Himmelhorn (2111m) - Allgäuer Steilgrasschmankerl


Publiziert von AIi , 5. Oktober 2015 um 21:53.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:31 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m

Sicherlich eines der schönsten Gebiete in den Allgäuer Alpen ist die gigantische Steilgrasarena um einen der populärsten Gipfel dieser Gebirgsgruppe, die Höfats. Diese hinterlässt durch ihre messerscharfen Grasgrate, vier kronenartige Gipfel und beeindruckende Flanken beim Betrachter ein einzigartiges Bild - Wer den Berg einmal gesehen hat, wird sich schwer tun ihn wieder zu vergessen. Direkt gegenüber der Höfats sind bereits drei weitere Allgäuer Berühmtheiten versammelt: Rädlergrat, Himmelhorn und Schneck.
In diesem Bericht soll es aber hauptsächlich um das klangvolle Himmelhorn gehen, eigentlich gar kein selbstständiger Gipfel ist es mehr der Abschluss des Rädlergrates, bzw. das Mittelstück zwischen diesem und dem Schneck. Die klassische Route auf das Himmelhorn ist die Begehung des Rädlergrates und der anschließende Übergang zum Schneck. Wem der Rädlergrat (T6 V+) dann doch etwas zu anspruchsvoll sein sollte, der kann sich beim Aufstieg einer etwas verwickelten Querung vom Himmelecksattel bediehnen und dadurch die Schwierigkeiten der Tour reduzieren (T6 II). Trotz dieser "Light Version" bleibt das Himmelhorn natürlich dem erfahrenen Bergsteiger vorbehalten, auch dieser sollte es nicht unterschätzen. Wer die Schwierigkeiten aber in Kauf nimmt, dem wird auf der Tour viel geboten, obwohl er sich nicht an der Höfats befindet: Neben genialen Fernblicken zu selbiger sind auch die Nahblicke bisweilen aufgrund höllischer (oder himmlischer?) Ausgesetztheit mehr als eindrücklich. Besondere Natur, Einsamkeit und einen exklusiven Gipfel gibts wie selbstverständlich dazu.


Start dieser Tour ist im Ort Oberstdorf, am besten mit Mountainbike. Die erste Etappe stellt nämlich die Anfahrt zur 1400m hoch gelegenen Käseralpe durchs Oytal dar. Die 10km lange Strecke beginnt an der Skisprungschanze Oberstdorf und führt dann asphaltiert mit sehr moderater Steigung bis zum Gasthaus Oytal. Ab hier gehts auf einem gut fahrbaren Schotterweg weiter eher flach dahin, bis das Prinzenkreuz erreicht ist. Die restlichen 300hm zur Käseralpe vorbei am Stuibenfall sind dann zwar wieder asphaltiert aber auch deutlich steiler. 
Nachdem das Rad an der Käseralpe deponiert wurde, gehts weiter auf einem breiten Wanderweg in Richtung Wildenfeldhütte bzw. Himmelecksattel. Wer diesen Aufstieg am Morgen angreift, kann entspannt im kühlen Schatten wandern und sich das Tagesziel sowie die Höfats genau ansehen. Ist der Himmelecksattel erreicht, wird der Wanderweg verlassen und die anspruchsvolle Querung zum Himmelhorn beginnt.

Zunächst wird auf ca. 2000m Höhe in nordwestlicher Richtung die Grasflanke gequert, das Gras ist noch nicht besonders steil, allerdings auch nicht gestuft. Bald nähert man sich dem Felsriegel der vom Schneck nach Süden runterzieht und das Oberer Bockkar begrenzt.  Um die Schwachstelle des Felsriegels zu erreichen, muss noch ein Stück vor ihm durch einen Grastrichter ein Stück abgestiegen werden um einen weiteren kleinen querverlaufenden Felsriegel zu umgehen. Nachdem man anschließend wieder ein Stück durch üppiges Steilgras aufgestiegen ist, steht man vor dem Durchlass ins Obere Bockkar. Dieser besteht aus einem ca. 60° steilen Hang aus Gras und Schrofen, der in einer leicht fallenden Linie überwunden werden muss. (T6 II, Schlüsselstelle der Tour) 
Anschließend wird weiter im Kar gequert, bis das untere Ende einer grasigen Zunge erreicht ist. Nun kann man entweder (gelbe Route) über diese zum Verbindungsgrat Himmelhorn - Schneck aufsteigen und diesem dann zum Gipfel folgen oder (meine Variante, rote Route) durch plattiges Schrofengelände direkt zum Gipfel steigen. (bis I+).

