Riffelkante und Riffelköpfe – unterwegs auf der Schneide zwischen Höllentalkar und Riffelkar
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Seit der Überschreitung des Waxensteinkamms habe ich die Riffelkante auf dem „Schirm“, lediglich der lange Hatscher durch das Höllental bis zum Einstieg hat mich bislang abgeschreckt. Auf einer Wanderung hinauf zur Riffelscharte bin ich dann auf die nordseitigen Einstiegsvarianten aus dem Riffelkar, so um 1920 von Hannemann bzw. Spindler erschlossen, aufmerksam geworden. Die höhlenartigen, wohl nicht besonders angenehmen Kamine der Hannemann-Führe, werden von der Spindler-Variante umgangen, damit war mein „Schlachtplan“ bereits fast fertig geschmiedet: Aufstieg von der Haltestelle Riffelriß auf die Riffelscharte, und von dort noch ca. 250 m Abstieg bis zum Einstieg der Spindler-Variante, der Rest würde sich dann vor Ort ergeben.
Die erste Zahnradbahn ( 8:45 Uhr ) bringt mich vom Eibsee zur Zwischenstation, so dass ich bereits gegen 10:30 Uhr einsteigen kann, vom Normalweg hinunter ins Höllental gelange ich, durch Querung eines kleinen Geröllfeldes, völlig problemlos an den Beginn des nach Osten ziehenden Plattenbandes.
Die Kletterschuhe ziehe ich bereits an, vergesse aber den Klettergurt anzulegen, was ich im späteren Verlauf mal wieder büßen muss. Zunächst geht es ca. 20 m über gestuftes Gelände aufwärts, nun auf dem plattigen, sehr kompakten und mit Graspolstern durchsetzten Fels, nach links hinüber zu dem markanten Kamin. Ich gehe es etwas zu hoch an, so dass beim Hineinklettern in den Kamin bereits eine schwierigere Stelle zu bewältigen ist, 5 m weiter unter wäre es deutlich einfacher gewesen. Im Kamin ca. 25 m hinunter bis man, zunächst über gestuftes Gelände in den gewölbten Pfeiler, der die beiden Kamine voneinander trennt, hineinqueren kann. In Pfeilermitte ist eine kurze Wandstelle zu meistern, die schwierigste Passage, eine kleingriffige Platte, muss jedoch ganz zum Schluss, vor dem Übertritt an die andere Kaminwand bewältigt werden. Eine lange Reepschnur, von einem 20 cm dicken Moospolster überwuchert, hängt noch an einem Haken. Vmtl. hat man die Schnur damals als Griffersatz genutzt. Nun über 2 Klemmblöcke im Kamin aufwärts bis in die Scharte hinter dem markanten Zacken, die nun auch den Einstieg der Original-Führe, aufsteigend aus dem Höllentalkar, darstellt.
Ca. 8 – 10 m knapp links der Kante aufwärts, kurze Querung nach rechts auf ein Köpfl, und weiter rechts in eine Art Rissverschneidung die man verfolgt bis eine glatte Platte den Weiterweg versperrt. Als ich den Haken inmitten der völlig glatten Stelle sehe, bin ich etwas geschockt und auch ratlos wie ich sie bewältigen soll. Mist, der Klettergurt ist noch im Rucksack, was für eine Dummheit, es hilft nichts, auf engstem Raum und in abdrängendem Gelände muss ich, auf 2 kleinen Graspolstern stehend, den Klettergurt anziehen. Mit einer Reepschnur und 2 Expressen kann ich eine ca. 1,5 m lange „Sicherungskette“ basteln und in den Haken klinken. So gesichert, fühle ich mich bei der genauen Inspizierung dieser Stelle nun deutlich wohler. Es gibt natürlich eine „delikate“ Lösung, die ich hier aber nicht verraten will ( andere wollen ja auch noch ihren Spaß haben ). Nur soviel: nicht Kraft sondern Balance hilft weiter. Durch eine Verschneidung gelangt man schließlich auf eine Schulter, von der man links der Kante auf den nächsten kleinen Einschnitt gelangt ( Vmtl. Punkt 1996 ). Lt. Führer kann man von hier aus ins Riffelkar absteigen, sieht aber nicht besonders einladend, sondern eher wie ein Himmelfahrtskommando aus.
Eine plattige Rinne führt schließlich zu einer Schulter, hinter der man über eine weitere Rinne wieder auf den Grat gelangt. Die größten Schwierigkeiten sind nun vorbei und man überschreitet in anregender Gratkletterei einige Köpfe. Obwohl der Abstieg von diesen meist nicht von oben einsehbar ist, gibt es nord- bzw. südseitig immer eine einfache Möglichkeit.
Wann ich nun den östlichen und mittleren Riffelkopf überschreite ist mir nicht so ganz klar, spielt aber letztlich es auch keine entscheidende Rolle. Schließlich führt noch ein scharfer Grat hinüber zum westlichen Riffelkopf, der Übergang gestaltet sich viel einfacher als ich es, von Weitem gesehen, vermutet hätte. Beim Übergang vom westl. Riffelkopf zu den Geröllfeldern unterhalb der kleinen Riffelwandspitze merke ich nun doch, dass ich mich der Zugspitze nähere, den jetzt wird auch der Fels richtig brüchig. Da die Schwierigkeiten jedoch max. den II-ten Grad erreichen, ist das Risiko akzeptabel.
Die Geröllfelder bringen mich schließlich schnell und komfortabel wieder zurück zur Riffelscharte.
Fazit: durchaus empfehlenswerte Gratüberschreitung in überwiegend festem Fels mit einer delikaten Schlüsselstelle. Da der Fels sehr kompakt und eher klemmkeil-feindlich ist, kann die Mitnahme von ein paar Haken in der Seilschaft nicht schaden.
Viele Grüße
Albert

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