. Fridli, um heilendes Wasser zu holen.
 

Grosse Löcher in der Felswand erscheinen uns wie Augen und Mund eines Felsengnom. Am Ende des Kessels steigt der Weg steil an, der Fels weist immer wieder kleinere und grössere Löcher auf. In einer Wegkurve ist ein Felsloch nach oben durchgängig und scheint begehbar zu sein. Mit unseren nassen Kleidern sehen wir von einem Versuch ab und gehen auf dem Nunninger Waldlehrpfad weiter. Nach einer scharfen Kehrtwende unter der Ämmenegg erreichen wir P.907, wo wir nach rechts auf ein fast nicht sichtbares Pfädli abzweigen. Stetig aufwärts gehend, an Grenzsteinen zwischen den Kantonen Solothurn und Basel Land vorbei, schaffen wir auf dem schmalen Rücken die 150 Hm bis zum höchsten Punkt. Nochmals sehen wir die gelbe Felswand unter dem Hirnichopf, aber auch der Geissberg macht sich gut mit den Felswänden, die seine waldige Flanke durchbrechen. In der Folge machen wir uns an den Abstieg, steigen nochmal über einen Hügel, bevor wir schliesslich die Ulmethöchi erreichen.
 
Auf der Ulmethöchi befindet sich eine Vogel-Beringungsstation. Hier werden im Herbst tagsüber die Zugvögel beobachtet und registriert. Mehrere Tafeln machen den vorbeiziehenden Wanderer auf den Vogelzug aufmerksam.
 
Über Lauwilberg erreichen wir Lauwil, wo wir nach dem Dorf auf Zwetschgenbäume treffen. Wir geniessen einige der runtergefallenen Basler Hauszwetschgen. So köstlich! Wie gerne würden wir davon kaufen, aber leider erblicken wir keinen Verkaufsstand. So trösten wir uns halt mit einem Kafi Chrüter in Reigoldswil und freuen uns über die abwechslungsreiche Tour in einer lieblichen Gegend.
 


Tourengänger: CampoTencia, Krokus


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