Dann ist der Gipfel des Himmelhorns erreicht, seit einem knappen Jahr sogar mit einem angenehm schlichten weißen Holzkreuz geschmückt. Der Blick von diesem exklusiven Aussichtspunkt zur Höfats ist natürlich auch besonders schön, als Zuckerl ragt hinterm Himmelecksattel sogar noch der felsige Hochvogel hervor. Die Gipfelrast fällt allerdings doch eher kurz aus, steht ja noch der anspruchsvolle Übergang zum Schneck bevor.

Vom Gipfel des Himmelhorns folgt man stets noch mittelmäßig ausgesetzt dem Grasgrat in Richtung Schneck. Der steile Grataufschwung neben den stark überhängenden Wänden wird dann direkt an der Kante oder leicht links daneben überwunden. Da der ca. 60° steile Hang bestens gestuft ist, halten sich die tatsächlichen Schwierigkeiten in Grenzen, die enorme Ausgesetztheit ist dann eher was für die Psyche - Ich brauchs zumindest nicht bei jeder Bergtour. 
Der Weiterweg zum Vorgipfel des Schneck führt dann über ein paar gutmütige Grasbuckel, wer sich etwas vom Grat fern hält wird hier keine Probleme bekommen. (T3)

Den Übergang zum Schneck Hauptgipfel (T4 I, ausgesetzt) hänge ich dann der Ordnung halt halber auch noch dran - die etwas ausgesetzte Reitpassage kommt einem immerhin im Vergleich zum Vorherigen Übergang  fast gar nicht luftig vor. Der Rückweg vom Schneck Vorgipfel über den Himmelecksattel zur Käseralpe verläuft anschließend nur über einfache Wanderwege.

Ausrüstung:
- Eispickel
- Kletterhelm

Schwierigkeiten:
Oberstdorf - Käseralpe: T1 L
Käseralpe - Himmelecksattel: T1
Himmelecksattel - Himmelhorn via Oberes Bockkar: T6 II
Übergang Schneck Vorgipfel: T5 II, gut gestuft, extrem ausgesetzt
Übergang Schneck Hauptgipfel: T4 I , etwas luftige Reitpassage

Fazit:
Die Überschreitung des Himmelhorns im Herzen der Allgäuer Berge ist eine rassige Steilgrastour - der Liebhaber solcher kommt voll auf seine Kosten, der Laie sollte die Finger davon lassen.

Tourengänger: AIi


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Kommentare (4)


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Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 6. Oktober 2015 um 10:30
Tolle Tour.
Die hat ich dieses Jahr eigentlich auch vor aber ic bin irgendwie nie dazu gekommen.
Hoff mal das es nächstes Jahr klappt.
VG Andy

AIi hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Oktober 2015 um 15:17
Hey Andy,
danke für das Lob!
Auf alle Fälle eine super Tour - für mich ein schöner Einstand im grünen Herzen der Allgäuer...

Gruß Ali

quacamozza hat gesagt:
Gesendet am 9. Oktober 2015 um 20:27
Hallo Ali,

hast eine schöne und abgefahrene Steilgrastour im Banne der Höfats unternommen. Gratuliere! Das Himmelhorn ist schon ein exklusiver Gipfel.

Grüßle
Ulf



AIi hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Oktober 2015 um 20:32
Danke dir, Ulf!
Bei den vielen Blicken zur Höfats wurde mir auch erstmals richtig deutlich, was deine Grattouren da für Hausnummern sein müssen - Respekt dafür!

Gruß Ali


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