Gr. Riffelwandspitze W-Wand und Ostgrat – anspruchsvolle Rundtour über‘m bayerischen Schneekar


Publiziert von algi , 28. Juli 2018 um 10:33.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:27 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Eibsee, Parkplatz Zugspitze-Zahnradbahn

Vor knapp 40 Jahren war ich schon 2 Mal auf der gr. Riffelwandspitze, damals als jugendlicher Heißsporn, über die sehr brüchigen N-Wandrouten von Schober und Lindauer. Dachte mir „Wiedersehen macht Freude“, aber den Aufstieg über die langen Geröllfelder zur kl. Riffelwandspitze wollte ich mir nicht antun. Als Alternative hat sich die Westwand von Eberle / Laßberg aus dem Jahre 1902 angeboten. Lange habe ich nach aussagefähigen Bildern zur Westwand gesucht, aber Fehlanzeige, die gut 600 Meter hohe Wand findet durch die Nähe zur Zugspitze als Fotomotiv einfach keine Beachtung.

 

Gegen 9 Uhr starte ich bei der Haltestelle Riffelriß der Zugspitzbahn, die Kehren führen kurzweilig durch den Latschengürtel empor in Richtung kl. Riffelwandspitze. Im AVF-Führer werden 2 Alternativen für den Zustieg in bayerische Schneekar angegeben, entweder vom Fuß der gr. Riffelwandspitze über einen alten Steig aus der Zeit des Bahnbaus oder unterhalb des Tunnelfensters und Wasserfalls in einer Rechtsschleife über Wiesen aufsteigend.

Ich entscheide mich vor Ort für den Wiesenaufstieg, da ich hoffe, mir bei dieser Variante einen besseren Überblick über die Wand verschaffen zu können. An der letzten Kehre, wo man auch das Tunnelfenster zum ersten Mal erblicken kann, zweigt man rechts vom Weg ab, quert ein Geröllfeld unterhalb des Tunnelfensters und steigt zunächst links des Wasserfall-Abflussgrabens aufwärts. Durch Überschreitung des Grabens gelangt man auf das anfangs noch recht steile Wiesenband, das in einer Rechtsschleife in flacheres Gelände führt. Die Wiese ist übersät mit unzähligen kleinen Blumen, ein ungewöhnlich schöner Platz, wenn nicht oberhalb die Seilbahn verlaufen würde. Die Wiese führt unschwierig in den untersten Karboden empor, Ziel ist ein 5 bis 6 m hoher Felsriegel knapp unterhalb des Schneefeldes, da sich links dieser Stelle der Einstieg befinden soll. Nach oben hin wird das Ansteigen, aufgrund des stetig loser werdenden Gerölls, immer mühsamer. Vmtl. ist es besser noch im Bereich des unteren Karbodens nach links in das ausgewaschene Bachbett oberhalb des Wasserfalls zu queren und hier zum Felsriegel aufzusteigen.

Die Beschreibung im Führer ist mal wieder genial hilfreich: „Hier Einstieg in die Wand“. Rechts oberhalb befindet sich eine markante Schlucht, welche die Riffelwandspitze von Zugspitzmassiv trennt, auf Höhe des Riegels zieht eine auffällige Rinne nach oben. Irgendeine Bezugnahme auf diese markanten Geländeformen, zusätzlich vielleicht noch eine ungefähre Entfernungsangabe, dann wäre alles klar gewesen. So ist es mal wieder ein Lotteriespiel ob der gewählte Einstieg 50 m weiter rechts oder links tatsächlich auch der Richtige ist.

Ich entscheide mich zunächst für die Schrofenzone links der Rinne, da das Gelände hier den freundlichsten Eindruck auf mich macht. Nach gut 100 Hm wird klar, dass dies offenbar die falsche Entscheidung war, denn der Felskopf hier wird nur durch eine 3 m hohe und nicht durch eine 5 m hohe Scharte von Massiv getrennt. Was solls, die Felsqualität geht voll in Ordnung und oberhalb der Scharte zieht eine sehr seichte Rinne unterhalb eines plattigen Wandgürtels nach rechts hinüber. Das schau ich mir auf jeden Fall mal an und diese, immer wieder von Steilstufen unterbrochene Rinne, entpuppt sich als Glücksgriff. Oberhalb der Rinne ziehen plattige Wandfluchten nach oben, die dem Sportkletterer wohl Freudentränen in die Augen treiben würde. Bin mir sicher, dass ich demnächst den Originalweg wieder unter meine Hufe nehmen kann.

Und tatsächlich treffe ich nach 2 – 3 Seillängen auf die tiefe Schlucht, die auch im Führer erwähnt wird. Zunächst folge ich der linken Begrenzungskante der Schlucht, allerdings ist der Fels hier vergleichsweise miserabel, also quere ich beim nächsten Band wieder 30 m in die Wand hinein und folge einer, hier erneut ansetzenden Rinne, bis sich die Schlucht verflacht und oberhalb in einen schluchtartigen Kamin übergeht. In diesem Bereich quere ich auch den wiederentdeckten Steig, der aus der Zeit des Bahnbaus herrührt, und nun mit Bohrhaken versehen wurde. Dieser Steig scheint sehr beliebt zu sein, da sich eine größere Gruppe linkerhand an einem Standplatz versammelt. In dem Bereich wo sich die Schlucht verflacht tritt der Steig von der Riffelwandspitze auf’s Zugspitzmassiv über.

Mein Weg führt geradeaus weiter, hinein in den schluchtartigen Kamin, der immer wieder von oftmals brüchigen Steilstufen unterbrochen wird. Teilweise müssen diese Steilstufen direkt überklettert werden, teilweise kann man sich auf der rechten Schluchtseite vorbeimogeln. Auf jeden Fall bin ich froh als ich diesen tief eingeschnittenen Schlund wieder verlassen kann. Danach folgt noch eine stumpfe Verschneidung die auf den Grat zwischen Riffelwand- und Zugspitze führt.

Bin etwas erstaunt, dass sich der Westgrat bis zum Gipfel doch noch ganz schön hinzieht, und der Fels hier steht dem Karwendelbruch in keiner Weise nach. Es ist nicht wirklich schwierig, aber man muss eben ständig höllisch aufpassen, „Seele baumeln lassen“ kannste hier absolut vergessen. Den letzten Aufschwung zum Gipfel begeht man links unterhalb des Grates auf Geröllbändern, hier zeigen sich deutliche Trittspuren, offenbar wird der Übergang zur Zugspitze doch gelegentlich durchgeführt.

Der Abstieg über den Ostgrat ist auch eine recht alpine Angelegenheit, den Führer bemühe ich erst gar nicht, sondern nehme intuitiv immer den leichtesten Weg. Meist klettert man auf der Höllentalseite, teilweise auch direkt am Grat, und wenn es plötzlich unmöglich aussieht. lohnt sich auch mal ein Blick um die Gratkante herum auf die Nordseite. Highlight des Abstieges ist der beeindruckende Plattenschuss, er klettert sich einfacher als man vermuten würde, die haben damals auch nur mit Wasser gekocht. Für den Ostgrat im Abstieg sollte man auf jeden Fall ein gefestigtes Nervenkostüm mitbringen. Denn einige, auch ausgesetzte Passagen sind von oben her nur schlecht einsehbar, man klettert erstmal drauf los, in der Hoffnung, dass es schon nicht so wild werden wird wie es von oben aussieht.

Der Turm zwischen den Riffelwandspitzen wird auf der Höllentalseite umgangen ( Steinmann ). Für den Wiederaufstieg zur kl. Riffelwandspitze halte ich mich einige Meter links der beindruckenden rechten Begrenzungskante, die Kletterei ist hier auch nicht brüchiger als auf der anderen Seite, allerdings fallen im oberen Teil nochmal 1 bis 2 glatte IV-er Stellen an, also für den Abstieg ungeeignet. Nun befindet man sich auf dem höchsten Punkt, der aber wohl nur selten besucht wird, als Gipfel gilt wohl eher der östliche etwas niedrigere Felskopf der kl. Riffelwandspitze. Über den brüchigen Grat hinüber zu diesem Kopf und nun auf deutlichen Steigspuren hinab durch die N-Flanke bis 2 Steinmänner die Stelle kennzeichnen über die man zu den Geröllfeldern absteigen kann. Von hier unschwierig zum Riffeltorkopf.

 

Fazit: lange alpine und anspruchsvolle Felsfahrt bei der man auch mit längeren brüchigen Abschnitten nicht auf Kriegsfuß stehe sollte. Die allgegenwärtige Zugspitzseilbahn stört natürlich das Bild der unberührten Berglandschaft.

Viele Grüße
Albert

ReinerD, der ultimative Wettersteinkenner, hat mir noch ein Überblicksfoto zur Westwand der gr. Riffelwandspitze zur Verfügung gestellt. Habe das Foto und meine Kletterlinie noch ergänzt.
Hallo Reiner, möchte mich ganz herzlich für dein Entgegenkommen bedanken.


Tourengänger: algi


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Kommentare (3)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 28. Juli 2018 um 22:12
Gratulation zu dieser genialen Tour. Die Große Riffelwandspitze ist wirklich ein toller Gipfel. Nur leider für mich auf allen Wegen ne Nummer zu "gach". Waren denn im GB noch Einträge nach Moritz? Vielleicht schau ich mir wenigstens mal dei "Kleine" an. Wenn auch sicher nicht annähernd so lohnend.

VG Nico

algi hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juli 2018 um 07:36
Hallo Nico,

vielen Dank. Die große Riffelwandspitze ist schon ein beeindruckender Berg. Wenn man vom kleineren Nachbarn aus hinüberschaut, sieht der Ostgrat auch deutlich schwieriger aus. Das GB habe ich im Eifer des Gefechts leider komplett aus den Augen verloren. Übrigens gibt es von der Höllentalseite noch einen Anstieg durch die SO-Wand im III-ten Schwierigkeitsgrad.

VG Albert

_maxl hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. August 2018 um 12:53
War gestern mit 'nem Spezl oben, waren schon ein paar Einträge aus den letzten Jahren drinnen, der Letzte erst im Juli 2018. Gruß Max


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